Die Spielzeit 2021/22 am Theater Hagen

Musikalisches Unterhaltungstheater am Großen Haus

Inzwischen hat das theaterhagen seinen Spielplan der Saison 2021/22 publiziert, in der großen Hoffnung, dann wieder einigermaßen „normal“ spielen zu können, aus welchem die drei Produktionen aus dem Bereich Musikalisches Unterhaltungstheater im folgenden chronologisch aufgeführt sind.

Stadttheater Hagen

„Die Blume von Hawaii“ (Wiederaufnahme 5. September 2021, Großes Haus)

„Die Blume von Hawaii“ – nach der Geschichte von Liliʻuokalani, der letzten Königin von Hawaiʻi; Musik: Paul Abraham, Libretto: Emmerich Földes, Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda; Bühnenpraktische Rekonstruktion der Partitur: Henning Hagedorn und Matthias Grimminger; Regie, Bühne: Johannes Pölzgutter; Mitarbeit Bühne: Rasa Akelaitytė; Choreografie: Seân Stephens; Kostüme: Susana Mendoza; Dramaturgie: Rebecca Graitl; Musikalische Leitung: Rodrigo Tomillo. Darsteller: Angela Davis (Laya, Prinzessin von Hawaii), Richard van Gemert (Prinz Lilo-Taro, ihr Verlobter), Insu Hwang (Kanako Hilo, ein vornehmer Hawaiier), N. N. (Admiral Makintosh), Kenneth Mattice (Reginald Harold Stone, Kapitän der amerikanischen Marine), Götz Vogelgesang (Lloyd Harrison, amerikanischer Gouverneur von Hawaii), Alexander von Hugo (John Buffy, sein Sekretär), Alina Grzeschik (Bessi Worthington, Nichte des Gouverneurs), Penny Sofroniadou (Raka, eine junge Hawaiierin), Frank Wöhrmann (Jim Boy, ein berühmter amerikanischer Jazzsänger), Angela Davis (Suzanne Provence, seine Partnerin), N. N. (Perroquet, Oberkellner in der Bar), N. N. (Kaluna, ein alter Hawaiier), N. N. (Chun-Chun, ein chinesischer Diener), N. N. (Leutnant Sunny Hill, amerikanischer Marineoffizier), Maciej Michael Bittner (Kadett Bobbie Flipps). Chor: Dirk Achille, Nina Andreeva, Johan de Bruin, Anja Frank-Engelhaupt, Bumchul Kim, Sophia Leimbach, Nicole Nothbaar, Egidijus Urbonas. Tänzerinnen: Filipa Amorim, Noemi Emanuela Martone, Amber Neumann, Suzanne Vis. Uraufführung: 24. Juli 1931, Leipzig. Premiere: 24. Oktober 2020, Wiederaufnahme: 5. September 2021, Theater Hagen, Großes Haus.

Das neue Interesse an den Jazz-Operetten der 1930er-Jahre und das wachsende Bewusstsein für eine historische Aufführungspraxis auch in der Unterhaltungsmusik führten in den letzten Jahren zu einer Neuentdeckung der Musik Paul Abrahams. Mit Hilfe von Autographen, historischen Einspielungen und Filmen stellten die Abraham-Spezialisten Matthias Grimminger, Bass­kla­ri­nettist bei den Dortmunder Philharmonikern, und Henning Hagedorn die Urfassung der Partituren Abrahams so weit wie möglich wieder her. 2012 kam am Stadttheater Gießen die bühnen­prak­ti­sche Rekonstruktion von „Viktoria und ihr Husar“ (Premiere 17. November 2012) in einer Inszenierung von Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka zur Aufführung, Barrie Kosky inszenierte die bühnenpraktische Rekonstruktion von „Ball im Savoy“ mit Helmut Baumann (Mustafa Bey) und Katharine Mehrling (Daisy Darlington, Jazzkomponistin) an der Komischen Oper Berlin (Premiere 9. Juni 2013). Thomas Enzinger inszenierte am Opernhaus Dortmund die bühnenpraktische Rekonstruktion der Vaudeville-Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ (Premiere 29. November 2014) und die bühnenpraktische Rekonstruktion der Jazz-Operette „Die Blume von Hawaii“ (Premiere 21. Januar 2017). Diese war erstmals in einer Inszenierung von Mareike Zimmermann am Nordharzer Städtebundtheater in Quedlinburg zu erleben (Premiere 19. Dezember 2015). 2017 stand schließlich die Wiederentdeckung von „Märchen im Grand Hotel“ in einer konzertanten/halbszenischen Fassung an der Komischen Oper Berlin (Premiere 17. Dezember 2017) auf dem Programm.

