„Miss Saigon“ landet in Wien

Die Hauptdarsteller im Gespräch

Von Gregor-Anatol Bockstefl

Über dreißig Jahre nach seiner Londoner Uraufführung feiert „Miss Saigon“ am 3. Dezember 2021 im generalsanierten Raimund Theater seine Wiener Erstaufführung (die österreichische Erstaufführung fand im Februar 2011 am Stadttheater Klagenfurt statt, Regie führte Matthias Davids). Die in Wien gezeigte Produktion basiert auf dem Revival zum 25-jährigen Jubiläum von „Miss Saigon“, das 2014 seine Premiere im Londoner Prince Edward Theatre hatte und anschließend auch am Broadway gezeigt wurde sowie für eine UK-Tour adaptiert wurde. Die UK-Tour machte 2018/19 auch Abstecher nach Zürich und Köln. „Miss Saigon“ ist eine zeitgenössische Variante von Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges. Einer der spektakulärsten Momente der Show ist die Landung eines Hubschraubers im zweiten Akt, vergleichbar mit dem Fall des Lusters in „Das Phantom der Oper“.

Das Wiener Raimund Theater nach der Generalsanierung

Am 16. Juni 2021 stellte VBW-Musicalintendant Christian Struppek im Raimund Theater das Stück und die Hauptdarsteller vor. Newcomerin Vanessa Heinz (u. a. „Green Day’s American Idiot“, München, Innsbruck) und Publikumsliebling Oedo Kuipers (u. a. Mozart in „Mozart!“, Wien, Shanghai) werden die Rollen von Kim und Chris übernehmen. Als Engineer gibt Christian Rey Marbella im Raimund Theater sein Wien-Debüt, der diesen Part bereits auf der UK & Ireland-Tour der Produktion gespielt hat. John wird von Musicalstar Gino Emnes (u. a. Izear Luster „Ike“ Turner, Jr. in „Tina – Das Tina Turner Musical“, Hamburg; Coalhouse Walker, Jr. in „Ragtime“, Linz) gespielt. Thuy wird vom klassisch ausgebildeten Tenor James Park (u. a. Junger Asiat in „Der goldene Drache“, Krefeld) verkörpert. Abla Alaoui (u. a. Lotte in „Goethe!“, Bad Hersfelder Festspiele 2021; Lisa/Sophie alternierend in „Mamma Mia!“, Deutschland-, Österreich- und Schweiz-Tournee ) ist Ellen und kehrt für „Miss Saigon“ zu den VBW nach Wien zurück. Annemarie Lauretta (u. a. „Disneys Aladdin – Das Musical“, Hamburg, Stuttgart; Cover Kit de Luca & Violetta in „Pretty Woman – Das Musical“, Hamburg) gibt als Gigi ebenfalls ihr Debüt in einer VBW-Produktion.

Castpräsentation „Miss Saigon“: Christian Rey Marbella, Gino Emnes, Abla Alaoui, Vanessa Heinz, Christian Struppeck, Oedo Kuipers, Annemarie Lauretta und James Park

Beim anschließenden Press Call sprach Gregor-Anatol Bockstefl mit den Darstellern Vanessa Heinz, Oedo Kuipers, Christian Rey Marbella, Abla Alaoui, Gino Emnes und James Park sowie mit VBW-Musicalintendant Christian Struppeck.

Vanessa Heinz

Was ist das für ein Gefühl für dich, in einem so großen Theater zu spielen und noch dazu gleich die Hauptrolle zu verkörpern?
Vanessa Heinz: Ich bin extrem dankbar dafür, dass mir das Vertrauen geschenkt wurde, die Kim zu verkörpern. Ich bin natürlich super aufgeregt. Ich freue mich jetzt richtig auf die Proben, die Vorfreude wurde ja schon ziemlich lang hinausgezögert.

Wie siehst du Kim? Siehst du in ihr auch die Geisha Butterfly?
Vanessa Heinz: Ja, natürlich ist „Madama Butterfly“ das Vorbild für „Miss Saigon“, aber die Geschichte von Kim und Chris – vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges – ist noch sehr viel konkreter und detaillierter beschrieben. Was ich an Kim wirklich faszinierend finde, ist, dass sie trotz aller schlimmen Erlebnisse – andere würden daran vielleicht zugrunde gehen – immer weitermacht und sich selbst und ihren Gefühlen treu bleibt – auch ihrem Kind. Egal wie tragisch die Geschichte verläuft, letztendlich setzt sie durch, was sie sich wünscht.

