Die Spielzeit 2019/20 am theaterhagen

Musicalische Höhepunkte am Großen Haus

Inzwischen hat das theaterhagen seinen Spielplan der Saison 2019/20 publiziert, aus welchem die beiden „musicalischen“ Produktionen im folgenden chronologisch aufgeführt sind.

„Spring Awakening (Frühlings Erwachen“) (Wiederaufnahme: 14. September 2019, Großes Haus)

„Spring Awakening (Frühlings Erwachen)“ – nach dem Drama von Frank Wedekind; Musik: Duncan Sheik; Buch/Songtexte: Steven Sater; Deutsche Bearbeitung: Nina Schneider; Regie: Sascha Wienhausen; Schauspiel-Regie: Anja Schöne; Choreografie: Michael Schmieder; Ausstattung: Alfred Peter; Dramaturgie: Rebecca Graitl; Musikalische Leitung: Steffen Müller-Gabriel. Darsteller: Johann Zumbült* (Melchior Garbor), Isabell Fischer* (Wendla Bergmann), Sebastian Jüllig* (Moritz Stiefel), Vera Lorenz* (Ilse), Bosse Vogt* (Hänschen, Albrecht), Simone Schuster* (Martha), Anne Schröder (Erwachsene Frauen), Ralf Grobel (Erwachsene Männer), Christian Rosprim* (Ernst, Dieter), Andreas Elias Post (Georg, Reinhold), Marlene Walker* (Thea), Jessica Denzer* (Anna), Stefan Merten (Otto, Rupert). *Studierende an der Hochschule Osnabrück. Tänzer*innen: Ballett Hagen. Off-Broadway Premiere: 19. Mai 2006, Atlantic Theatre Company, New York City. Broadway-Premiere: 10. Dezember 2006, Eugene O´Neill Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 21. März 2009, Ronacher, Wien. Premiere: 15. Juni 2019, Wiederaufnahme: 14. September 2019, Theater Hagen, Großes Haus.

„Spring Awakening“ erzählt vom Erwachsenwerden in einer deutschen Provinzstadt im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Mittelpunkt stehen drei Schulkinder auf der Suche nach ihrer Sexualität: der aufgeklärte Gymnasiast Melchior Gabor, die vierzehnjährige Wendla Bergmann, die von ihrer konservativen Mutter nie aufgeklärt wurde, und der fünfzehnjährige Moritz Stiefel, der seinem besten Freund Melchior neben seinen schlechten Schulleistungen auch seine erwachende Sexualität anvertraut. Alle drei werden letzten Endes Opfer der elterlichen Moral. Die Handlung der Vorlage von Frank Wedekind wurde beibehalten. Wendla, deren Schwester ein Kind bekommen hat, drängt ihre Mutter um Aufklärung, erfährt aber nur, dass zur Fortpflanzung große Liebe erforderlich sei. Moritz hat Probleme mit seinen erotischen Träumen, weshalb er Melchior bittet, eine schriftliche Ausarbeitung mit Illustrationen über die Fortpflanzung anzufertigen, damit er diese in Ruhe studieren kann. Wendla vollzieht mit Melchior den Beischlaf, ohne sich der möglichen Konsequenzen bewusst zu sein, und wird schwanger. Wendlas Mutter will die Schande, die aufgrund der Schwangerschaft auf die Familie fallen würde, vermeiden und schleppt ihre Tochter zu einem „Engelmacher“, stellt dies aber als eine Therapie gegen Bleichsucht (Eisenmangelanämie) dar. Bei der Abtreibung kommt Wendla zu Tode. Moritz muss in der Schule eine Klasse wiederholen, da nur 60 Schüler in die nächste Klasse versetzt werden können, bringt aber nicht den Mut auf, seine Eltern damit zu konfrontieren, sondern wählt als Ausweg anstelle des Ärgers und der Entrüstung der Eltern den Freitod. Nachdem Melchiors illustrierte Erläuterungen zum Beischlaf bei Moritz gefunden wurden, machen ihn seine Lehrer für den Freitod seines Freundes verantwortlich. Auch seine liberale Mutter kann ihn in dieser Situation nicht mehr schützen und gibt dem Bestreben seines Vaters nach, Melchior in eine Besserungsanstalt zu bringen. Als er schließlich auf dem Friedhof von Wendlas Tod erfährt, will er seinem Leben ebenfalls ein Ende setzen, doch die Seelen von Wendla und Moritz sprechen ihm Mut zu, so dass er von seinem Vorhaben ablässt.

Nach „Avenue Q“ (Premiere 5. September 2015) und „In den Heights von New York“ (Premiere 16. September 2017) setzt Intendant Francis Hüsers die Kooperation mit dem Studiengang Musical des Instituts für Musik der Hochschule Osnabrück mit „Spring Awakening (Frühlings Erwachen“) fort.


