„Say it with Music!“


„Say it with Music!“ – Soloabend mit Anke Sieloff. Buch, Inszenierung und Ausstattung: Carsten Kirchmeier; Bühne: Christiane Rolland; Dramaturgie: Hanna Kneißler; Arrangements: Martín Sotelo, Christian Schnarr; Musikalische Leitung: Martín Sotelo. Mitwirkende: Anke Sieloff (Gesang), Martín Sotelo (Klavier/Gitarre, Gesang), Andreas Kurth (Schlagzeug/Saxophon), Malte Winter (Bass). Premiere: 10. Dezember 2021, Musiktheater im Revier, Kleines Haus, Gelsenkirchen.



„Say it with Music!“


Soloabend mit Anke Sieloff am Musiktheater im Revier


Anke Sieloff (* 1965 in Stuttgart) begann 1985 ihre Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Ebenfalls 1985 hat sie im renommierten Bundeswettbewerb Gesang Berlin im Junior­wett­bewerb einen Förderpreis gewonnen. Im Juniorwettbewerb wurde meines Wissens nicht nach den Sparten Musical und Chanson unterschieden, zumindest nicht in den Jahren von 2013 bis 2019, in denen in diesem Weblog über den Gesangswettbewerb berichtet wurde. Sie ist seit der Spielzeit 1993/94 am Musiktheater im Revier engagiert und hat seither bereits drei Intendanten erlebt. Hier ist die Mezzosopranistin häufig auch in den Musicalproduktionen zu sehen, u. a. als
  • Janet Weiss in Richard O’Brien’s „The Rocky Horror Show“ (Premiere 18. Dezember 1993, Regie Dick Top)
  • Maria in der „West Side Story“ (Premiere 15. September 1995, Regie Bernd Schindowski)
  • Lilli Vanessi/Katharina Minola in „Kiss me, Kate“ (Premiere 28. Oktober 2001, Regie Timothy Coleman)
  • Polly Baker in „Crazy for you“ (Premiere 27. Oktober 2002, Regie Matthias Davids)
  • Reno Sweeney in „Anything goes“ (Premiere 2. November 2003, Regie Stefan Huber)
  • Julie in „Show Boat“ (Premiere 6. November 2004, Regie Josef E. Köpplinger)
  • Queen in „The Life“ (Premiere 12. November 2005, Regie Dick Top)
  • Nina Yaschenko in „Silk Stockings“ (Premiere 27. September 2006, Regie Stefan Huber)
  • Joan Fletcher in „Strike Up The Band“ (Premiere 8. Dezember 2007, Regie Matthias Davids)
  • Paquette in „Candide“ (Premiere 12. Oktober 2008, Regie Gil Mehmert)
  • Sukie Rougemont in „Die Hexen von Eastwick“ (Premiere 9. Juni 2012, Regie Gil Mehmert)
  • Emma Jones in „Street Scene“ (Premiere 22. September 2012, Regie Gil Mehmert)
  • Tante Em/Glinda in „Der Zauberer von Oz (The Wizard of Oz)“ (Premiere 12. April 2015, Regie Sandra Wissmann)
  • Die Hexe/Jenny Hill in „Big Fish“ (Premiere 9. März 2019, Regie Andreas Gergen)
und hat in dieser Zeit mit den renommiertesten Musical-Regisseuren im deutschsprachigen Raum zusammengearbeitet. In „Chicago“ (geplante Premiere 27. Februar 2021, Regie Sandra Wissmann) hätte sie die Rolle der Reporterin Mary Sunshine gespielt, die sowohl bei der Uraufführung als auch im Broadway Revival männlich besetzt gewesen ist, doch daraus wurde aus bekannten Gründen nichts.

„Say it with Music!“, Musiktheater im Revier, Martín Sotelo, Malte Winter, Anke Sieloff und Andreas Kurth. Foto: Björn Hickmann

In „Say it with Music!“ – in Anlehnung an den gleichnamigen Song [1921] von Irving Berlin – begibt sich Anke Sieloff mit einem Jazz-Trio um Pianist Martín Sotelo auf die Spuren bekannter Komponisten wie Harold Arlen („The Wizard of Oz“ [1939]), George Gershwin („An American in Paris“ [1928], „Porgy and Bess“ [1935]) oder Harry Warren („42nd Street“ [1933]), die mit der „Tin Pan Alley“ in Verbindung gebracht werden. Die 28. Straße zwischen Fifth Avenue und Sixth Avenue in Manhattan wurde ab 1890 zum Machtzentrum der amerikanischen Musikindustrie, hier waren zwischen 1900 und ca. 1930 die meisten amerikanischen Musikverlage ansässig. Irving Berlin („Annie Get Your Gun“ [1946]; „Call me Madam“ [1950]) gebührt die Ehre, den Abend mit „I love a Piano“ [1915] zu eröffnen. Um den überreichen Schatz dieser Ära überhaupt angemessen präsentieren zu können, werden einige Songs in Medleys präsentiert; andere, wie etwa „Manhattan“ („We’ll have Manhattan“, [1925]) von Richard Rodgers („Oklahoma“ [1943]; „The Sound of Music“ [1959]), stehen für sich. Vieles ist bestens bekannt und weckt Erinnerungen, wie „Anything Goes“ von Cole Porter („Kiss me, Kate“ [1948]) aus dem gleichnamigen Musical [1934], andere Titel gilt es wiederzuentdecken, wie das wunderbar entspannte „Can’t we be friends“ [1929] von Katharine Faulkner „Kay“ Swift („Fine and Dandy” [1930]), eine der ersten Broadway-Komponistinnen.

