Sanierung der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg

Alles muss raus!

Außenansicht der historischen Zinkfabrik Altenberg des LVR-Industriemuseums

Die 1854 gegründete Zinkfabrik Altenberg war einer der ältesten metallverarbeitenden Betriebe in Oberhausen. Bis zur Schließung 1981 wurden hier überwiegend Zinkbleche her­ge­stellt. Nach dem Abriss der Anlagen sollten Wohnungen und Büros auf der ehemaligen Fabrikfläche entstehen. Doch die Stadt Oberhausen änderte ihre Planungen. In den Räumen der Fabrik entstand ein Bürgerzentrum. Auch ein Museum sollte hier einziehen. 1984 übernahm das LVR-Industrie­museum die Hauptgebäude der Fabrik. Nach der Beseitigung aller Umwelt­lasten auf dem Gelände eröffnete 1997 die Ausstellung „Schwerindustrie“ in der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg.

Baustellenschild

Um die Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg sanieren und umgestalten zu können, wurde die Dauerausstellung am 29. April 2018 geschlossen, die Sonderausstellung „Energiewenden – Wendezeiten“ war nach Verlängerung bis zum 20. Dezember 2018 im ehemaligen Sonderausstellungsbereich zu sehen. Zu der Zeit war noch die Rede davon, dass der erste Teilabschnitt der neuen Dauerausstellung im Herbst 2020 eröffnet werden und die komplette Neugestaltung der Dauerausstellung bis Mitte 2021 abgeschlossen sein soll. Ein Jahr später hat sich die „Vision 2020 für das LVR-Industriemuseum“ zwar nicht vollends in Luft aufgelöst, aber auf die Frage nach der Eröffnung der neuen Dauerausstellung ist nunmehr von Herbst 2024 die Rede.

Innenansicht der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg

Wirft man einen Blick in die Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg, so wird sofort klar, dass es bis zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung noch ein weiter Weg ist. Im Rahmen des Umbaus der Walzhalle wurde am 5. & 6. Juli 2022 der Dampfschmiedehammer aus der Ausstellung „Schwerindustrie“ demontiert und in Einzelteilen aus der Halle gehoben. Der Dampfhammer muss seinen alten Standort in der Halle verlassen und soll im Spätsommer an seinem neuen Platz in der Ausstellungshalle wieder aufgestellt werden. Er wird in der neuen Dauerausstellung wiederum einen prominenten Platz einnehmen.

Zwei-Ständer Dampf-Schmiedehammer der Bauart Nasmyth mit 6 Tonnen Schlaggewicht, um 1900, J. Banning, Hamm, Gewicht 53,4 Tonnen

Bei dem Dampfschmiedehammer handelt es sich um einen Zwei-Ständer-Dampf-Schmiedehammer, der von der Firma J. Banning AG aus Hamm i. W. Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt worden ist. Er diente früher beim Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation der Herstellung von großen Schmiedestücken wie Achsen, Wellen oder Rädern. Später gehörte das Bochumer Werk zur Vereinigte Schmiedewerke GmbH, von der das LVR-Industriemuseum den Hammer 1989 übernommen hat.

Zwei-Ständer Dampf-Schmiedehammer der Bauart Nasmyth mit 6 Tonnen Schlaggewicht, um 1900, J. Banning, Hamm, Gewicht 53,4 Tonnen

Der Dampfschmiedehammer hat ein Gesamtgewicht von ca. 53 Tonnen und ist 9 Meter hoch und fast 8 Meter breit. Seine Schlagkraft betrug 6 Tonnen. Eine erfahrene Schmiedemannschaft konnte mit diesem Hammer sehr präzise Räder oder Wellen herstellen. Die Mannschaft bestand aus bis zu 12 Personen, je nach der Größe des Schmiedestücks.
Teleskop-Mobilkran vor der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg

Die Arbeiten wurden vom Duisburger Restaurierungsatelier „Die Schmiede“ ausgeführt, das bereits 1997 bei der Einrichtung der ehemaligen Dauerausstellung involviert war und immer dann zur Stelle ist, wenn es technisches Kulturgut wie beispielsweise die Dampflokomotive „La Tortuga“ von Wolf Vostell vor dem Theater Marl zu restaurieren oder außergewöhnliche Aufgaben zu bewältigen gibt wie beispielsweise das eine halbe Tonne schwere Drehgestell der Wuppertaler Schwebebahn, den ebenfalls mehr als eine halbe Tonne schweren „Eisernen Reinoldus“ aus Dortmund oder die 2.270 Kilogramm schwere 15-cm-schwere Feldhaubitze aus Koblenz – allein das Rohr hat eine Länge von 226,5 cm – für die Ausstellung „1914 – Mitten in Europa“ in die Mischanlage der Kokerei Zollverein zu hieven oder „The Burning Supper“ (360 × 605 × 40 cm) von Julia Bornefeld im Seitenschiff der Kreuzeskirche aufzuhängen.

Der Zylinder des Dampfschmiedehammers wird mithilfe eines Teleskop-Mobilkrans aus der Walzhalle gehoben

Als erstes wurde der Zylinder des Dampfschmiedehammers mit der Kolbenstange mithilfe eines Teleskop-Mobilkrans durch das Dach der Walzhalle gehoben, aber wie gewöhnlich steckt der Teufel im Detail: Der Zylinder wollte sich nach der langen Standzeit zunächst nicht von den beiden Ständern trennen, und wie sich schließlich herausstellte, wog das Teil 8 Tonnen mehr als die aus den technischen Daten ersichtlichen 5,5 Tonnen.

Der Zylinder des Dampfschmiedehammers wird mithilfe eines Teleskop-Mobilkrans aus der Walzhalle gehoben

Der Zylinder des Dampfschmiedehammers ist wohlbehalten vor der Walzhalle angekommen

Kolbenstange und Zylinder des Dampfschmiedehammers

Fahrmischer und Betonpumpe in der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg

Auch an anderer Stelle tat sich etwas in der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg: An der Nordwestwand wurde mithilfe einer Betonpumpe Beton in die vorbereiteten Verschalungen gepumpt. Das Betonieren der neuen Bodenplatte steht jedoch noch aus.

Nordwestwand der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg

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