„Anatevka (Fiddler on the Roof)“ (Premiere: 30. Mai 2020, Großes Haus)

„Anatevka (Fiddler on the Roof)“ – nach dem jiddischen Roman „Tewje, der Milchmann“ von Scholem Alejchem; Musik: Jerry Bock; Liedtexte: Sheldon Harnick; Buch: Joseph Stein; Deutsche Bearbeitung: Rolf Merz, Gerhard Hagen; Regie: Thomas Weber-Schallauer; Choreografie: Riccardo de Nigris; Bühne: Alfred Peter; Kostüme: Yvonne Forster; Dramaturgie: Rebecca Graitl; Musikalische Leitung: Steffen Müller-Gabriel. Darsteller: Kenneth Mattice (Tevje, ein Milchmann), Kristine Larissa Funkhauser (Golde, seine Frau), Cristina Piccardi Elisabeth Köstner (Zeitel), Joyce Diedrich (Hodel), Elizabeth Pilon (Chava), Charlotte Strohmeier, N. N., Elisabeth Bozhkov, Emily Kremser (Shprintze und Bielke), Kristina Günther (Jente, eine Heiratsvermittlerin), Tillmann Schnieders (Mottel Kamzoil, ein Schneider), Dorothee Ueter (Schandel, seine Mutter), Matthias Knaab (Perchik, ein Student), Ralf Grobel (Lazar Wolf, ein Metzger), N. N. (Lazar Wolfs Haushälterin), Richard van Gemert (Motschach, ein Gastwirt), Krzysztof Jakubowski (Rabbi), Dirk Achille (Mendel, sein Sohn), Bernd Stahlschmidt-Drescher (Awram, ein Buchhändler), Wolfgang Niggel (Nachum, ein Bettler ), Nina Andreeva (Oma Zeitel, Goldes verstorbene Großmutter), Verena Grammel (Fruma-Sara, Lazar Wolfs erste Frau), Götz Vogelgesang (Jussel, ein Hutmacher), Christian Bergmann (Wachtmeister), Julien Blue Hirte (Fedja, ein junger Russe), Tobias Kramm (Sasha, sein Freund), N. N. (Russischer Vorsänger), Werner Köhn (Der Fiedler auf dem Dach, Solo-Violine), N. N. (Rifka), N. N., N. N. (Heiratskandidaten). Broadway-Premiere: 22. September 1964, Imperial Theatre, New York City. Deutsche Erstaufführung: 1. Februar 1968, Operettenhaus, Hamburg. Premiere: 30. Mai 2020, Theater Hagen, Großes Haus.

Im Gewand jüdischer und russischer Volksklänge, Klezmermusik und einem unverwechselbaren Broadway-Sound – die typische Broadway-Nummer „Now I have everything“/„Nun hab´ ich, was ich will“ wurde allerdings erst später zur Partitur hinzugefügt – erzählen Jerry Bock und Joseph Stein in „Anatevka“ (Originaltitel „Fiddler on the Roof“) eine große jiddische Familiensaga in unsteter Zeit am Ende des Zarenreichs und kurz vor der Revolution 1905. Die Uraufführung von „Fiddler on the Roof“ fand am 22. September 1964 am Imperial Theatre in New York statt, Zero Mostel spielte die Rolle des Milchmanns Tevje. 1965 wurde das Stück für 10 Tony Awards nominiert, wovon es 9 Auszeichnungen tatsächlich gewonnen hat. Es wurde bis 2. Juli 1972 in 3.242 Aufführungen gezeigt, und erreichte damit als erstes Broadway-Musical mehr als 3.000 Vorstellungen, wofür Harold Prince als Produzent 1972 mit einem Special Tony Award für die bis dahin längste Laufzeit in der Broadway Geschichte ausgezeichnet wurde. Bis heute wurde es allein am Broadway fünfmal wiederaufgenommen.

Tradition ist das Zauberwort in Anatevka, einem kleinen jüdischen Dorf in der Ukraine. Der gutherzige Milchmann Tevje ist stolzer wie geplagter Vater von fünf Töchtern, die unter die Haube zu bekommen sind. Doch die eigenwilligen Heiratspläne seiner erwachsenen Töchter bringen sein festgefügtes Weltbild voller traditioneller Familienwerte, nach der der Vater den heiratsvermittelten Männern den Zuschlag gibt, mächtig ins Wanken. Seine älteste Tochter Zeitel hat sich mit dem armen Schneider Mottel Kamzoil verlobt, Hodel, die zweitälteste Tochter, verliebt sich in den Studenten Perchik, und Chava, die drittälteste Tochter, möchte gar den nicht-jüdischen jungen Russen Fedja heiraten. Das sorgt für rege familiäre und dörfliche Turbulenzen. Doch dann kommt der Befehl des Zaren, dass die Juden Anatevka innerhalb von drei Tagen verlassen müssen…

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