„Der Grafiker Hermann Kätelhön“

Sonderausstellung des Ruhr Museums im Kleinen Atelierhaus auf der Margarethenhöhe

Im Kontext der Ausstellung „Aufbruch im Westen. Die Künstlersiedlung Margarethenhöhe“ im Ruhr Museum präsentiert das Ruhr Museum im Kleinen Atelierhaus auf der Margarethenhöhe die Ausstellung „Der Grafiker Hermann Kätelhön“. Das Kleine Atelierhaus war das Wohnhaus des Künstlers Hermann Kätelhön (* 1884 Hofgeismar bei Kassel, † 1940 München), das Margarethe Krupp finanzierte und der Reformarchitekt Georg Metzendorf 1919 für ihn erbaute. Als Hermann Kätelhön es 1920 mit seiner Familie bezog, legte er durch sein unermüdliches künstlerisches und soziales Engagement die kulturelle Keimzelle für die viel beachtete Künstlersiedlung auf der Margarethenhöhe mit zahlreichen Vertretern Bildender und Angewandter Kunst.

„Der Grafiker Hermann Kätelhön“, Blick in die Ausstellung im Kleinen Atelierhaus

Im Kleinen Atelierhaus wird eine repräsentative Auswahl seines Gesamtwerkes, bestehend aus rund 35 Exponaten des Motivkanons Landschaft – Arbeit – Porträt gezeigt. Die Ausstellung gliedert sich in seine beiden Schaffenszentren Willingshausen in der Schwalm (1908 bis 1916) mit seinen naturalistischen Landschaften und den veristischen Menschendarstellungen der vorwiegend bäuerlichen Bewohner sowie das Ruhrgebiet (1917 bis 1940). Hier fand er seine Hauptaufgabe als künstlerischer Chronist der Montanindustrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

„Der Grafiker Hermann Kätelhön“, Blick in die Ausstellung im Kleinen Atelierhaus

Seine Industrielandschaften wurden begleitet von exakten Wiedergaben der einzelnen Schachtanlagen und legen noch heute Zeugnis ab von der Industriearchitektur dieser Zeit. 1920 fuhr Hermann Kätelhön gemeinsam mit dem späteren „Bergmannsdichter“ Otto Wohlgemuth zum ersten Mal auf der Zeche Ver. Sälzer & Neuack in Essen-Altendorf unter Tage ein. Von dort und weiteren Steinkohlenzechen förderte er zeichnerisch sachgetreu montantechnische Einrichtungen und Verfahren mit großer Präzision zutage und spiegelte wahrheitsgetreu die Lebens- und Arbeitsweise der Bergleute wider.

„Der Grafiker Hermann Kätelhön“, Blick in die Ausstellung im Kleinen Atelierhaus

Ergänzt werden die beiden Schaffensgebiete Hessen und Ruhr durch eine Porträtgalerie. In souveräner Meisterschaft schuf Hermann Kätelhön zahlreiche Bildnisse der wichtigsten Vertreter der Montanindustrie, Wirtschaft, Kunst und Kultur, aber auch Gewerkschaftler und Bergleute. Er bewegte sich sicher auf dem Parkett der Industriellen, war aber auch bei den Arbeitern zu Hause. Alle bannte er gekonnt als Zeichnung, Lithografie, Holzschnitt und vor allem Radierung auf Papier.

„Der Grafiker Hermann Kätelhön“, Hermann Kätelhön, Porträtkopf von Wilhelm Wulff, 1929, Johanna Kätelhön, Wamel-Möhnesee

Hermann Kätelhöns 1918 erworbene Stern-Druckpresse der Firma Krause aus Leipzig wird als besonderes Highlight gezeigt und von seinem Enkel Martin Kätelhön im Rahmen von Workshops in Betrieb genommen.

