August und Elisabeth Macke: Mehr als nur ein Liebespaar

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster

Münster mit einer stabilen 7-Tage-Inzidenz unter 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen könnte vielen Menschen in Nordrhein-Westfalen augenblicklich wie das Land erscheinen, in dem Milch und Honig fließen. Doch für viele Aktivitäten wie Kino-, Theater- oder Restaurantbesuche, die aufgrund der COVID-19-Pandemie lange Zeit gar nicht möglich waren, ist auch in Münster ein negativer Coronatest erforderlich. Museumsbesuche bilden beinahe die rühmliche Ausnahme, die sind auch ohne vorherigen Coronatest möglich. Selbst wenn plötzlich ein Grenzwert von 20 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen vom Himmel fiele, Münster liegt seit 19. Mai ohne Unterbrechung darunter. Gute Voraussetzungen für die Eröffnung der Ausstellung „August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“.

LWL-Museum für Kunst und Kultur, Aegidiimarkt

Elisabeth Macke (* 11. Mai 1888 in Bonn als Elisabeth Gerhardt; † 17. März 1978 in Berlin) ist als Frau des Künstlers mit Hut bekannt – so hat August Macke (* 3. Januar 1887 in Meschede, † 26. September 1914 bei Perthes-lès-Hurlus, Champagne) seine Frau portraitiert – sie war Muse und Modell. Vom 28. Mai bis 5. September 2021 zeigt die Ausstellung „August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“ den Besucher:innen im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster Elisabeth Macke in einem neuen Licht. Ihr ist es zu verdanken, dass August Macke bis heute wegen seiner farbstarken und individuellen Kompositionen einer der berühmtesten deutschen Expressionisten ist. Gleichzeitig läuft im Kunstmuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Familienausstellung „August und das Zirkuspferd“ über die Formen- und Farbenwelt August Mackes.

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Frau des Künstlers mit Hut, 1909, LWL Museum für Kunst und Kultur

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Vier Kopfstudien Elisabeths, 1912, LWL-Museum für Kunst und Kultur

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, Blick in die Ausstellung

„Die Ausstellung über das Paar richtet ihr Augenmerk erstmals nicht alleine auf die Kunst August Mackes, sondern stellt auch seine Frau Elisabeth ins Zentrum“, so LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. „Als vielseitig interessierte und talentierte Frau stellte sie nützliche Kontakte her und managte den Verkauf der Kunstwerke – auch lange nach dem frühen Kriegstod Mackes 1914. Sie war die einflussreiche Frau hinter dem Künstler.“

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, Blick in die Ausstellung

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Sitzender weiblicher Akt, 1913, LWL-Museum für Kunst und Kultur

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Selbstbildnis, 1906, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Leihgabe aus Privatbesitz

Zu Beginn der Ausstellung im LWL-Museum für Kunst und Kultur bekommen die Besucher:innen einen Einblick in die innige Beziehung zwischen August und Elisabeth Macke, die sich schon in Jugendjahren auf dem Schulweg kennen- und lieben lernten. In über 200 Gemälden und Skizzen hat August seine Frau festgehalten. Den Besucher:innen erwartet ein spannender Einblick in das gemeinsame Leben des Künstlerpaares und ihre Stationen.

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Studie Helmuth Macke, 1908, LWL-Museum für Kunst und Kultur

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Sophie Gerhardt in ganzer Figur (Porträtstudie Sophie Gerhardt), 1908, LWL-Museum für Kunst und Kultur, Leihgabe aus Privatbesitz

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Mädchen am Brunnen, 1013, LWL-Museum für Kunst und Kultur

Das vielfältige Netzwerk, das sich die Mackes aufgebaut hatten, reichte von der Familie Elisabeths bis hin zu den Kreisen des Blauen Reiters. Nicht nur August Macke und Franz Marc waren miteinander befreundet, sondern auch Elisabeth Macke und Maria Marc verband eine lebens-lange Freundschaft. Elisabeth Macke inspirierte ihren Mann nicht bloß zu Gemälden von Modegeschäften, sondern interessierte sich selbst für Mode und entwarf eigene Kleider und Stickereien. Die Kuratorinnen der Ausstellung, Dr. Tanja Pirsig-Marshall und Anna Luisa Walter, lassen die Ausstellung chronologisch mit der Tunis-Reise August Mackes enden, die Bernhard Koehler, der Onkel von Elisabeth Macke, bezuschusste.

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Modegeschäft, 1913, LWL-Museum für Kunst und Kultur

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Spaziergänger (Großer heller Spaziergang), 1913, LWL-Museum für Kunst und Kultur

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Sonniger Weg, 1913, LWL-Museum für Kunst und Kultur

„Elisabeth Macke war das, was man heute eine ‚starke Frau’ nennt: Nicht nur Modell und Muse, Managerin und Mutter, sondern grandioser Motor der Rezeption August Mackes in der Kunstwelt“, erklärt Prof. Dr. Carl Heinz Heuer, Vorstand der Franz Dieter und Michaela Kaldewei Kulturstiftung. Durch die Förderung der Stiftung ist diese Ausstellung möglich geworden.

