Musical Allstars

„Musical Allstars“ – Musikalischer Leiter: Arnim Bartetzky. Drums: Jürgen Peiffer, Bass: Markus Hartmann, Gitarre: Sebastian Dörries, Keyboard 1: Walerie Kühl, Keyboard 2: Jin Urajama, Trompete: Markus Privat, Posaune: Andreas Deichmann, Reeds: Karsten Scheunemann. Mitwirkende: Andreas Bieber, Nigel Casey, Paul Kribbe, Maaike Schuurmans, Cornelia Weber, Maricel. 7. Juni 2010, Grugahalle Essen. „Musical Allstars“ Eine Musical-Gala zum Discountpreis Nachdem die Stage Entertainment den En-suite-Spielbetrieb im Colosseum Theater Essen Ende Juli 2010 einstellen wird, und auch das städtische Theater in Essen kein Musical mehr auf dem Spielplan 2010/2011 stehen hat (es könnten ja sonst u.U. musicalinteressierte Besucher das Theater aufsuchen), hat sich in Essen eine Lücke aufgetan, die man gern schließen möchte. Dafür bieten sich Einzelveranstaltungen geradezu an, und sogar für das Colosseum Theater hat BB Promotion vom 4. bis 16. Januar 2011 die Aufführung des Musicals „Evita“ angekündigt. AB Records, der Veranstalter von „Musical Allstars“, hatte den Haushaltswaren-Discounter KODi für den Kartenvorverkauf gewählt, und bot die Tickets für diese Veranstaltung exklusiv über das Filialnetz dieses Discounters eben zum Discountpreis von 19,95 EUR bei freier Platzwahl an. Ausschlaggebend für diesen Vertriebsweg waren die zusätzlichen Vorverkaufs- und Systemgebühren sowie Versandkosten, die beim Ticketvertrieb über Vermittlungsagenturen anfallen, und dort teilweise sogar erst bei der Buchung konkret ausgewiesen werden. Der ausgewiesene Ticketpreis war der Endpreis, ohne Wenn und Aber. 19,95 EUR sind gegenüber Ticketpreisen im dreistelligen Bereich auf alle Fälle günstig, aber vergleicht man beispielsweise mit der Pfingstgala in Tecklenburg, wo man für 26 EUR Tickets bekommen konnte, so bedarf es doch einer genaueren Analyse. Als Veranstaltungsort hatte man sich die Grugahalle in Essen-Rüttenscheid ausgesucht, die vielen aufgrund der markanten Schmetterlingsform bekannt sein dürfte. Bekannte Musiker wie Bill Haley and His Comets, The Beatles oder die Rolling Stones haben hier bereits Konzerte gegeben.
Grugahalle Essen
Die Halle verfügt bestuhlt über etwa 7.700 Plätze, aber die obere Nordtribüne und einzelne Blöcke der Süd- und Nordtribüne waren verhängt, so dass mit etwa 3.000 Besuchern nicht der Eindruck entstanden ist, die Veranstaltung sei schlecht besucht gewesen. Aufgrund der freien Platzwahl war frühzeitiges Erscheinen erforderlich, um beim Einlass in die Halle um 18.30 Uhr auch wirklich seinen Platz frei wählen zu können. Die freie Platzwahl dürfte aus dem Ticketverkauf über den Discounter resultierten, da dieser ja nicht über vernetztes Kartenverkaufssystem verfügt, das die platzgenau Buchung ermöglicht hätte. Die Mitwirkenden der Gala waren auf den Eintrittskarten aufgedruckt, aber als die Musical-Gala um 20.00 Uhr begann, erschien beim Opening eine mir bis dahin unbekannte Sängerin auf der Bühne. Arnim Bartetzky, der neben der musikalischen Leitung auch durch den Abend führte, klärte in seiner ersten Moderation darüber auf, dass Cornelia Drese krankheitsbedingt leider nicht auftreten könne, und dass mit Cornelia Weber ein adäquater Ersatz gefunden werden konnte, Frau Weber aber erst vor zwei Tagen von ihrem Glück erfahren habe, bei der Gala auftreten zu können. Um es an dieser Stelle vorwegzunehmen: Hätte es Arnim Bartetzky nicht extra erwähnt, es wäre sicherlich niemandem aufgefallen, dass Cornelia Weber erst sehr spät zum Team dazugestoßen ist. Nun hatten Maricel und Andreas Bieber natürlich in Essen quasi ein „Heimspiel“, waren sie doch als Amneris in „Elton John & Tim Rice´s Aida“ und Joseph in „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“ im Colosseum Theater Essen engagiert und haben sich in dieser Zeit in die Herzen des Essener Publikums gespielt. Auch Maaike Schuurmans hat bereits in einer Großproduktion in Essen gespielt, und zwar als Erzählerin in „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“. Aber auch Paul Kribbe und Nigel Casey sind im Rhein-Ruhrgebiet keine Unbekannten: Paul Kribbe hat in Bochum bei „Starlight Express“ die Rolle der Diesellok Greaseball, in Oberhausen im Disney-Musical „Die Schöne und das Biest“ den Kerzenleuchter Lumière und in Düsseldorf in „Miami Nights“ den Roy Fire verkörpert, Nigel Casey war in Düsseldorf als Danny, Kennicke und Vince in „Grease“ sowie als Clifford Bradshaw in „Cabaret“ zu sehen, bevor er von Paul Kribbe in Bochum die Rolle der Diesellok Greaseball übernahm. Dass er das Rollschuhlaufen noch nicht verlernt hat, konnte Nigel Casey im Duett mit Paul Kribbe in „Pumping Iron“ beweisen, das er auf Rollschuhen absolvierte. In einem Andrew Lloyd Webber-Block mit insgesamt neun Titel aus verschiedenen seiner Musicals wurden ausnahmslos Musical-Klassiker dargeboten, die bei keiner Musical-Gala fehlen. In diese Kategorie fallen auch die Songs aus „Elisabeth“, „Les Misérables“ und inzwischen wohl auch „Jekyll & Hyde“. Sicherlich ist die Songauswahl bei Galas am Geschmack des breiten Publikums ausgerichtet, das sich an diesen Klassikern nicht satthören kann, für meinen Geschmack hätten aber durchaus ein paar dem breiten Publikum unbekanntere Songs dabei sein dürfen. Wo Arnim Bartetzky in seiner Moderation schon auf „Love never dies“ von Andrew Lloyd Webber verwiesen hat, wäre es doch schön gewesen, den Titelsong auch zu präsentieren. Möglicherweise wäre ja dem ein oder anderen Zuhörer die Melodie aus „Our kind of love“/„Lieben trotzdem“ aus „The Beautiful Game“ bekannt vorgekommen, schließlich wurde dieses Andrew Lloyd Webber-Musical bereits in Deutschland gezeigt. Setlist des etwa 90-minütigen ersten Teils:
  1. Opening: Maaike Schuurmans: „Let me entertain you“ aus „Gypsy“
  2. Nigel Casey, Paul Kribbe, Maaike Schuurmans: „Sei hier Gast“ aus „Disney´s Die Schöne und das Biest“/Andreas Bieber, Cornelia Weber, Maricel: „Willkommen“ aus „Cabaret“
  3. Maaike Schuurmans, Maricel: „Nur sein Blick“ aus „Jekyll & Hyde“
  4. Cornelia Weber: „Ich hab geträumt vor langer Zeit“ aus „Les Misérables“
  5. Paul Kribbe: „Engel aus Kristall“ aus „3 Musketiere“
  6. Nigel Casey: „Dies ist die Stunde“ aus „Jekyll & Hyde“
  7. Andreas Bieber: „Ich wollte nie erwachsen sein“ aus „Tabaluga & Lilli“
  8. Paul Kribbe: „Starlight Express“ aus „Starlight Express“
  9. Cornelia Weber: „Erinnerung“ aus „Cats“
  10. Maricel, Nigel Casey: „Das Phantom der Oper“ aus „Das Phantom der Oper“
  11. Andreas Bieber: „Wie vom Traum verführt“ aus „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“
  12. Paul Kribbe: „Der Song des King“ aus „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“
  13. Cornelia Weber: „Wein´ nicht um mich Argentinien“ aus „Evita“
  14. Nigel Casey: „Superstar“ aus „Jesus Christ Superstar“
  15. Maaike Schuurmans: „Nur ein Blick“ aus „Sunset Boulevard“
  16. Andreas Bieber: „Schau, was Liebe ändern kann“ aus „Aspects of Love“
  17. Maricel: „Ich gehör nur mir“ aus „Elisabeth“
  18. Cornelia Weber: „Nur für mich“ aus „Les Misérables“
  19. Nigel Casey, Paul Kribbe: „Pumping Iron“ aus „Starlight Express“
  20. „Dirty Dancing“-Block: Maaike Schuurmans: „Yes“/Paul Kribbe, Maaike Schuurmans: „Hungry eyes“/Andreas Bieber, Nigel Casey: „Be my baby“/Cornelia Weber: „This magic moment“/Paul Kribbe, Maricel: „Do you love me“/Andreas Bieber: „A teenager in love“/Nigel Casey, Paul Kribbe: „Hey baby“/Nigel Casey, Cornelia Weber: „(I´ve had) The time of my life“