„Der Grafiker Hermann Kätelhön“, Blick in die Ausstellung im Kleinen Atelierhaus

Biografie Hermann Kätelhön

1884  22. September: Geburt Hermann Kätelhöns in Hofgeismar (bei Kassel) als Sohn von
 Christian und Barbara Kätelhön
 Kindheit in Marburg/Lahn
 Erster Zeichen- und Malunterricht sowie erste Versuche in Töpferwerkstätten in Marburg
1905  12. Oktober: Beginn des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München
 in der Zeichenklasse von Peter Halm
1906–08  Ausbildung in der keramischen Fachklasse von Carl Kornhas an der Kunstgewerbeschule
 Karlsruhe
1908  (ebenso 1910) Verleihung des Bose-Stipendiums der Stadt Kassel
 Erster Aufenthalt in der Künstlerkolonie Willingshausen in der Schwalm/Hessen
1910  Übersiedlung nach Willingshausen in der Schwalm/Hessen
 seit 1911 regelmäßige Teilnahme an Ausstellungen in Deutschland
1916  Bekanntschaft mit der Malerin Antonie (Toni) Plettner (1891 – 1975) aus Dresden in
 Willingshausen
 Porträtauftrag des Geschäftsmanns Wilhelm Küllenberg in Essen, erste Reise ins
 Ruhrgebiet
1917  22. September: Eheschließung mit Toni Plettner
 November: Übersiedlung nach Essen ins Gasthaus der Margarethenhöhe
1918  Anschaffung einer Stern-Kupferdruckpresse der Firma Krause in Leipzig und einer
 Steindruckpresse. Aufstellung auf dem Dachboden des Gasthauses
1919  Aufenthalt im Allgäu. Planung des Werkes „Arbeit“
1920  Umzug in das von Georg Metzendorf gebaute Atelierhaus in der Sommerburgstraße 18
 Erste Einfahrt in das Steinkohlenbergwerk Zeche Ver. Sälzer & Neuack in Essen-
 Altendorf
1921  Eintritt in den Verband der Bergarbeiter Deutschlands
1923  Herausgabe der 1. Folge des Werks „Arbeit“ (12 Blätter)
 Gründung einer Druckwerkstatt
1924  Kuraufenthalt in Oberstdorf aufgrund körperlicher Beschwerden. Ihm folgen
 weitere, hauptsächlich in Süddeutschland
1928  Gründung des „Vereins zur Pflege der Kunst im Rheinisch-Westfälischen
 Industriegebiet e. V.“
 Auftrag (von 1925) für ein Gedenkblatt des Ruhrtalsperrenverbands führt Kätelhön zum
 Möhnesee
 Erwerb eines Grundstücks mit Haus in Wamel am Möhnesee
1931  Verlegung des Wohnsitzes nach Wamel/Möhnesee
1935  Tod des Freundes und Gönners Erich Fickler, Vorsitzender des Vereins der
 Künstlerstiftung
 Streitigkeiten im Verein der Künstlerstiftung um deren Ausrichtung
1936–38  Atelier auf der Zeche Emscher-Lippe in Datteln, zusätzlich kleine Wohnung in der
 Zechenkolonie
1937  Übernahme der Essener Druckwerkstatt in Eigenregie und Überführung der Werkstatt
 nach Wamel. Auflösung der Künstlerstiftung
1940  Aufenthalt in Garmisch-Patenkirchen
 Herzprobleme infolge von Gebirgsstudien in 1600 m Höhe
 Tod am 24. November in München
 Beisetzung auf dem Friedhof Wamel in unmittelbarer Nähe von Albert Renger-Patzsch

„Der Grafiker Hermann Kätelhön“, Selbstporträt mit Widmung für Georg Metzendorf, Radierung, 1915, Sammlung Rainer Metzendorf, Mainz

Die Ausstellung „Der Grafiker Hermann Kätelhön“ startet am 6. Mai 2019, als vor 100 Jahren Georg Metzendorf mit der Planung des Kleinen Atelierhauses für den Grafiker begann, und endet mit dem 100. Jahrestag dessen Einzugs am 9. Februar 2020. Sie ist sammstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

„Der Grafiker Hermann Kätelhön“, Margarethe Krupp, Radierung von Hermann Kätelhön, 1919, Privatsammlung, Herne

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