„Die Blume von Hawaii“, Theater Hagen, Angela Davis (Laya). Foto: Klaus Lefebvre

Das Königreich Hawaiʻi ist von den Vereinigten Staaten von Amerika annektiert worden und Prinzessin Laya, die seit frühester Kindheit Prinz Lilo-Taro versprochen ist, lebt in Paris im Exil. Der amerikanische Gouverneur Lloyd Harrison hat seine Nichte Bessi Worthington zu einem Empfang nach Honolulu beordert und möchte sie mit dem Prinzen verheiraten, um den Machtanspruch der Amerikaner in Hawaii zu stärken, doch sein Sekretär John Buffy findet ebenfalls Gefallen an ihr. Ein Teil der hawaiianischen Bevölkerung strebt unter der Führung von Kanako Hilo die Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten an. Durch eine List gelingt es, Prinzessin Laya unerkannt nach Hawaii zu bringen: Sie gibt sich als französische Sängerin Suzanne Provence aus, die der Prinzessin zum Verwechseln ähnlich sieht, und hat die Überfahrt gemeinsam mit dem berühmten amerikanischen Jazzsänger Jim Boy als dessen Partnerin angetreten. Auf der Überfahrt hat sie Kapitän Reginald Harold Stone kennengelernt, der sich in die „Sängerin“ verliebt. Als Kanako Hilo die wahre Identität der Sängerin gelüftet hat, hofft er darauf, dass sie ihn im Kampf gegen die Besatzungsmacht unterstützt. Jedes Jahr wird bei einer Zeremonie die hawaiianische Blumenkönigin gekrönt, doch dieses Jahr soll Prinzessin Laya wirklich inthronisiert werden und die Herrschaft über Hawaii übernehmen. Gouverneur Lloyd Harrison verlangt von ihr, auf jegliche Souveränitätsansprüche zu verzichten, und als sie sich weigert, befiehlt er Kapitän Reginald Harold Stone, sie zu verhaften. Der bringt es aber nicht fertig, die Frau seines Herzens festzunehmen, und so willigt Prinzessin Laya schließlich ein, auf den Thron zu verzichten, um den Kapitän vor Konsequenzen zu bewahren. Prinz Lilo-Taro deutet dies jedoch falsch und entschließt sich, auf dem Meer den Tod zu finden, woraufhin Prinzessin Laya erkennt, für wen ihr Herz schlägt. Das Ende der Operette ist vorhersehbar, schließlich soll jeder sein Liebesglück finden, weshalb gleich vier zufriedene Paare zueinander finden.


„Anatevka (Fiddler on the Roof)“ (Premiere: 25. September 2021, Großes Haus)

