Stanke ohne Strom

Die Konzertreihe zu Gast im „Chicago ´33“ in Essen Was im November 2010 im TiC-Theater in Wuppertal im Atelier Unterkirchen mit einem Unplugged-Konzert mit Patrick Stanke, Chris Vega (Gitarre), Tim Harbusch (Percussion), Chris Dagger (Bass) und Roberta Valentini als Special Guest als exklusive Veranstaltung begonnen hat, etabliert sich langsam aber sicher als Konzertreihe an verschiedenen Spielorten. Möglicherweise ist man aber auch schon im Juli 2010 bei der „Backstage“-Konzertreihe im alten Bahnhof Kupferdreh auf den Geschmack gekommen. Jedenfalls gastierte „Stanke ohne Strom“ am 19. und 20. März 2011 im „Chicago ´33“ in Essen-Altenessen, und als Special Guests waren mit Roberta Valentini und Sabrina Weckerlin gleich zwei Musicaldarstellerinnen eingeladen. Um es aber an dieser Stelle schon vorwegzunehmen, mit Musical haben die Konzerte so gut wie nichts zu tun.
„Stanke ohne Strom“ Design (und besten Dank an): Tim Harbusch
Das „Chicago ´33“ hat am 6. November 2010 in den erhaltenen und restaurierten Zechengebäuden der 1974 stillgelegten Schachtanlage Fritz 1/2 seine Pforten geöffnet. Die Tagesanlage Fritz 1/2 wurde im Laufe ihrer Geschichte durch den Industriearchitekten Fritz Schupp (u. a. Zollverein Schacht XII, Nordstern 1/2) grunderneuert, die Backsteinarchitektur ist unverkennbar. Mit seiner Einrichtung kombiniert das Restaurant das Chicago der 1930er Jahre mit einer modernen Erlebnisgastronomie. Neben dem Restaurant bietet der Club bei Veranstaltungen Platz für bis zu 150 Personen. Patrick Stanke (* 19. Dezember 1979 in Wuppertal) schloss 2004 seine Ausbildung zum Diplom-Musicaldarsteller an der Bayerischen Theaterakademie August Everding ab. Er spielte in diversen Großproduktionen, u. a. den Heizer Frederic Barret in „Titanic – Das Musical“ (Regie: Eddy Habbema), Radames in „Elton John & Tim Rice´s Aida“ (Regie: Robert Falls), d´Artagnan in „3 Musketiere“ (Regie: Paul Eenens) oder Graf Axel von Fersen im Kunze/Levay-Musical „Marie Antoinette“ (Regie: Tamiya Kuriyama). Roberta Valentini (* 30. August 1981 in Nürnberg) schloss im Mai 2006 ihre Ausbildung zur Diplom-Musicaldarstellerin an der Bayerischen Theaterakademie August Everding ab. Seit 2007 spielte sie zunächst im Ensemble von „Wicked – Die Hexen von Oz“ (Regie: Joe Mantello) im Palladium Theater Stuttgart, wo sie später alternierend die Rolle der grünen Hexe Elphaba übernommen hat. Beim Wechsel des Musicals an das Metronom Theater Oberhausen spielte sie weiterhin alternierend die Rolle der Elphaba, die sie nach dem Ausscheiden von Willemijn Verkaik ab 2. März 2011 als Erstbesetzung übernommen hat. Vom 30. Januar bis 31. Mai 2009 spielte sie in „Marie Antoinette“ die Hauptrolle der Königin von Frankreich und stand gemeinsam mit Patrick Stanke und Sabrina Weckerlin auf der Bühne des Musical Theaters Bremen.
Patrick Stanke als Graf Axel von Fersen, Roberta Valentini als Marie Antoinette, April 2009
Sabrina Weckerlin (* 8. Februar 1986 in Villingen-Schwenningen) schloss 2006 ihre Musicalausbildung an der Joop van den Ende Academy ab. Noch während ihrer Ausbildung verkörperte sie in „3 Musketiere“ (Regie: Paul Eenens) die Constance. In „Wicked – Die Hexen von Oz“ (Regie: Joe Mantello) im Palladium Theater Stuttgart spielte sie bis November 2008 alternierend die Rolle der grünen Hexe Elphaba, in Bremen war sie in der Hauptrolle des Bettlermädchens Magrid Arnaud in „Marie Antoinette“ zu sehen. Außerdem wirkte sie in den Produktionen „Elisabeth – Die Legende einer Heiligen“ und „Bonifatius – Das Musical“ der spotlight Musicalproduktion GmbH mit, in deren Musicaladaption „Die Päpstin – Das Musical“ des historischen Romans der amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross sie auch vom 3. Juni bis 14. August 2011 im Schlosstheater Fulda die Hauptrolle verkörpern wird. Die beiden Konzerte in Essen am 19. und 20. März 2011 waren anfänglich wohl nur Insidern (beispielsweise Facebook-Mitgliedern) bekannt, erst am Samstag erschien in der lokalen Presse eine einspaltige Ankündigung. Zu dem Zeitpunkt waren aber unter einer der angegebenen URLs bereits keine Tickets mehr zu haben, und unter der zweiten angegebenen URL war zu erfahren, dass Infos zu den Veranstaltungstickets folgen. So konnte man das zweite Konzert am Sonntag auch nicht mehr zur Gänze füllen, es waren geschätzte 100 Gäste dort. Trotz einer persiflierenden Einleitung, in der von einer „Revolutionierung des Musical“ die Rede war, handelt es sich bei „Stanke ohne Strom“ eher um ein Rock/Pop Konzert, was sich in einer entsprechenden Songauswahl widerspiegelt. Dabei handelt es sich nicht um bloße Coverversionen bekannter Songs, sondern um Titel in ganz eigenen Versionen, die Patrick Stanke mit seiner Band schon immer einmal spielen wollte und mit denen er zeigen möchte, was er außer Musical noch so kann. „Satellite“ von Lena Meyer Landrut scheint es ihm seit der letzten „Sommernacht des Musicals“ in Dinslaken wohl angetan zu haben. Dort musste er den Song nach einer verlorenen Wette mit Bertram Ernst um nicht auswendig gelernte Songtexte in Lederhosen performen. Bei „Stanke ohne Strom“ haben sich vier Musiker gesucht und gefunden, denen die Freude an der Rock/Pop Musik auf der Bühne anzumerken ist. Bei Fehlern in der Setlist lasse ich mich gern korrigieren, die Texte von Rock/Pop Songs gehen bei mir zu einem Ohr herein und zum anderen wieder heraus, daher ist der ein oder andere Song möglicherweise falsch zugeordnet. Neben musikalischer Unterhaltung sind die „Fundstücke der Woche“ – eine Anleihe beim „Quatsch Comedy Club“ – fester Bestandteil des Programms, mit denen SoS beim überwiegend weiblichen Publikum punkten konnte. Mit Comedy ist es aber so eine Sache, während sich die einen vor Lachen bogen, kam mir teilweise der Song eines deutschen Musikers in den Sinn, der unlängst sein 13. Studioalbum vorgelegt hat: „Was soll das“. Nicht „in den falschen Hals bekommen“, aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Über eine Zentrale Dienstvorschrift kann wohl nur lachen, wer nicht selbst davon „betroffen“ war. Und wer merkt sich heutzutage noch Rufnummern? Gerüchteweise kann man die doch in einem iPhone auch speichern, oder? Schöne neue Welt …
  • „Crazy“ (Seal)
  • „Keep the faith“ (Bon Jovi)
  • „What Do You Want From Me“ (Adam Lambert)
  • „Wonderwall“ (Oasis)
  • „Poker Face“ (Lady Gaga)
  • „Soulmate“ (Natasha Bedingfield)
  • „Not While I´m Around“ („Sweeny Todd“)
  • Chris Dagger, „Fundstück der Woche“: aus „Raumübergreifendes Großgrün: Der kleine Übersetzungshelfer für Beamtendeutsch“ (Hinrich Lührssen)
  • Tim Harbusch, „Fundstück der Woche“: „Tim lernt kochen“, selbst gebackenes Brot mit Nüssen & Rosinen, Chili con Carne aus der Dose
  • „Satellite“ (Lena Meyer Landrut)
  • „I Want To Break Free“ (Queen)
  • Roberta Valentini: „You Oughta Know“ (Alanis Morissette)
  • Roberta Valentini: „Like the way I do“ (Melissa Etheridge)
Nach der Pause mischten sich Patrick Stanke und Tim Harbusch zunächst „inkognito“ unter das Publikum, und nach kurzer „Lästereinlage“ gab Patrick Stanke „Over the rainbow“ von Harold Arlen und E. Y. Harburg aus dem Musical-Film „The Wizard of Oz“ zum Besten, lediglich von Tim Harbusch auf der Ukulele begleitet. Danach ging es wieder „mit voller Besetzung“ auf der Bühne weiter.
  • „Over the rainbow“ („The Wizard of Oz“)
  • „You´re the voice“ (John Farnham)
  • „Action Speak Louder Than Words“ („Tick, Tick… Boom!“)
  • Chris Vega, „Fundstück der Woche“: aus „Die Bibel nach Biff“ (Christopher Moore)
  • „Silent Lucidity“ (Queensrÿch)
  • Sabrina Weckelin: „I don´t believe you“ (Pink)
  • Roberta Valentini, Sabrina Weckerlin: „Falling slowly“ (Glen Hansard, Markéta Irglová)
  • Patrick Stanke, „Fundstück der Woche“: „Anruf bei der Polizei Hamm: 9162621“
  • „Valerie“ (Amy Winehouse)
  • „Wanted Dead Or Alive“ (Bon Jovi)
  • Sabrina Weckerlin: „Crazy“ (Gnarls Barkley)
  • Roberta Valentini, Sabrina Weckerlin: „Black Horse & The Cherry Tree“ (KT Tunstall)
  • Zugaben: „Hallelujah“ (Leonard Cohen)
  • Roberta Valentini, Sabrina Weckerlin: „Defying Gravity“ („Wicked“)
Immerhin gab es mit „Defying Gravity“ einen Musicalsong aus „Wicked“ als Zugabe von den beiden Elphaba-Darstellerinnen. Aber wo Patrick Stanke und Sabrina Weckerlin als Gäste bei den „The World of Michael Kunze and Sylvester Levay“-Konzerten in Tokio aufgetreten sind, da wäre „Stanke ohne Strom“ mit Sabrina Weckerlin als Special Guest doch die ideale Gelegenheit gewesen, auch ein Duett auf Japanisch darzubieten. iPhones können bestimmt auch japanische Songtexte speichern. Wer sich einen eigenen Eindruck von „Stanke ohne Strom“ verschaffen möchte, am 21. Mai 2011 besteht dazu im „Musical & Theater Keller2“ im Hofbräukeller München Gelegenheit, am 21. Juni 2011 kehrt die Band wieder nach Wuppertal zurück, dort findet das Konzert diesmal in der Eventlocation „VillaMedia“ statt.

