Die Spielzeit 2019/20 an der Wiener Volksoper


Neun Premieren, sechs Wiederaufnahmen und 20 Stücke im Repertoire bilden den abwechslungsreichen Spielplan der 13. Saison der Direktion Robert Meyer, und das mit einer enormen Bandbreite: Ein Klassiker des Operettenrepertoires, „Der Zigeunerbaron“, trifft auf die Wiederentdeckung der Offenbach-Rarität „König Karotte“. Der monumentalen russischen Volksoper „Boris Godunow“ stehen die Österreichische Erstaufführung der Familienoper „Das Gespenst von Canterville“ und die Europäischen Erstaufführung von Tod Machovers „Schoenberg in Hollywood“ im Kasino am Schwarzenbergplatz gegenüber. Das Musical „Cabaret“ entführt in das Berlin der 1930er-Jahre, während das Musical-Märchen „Brigadoon“ in den schottischen Highlands angesiedelt ist. Und mit „La Piaf“ huldigt das Wiener Staatsballett einerseits der großen französischen Chansonnière und orientiert sich andererseits in der Uraufführung von „Appassionato – Bach und Vivaldi“ an Meisterwerken des Barock.

Als Wiederaufnahmen kehren mit „Gräfin Mariza“ und „Die lustige Witwe“ zwei Werke der silbernen Operettenära in gefeierten Inszenierungen wieder. Die Opern „Carmen“ und „Rigoletto“ (nun in italienischer Sprache) thematisieren die Liebe in ihrer nausweichlichkeit, während im Musical „Kiss me, Kate“ der Rosenkrieg tobt. Mit „Carmina Burana“ wird ein besonders effektvoller und beim Publikum beliebter Ballettabend wiederaufgenommen.

Eröffnet wird die Saison am 1. September 2019 mit dem traditionellen Volksopernfest und einer Hommage an Dagmar Koller.

„Cabaret“

„Cabaret“ – nach dem Schauspiel „I am a Camera“ von John van Druten auf der Grundlage der Berliner Episoden-Romane „Mr. Norris Changes Trains“ (1935), „Goodbye to Berlin“ (1939) von Christopher Isherwood; Musik: John Kander; Gesangstexte: Fred Ebb; Buch: John Masteroff; Deutsche Bearbeitung: Robert Gilbert; Inszenierung: Gil Mehmert; Choreografie: Melissa King; Bühne: Heike Meixner; Kostüme: Falk Bauer; Lichtdesign: Michael Grundner; Dramaturgie: Magdalena Hoisbauer; Musikalische Leitung: Lorenz C. Aichner. Darsteller: Bettina Mönch (Sally Bowles, Cabaretsängerin), Jörn-Felix Alt (Clifford Bradshaw, Schriftsteller), Ruth Brauer-Kvam (Conférencier), Dagmar Hellberg (Fräulein Schneider, Pensionswirtin), Robert Meyer (Herr Schultz, Gemüsehändler), Johanna Arrouas (Fräulein Kost, Pensionsgast), Jakob Semotan (Max, Boss des „Kit-Kat-Clubs“), Peter Lesiak/Oliver Liebl (Ernst Ludwig, Nazi-Funktionär); „Kit-Kat-Club“-Girls: Marianne Curn, Anja Štruc, Paulina Plucinski, Katharina Wollmann, Eva Zamostny; „Kit-Kat-Club“-Boys: Jurriaan Pieter Bles, Martin Enenkel, Maximilian Klakow, Kevin Perry; Matthias Trattner (Piccolo). Uraufführung: 20. November 1966, Broadhurst Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 14. November 1970, Theater an der Wien, Wien. Premiere: 14. September 2019, Volksoper Wien.

Bettina Mönch (Sally Bowles) in „Cabaret“
© Johannes Ifkovits/Volksoper Wien

„Willkommen, Bienvenue, Welcome!“ Mit dem Musical „Cabaret“ des Autorenduos John Kander und Fred Ebb eröffnet die Volksoper nicht nur die neue Saison, sondern das Werk ist darüber hinaus das unglaubliche erste Mal an der Volksoper Wien zu sehen. Die bittersüße Ode an das Berlin der frühen 1930er-Jahre ist ein sprichwörtlicher Tanz auf dem Vulkan, eine musikalische Komödie, die am Abgrund spielt. Clifford Bradshaw, ein junger amerikanischer Schriftsteller, ist nach Berlin gekommen, um sich für seinen neuen Roman inspirieren zu lassen. Im legendären „Kit-Kat-Club“ trifft er auf das aufregendste Geschöpf des Berliner Nachtlebens: die englische Sängerin Sally Bowles. „Einmalig himmlisch“ finden sie zueinander, doch zum Leben haben beide zu wenig… Und nicht nur dieses Paar droht an den Herausforderungen einer emporkommenden dunklen Epoche zu scheitern. Angesichts einer ungewissen Zukunft bleibt allen Beteiligten nichts anderes übrig, als ab sofort ganz im Moment zu leben: „Drum geh’ ins Cabaret!“