Setlist

  • „The Entertainer“ (Scott Joplin [1902])
    „I love a Piano“ (Irving Berlin [1915])
    „Cannon Ball“ (Joseph Charles Northup [1905])
  • „I got Rhythm“ (George Gershwin, Ira Gershwin [1930])
    „Fascinating Rhythm“ (George Gershwin, Ira Gershwin [1924])
  • „Manhatten“ (Richard Rodgers, Lorenz Hart [1925])
  • „Anything goes“ (Cole Porter [1934]) aus dem gleichnamigen Broadway-Musical
    „Let’s misbehave“ (Cole Porter [1927])
  • „Honeysuckle Rose“ (Fats Waller, Andy Razaf [1929])
  • „Stormy Weather“ (Harold Arlen, Ted Koehler [1933]); Ethel Waters sang den Song zum ersten Mal 1933 im Nachtclub „The Cotton Club“ in Harlem
  • „Brother, can you spare a Dime?“ (Jay Gorney, Edgar Yipsel „Yip“ Harburg [1932]) aus der Musical-Revue „Americana“
  • „Life is just a Bowl of Cherries“ (Ray Henderson, Lew Brown [1931])
    „On the sunny side of the street“ (Jimmy McHugh, Dorothy Fields [1930])
    „Get Happy“ (Harold Arlen, Ted Koehler [1930])
Pause
  • „42nd Street“ (Harry Warren, Al Dubin [1933]) aus dem gleichnamigen Musical-Film
    „Lullaby of Broadway“ (Harry Warren, Al Dubin [1935])
  • „Somebody loves me“ (George Gershwin, Ballard MacDonald, Buddy DeSylva [1924])
    „How high the Moon“ (William Morgan „Buddy“ Lewis, Jr., Nancy Hamilton [1940])
    „Let’s do it, let’s fall in love“ (Cole Porter [1928]) aus dem Musical „Paris“
  • „All the things you are“ (Jerome Kern, Oscar Hammerstein II. [1939]) aus dem Musical „Very warm for May“
  • „Can’t we be friends“ (Katharine Faulkner „Kay“ Swift, Paul James [1929])
  • „Boulevard of broken dreams“ (Harry Warren, Al Dubin [1933])
  • „It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing)“ (Duke Ellington, Irving Mills [1931])
    „Sing, Sing, Sing (With a Swing)“ (Louis Prima [1936])
    „Bye Bye Blackbird“ (Ray Henderson, Mort Dixon [1924])
    „When you’re smiling“ (Larry Shay, Mark Fisher, T. Jow Godwin [1928])
  • „Every Street's a Boulevard in Old New York“ (Jule Styne, Bob Hilliard [1953]) aus dem Musical „Hazel Flagg“

  • Zugabe: „How about you?“ (Burton Lane, Ralph Freed [1941]) aus dem Musical-Film „Babes on Broadway“
„Say it with Music!“, Musiktheater im Revier, Martín Sotelo, Malte Winter, Anke Sieloff und Andreas Kurth. Foto: Björn Hickmann

Anke Sieloff hat ihren Soloabend „Say it with Music!“ mit Songs aus den Anfängen des Broadway Musicals und aus dem sogenannten „Great American Songbook“ der musikalischen Entwicklung in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewidmet, in der sich mit Sheet Music noch Geld verdienen ließ. Bekannte Komponisten wie beispielsweise Harold Arlen, Irving Berlin, George Gershwin, Jerome Kern, Cole Porter, Richard Rodgers oder Harry Warren haben damals in Manhattan Musik erschaffen, die heute noch einen hohen Bekanntheitsgrad hat und sich großer Beliebtheit erfreut. Anke Sieloff stellt einige Songs aus der großen Zeit der Broadway-Revuen vor, oft beeinflusst von Jazz und Blues.

Später lebte der Swing auf und brachte fröhliche, tanzbare Melodien hervor. Die Swingmusik ist ihre Leidenschaft, wie Anke Sieloff im Laufe des Abends verraten hat, was Carsten Kirchmeier veranlasst hat, diesen Soloabend für sie zusammenzustellen. Wie sich Swingmusik mit mehr als 60 Musikern auf der Bühne anhört, konnte man vor COVID-19 bereits bei „MiR goes Swing: The Rat Pack“ erleben, wo Anke Sieloff den Part von Nancy Sinatra übernommen hat. Verbindende Texte führen in eine Zeit ein, in der der American Way of Life geboren wurde. Mit großer Freude performt sie, begleitet von einem Jazz-Trio, diverse Songs aus der ersten Zeit des Amerikanischen Unterhaltungstheaters, die teilweise der Popularmusik zuzurechnen sind oder zu Jazzstandards avanciert sind. Souverän tanzt und singt sie sich durch den Abend, der zugleich viele stimmliche Facetten der Künstlerin zeigt: Das musikalische Spektrum ist groß und wechselt zwischen eher besinnlichen und auch mal temperamentvollen Songs.

Das Publikum bedachte Anke Sieloff und die drei Musiker trotz gelichteter Reihen mit viel Beifall. Man hätte sich zweifellos mehr Gäste im Auditorium gewünscht, was aber augenblicklich aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht zu verantworten ist. Sechs Folgevorstellungen sind bis 16. April 2022 disponiert.

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