„Anatevka (Fiddler on the Roof)“ – nach dem jiddischen Roman „Tewje, der Milchmann“ von Scholem Alejchem; Musik: Jerry Bock; Liedtexte: Sheldon Harnick; Buch: Joseph Stein; Deutsche Bearbeitung: Rolf Merz, Gerhard Hagen; Regie: Thomas Weber-Schallauer; Choreografie: Riccardo de Nigris; Bühne: Alfred Peter; Kostüme: Yvonne Forster; Dramaturgie: Rebecca Graitl; Musikalische Leitung: Steffen Müller-Gabriel. Darsteller: Ansgar Schäfer (Tevje, ein Milchmann), Kristine Larissa Funkhauser (Golde, seine Frau), Penny Sofroniadou/N. N. (Zeitel), N. N. (Hodel), N. N. (Chava), N. N. (Shprintze), N. N. (Bielke), Kristina Günther (Jente, eine Heiratsvermittlerin), Tillmann Schnieders (Mottel Kamzoil, ein Schneider), Dorothee Ueter (Schandel, seine Mutter), Michael Mayer (Perchik, ein Student), Ralf Grobel (Lazar Wolf, ein Metzger), N. N. (Lazar Wolfs Haushälterin), Richard van Gemert (Motschach, ein Gastwirt), Krzysztof Jakubowski (Rabbi), Dirk Achille (Mendel, sein Sohn), Bernd Stahlschmidt-Drescher (Awram, ein Buchhändler), Wolfgang Niggel (Nachum, ein Bettler ), Nina Andreeva (Oma Zeitel, Goldes verstorbene Großmutter), Verena Grammel (Fruma-Sara, Lazar Wolfs erste Frau), Götz Vogelgesang (Jussel, ein Hutmacher), Christian Bergmann (Wachtmeister), Julien Blue Hirte (Fedja, ein junger Russe), Tobias Kramm (Sasha, sein Freund), Anton Kuzenok (ein Russe), Werner Köhn (Der Fiedler auf dem Dach, Solo-Violine), N. N. (Rifka), N. N., N. N. (Heiratskandidaten). Broadway-Premiere: 22. September 1964, Imperial Theatre, New York City. Deutsche Erstaufführung: 1. Februar 1968, Operettenhaus, Hamburg. Premiere: 25. September 2021, Theater Hagen, Großes Haus.

Im Gewand jüdischer und russischer Volksklänge, Klezmermusik und einem unverwechselbaren Broadway-Sound – die typische Broadway-Nummer „Now I have everything“/„Nun hab´ ich, was ich will“ wurde allerdings erst später zur Partitur hinzugefügt – erzählen Jerry Bock und Joseph Stein in „Anatevka“ (Originaltitel „Fiddler on the Roof“) eine große jiddische Familiensaga in unsteter Zeit am Ende des Zarenreichs und kurz vor der Revolution 1905. Die Uraufführung von „Fiddler on the Roof“ fand am 22. September 1964 am Imperial Theatre in New York statt, Zero Mostel spielte die Rolle des Milchmanns Tevje. 1965 wurde das Stück für 10 Tony Awards nominiert, wovon es 9 Auszeichnungen tatsächlich gewonnen hat. Es wurde bis 2. Juli 1972 in 3.242 Aufführungen gezeigt, und erreichte damit als erstes Broadway-Musical mehr als 3.000 Vorstellungen, wofür Harold Prince als Produzent 1972 mit einem Special Tony Award für die bis dahin längste Laufzeit in der Broadway Geschichte ausgezeichnet wurde. Bis heute wurde es allein am Broadway fünfmal wiederaufgenommen.

Tradition ist das Zauberwort in Anatevka, einem kleinen jüdischen Dorf in der Ukraine. Der gutherzige Milchmann Tevje ist stolzer wie geplagter Vater von fünf Töchtern, die unter die Haube zu bekommen sind. Doch die eigenwilligen Heiratspläne seiner erwachsenen Töchter bringen sein festgefügtes Weltbild voller traditioneller Familienwerte, nach der der Vater den heiratsvermittelten Männern den Zuschlag gibt, mächtig ins Wanken. Seine älteste Tochter Zeitel hat sich mit dem armen Schneider Mottel Kamzoil verlobt, Hodel, die zweitälteste Tochter, verliebt sich in den Studenten Perchik, und Chava, die drittälteste Tochter, möchte gar den nicht-jüdischen jungen Russen Fedja heiraten. Das sorgt für rege familiäre und dörfliche Turbulenzen. Doch dann kommt der Befehl des Zaren, dass die Juden Anatevka innerhalb von drei Tagen verlassen müssen…


„Monty Python’s Spamalot“ (Premiere 2. Oktober 2021, Großes Haus)