„Brigadoon“

„Brigadoon“ – nach der Erzählung „Germelshausen“ (1860) von Friedrich Gerstäcker; Musik: Frederick Loewe; Buch, Gesangstexte: Alan Jay Lerner; Szenische Einrichtung: Rudolf Klaban; Choreografie: Florian Hurler; Dramaturgie: Christoph Wagner-Trenkwitz; Musikalische Leitung: Lorenz C. Aichner. Darsteller: Ben Connor (Tommy Albright), Jeffrey Treganza (Jeff Douglas, befreundete Amerikaner), Lauren Urquhart (Jane Ashton, Tommys Verlobte), Bewohner von Brigadoon: Vernon J. Rosen (Andrew MacLaren, einer der Stadtväter), Rebecca Nelsen (Fiona MacLaren), Juliette Khalil (Jean MacLaren, seine Töchter), N. N. (Stuart Dalrymple), Peter Kirk (Charlie Dalrymple, sein Sohn und Jeans Verlobter), Sarah Schütz (Meg Brockie, Milchmagd), N. N. (Angus McGuffie, Besitzer einer Milchbude), N. N. (Archie Beaton, Textilhändler), Oliver Liebl (Harry Beaton, sein Sohn), Jakob Semotan (Stuart Cameron), N. N. (MacGregor, Metzger), Maximilian Klakow (Sandy Dean, Händler), N. N. (Maggie Anderson), N. N. (Mr. Lundie, Lehrer), Christoph Wagner-Trenkwitz (Erzähler). Uraufführung: 13. März 1947, Ziegfield Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 10. Mai 1980, Badisches Staatstheater, Karlsruhe. Österreichische Erstaufführung: 1. Dezember 2019, Volksoper Wien.

Ben Connor (Tommy Albright) und Rebecca Nelsen (Fiona MacLaren) in „Brigadoon“
© Johannes Ifkovits/Volksoper Wien

Drei mittelmäßig erfolgreiche Broadway-Shows hatte das Duo Alan Jay Lerner & Frederick Loewe bereits vorgelegt, bevor es zu seinem ersten Triumph ansetzte: Für „Brigadoon“, uraufgeführt im März 1947, hatte sich der österreichisch-stämmige Komponist Frederick („Fritz“) Loewe einer deutschen Sage erinnert, in der ein verwunschenes Dörfchen nur alle hundert Jahre zum Leben erwacht. Textdichter Alan Jay Lerner verlegte die bezaubernde Märchenhandlung in die schottischen Highlands: Die amerikanischen Touristen Tommy und Jeff geraten nach Brigadoon, das auf keiner Karte verzeichnet ist. Tommy verliebt sich in Fiona und verlässt sie schweren Herzens, als er das Geheimnis des Ortes erfährt. Doch die Liebe von Fiona und Tommy bewirkt ein Wunder…

Mit Songs wie „Almost Like Being in Love“, „The Heather on the Hill“, „I’ll Go Home with Bonnie Jean”, „Come to Me, Bend to Me” und „There But for You Go I“ ist „Brigadoon“ das erste Meisterwerk der späteren Schöpfer von „My Fair Lady“ und „Gigi“.

Wiederaufnahme: „Kiss me, Kate“

„Kiss me, Kate“ – in Anlehnung an William Shakespeares „The Taming of the Shrew“ („Der Widerspenstigen Zähmung“); Musik, Liedtexte: Cole Porter; Buch: Samuel und Bella Spewack; Deutsche Bearbeitung: Günter Neumann in einer Neufassung von Peter Lund; Regie: Bernd Mottl; Choreografie: Alonso Barros; Bühne, Licht: Friedrich Eggert; Kostüme: Sue Blane; Musikalische Leitung: Gareth Jones. Darsteller: Andreas Lichtenberger (Fred Graham/Petruchio), Elissa Huber/Ursula Pfitzner (Lilli Vanessi/Katharina Minola), Lisa Habermann (Lois Lane/Bianca), Peter Lesiak (Bill Calhoun/Lucentio), Wolfgang Gratschmaier (Harry Trevor/Baptista Minola), Georg Wacks (Ralph, Inspizient), Regula Rosin/Sulie Girardi (Hattie, Lilli Vanessis Garderobiere), Martin Bermoser (Paul, Fred Grahams Garderobier), Jakob Semotan (Erster Ganove), Christian Graf (Zweiter Ganove), Thomas Sigwald (General Harrison Howell), Oliver Liebl (Gremio, erster Freier), Jeffrey Treganza (Hortensio, zweiter Freier). Uraufführung: 18. Dezember 1948, New Century Theatre, New York City. West End Premiere: 8. März 1951, Coliseum Theatre, London. Deutsche Erstaufführung: 19. November 1955, Städtische Bühnen, Frankfurt am Main. Premiere: 27. Oktober 2012, Wiederaufnahme: 13. Mai 2020, Volksoper Wien.

Elissa Huber (Lilli Vanessi/Kate) und Andreas Lichtenberger (Fred Graham/Petrucchio) in „Kiss me, Kate“
© Johannes Ifkovits/Volksoper Wien

William Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ wird geprobt und kommt zur Aufführung – und dabei ist just jenes Paar, das Kate und Petruchio darstellt, im realen Leben zerstritten und doch unzertrennlich. Dichterkomponist Cole Porter und seine Buchautoren verquickten das originale Stück so hinreißend mit der Rahmenhandlung, dass der Erfolg nicht ausbleiben konnte. „Kiss me, Kate“ war das erste Musical, das Marcel Prawy 1956 (etwas mehr als sieben Jahre nach der Uraufführung) nach Österreich gebracht hatte. Es geriet zum Triumph und wurde zum Lieblingsmusical des Publikums. Die fünfte Neuinszenierung des Broadway-Hits an der Volksoper, Bernd Mottls farbenfrohe, quirlige Produktion aus dem Jahr 2012 mit ihren hinreißenden Tanzeinlagen, wird im Mai 2020 wiederaufgenommen. Bei der Premiere am 27. Oktober 2012 standen bereits Andreas Lichtenberger (Fred Graham/Petruchio) und Martin Bermoser (Paul, Fred Grahams Garderobier) auf der Bühne.

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