„Das zerbrechliche Paradies“

Ausstellung über die bewegte Klimageschichte unseres Planeten und den Einfluss des Menschen auf seine Umwelt im Gasometer Oberhausen

Gasometer Oberhausen

Nach fast zweijähriger Sanierungsphase wird der Gasometer Oberhausen am 1. Oktober 2021 mit der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ wiedereröffnet. 16,4 Millionen Euro soll die Sanierung am Ende gekostet haben, lediglich 13 Pozent mehr als die ursprünglich veranschlagten 14,5 Millionen Euro. Restarbeiten wie das Anbringen der Treppen zwischen den Umläufen an der Außenhülle des Gasometers sowie der Ausbläser und Geländer müssen noch erledigt werden, doch bis zum 1. Oktober soll alles an Ort und Stelle sein.

„Das zerbrechliche Paradies“, „Die geballte Kraft der Natur“ von Giuseppe Mario Famiani, Vulkan Ätna, Sizilien, Italien. © Giuseppe Mario Famiani

Die neue Ausstellung dokumentiert breit gefächert Spannungen zwischen überbordender Schönheit und erschreckender Zerstörung unserer Heimat. „Dafür haben wir mit großer Sorgfalt mehr als 100 preisgekrönte Fotografien, aufwühlendes Filmmaterial und originale Exponate aus den vergangenen 180 Millionen Jahren usammengetragen“, erzählt Jeanette Schmitz. Die Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH freut sich auf viele Besucher:innen: „Endlich können wir unseren Gästen die neue Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ mit all ihren mitreißenden Facetten präsentieren – so auch unsere virtuellen Welten und natürlich das absolute Highlight: die imposante Erdkugel.“

„Das zerbrechliche Paradies“, „Vulkanopfer aus Pompeji“, Gipsabguss eines etwa 3 bis 4 Jahre alten Kindes. Leihgeber: Parco Archeologico di Pompei, Fundort: Casa del Bracciale d’oro (Haus des goldenen Armreifs, Nummer VI 17, 42)

Der Klimawandel ist da

Menschengemachte Umweltkatastrophen sind längst nicht mehr wegzureden. Die Anzahl extremer Wetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen, Erdrutsche, Hitzewellen und Waldbrände auf der ganzen Welt hat sich seit den 1990er-Jahren nahezu verdoppelt. „Das zerbrechliche Paradies“ spiegelt diese beängstigend aktuellen Ereignisse, führt den Raubbau des Menschen an Umwelt und Tieren vor Augen und erinnert an unsere Pflicht zum aktiven Handeln. Denn es gibt Hoffnung: Internationale Protestbewegungen finden regen Zulauf, besonders bei jüngeren Menschen, und alternative Energieformen decken bereits über die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland ab.

„Das zerbrechliche Paradies“, „Spur der Verwüstung“ von Parker Deen, Bay St. Louis, Mississippi, USA (nach Hurrikan Katrina am 29. August 2005). © Parker Deen

Exemplarisch für klimaschonende Energiegewinnung steht „Noor“, der weltgrößte Solarkomplex mitten in der Wüste Nordafrikas. Zusätzlich widmet sich „Das zerbrechliche Paradies“ Projekten wie dem sogenannten „Bosco Verticale“, einem an Hauswänden senkrecht wachsenden Großstadt-Dschungel in Mailand oder der „Grünen Mauer Afrikas“, die Klimaschutz mit sozialen Konzepten vereint.

„Das zerbrechliche Paradies“, Blick in die Ausstellung

Aber „Das zerbrechliche Paradies“ blickt auch vor die eigene Gasometer-Haustür. Mehr als 100 Jahre lang diente die Emscher als Abwasserlauf für das Ruhrgebiet und konnte sich des Titels „schmutzigster Fluss Deutschlands“ rühmen. Nach dem Ende des Bergbaus begann die Emschergenossenschaft mit der aufwändigen Renaturierung und konnte so in den vergangenen 30 Jahren einer einst idyllischen Flusslandschaft wieder Leben einhauchen. Professor Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, erläutert dazu: „Unser Beitrag in der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer Oberhausen spiegelt eine konkrete Utopie. Er zeigt nicht nur die Einbetonierung eines sich einst wild durch die Landschaft schlängelnden Flusses zu einer Abwasserrinne, sondern auch seinen Wandel zu einem neuen blau-grünen Raum der Möglichkeiten. Ein Wandel, der mit einer erheblichen Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Menschen im Revier einhergeht. Die neue Emscher – sie kommt!“.

„Das zerbrechliche Paradies“, Blick in die Ausstellung

„Das zerbrechliche Paradies“, Blick in die Ausstellung

„Das zerbrechliche Paradies“, Blick in die Ausstellung

„Das zerbrechliche Paradies“, „Naturkräfte“. © Mike Olbinski

„Das zerbrechliche Paradies“, „Naturkräfte“. © Mike Olbinski

„Das zerbrechliche Paradies“, Urzeitliche Gliederfüßer, Trilobiten aus dem Raum St. Petersburg in Russland, 465 Millionen Jahre

„Das zerbrechliche Paradies“, Eier von Oviraptosauriern, China, Provinz Henan, 83–66 Millionen Jahre

Multimedial mittendrin

Einen direkten und multimedialen Zugang zu klimarelevanten Informationen bietet die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ mit dem Einsatz modernster Technik. Als lebensechte Hologramme berichten vier internationale Expert:innen über Klimaveränderungen und die Zukunft unserer Erde. Eine wohl einmalige Gelegenheit etwa dem deutschen Gesicht von „Fridays for Future“, Luisa Neubauer, oder dem Umweltwissenschaftler Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker Auge in Auge gegenüberzustehen.

