Die Spielzeit 2020/2021 am Theater St. Gallen


Das Theater St. Gallen hat am 16. Juni 2020 den Spielplan für die Spielzeit 2020/2021 vorgestellt, der ersten Saison in der provisorischen Spielstätte UM!BAU, die am 24. Oktober mit der Barockoper „Giulio Cesare in Egitto“ eingeweiht wird. Auf dem Programm der Spielzeit 2020/2021 stehen 24 neue Produktionen, darunter 9 Uraufführungen. Das Sinfonieorchester St. Gallen startet mit Gratiskonzerten in die dritte Spielzeit unter Chefdirigent Modestas Pitrenas und setzt die Programmation mit Repertoire-Klassikern und weniger bekannten musikalischen Perlen fort. In der Sparte Musiktheater stehen 5 Premieren auf dem Programm. Als 6. kommt die 1914 uraufgeführte, in der Schweiz aber noch nie gespielte Oper „Notre Dame“ des österreichischen Komponisten Franz Schmidt als Freilicht-Oper bei den 15. St. Galler Festspielen dazu.


„The Black Rider – The Casting of the Magic Bullets“ (Premiere 31. Oktober 2020, UM!BAU)

„The Black Rider – The Casting of the Magic Bullets“ – nach der alten Volkssage „Der Freischütz“ von Johann August Apel; Musik und Texte: Tom Waits; Buch: William S. Burroughs; Deutsche Bearbeitung: Wolfgang Wiens; Original­in­sze­nie­rung: Robert Wilson; Inszenierung: Barbara-David Brüesch; Bühne: Piero Vinciguerra; Choreografie: Zenta Haerter; Kostüme: Sabine Blickenstorfer; Dramaturgie: Ute Haferburg; Musikalische Leitung: Michael Flury. Darsteller: Tobias Graupner (Stelzfuß), Riccardo Botta (Erbförster Kuno), Matthias Albold (Förster Bertram), Birgit Bücker (Anne, seine Frau/Baum/Stelzfuss Double), Anja Tobler (Käthchen, deren Tochter), Pascale Pfeuti (Schreiber Wilhelm), Frederik Rauscher (Jägers­bur­sche Robert/Baum), Christian Hettkamp (Herzog/Georg Schmid/Baum), Tabea Buser (Wilderer/Käthchen Double/Stelzfuss Double/Wilhelm Double/Beilkind), Jakob Thielemann/Elias Podolski (Zombie-Kind/Junger Kuno/Kürbis-Kind), Michaela Frei (Brautjungfer). Uraufführung: 31. März 1990, Thalia-Theater, Hamburg. Premiere: 31. Oktober 2020, Theater St. Gallen, UM!BAU.

Der Amtsschreiber Wilhelm verliebt sich in Käthchen, die Tochter des Erbförsters. Doch um sie heiraten zu dürfen, muss aus ihm ein Jäger werden. So will es der Brauch. Verzweifelt lässt sich der jagdunkundige Wilhelm auf einen Pakt mit dem Teufel ein, um Freikugeln zu erhalten, die jedes gewünschte Ziel treffen. Doch auch der Teufel fordert seinen Preis.

Die Volkssage „Der Freischütz“ aus dem „Gespensterbuch“, einer Sammlung von Gruselgeschichten, die von August Apel und Friedrich August Schulze ab 1811 herausgegeben wurde, inspirierte nicht nur Carl Maria von Weber zu seiner gleichnamigen Oper. Starregisseur Robert Wilson wagte sich 1989 an eine Bearbeitung des Stoffes, für die er Rocklegende Tom Waits und Beat-Generation-Autor William S. Burroughs als Mitstreiter gewinnen konnte. Die Regie dieses skurrilen, atmosphärischen Schauspiels mit viel Musik übernimmt Hausregisseurin Barbara-David Brüesch.