„Monty Python’s Spamalot“ – nach dem Film „Monty Python and the Holy Grail“/„Die Ritter der Kokosnuß“; Musik: John Du Prez, Eric Idle; Buch und Liedtexte: Eric Idle; Deutsche Bearbeitung: Daniel Große Boymann; Deutsche Dialoge und englische Songs mit deutschen Übertiteln; Regie: Roland Hüwe; Choreografie: Eric Rentmeister; Bühne, Kostüme: Lena Brexendorff; Dramaturgie: Rebecca Graitl; Musikalische Leitung: Steffen Müller-Gabriel. Darsteller: Rainer Zaun (König Artus, König von England), Carolin Soyka (Fee aus dem See), Alexander von Hugo (Patsy, der Knappe von König Artus/Wache 2), John Wesley Zielmann (Sir Lancelot, ein Ritter der Tafelrunde/Französischer Spötter, ein arroganter, herablassender Klischee-Franzose/Ritterfürst vom Ni/Tim der Zauberer), Florian Soyka (Sir Dennis Galahad, ein Ritter der Tafelrunde/Dennis, ein Morastsammler aus der Unterschicht/Prinz Herberts Vater/Schwarzer Ritter), Maurice Daniel Ernst (Historiker/Der noch-nicht-tote Fred/Französische Wache/Fahrender Sänger/Prinz Herbert), Richard van Gemert (Sir Bedevere, ein Ritter der Tafelrunde/Bürgermeister/Dennis Galahads Mutter/Concorde, das Pferd des Sir Lancelot), Matthias Knaab (Sir Robin, ein Ritter der Tafelrunde/Bruder Maynard/Wache 1), N. N. (Die Stimme Gottes), Veronica Appeddu, Dominik Doll, Linda Koprowski, Vera Lorenz, Julian Schier, N. N. Broadway-Premiere: 17. März 2005, Shubert Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 25. Januar 2009, Musical Dome Köln. Premiere: 2. Oktober 2021, Theater Hagen, Großes Haus.

Das Musical „Monty Python’s Spamalot“ besteht aus einer Abfolge von einzelnen, in sich abgeschlossenen Sketchen, die durch eine Rahmenhandlung lose zusammengehalten werden, eben der Legende um König Artus und den Rittern der Tafelrunde auf ihrer Suche nach dem heiligen Gral, der schließlich unter einem Sitz im Auditorium gefunden wird und dem darauf sitzenden Zuschauer einen Bühnenauftritt beschert. König Artus und sein treu ergebener Knappe Patsy begeben sich zunächst auf die Suche nach tapferen Rittern und werden dabei von der Fee aus dem See unterstützt, indem sie den Torfbauern Dennis aus der Unterschicht in Sir Galahad verwandelt. Der völlig furchtlose, blutrünstige Sir Lancelot, der tapfere Sir Robin, der eigentlich ein großer Feigling ist, und der ein wenig unbeholfene Ritterlehrling Sir Bevedere vervollständigen die illustre Tafelrunde. Nach einem Abstecher in das Sündenbabel Camelot werden sie von niemand geringerem als Gott persönlich ermahnt, den heiligen Gral zu finden. Dabei müssen sie an der Burg von Guy de Lombard den Spott der französischen Soldaten über sich ergehen lassen, und beim Versuch, die Burg mithilfe des trojanischen Hasen zu erobern, versäumen sie, vorher in den Hasen zu steigen. Selbst als der Schwarze Ritter im Kampf bereits sämtliche Extremitäten verloren hat, stellt er sich ihnen noch immer mutig in den Weg. Als sie den Rittern, die immer Ni sagen, begegnen, verlangen diese von König Artus und den Rittern der Tafelrunde, dass sie ein Musical schreiben und erfolgreich am Broadway aufführen sollen. Sie besiegen das Kaninchen des Todes mit der Heiligen Granate und retten den unglücklichen Prinzen Herbert, der nicht singen darf. Zu guter Letzt erfährt König Artus, dass die Fee aus dem See eigentlich Jennifer heißt und ihn ebenso liebt wie er sie.


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