„Das zerbrechliche Paradies“, „Der größte Lebensraum der Erde“ von Ben Thouard, Teahupoo, Tahiti, Französisch-Polynesien. © Ben Thouard

Wie eine Vampirfledermaus rasant durch die Lüfte flattern oder als knallbunter Pfeilgiftfrosch in einer Landschaft aus Felsen und üppiger Vegetation herumhüpfen? Diesen immens spannenden Blickwechsel ermöglicht eine furiose 3D-Reise in den Nationalpark Tumucumaque im Nordosten Brasiliens.

„Das zerbrechliche Paradies“, „Verstörendes Symbol“ von Justin Hofman, gelbes Ästuarenseepferdchen (Hippocampus kuda), Sumbawa Besar, Insel Sumbawa, Indonesien. © Justin Hofman

„Das zerbrechliche Paradies“, „Gletscherschmelze“, Gletscherarchiv München, Pasterze am Großglockner, Nationalpark Hohe Tauern, Österreich. © Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung

„Das zerbrechliche Paradies“, „Kö-Bogen II“, Ingenhoven architects, Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland. © Ingenhoven architects/HGEsch Photography

„Das zerbrechliche Paradies“, Globus „Wolkenlos“

Stickoxide, die Rodung großer Urwälder, Ölverschmutzungen im Meer oder die Visualisierung des Ozonlochs – die zwanzig beleuchteten Globen auf der mittleren Etage des Gasometer Oberhausen zeigen Ergebnisse langfristiger Analysen der Erdbeobachtung durch spezialisierte Satelliten. Anschaulich und zum Anfassen lädt „Das zerbrechliche Paradies“ damit nicht nur zur ganz persönlichen Erkundung unseres Heimatplaneten ein, sondern bietet einen völlig neuen Blick auf die Erde, wie ihn auch Astronauten so nicht kennen.

„Das zerbrechliche Paradies“, Globus „Klimamotor“

Panoramablick auf die Erdkugel

Normalerweise sitzen Wettersatelliten in der ersten Reihe, wenn es um den besten Bick auf die Erde geht. Im Gasomter Oberhausen kann jeder Besucher diesen ganz speziellen Blick auf den blauen Planeten werfen: Im 100 Meter hohen Luftraum des Industriedenkmals schwebt eine Erdkugel mit 20 Metern Durchmesser als Höhepunkt der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“, deren technische Realisierung durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Intermediate Engineering und geo · Die Luftwerker („Der größte Mond auf Erden“) erfolgt ist.

„Das zerbrechliche Paradies“, Erdskulptur im Gasometer Oberhausen

Das Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat fleißig Satellitendaten gesammelt: von Wolken, Flugzeug- und Schiffsbewegungen, Meeresoberflächen und Meerestiefen, am Tag und in der Nacht. Nils Sparwasser, Projektleiter beim DLR, erläutert die schiere Menge an Daten: „Kein einzelner Satellit ist in der Lage, eine solche Sicht zu liefern, wie sie im Gasometer zu bestaunen ist. Allein die Möglichkeit, Taifune und Hurrikans rund um den Globus zu verfolgen, erfordert die Kombination von einem Dutzend verschiedener Datensätzen. Als Quelle nutzen wir Empfangsstationen in der ganzen Welt, von der Arktis bis zur Antarktis, aber natürlich auch in Deutschland. So etwa in Oberpfaffenhofen oder Neustrelitz“.

„Das zerbrechliche Paradies“, Erdskulptur im Gasometer Oberhausen

„Das zerbrechliche Paradies“, Erdskulptur im Gasometer Oberhausen

Erdskulptur im Gasometer Oberhausen

Die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ wird ab dem 1. Oktober 2021 bis 30. Dezember 2022 dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr – an Feiertagen und in den NRW-Ferien auch montags – geöffnet sein. Tickets können online (zzgl. Vorgangspauschale) oder direkt vor Ort an der Tageskasse erworben werden. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 11 Euro, ermäßigt 8 Euro. Kinder bis 5 Jahre haben freien Eintritt. Familien (2 Erwachsene und max. 5 Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren) zahlen 27 Euro. Weitere Infotmationen unter www.gasometer.de.

„Das zerbrechliche Paradies“, Erdskulptur im Gasometer Oberhausen

Der Besuch des Gasometers ist momentan ausschließlich für Genesene, Geimpfte und Getestete möglich. Es dürfen sich bis zu 2.000 Besucher gleichzeitig in der Ausstellung aufhalten. Die Aufzüge dürfen von maximal fünf Personen gleichzeitig genutzt werden. Wer das Dach des Gasometers besuchen möchte, sollte sich zuvor über die Infektionsgefahr in Fahrstühlen informieren und womöglich nach eigenem Ermessen die Treppe nutzen.

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