„In the Heights“


„In the Heights“ – nach dem gleichnamigen Musical von Lin-Manuel Miranda (Musik, Texte) und Quiara Alegría Hudes (Buch); Drehbuch: Quiara Alegría Hudes; Musik: Alex Lacamoire, Lin-Manuel Miranda, Bill Sherman; Regie: Jon M. Chu; Choreografie: Christopher Scott; Kamera: Alice Brooks; Set Decoration: Andrew Baseman; Kostümdesign: Mitchell Travers. Darsteller: Anthony Ramos (Usnavi de la Vega), Melissa Barrera (Vanessa Morales), Leslie Grace (Nina Rosario), Ariana Greenblatt (junge Nina), Ariana S. Gómez (zwöfjährige Nina), Corey Hawkins (Benny), Olga Merediz („Abuela“ Claudia), Jimmy Smits (Kevin Rosario), Gregory Diaz IV (Sonny de la Vega, Usnavis Cousin), Daphne Rubin-Vega (Daniela), Stephanie Beatriz (Carla), Dascha Polanco (Cuca), Noah Catala (Graffiti Pete), Lin-Manuel Miranda (Piragüero), Mateo Gomez (Alejandro, ein Anwalt und Freund der Familie de la Vega), Marc Anthony (Gapo de la Vega, Sonnys Vater), Olivia Perez (Iris de la Vega, Usnavis and Vanessas Tochter), Christopher Jackson (Mr. Softee Fahrer) u. v. a.; Weltpremiere: 4. Juni 2021, Los Angeles Latino International Film Festival, TCL Chinese Theater in Hollywood. Veröffentlichung: 10. Juni 2021 in den amerikanischen Kinos und auf HBO Max. Kinostart in Deutschland: 22. Juni 2021. 143 Minuten, FSK 6.



„In the Heights“


Das Hip-Hop- & Latin-Musical von Lin-Manuel Miranda auf der großen Leinwand


„In the Heights“ spielt in den Washington Heigths, ein Stadtviertel von New York City im äußersten Norden der Insel Manhattan, das seit den 1970er-Jahren größtenteils von Einwanderern aus der Karibik, der Dominikanischen Republik, Kuba, Chile oder Puerto Rico geprägt ist. Im zweiten Jahr seines Studiums an der Wesleyan University begann Lin-Manuel Miranda (* 1980 in Washington Heigths, New York City) die Arbeit an „In the Heights“, das nach Tryouts am Eugene O’Neill Theater Center in Waterford, Connecticut und off-Broadway am 37 Arts Theatre am 9. März 2008 am Richard Rodgers Theatre seine Broadway-Premiere feierte und bis 9. Januar 2011 mit 1.184 regulären Vorstellungen gespielt wurde. Die Broadway-Produktion wurde 2008 mit vier Tony Awards als „Bestes Musical“, für die „Beste Originalmusik“, „Beste Choreografie“ und „Beste Orchestrierung“ ausgezeichnet und 2009 für den Pulitzer-Preis in der Kategorie „Drama“ nominiert. Am 3. Juni 2019 begannen die Dreharbeiten für die Verfilmung in den Washington Heigths, u. a. an der Kreuzung 175th Street and Audubon Avenue, die George-Washington-Brücke über den Hudson River, die Manhattan mit New Jersey verbindet, diente als Filmkulisse. Der Film sollte ursprünglich am 26. Juni 2020 in die US-Kinos kommen, der Kinostart in Deutschland war am 6. August 2020 geplant. Aufgrund der COVID-19-Pandemie hat sich der Kinostart „ein wenig“ verzögert. Eine Neuverfilmung der „West Side Story“ von Steven Spielberg sollte ursprünglich am 18. Dezember 2020 in die US-Kinos kommen, die Veröffentlichung wurde auf den 10. Dezember 2021 verschoben.