Im zweiten, kürzeren Teil der Gala lagen die Schwerpunkte auf den beiden Jukebox-Musicals „Ich war noch niemals in New York“ und „We Will Rock You“. Maricel spielte bei „Mein Sinn für Stil“ ihre Entertainer-Qualitäten aus, und Paul Kribbe bot in „Hip to be square“ eine Michael Jackson-Einlage aus „Beated“. Das reguläre Ende des zweiten Teils der Gala war mit dem Titelsong aus „We Will Rock You“ gefühlsmäßig erreicht, bevor er richtig begonnen hatte. Feuerzeuge oder beleuchtete Handys waren bei der ersten Zugabe „We are the Champions“ aber nur vereinzelt zu sehen. Setlist des etwa 60-minütigen zweiten Teils:
  1. Alle: „Ich war noch niemals in New York“-Block: „Schöne Grüße aus der Hölle“/„Aber bitte mit Sahne“/„Ein ehrenwertes Haus“/„Siebzehn Jahr, blondes Haar“/„Vielen Dank für die Blumen“/„Ich war noch niemals in New York“/„Mit 66 Jahren“
  2. Andreas Bieber, Paul Kribbe: „Die Schatten werden länger“ aus „Elisabeth“
  3. Maaike Schuurmans: „Gold von den Sternen“ aus „Mozart!“
  4. Maricel: „Mein Sinn für Stil“ aus „Aida“
  5. Nigel Casey: „The Ballad of Mack the Knife“ aus „The Threepenny Opera“
  6. Paul Kribbe: „Hip to be square“ aus „Miami Nights“
  7. Cornelia Weber: „Somebody to love“ aus „We Will Rock You“
  8. „We Will Rock You“-Block: Alle: „I want it all“/„Radio Ga Ga“/Andreas Bieber: „I want to break free“/Alle: „We Will Rock You“/„We are the Champions“
  9. Alle: „There´s No Business Like Show Business“ aus „Annie Get Your Gun“
Auf den Eintrittskarten war zu lesen: „Die Musical-Gala mit den Highlights aus 25 Musicals!“. Wer aufmerksam mitgezählt hat, kommt mit „Dirty Dancing – das Original Live on Stage“ (eine Musik- und Tanzshow, die auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1987 basiert) auf insgesamt 24 Musicals. Bitte selbst davon überzeugen! Was natürlich bei einer Veranstaltungsdauer von 2 Stunden 50 Minuten durchaus zu verschmerzen ist. Das „fehlende“ 25. Musical ist dem krankheitsbedingten Ausfall von Cornelia Drese zum Opfer gefallen, sie hätte noch „New York, New York“ aus dem Musical „On the Town“ präsentiert, was aber durch „Somebody to love“ aus „We Will Rock You“ ersetzt wurde. Ein direkter Vergleich mit der Pfingstgala in Tecklenburg fällt ein wenig schwer, haben sich doch die Freilichtspiele Tecklenburg in den letzten Jahren als Musical-Freilichtbühne erster Güte etabliert, und die Gäste reisen zur Pfingstgala sogar aus dem benachbarten Ausland an. Arnim Bartetzky tourt nun schon seit geraumer Zeit erfolgreich mit seinen Musical-Galas unter dem Namen „Musical Hautnah“ und „Musical Allstars“ durch die Lande, und mit „Discountpreisen“ trifft er offensichtlich den Nerv der Zeit. Beide Veranstaltungen richten sich in erster Linie an ein breites Publikum aus der näheren Umgebung, und in beiden Fällen wird zugunsten einer hohen Qualität auf bewährte Spitzenkräfte gesetzt, die bereits vor der Veranstaltung bekannt waren. Meine Empfehlung: Bei den genannten Preisen kann man getrost beide Veranstaltungen besuchen, man kommt zweimal in den Genuss namhafter Bühnendarsteller, und hat obendrein gegenüber dem Besuch einer Show mit Ticketpreisen im dreistelligen Bereich noch gespart. Was will man mehr?
Maricel
Andreas Bieber
Paul Kribbe

Kommentare

Detlef hat gesagt…
Am 8. Januar 2011 wird es erneut „Musical Allstars“ in der Grugahalle Essen geben, dieses Mal sind Martin Berger, David Michael Johnson, Paul Kribbe, Maricel, Maaike Schuurmans und Roberta Valentini mit von der Partie. Am Preis und Vertriebsweg für die Eintrittskarten hat sich nichts geändert.
Detlef hat gesagt…
Hier geht es zum Blogeintrag über die Veranstaltung am 8. Januar 2011.