„Songs für Nobodies“


„Songs für Nobodies“ – Musik, Lyrics: verschiedene; Libretto: Joanna Murray-Smith; Deutsche Bearbeitung: John und Peter von Düffel; Inszenierung: Stefan Huber; Ausstattung: Heike Seidler; Musikalische Leitung: Patricia M. Martin. Darstellerin: Susanne Eisenkolb (Beatrice Ethel Appleton, Garderobenfrau/Judy Garland, Pearl Avalon, Platzanweiserin/Patsy Cline, Edie Delamont, Bibliothekarin/Edith Piaf, Too Junior Jones, Nachwuchsjournalistin/Billie Holiday und Orla Mc Donagh, Kindermädchen/Maria Callas). Klavier: Patricia M. Martin, Kontrabass und Cello: Geneviève O’Driscoll, Schlagzeug: Jonathan Schierhorn/Jan Helten. Uraufführung: 5. November 2010, Melbourne Theater Company, Melbourne, Australien. Deutschsprachige Erstaufführung: 2. September 2021, Theater im Rathaus, Essen.



„Songs für Nobodies“


Deutschsprachige Erstaufführung am Theater im Rathaus Essen


In fünf Monologen, die die australische Schriftstellerin Joanna Murray-Smith zunächst eigens für die australische Schauspielerin und Sängerin Bernadette Robinson geschrieben hat, erzählt das Sprechtheaterstück mit Musik „Songs for Nobodies“ von fünf ganz gewöhnlichen Frauen und deren fiktiven Begegnungen mit den fünf berühmten Sängerinnen Judy Garland, Patsy Cline, Edith Piaf, Billie Holiday und Maria Callas. Es wurde am 5. November 2010 in Melbourne uraufgeführt, Bernadette Robinson wurde 2012 für „Songs für Nobodies“ für einen Helpmann Award for Best Female Actor in a Play nominiert, Cate Blanchet hat den Award 2012 für ihre Darstellung der Lotte in „Big and Little“ gewonnen. Vom 10. Januar (mit Previes ab 7. Januar) bis 23. Februar 2019 reüssierte Bernadette Robinson mit „Songs for Nobodies“ am Ambassadors Theatre im Londoner West End, das Stück wurde für einen Laurence Olivier Award in der Kategorie Best Entertainment and Family nominiert.

Rathaus Essen

Susanne Eisenkolb hatte Theaterleiter René Heinersdorff während des Pandemie-bedingten Shutdowns gefragt, ob sie am Theater im Rathaus arbeiten könne, schließlich stand das Theater leer, und so erlebt „Songs für Nobodies“ mit Susanne Eisenkolb nun als erste Produktion nach dem Shutdown ihre Deutschsprachige Erstaufführung auf der Studiobühne im Erdgeschoss des 1979 eingeweihten Rathauses in Essen. Musical-Regisseur Stefan Huber zeichnet für die Inszenierung und – gemeinsam mit Angela Kroll – für die stimmungsvolle Beleuchtung verantwortlich, Folkwang-Professorin Patricia M. Martin konnte für die Musikalische Leitung gewonnen werden.

Die einzelnen Monologe kann man sich etwa so vorstellen, dass beispielsweise die junge Nachwuchsjournalistin Gwendolyn Jones, von allen nur Too Junior Jones genannt, die Chance bekommt, ein Interview mit der US-amerikanischen Jazzsängerin Billie Holiday (* 7. April 1915 in Philadelphia als Eleanora Fagan, † 17. Juli 1959 in New York City) zu führen, die erst nach einem Wutausbruch von Too Junior zu reden beginnt. Susanne Eisenkolb schlüpft dabei wechselweise in beide Rollen, und gibt auch die beiden Songs „Strange Fruit“ (Musik & Liedtext Abel Meeropol), mit dem Billie Holiday Weltruhm erlangte, und „Ain’t Nobody’s Business If I Do“ (Porter Grainger, Everett Robbins) zum Besten. Die übrigen vier Monologe laufen nach einem ganz ähnlichen Muster ab. Susanne Eisenkolb steht in „Songs für Nobodies“ 90 Minuten ohne Unterbrechung auf der minimalistisch ausgestatten Bühne und lässt die fünf längst verstorbenen Sängerinnen mit ihren Songs und im Dialog mit ganz gewöhnlichen Frauen wieder zum Leben erwachen.

Noch ein paar Worte zu den Randbedingungen für den Besuch im Theater im Rathaus Essen. Dort hält man sich akribisch an die Coronaschutzverordnung der Landes Nordrhein-Westfalen in der Fassung vom 17. August 2021 und gewährt nur immunisierten und getesteten Personen Zutritt zu den Aufführungen, also auch falsch-negativ Getesteten mit der Delta-Variante. Mit der sogenannten 3G-Regel wird auf den Mindestabstand im Auditorium verzichtet. Weiterhin wird auch auf die Maskenpflicht während der Aufführung am Platz verzichtet. Der größte Teil der Theaterbesucher scheint sich auch der Gefahr durch falsch-negativ Getestete mit der Delta-Variante nicht bewusst zu sein: In Essen beträgt der Anteil der vollständig Geimpften an der Bevölkerung gerade einmal 58,0 % (Stand 2. September 2021), d. h. 42,0 % der Bevölkerung sind nicht vollständig geimpft und müssten sich für einen Theaterbesuch testen lassen. Beim Antigen-Schnelltests liegt der Anteil der falsch-negativen Ergebnisse bei der Delta-Variante im Prozentbereich, was wiederum bedeutet, dass bei 288 möglichen Theaterbesuchern – wovon statistisch 121 nicht vollständig geimpft sind – die Wahrscheinlichkeit recht hoch ist, dass sich darunter ein falsch-negativ Getesteter befindet. Wenn ich mir nun vorstelle, dass diese Person ohne Maske unmittelbar neben mir sitzt und in meine Richtung ausatmet, so braucht sich gar keine hohe Aerosolkonzentration zu bilden, ich atme die ausgeatmeten Viren des Sitznachbarn unmittelbar ein, und das anderthalb Stunden lang.

Um meine Laune noch vor Vorstellungsbeginn auf den Tiefpunkt zu befördern, wurde obendrein mein vom RKI ausgestelltes Impfzertifikat am Einlass angezweifelt, das im Red Dot Design Museum vor zwei Tagen durch Scannen des QR-Codes problemlos anerkannt wurde. Ich solle meinen Impfausweis vorweisen, den ich daheim sicher aufbewahre, schließlich gibt es dafür das vom RKI ausgestellte Impfzertifikat… Ich verkneife mir an dieser Stelle jeglichen Kommentar, nicht ohne ein Dislike! zu hinterlassen. Ich gehe davon aus, dass dies bei Folgevorstellungen nicht mehr passieren wird.

„Songs für Nobodies“ steht mit insgesamt 22 Vorstellungen bis 3. Oktober 2021 auf dem Spielplan.

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