Usnavi de la Vega erzählt vier Kindern am Strand eine Geschichte aus Washington Heights: Usnavi (angeblich gab der uneheliche Vater seinem Sohn den Namen, nachdem er ein Schiff mit der Aufschrift US Navy gesehen hatte) gehört eine Bodega im Stadtteil Washington Heights an der George-Washington-Brücke, er träumt von einer Rückkehr zu seinen Wurzeln in die Dominikanische Republik. Als ihn der Anwalt und Freund der Familie Alejandro darüber informiert, dass die ehemalige Strandbar seines Vaters in der Dominikanischen Republik zum Verkauf steht, könnte dieser Traum in Erfüllung gehen. Zu seinen Nachbarn gehört die alte „Abuela“ Claudia, die ihn praktisch aufgezogen hat, als seine Eltern gestorben sind, als er noch ein Kind war. Usnavi ist heimlich in Vanessa verliebt, die auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung und einer stabilen Beziehung ist. Neben der Bodega befindet sich Danielas Schönheitssalon, in dem neben Vanessa auch Carla und Cuca arbeiten. Gegenüber liegt der Limousinen-Service von Kevin Rosario. Seine Tochter Nina studiert an der Leland Stanford Junior University, kehrt nach Washington Heights zurück und erklärt ihrem Vater, dass sie die Studiengebühren nicht mehr bezahlen könne. Obendrein liebt sie Kevins Assistenten Benny. Am Abend vor dem Unabhängigkeitstag gibt es einen Stromausfall, möglicherweise durch die große Hitze verursacht. Der plötzliche Tod von „Abuela“ Claudia ändert alles, denn die alte Dame hatte bei Usnavi ein Lotterielos gekauft, das 96.000 Dollar gewonnen hat. Genug, um von einem besseren Leben an einem anderen, schöneren Ort zu träumen… Wer das Bühnenmusical kennt, in dem Usnavi am Ende über eine Zukunft mit Vanessa nachdenkt, wird im Film die Auflösung dieser Frage erfahren.

Da der Musicalfilm bereits vor mehr als einem Monat in den USA veröffentlicht wurde, gibt es bereits Hunderte von Besprechungen im Netz zu lesen, da macht es nur wenig Sinn, dem eine weitere hinzuzufügen. Wer mit Filmmusicals nichts anfangen kann, ist auch bei „In the Hights“ falsch, denn dort fangen die Darsteller*innen alle naselang an zu singen, obendrein wird unvermittelt auf einer Straßenkreuzung, im Highbridge Pool und sogar – entgegen den Regeln der Schwerkraft – auf einer Hausfassade getanzt (Choreografie: Christopher Scott). Wem das Bühnenmusical gefallen hat, dem sei der Musicalfilm wärmstens ans Herz gelegt. Der Score mit einem Mix aus Hip-Hop, Rap und Salsa dürfte den Film allerdings zu einem Nischenprodukt machen, da er überwiegend junges Publikum anspricht, und das Sujet interessiert womöglich überwiegend weibliches Publikum.

Bedauerlichweise lief der Film in Essen nur in einem Multiplex-Kino, in dem obendrein kein Nachweis für GGG erforderlich war und man beim Verlassen des Kinosaals bereits den Zuschauern der nächsten Vorstellung in die Arme lief. Und nein, ich habe nicht das Filmende verschlafen, sondern ich habe mir lediglich die Szene nach dem Abspann angesehen, in der der Truck von Mr. Softee seinen Geist aufgibt und Lin-Manuel Miranda, der am Broadway die Rolle von Usnavy gespielt hat, als Piragüero seinen Sieg mit einer Preiserhöhung um einen Dollar feiert. In diesem Multiplex-Kino sind augenblicklich fast alle Filme für 5,99 € zu sehen, nur nicht „In the Hights“, dafür sind die Tickets um die Hälfte teurer. Die Auslastung war am ersten Spieltag so gering, dass ich vermute, dass der Film schon bald wieder vom Spielplan verschwinden wird.

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