Die Geschichte geht schlecht aus, das steht fest. Kims Einsatz ist sehr hoch, sowohl was sie riskiert als auch was sie in letzter Konsequenz ausführt. Kann uns diese Geschichte auch heute noch etwas sagen?
Vanessa Heinz: Ja, immer noch. Das, was im Vietnamkrieg geschehen ist und auch im Stück passiert, passiert ja auch heute noch an vielen Orten – leider. Man kann jedoch auch einen positiven Aspekt aus der Geschichte mitnehmen: Menschen, denen etwas viel bedeutet, können eigentlich alles erreichen und Berge versetzen.

Wir haben gehört, dass die Proben im Herbst beginnen, wie geht es dir dabei? Ich denke es ist eine Mischung aus Vorfreude und Aufregung.
Vanessa Heinz: Ja, total. Aber nun kann es endlich mal losgehen und es ist schon wirklich Zeit (lacht).

Vanessa Heinz und Oedo Kuipers

Oedo Kuipers

Wie fühlt es sich an, wieder hier im Raimund Theater zu spielen?
Oedo Kuipers: Einerseits ein vertrautes, andererseits aber auch ein neues Gefühl. Das hat wahrscheinlich mit dem Stück zu tun, mit dem neu renovierten Theater und natürlich auch nach dem Lockdown wieder etwas machen zu dürfen – da fließt neue Energie.

Ist die Rolle des Chris für dich eine Traumrolle?
Oedo Kuipers: „Traumrolle“ ist für mich ein schwieriger Begriff, aber der Chris stand für mich jedenfalls auf der Liste der Rollen, die ich einmal versuchen möchte.

Die Rolle des Chris ist wahrscheinlich eine der anspruchsvollsten Rollen für einen Musicaldarsteller. Allein die stimmliche Range ist ziemlich groß.
Oedo Kuipers: Ja, genau, es geht stimmlich weit hinunter und sehr hoch hinauf und die Rolle ist auch schauspielerisch sehr anspruchsvoll. Gott sei Dank habe ich schon viele Erfahrungen gemacht und kann auch darauf vertrauen. Natürlich ist es aber eine andere, neue Rolle. Als Mozart habe ich einen außergewöhnlichen Charakter in einer „normalen“ Situation gespielt. Das ist jetzt andersherum, in „Miss Saigon“ spiele ich eine „normale“ Person, die sich in einer außergewöhnlichen Situation befindet. Die Herausforderung ist, dass Chris nicht ständig auf der Bühne ist, aber „gefühlt“ immer dabei ist und wenn man dann wieder auf der Bühne ist, muss man auf einem sehr hohen Level einsteigen.

Wie siehst du die Rolle des Chris? Vielleicht ist die Frage noch etwas früh, da die Proben noch nicht begonnen haben.
Oedo Kuipers: Nein, ich kann gerne schon etwas dazu sagen. Ich glaube, Chris möchte im Endeffekt einfach nur helfen, vermag aber nicht das Richtige zu tun. Er ist Opfer der Umstände und versucht damit klarzukommen. Das muss ich versuchen zu übertragen und dem Publikum zu vermitteln.

Gegen Schluss gibt es eine Stelle im Stück, in der Chris behauptet, als „Amerikaner“ möchte man eigentlich immer nur Gutes tun. Diese Stelle fand ich persönlich immer schon ein bisschen problematisch. Wie siehst du das? Ist das „Amerikanische“ ein Teil von Chris’ Charakter bzw. kann man das „Amerikanische“ auch auf einer höheren, abstrakteren Ebene sehen?
Oedo Kuipers: Ja, ich denke, das „Amerikanische“ ist schon auch ein Teil von Chris’ Charakter, aber ja, ich kann mich damit auch auf einer abstrakten Ebene identifizieren, denn man möchte natürlich lieber helfen als nicht helfen.

Es würde mich freuen, wenn wir im Zuge der Foto- und Medienprobe noch einmal über deine Rolleninterpretation sprechen könnten, denn ich denke durch die Erfahrungen im Probenprozess kommen noch viele Aspekte, wie man eine Rolle sieht, hinzu.
Oedo Kuipers: Ja, ganz bestimmt!

Christian Rey Marbella

Christian Rey Marbella

Welcome to Vienna!
Christian Rey Marbella: Thank you for the warm Welcome! Ich freue mich hier zu sein!

I have seen the London production two times and also the tour when it stopped in Cologne, where you played the Engineer. You really did a great performance!
Christian Rey Marbella: Thank you!

What is special about playing the Engineer?
Christian Rey Marbella: This guy is a very complex guy. He has so much depth in his character, which is very interesting for me as an actor to play. He is the only character in the show which has a special relationship to the audience, because he is the storyteller. I can break the fourth wall and talk to the audience, which makes the role very special.