Kommentare

Claudia hat gesagt…
Ich durfte das Konzert selbst erleben und gebe Ihnen Recht, dass der Humor sicher nicht jedermanns Sache ist.

Sie erwähnen selbst die Backstage-Konzerte. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass dort und auch später bei den 1. SoS Konzerten "Wie wird man seinen Schatten los" auf japanisch erklungen sind. Ich bin nicht böse darüber, dass genau dieses klassische Musicalmedley sowie "das französische Lied" aus dem Programm verschwunden sind.

Außerdem waren im Laufe des abends 4 Musicalsongs im Programm enthalten (sofern man Somewhere... mitzählt) und nicht nur das sicherlich bekannte "Defying Gravity".

Außerdem findet das Konzert am 22.05. in München nicht statt. Meiner Meinung nach wird in der Vorschau auch nicht der Eindruck vermittelt, dass es sich um eine Musicalgala handelt. Ich freue mich jedenfalls auf einen erneuten Besuch in Wuppertal!
Nachtschwärmerin :-) hat gesagt…
hallo,
danke für den ausführlichen, informativen bericht.
ein paar kleine ergänzungen hätte ich:
auch "not while i'm around", "somewhere over the rainbow" und "louder than words" sind musical songs... bei "i want to break free" kann man streiten, aber es ist zumindest auch ein song der in "we will rock you" gesungen wird, aber eine musical-gala sollte man tatsächlich nicht erwarten, wer sich ausschließlich musical-songs wünscht und mit rock/pop nichts anfangen kann ist sicherlich falsch - ich persönlich liebe die songauswahl.

in punkto humor geb ich dir recht. das ist geschmackssache. ich mag die spontanität und lockeren sprüche und lustigen ideen sehr gerne! mir macht es jedesmal sehr viel spaß! aber das muss tatsächlich jeder für sich selbst entscheiden.
insgesamt kann man aber sagen, dass das programm bei fast allen zuschauern sehr gut angekommen ist! warst du eigentlich am samstag oder am sonntag da? deine setliste ist da ein bißchen widersprüchlich.

lg, jule
Detlef hat gesagt…
Hallo Claudia,
im Text angekündigte Termine sind nun korrigiert, offensichtlich existiert der Termin am 22. Mai nicht mehr.
Da ich mir SoS das erste Mal angeschaut habe, kann ich zur früheren Songauswahl nichts sagen.
Claudia hat gesagt…
Ok, aufgrund der Vergleiche mit Backstage bzw. dem Hinweis das es damit anfing bin ich davon ausgegangen, dass Sie bereits vorher ein Konzert besucht haben.