„Wüstenblume“ (Wiederaufnahme 20. November 2020, UM!BAU)

„Wüstenblume“ – nach dem Bestseller „Desert Flower: The Extraordinary Journey of a Desert Nomad“ (1998) von Waris Dirie; Musik: Uwe-Fahrenkrog-Petersen; Liedtexte: Frank Ramond; Buch, Inszenierung: Gil Mehmert; Choreografie: Jonathan Huor; Bühne: Christopher Barreca; Kostüme: Claudio Pohle; Video: Austin Switser; Dramaturgie: Caroline Gamaschke; Orchestrierung: Alberto Mompellio; Arrangements: Koen Schoots; Musikalische Leitung Christoph Bönecker. Darsteller: Kerry Jean (Waris Dirie, somalisches Model), Naomi Simmonds (Waris als Teenager u. a.), Terja Diava (Waris’ Mutter/Tante Maruim u. a.), Lara de Toscano (Schwester Aman/Beamtin u. a.), Dionne Wudu (Marilyn/Hexe u. a.), Cedric Lee Bradley (Vater/Onkel Mohammed u. a.), Daniel Dodd-Ellis (Dana/Chauffeur u. a.), David Rodríguez-Yanez (Cousin Haji/Bräutigam u. a.), Susanna Panzner (Veronica, Agentin/Verkäuferin u. a.), Tim Hüning (Mr. Wheeler/McDonald’s-Manager u. a.), Markus Schneider (Regisseur/Terence Donovan u. a.), Jogi Kaiser (Malcolm/Mr. O’Sullivan u. a.), Jurriaan Bles (Model/Assistent u. a.), Andreas Nützl (Model/Geoffrey u. a.), Elise Doorn (Model/Passantin u. a.), Amaya Keller (Krankenschwester/Model u. a.), Gianmarco Rostetter (Kameramann/Model u. a.), Perry Sidi (Bauarbeiter/Musiker u. a.), Ben Cox (Händler/Bauarbeiter u. a.). Uraufführung: 22. Februar 2020, Theater St. Gallen. Wiederaufnahme: 20. November 2020, Theater St. Gallen, UM!BAU.

„Wüstenblume“ erzählt die Geschichte von Waris Dirie. Als Kind einer Nomadenfamilie in Somalia geboren, wird sie mit 18 Jahren von einem Fotografen entdeckt und leiht fortan den exklusivsten Modemarken der Welt ihr Gesicht. Doch der Weg aus der Wüste bis zum Laufsteg ist ein steiniger: Mit fünf Jahren durchlebt sie die traumatische Erfahrung der Beschneidung, mit 14 Jahren flieht sie durch die Wüste nach Mogadischu, um einer Zwangsheirat zu entgehen. Von dort aus gelangt sie nach London, wo sie zunächst als Dienstmädchen arbeitet und später auf der Strasse lebt und sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagt.

„Wüstenblume“, Theater St. Gallen, Kerry Jean (Waris Dirie). Foto: Andreas J. Etter

Waris Dirie, die sich heute für unterdrückte Frauen in Afrika einsetzt, hat dem Theater St. Gallen exklusiv erlaubt, aus der Geschichte ihres Lebens ein Musical zu machen. Uwe Fahrenkrog-Petersen, der u. a. Welthits wie „99 Luftballons“ für die Band Nena komponierte, schrieb die Musik zu „Wüstenblume“. Gil Mehmert, der das Erfolgsmusical „Das Wunder von Bern“ schrieb und die Uraufführung inszenierte, verfasste das Buch zum Musical und führt Regie.

Die von Publikum wie Presse einhellig gefeierte Produktion wird in der Spielzeit 2020/2021 wiederaufgenommen.


„The Sound of Music“ (Premiere 12. Dezember 2020, UM!BAU)

„The Sound of Music“ – nach den Memoiren „The Story of the Trapp Family Singers“ von Maria Augusta Trapp und dem Film „Die Trapp-Familie“ (1956) von Wolfgang Liebeneiner; Musik: Richard Rogers; Lyrics: Oscar Hammerstein II; Buch: Howard Lindsay, Russel Crouse; Inszenierung: Ulrich Wiggers; Choreografie: Kati Heidebrecht; Bühne: Leif-Erik Heine; Kostüme: Jula Reindell; Licht: Michael Grundner; Dramaturgie: Caroline Damaschke; Musikalische Leitung: Koen Schoots/Stephane Fromageot. Darsteller: Jennifer Panara (Maria Rainer, Postulatin), Brigitte Oelke (Mutter Oberin des Nonnbergklosters), Michaela Frei (Schwester Berthe), Gergana Geleva (Schwester Margaretha), Fiqerete Ymeraj (Schwester Sophia), Tobias Licht Nathanael Schaer (Baron Georg von Trapp, ehem. U-Boot-Kapitän), David Maze (Franz, sein Butler), Pia Waibel (Frau Schmidt, seine Haushälterin), Katia Bischoff (Liesel), N. N. (Friedrich), N. N. (Louisa), N. N. (Kurt), N. N. (Brigitta), N. N. (Marta), N. N. (Gretl, seine Kinder), Bosse Vogt (Rolf Gruber, Liesels Verehrer), Ann Christin Elverum (Elsa Schraeder, Trapps Verlobte), N. N. (Ursula, Dienstmädchen), Hannes Staffler (Max Detweiler, Trapps Freund), Tim Kalhammer-Loew (Herr Zeller, ein Nazi), N. N. (Baron Elberfeld, Trapps Freund), N. N. (Baronin Elberfeld, seine Frau), Marc Haag (Admiral von Schreiber). Uraufführung: 16. November 1959, Lunt-Fontanne Theatre, New York City. Premiere: 12. Dezember 2020, Theater St. Gallen, UM!BAU.