I was always wondering, but it seems the Engineer is the most popular figure in the show.
Christian Rey Marbella: If you follow him really, because of how complex his character is, I am sure you will have a love-hate relationship with him. He is the guy who „engineers“ to find his way where he wants to get. It is all about survival. But if you know his story, you will definitely understand someone who is trying for all his life to survive from this small (zeigt) up to how he is – doing everything, orchestrating everything to make it happen for him and to have a better future.

Is this the special challange about playing the Engineer? He seems to be neither the good guy, nor the bad guy, he is everything in between.
Christian Rey Marbella: Yeah, I think we have a very intelligent and smart audience and they will be able to figure it out that he is just a victim of War, like all of us here, and – as I said before – he is a survivor and you can understand where he is coming from. Actually, he reveals a lot in the show. In many parts of the show he is revealing his story, which I hope the people in the audience will get and pick up.

I am sure they will! The Viennese production of „Miss Saigon“ will be sung in German. Is this challenging for you?
Christian Rey Marbella: Yes absolutely! Ich spreche ein kleines bisschen Deutsch (lacht)! What is so special about this Viennese production is that there is a new German text. But of course I have to be honest that the biggest challenge for me doing this show is the language, because – as I said before – I am the only character in the show who is telling the story and who has a relationship to the audience. Therefore it is important to be understood and to pronounce correctly. I must admit that German is not the easiest language to learn (lacht), but I am enjoying.

I suppose you have a special language coach for doing this show?
Christian Rey Marbella: Yes, I am very thankful to VBW, I have a team who is helping me out with the pronounciation and with the language.

Abla Alaoui

Abla Alaoui und Oedo Kuipers

Als ich auf der heutigen Besetzungsliste von „Miss Saigon“ gelesen habe, dass du die Ellen spielen wirst, war ich ehrlich gesagt überrascht. Ich habe die Produktion schon in London gesehen und dort wurde die Rolle der Ellen mit Mezzosopranen besetzt. War es Absicht, die Rolle der Ellen mal mit einem anderen Typ zu besetzen?
Abla Alaoui: Also ehrlich gesagt bin ich immer noch überrascht, dass mir die Rolle angeboten wurde. Ich würde hier nicht ohne meinen Agenten stehen, der mir geraten hat, zum Vorsingen zu gehen, man weiß nie was passiert. Ich habe eigentlich nach jeder Runde gedacht, das wird nichts mehr und plötzlich wurde ich nach London eingeladen. Dann habe ich mir gedacht: „Ok, das klingt jetzt ernst.“ Vor Cameron Mackintosh, dem großen Produzenten von „Cats“, „Das Phantom der Oper“ und vielen anderen großen Musicals vorzusingen, ist schon etwas ganz Besonderes. Ich war alleine schon für diese Erfahrung dankbar. Ich habe dann vorgesungen, es waren so viele andere tolle Menschen dort, ich habe dabei sehr viel gelernt. Und schlussendlich kam dann das Angebot – der Traum hörte einfach nicht auf! Aber es stimmt, die Rolle der Ellen ist oft vom Typ her anders besetzt, aber ich finde es super, dass man einmal in eine andere Richtung geht und ich bin unheimlich dankbar dafür.

Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass es für dich geklappt hat! Möglicherweise möchte man auch mal eine andere Gewichtung in die Rolle legen.
Abla Alaoui: Zum Glück geht es nicht immer ums Aussehen. Das Aussehen spielt bei Castings oft eine wichtige Rolle, es ist einfach schon so Vieles vorgeben, aber bei Ellen ist es einfach nicht so wichtig, dass sie eine große, blonde Frau ist. Anscheinend waren sie von meiner Interpretation, von der Farbe, die ich in den Charakter der Ellen lege, und meinem Spiel überzeugt, dass sie zum Schluss kamen: „Das ist eine Ellen!“

Wie siehst du die Rolle der Ellen? Wie bereitest du dich auf die Rolle vor?
Abla Alaoui: Ich werde mir jedenfalls in den Proben noch Gedanken zur Beziehung zu Kim machen. Meine Beziehung zu Chris ist jedenfalls viel klarer, sie liebt Chris mit allen seinen Leiden, Traumata und all seinen Problemen. Dass dann aber noch eine Frau und auch noch ein Kind hinzukommen, das ist schon etwas ganz anderes. Diese Gefühlsreise durchzumachen, es zu akzeptieren und Chris trotz allem immer noch zu lieben, das ist etwas, das ich mir im Probenprozess noch erarbeiten möchte.