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Entwurf für einen Wandteppich mit orientalischem Liebespaar, 1912, Berlin, Bundeskanzleramt

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Badende und türkischer Reiter, Stickereientwurf, 1912, Leihgabe aus Privatbesitz

„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Schale mit einem Außenfries von Frauenakten im Freien, 1914, LWL-Museum für Kunst und Kultur

Ein weiteres besonderes Merkmal der Ausstellung ist, dass die rund 120 Werke, bis auf zehn Leihgaben, aus der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur stammen. „Das LWL-Museum für Kunst und Kultur ist mit über 800 Werken von August Macke einer der wichtigsten Standorte für die Forschung und Sammlung Mackes. Nach 20 Jahren würdigen wir diesen Schwerpunkt unserer Sammlung wieder mit einer Ausstellung“, so Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold. „Es freut mich sehr, dass wir gleichzeitig eine neue Familienausstellung rund um Mackes Lieblingsort – den Zirkus – präsentieren.“
„August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“, August Macke, Nädchen vor dem Springbrunnen, 1913, LWL-Museum für Kunst und Kultur

August Macke/Franz Marc, Paradies, 1912, LWL-Musuem für Kunst und Kultur. Das Original befindet sich im August Macke-Raum 1.31 im 1. Stock

Die Familienausstellung „August und das Zirkuspferd“

Die Familienausstellung „August und das Zirkuspferd“ lädt Kinder und ihre Familien dazu ein, interaktiv auf den Spuren August Mackes zu wandeln und in seine bunte Welt der Farben und Formen einzutauchen. Die Leiterin der Kunstvermittlung, Ingrid Fisch, und Anne Avenarius haben die Ausstellung konzipiert.

„August und das Zirkuspferd“, Blick in die Familienausstellung

Die Kunstreiterin mit ihrem eleganten Tutu, dem Ballettrock, die Clowns an ihrer Seite: August Macke liebte den Zirkus und hielt immer wieder Szenen und Stars aus der Manege fest. Die Familienausstellung gibt durch seine Werke einen Einblick in diese faszinierende Welt. Interaktive Elemente laden Menschen ab drei Jahren ein, spielerisch in die Kunst August Mackes einzutauchen. Das Scheinwerferlicht ist zunächst auf das Zirkusbild aus der Museumssammlung gerichtet. Neben dem Original ist das Motiv groß auf die Wand tapeziert. Zahlreiche Skizzen zeigen zudem, wie dynamisch Macke Pferde und Menschen mit wenigen Strichen im Zirkus-rund eingefangen hat.

„August und das Zirkuspferd“, Blick in die Familienausstellung

Pferdestudien nutzte Macke über das Zirkusthema hinaus. Dafür steht in der Familienausstellung stellvertretend die außergewöhnliche Arbeit von „Ritter Georg und Drache“, die auf Seide gemalt ist. Vielleicht spielte Macke damit auf die Künstlergruppe des „Blauen Reiters“ an, der er nahestand.

„August und das Zirkuspferd“, Blick in die Familienausstellung

Die Ausstellung nimmt deren Einfluss auf August Macke indirekt auf. Gleich zu Beginn wird das Leben des Künstlers mit Illustrationen von Paul Butterer veranschaulicht. Dessen Zeichnungen begleiten an den Wänden auch die Themenräume: dem Körperzirkus folgen Farb- und Formzirkus. Die Kinder können zeichnen, Farben sortieren, und beobachten. Den Farbenzirkus können die jüngsten Besucher:innen durch eigene Experimente mit farbigem Licht atmosphärisch gestalten. Das Kunstwerk „Die farbigen Karos“ inspiriert sie zudem zum Zusammenpuzzeln von Farbflächen an einer Magnetwand, bevor die Selfie-Station neben der Artistengarderobe zum gemeinsamen Abschiedsbild anregt. Leihgaben vom Kinder- und Jugendzirkus Alfredo sowie ein umfangreiches Begleitprogramm runden den Ausstellungsbesuch ab.

„August und das Zirkuspferd“, August Macke, Ritter Georg und Drache, 1911/12

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am zweiten Freitag im Monat von 10 bis 24 Uhr (bei freiem Eintritt ab 18 Uhr). Der Eintritt für die Sonderausstellung „August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“ beträgt 13 Euro, ermäßigt 6,50 Euro. Kinder und Jugendliche (bis einschließlich 17 Jahre) haben freien Eintritt. Am Eröffnungstag, 28. Mai 2021, ist der Eintritt frei und das LWL-Museum für Kunst und Kultur von 10 bis 24 Uhr geöffnet. Vorab müssen für den Besuch der Ausstellungen unter www.lwl-museum-kunst-kultur.de/de/besuch/covid-19/ Zeitfenster-Tickets online gebucht werden. Die Zeitfenster-Tickets für die Ausstellung „August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“ für den Eröffnungstag sind allerdings bereits ausverkauft. Ab 17 Uhr findet eine digitale Eröffnungsfeier statt.

„August und das Zirkuspferd“, Blick in die Familienausstellung

Zur Ausstellung ist der Katalog „August und Elisabeth Macke. Der Maler und die Managerin“ im E. A. Seemann Verlag, Leipzig erschienen, Herausgeber LWL-Museum für Kust und Kultur, Münster, Hermann Arnold, Konzeption Tanja Pirsig-Marshall, Anna Luisa Walter, 240 mm × 300 mm, 256 Seiten, 165 farbige Abbildungen, 65 schwarz-weiß Abbildungen, ISBN 978-3-86502-454-1, 38 Euro. Im LWL-Museum für Kunst und Kultur ist der Katalog für 29 Euro erhältlich.

St.-Paulus-Dom und LWL-Museum für Kunst und Kultur


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