Maria ist Novizin in einem Kloster bei Salzburg und kümmert sich als Erzieherin um die Kinder des Barons Georg von Trapp. Sie unterrichtet die Kinder in Gesang und erobert dabei nicht nur die Herzen der Kinder, sondern auch das des Barons. Maria entscheidet sich gegen eine Zukunft als Nonne und heiratet von Trapp, doch der Anschluss Österreichs an das Dritte Reich bringt ihr Glück in Gefahr. Als der Baron in den Dienst der deutschen Marine treten soll, verhilft der Familie die Teilnahme an einem Volksmusikwettbewerb zur Flucht. Richard Rodgers und Oscar Hammersteins Erfolgsmusical „The Sound of Music“ aus dem Jahr 1959 erzählt die Geschichte der Trapp-Familie, basierend auf den Memoiren von Maria von Trapp. Weltweiten Erfolg brachte die 1965 erschienene Verfilmung mit Julie Andrews. In St. Gallen wird das Musical in einer Inszenierung von Ulrich Wiggers zu sehen sein, der hier zuletzt „L’elisir d’amore“ und „Tanz der Vampire“ in Szene setzte.


„Jesus Christ Superstar“ (Premiere 20. Februar 2021, UM!BAU)

„Jesus Christ Superstar“ – nach dem Neuen Testament; Musik: Andrew Lloyd Webber; Liedtexte: Tim Rice; Buch: Tom O´Horgan; Regie: Erik Petersen; Choreografie: Sabine Arthold; Bühne: Momme Hinrichs (fettFilm); Kostüme: Anja Lichtenegger; Licht: Michael Grundner; Video: Torge Möller (fettFilm); Dramaturgie: Marius Bolten; Musikalische Leitung: Robert Paul. Darsteller: Antonio Calanna (Judas Iskariot), Riccardo Greco (Jesus von Nazareth), Dorina Garuci (Maria Magdalena), Daniel Dodd-Ellis (Kaiphas), Romeo Salazar (Annas), Lucas Baier (Simon Zelot), Armin Kahl (Pontius Pilatus), Rico Salathe (Petrus), Enrico De Pieri (Herodes), Giulia Fabris, Julia Anna Friess, Veronika Hammer, Peter Knauder, Javier Ojeda Hernández, Marina Petkov, Michael B. Sattler, Grace Simmons, Nicolo Soller, Martina Vinazza, Sarah Zippusch. Uraufführung: 12. Oktober 1971, Mark Hellinger Theatre, New York. Deutsche Erstaufführung: 18. Februar 1972, Halle Münsterland, Münster. Premiere: 20. Februar 2021, Theater St. Gallen, UM!BAU.

Mit „Jesus Christ Superstar“ gelang Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 1970/1971 ein Meisterstück: Sie übersetzten die letzten Tage Jesu von Nazareth in eine zeitgenössische Rockoper, in der sich Hippietum, Glaubenszweifel, Starkult und Spiritualität auf faszinierende Weise ergänzen. Es wurde Lloyd Webbers erster kommerzieller Erfolg: Die Londoner Produktion brachte es von 1972 bis 1980 auf 3.358 Vorstellungen im Palace Theatre. 1973 wurde „Jesus Christ Superstar“ verfilmt, und weltweit gab es in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Neuinszenierungen. Songs wie „Heaven on Their Minds“, „Everything’s Alright“, „This Jesus Must Die“, „I Don’t Know How to Love Him“ und der Titelsong „Superstar“ sind zeitlose Hits geworden, „The Last Supper“ wurde sogar – mit neuem Text – in ein katholisches Gesangbuch aufgenommen. Mit einer Neuinszenierung dieses modernen Klassikers stellt sich der Regisseur Erik Petersen erstmals am Theater St. Gallen vor.


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