Ich gehe davon aus, dass in dieser Fassung auch der neue Song „Maybe“ vorkommen wird.
Abla Alaoui: Ja, genau, in der deutschen Übersetzung.

Gibt es schon einen deutschen Titel?
Abla Alaoui: Ja, natürlich gibt es schon einen Titel, ich habe den Song auch schon auf deutsch geprobt, aber der Titel ist noch geheim.

Gino Emnes

Gino Emnes

Nach „Jesus Christ Superstar“ kehrst du nun in einer Ensuite-Produktion ins Raimund Theater zurück. Welches Gefühl hast du dabei, wieder in Wien zu spielen?
Gino Emnes: Ich freue mich sehr und bin sehr dankbar dafür, Teil dieser Produktion zu sein und die Rolle des John interpretieren zu dürfen. Auch wenn die Show schon über dreißig Jahre alt ist: Die Musik berührt einfach unmittelbar, wie man auch bei der heutigen Castpräsentation gemerkt hat.

Hast du dich bewusst für die Rolle des John beworben?
Gino Emnes: Ja, absolut! Bewusst und gezielt (lacht).

Was ist für dich die Herausforderung an der Rolle?
Gino Emnes: Für mich ist es weniger eine Herausforderung, als vielmehr eine Suche danach, was man sagen möchte und sagen muss. „Herausforderung“ hört sich eigentlich zu negativ an, in den Proben ist es viel mehr eine Suche, eine schöne Suche, nach Fragen wie: „Wo ist John in mir, wo steht er, wie ist die Chemie zu den anderen Protagonisten?“ Und auf diese Suche freue ich mich sehr.

John macht ja im Verlauf des Stücks eine Veränderung durch. Erst ist er der GI, der sein Leben genießt, schließlich stellt er sich in den Dienst der guten Sache.
Gino Emnes: Ja, absolut, erst ist er derjenige, der alles anfeuert, feiern und Party machen möchte. Im Verlauf des Stücks begreift er aber auch, dass das was passiert ist, nicht in Ordnung war und übernimmt auch die Verantwortung dafür.

Was kann uns das Stück nach dreißig Jahren noch sagen?
Gino Emnes: Wie schön das Stück auch ist, es zeigt natürlich nicht die ganze Realität oder nur einen Teil davon und teilweise ist es auch sehr romantisierend. Aber es stecken wahre Geschichten hinter diesem Stück und ich mag es, wenn das Publikum aus einer Show etwas mitnimmt und darüber nachdenkt. Es gibt viele Frauen, denen das passiert ist, was wir in „Miss Saigon“ zeigen. Und davon können wir immer noch lernen.

James Park

In der heutigen Castpräsentation haben wir gehört, dass du auch Opernsänger bist. Das Vorbild für „Miss Saigon“ ist ja „Madama Butterfly“ von Giacomo Puccini. Auch hier gibt es eine Rolle, die mit der des Thuy vergleichbar ist.
James Park: Ja, eigentlich ist Thuy eine Mischung aus zwei Rollen aus „Madama Butterfly“: einerseits ein Verwandter, der gegen die Ehe von Madama Butterfly mit einem Amerikaner ist (Onkel Bonze, Anmerkung der Redaktion), und jemand, der Madama Butterfly im Verlauf des Stückes zur Ehefrau nehmen möchte (Fürst Yamadori, Anmerkung der Redaktion). In „Miss Saigon“ sind die beiden Rollen in einer Person vereint – nämlich Thuy.

Hast du dich im Zuge der Vorbereitung zu „Miss Saigon“ mit der Oper beschäftigt? Hat man das im Hinterkopf, dass es zu dem Thema auch eine Oper gibt?
James Park: Intensiv verglichen habe ich die beiden Stücke nicht, dafür habe ich mich jedoch mit den unterschiedlichen Gesangstechniken in Oper und Musical beschäftigt.

Was ist für dich die Herausforderung, zwischen Oper und Musical zu switchen?
James Park: Ich habe es schon bei der Castpräsentation erwähnt, ich vergleiche die beiden Gesangstechniken mit verschiedenen Farben, so wie ein Maler sowohl Öl- als auch Wasserfarben verwenden kann. Die Handhabung der Stimme ist eine jeweils andere, ich lege eine andere Palette an und bereite mich auf den jeweiligen Abend – ob Oper oder Musical – anders vor.

Wahrscheinlich muss man beim Musical auch seine Kräfte anders einteilen, da man beim Musical gewöhnlich viel öfter auf der Bühne steht als bei einer Opernproduktion.
James Park: Darauf bin ich gespannt, ob ich das meistern kann, denn das ist für mich wirklich eine neue Situation, dass ich sechsmal die Woche spielen werde. Aber ich nehme die Herausforderung gerne an und bin zuversichtlich, dass ich das schaffen werde.

Wie geht es nun weiter? Wie ich gehört habe, beginnen die Proben erst im Herbst.
James Park: Genau, wir beginnen erst Ende September mit den Proben, die Premiere ist für 3. Dezember 2021 angesetzt. Bis dorthin haben wir noch ein Stückchen Zeit und auch ich habe noch genügend Zeit, mich mit der Rolle intensiv auseinanderzusetzen.

Christian Struppeck

Ich denke dass Ihre Freude sehr groß ist, wieder im renovierten Raimund Theater zu stehen?
Christian Struppeck: Das war heute ein ganz besonderer Tag für uns alle, wir hatten heute das erste Mal nach der Sanierung wieder Publikum im Saal. Es war sehr emotional für uns, denn wir haben das Publikum schon sehr vermisst.

Die letzten Jahre haben Sie eher auf Eigenproduktionen gesetzt, wenn wir z. B. an „Der Besuch der alten Dame“ oder „I am from Austria“ denken. Nach „Cats“, das vor zwei Jahren Premiere hatte, folgt nun mit „Miss Saigon“ eine weitere internationale Erfolgsproduktion. Was war der Grund für Sie, das Raimund Theater gerade mit „Miss Saigon“ wiederzueröffnen?
Christian Struppeck: Wir wollten, dass „Miss Saigon“ die spektakuläre Eröffnungsproduktion des neu renovierten Raimund Theaters wird. Das war auch von Anfang an so geplant, weil „Miss Saigon“ eines der erfolgreichsten Musicals überhaupt ist. Wir wollten etwas Außergewöhnliches machen, „Miss Saigon“ ist ein Mega-Musical mit riesiger Cast und großem Set, mit tollen Spezialeffekten und vor allem mit dieser bewegenden Geschichte, die schon Leute auf der ganzen Welt berührt hat. „Miss Saigon“ wird auch nicht so oft gemacht, weil es einfach so aufwendig ist. Wir wollten eine ganz außergewöhnliche Produktion präsentieren und freuen uns auch sehr, dass das geklappt hat.

Ich habe die „Miss Saigon“-Tour in Köln gesehen, mit einer kleineren Orchesterbesetzung. Gibt es für Wien eine spezielle Orchesterbesetzung, da man ja auch das große VBW-Orchester in der Hinterhand hat?
Christian Struppeck: Ich weiß jetzt nicht genau, wie das in Köln gemacht wurde, in Wien wird das Orchester jedenfalls mit 23 Musikern besetzt sein.

Die Qualität der Vereinigten Bühnen Wien spricht wahrscheinlich auch internationale Produzenten an, eine so große Produktion in Wien zu machen.
Christian Struppeck: Ja, es ist nicht einfach so, dass man so ein Stück kauft und sagt „Das will ich haben!“, als ob man in einen Supermarkt geht (lacht). Es hat viel mit persönlichen Beziehungen und Vertrauen zu tun. Ich glaube das konnte man auch heute bei der Botschaft des Produzenten Cameron Mackintosh deutlich hören. Er vertraut auf die hohe Professionalität und Qualität der Vereinigten Bühnen Wien, die wir immer liefern, wir haben ja auch „Mary Poppins“ im Ronacher gemacht, vor meiner Zeit lief im Raimund Theater „Les Misérables“. Er kennt diese große Qualität und das schätzt er sehr und nicht nur er, sondern viele Produzenten weltweit. Das ist die Voraussetzung, dass man überhaupt über Lizenzen sprechen kann, denn nicht jeder bekommt so ein Stück.

Die Laufzeit von „Miss Saigon“ ist vorerst einmal bis Juni 2022 geplant. Ist das definitiv oder kann es auch eine Verlängerung geben?
Christian Struppeck: Wir spielen generell immer eine Spielzeit, das wäre ja auch eine Spielzeit, wenn auch eine verkürzte. Das hat mit unserem Turnus zu tun, weil wir dann die Produktion wechseln. Theoretisch ist es schon möglich zu verlängern, aber so ohne Weiteres geht das nicht, weil wir ja so lange Vorbereitungszeiten haben, dann muss man alles andere schieben. Aber theoretisch geht das immer, wenn man es will. Jetzt läuft „Miss Saigon“ erst einmal bis Juni 2022 und dann sehen wir weiter.

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