Das Ruhr Museum hat seine Dauerausstellung überarbeitet

Die Dauerausstellung des Ruhr Museums präsentiert nach ihrer Überarbeitung zwei neue Exponate auf der 6-Meter-Ebene der ehemaligen Kohlenwäsche auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein


UNESCO-Welterbe Zollverein, Schacht XII, ehemalige Kohlewäsche

Das erste Exponat ist die Kruppsche Feldkanone mit Lafette aus dem Jahr 1874, die für die Entwicklung von Stahlgeschützen steht und Krupp während der Hochindustrialisierung zum „Kanonenkönig“ machte. Stahl revolutionierte die Waffentechnik. Er war der bahnbrechende neue Werkstoff des Industriezeitalters. Bisher waren Kanonen aus Bronze gefertigt. Durch die Entwicklung von Stahlgeschützen wurde die Firma Krupp führend im inter-nationalen Waffengeschäft. Die Kanone repräsentiert die Phase des Durchbruchs der Firma nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71.

Kruppsche Feldkanone auf Lafette, Fa. Fried. Krupp, Essen, 1874

Die Feldkanone war schon in der Sonderausstellung „200 Jahre Krupp. Ein Mythos wird besichtigt“ vom 31. März bis 4. November 2012 im Ruhr Museum zu sehen und konnte vom Leihgeber, den Museen Burg Altena, nach Ausstellungsende als Dauerleihgabe für das Ruhr Museum gewonnen werden. Durch den Umbau der Themeninsel „Politik und Wirtschaft im Kaiserreich“ in der Abteilung „Hochindustrialisierung“ kann sie nun dauerhaft in der Schau zur Natur, Kultur und Geschichte des Ruhrgebiets präsentiert werden.

Kruppsche Feldkanone auf Lafette, Fa. Fried. Krupp, Essen, 1874

Ebenfalls neu auf der Themeninsel „Politik und Wirtschaft im Kaiserreich“ ist der Schreibtisch des Unternehmers Heinrich Flottmann aus Herne von 1912, eines der repräsentativsten Möbel der Ruhrindustrie. Dem mittelständischen Unternehmen gelang es in der Ägide von Heinrich Flottmann, einen mit Druckluft betriebenen Bohrhammer mit Kugelsteuerung zu erfinden. Die Firma „Maschinenfabrik und Eisengießerei H. Flottmann und Cie.“ ließ sich diese Neuerung 1904 patentieren und bot ihren Hochleistungsbohrhammer den Bergbauunternehmen an. National wie international war dieses Modell ein Verkaufserfolg, die Umsatzzahlen stiegen und die Firma in Herne wuchs stetig. 1922 wurde der hunderttausendste Bohrhammer produziert. Der wirtschaftliche Erfolg Flottmanns war so groß, dass Herne als „Stadt der Bohrhämmer“ bezeichnet wurde.

Schreibtisch des Unternehmers Heinrich Flottmann, Herne, um 1912

In der figürlichen Gestaltung des Schreibtischs wird das Verhältnis des Firmenpatriarchen zu seiner Arbeiterschaft deutlich. Die Tischplatte ruht auf einer Bergarbeiter- und Schmiedefigur.

Schreibtisch des Unternehmers Heinrich Flottmann, Herne, um 1912

Die Flottmann-Werke waren ein Familienunternehmen. Heinrich Flottmann (1875 – 1944) übernahm 1899 nach dem Tod des Vaters Friedrich Heinrich Flottmann die Leitung. Er galt als konservativer Firmen­patriarch, der sich 1935 aus der Firma zurückzog. Bei der Belegschaft genoss Heinrich Flottmann ein hohes Ansehen sowohl als Techniker als auch als Werksleiter. Zusammen mit seinem Sohn Friedrich Heinrich trat er 1931 in die NSDAP ein.

Schreibtisch des Unternehmers Heinrich Flottmann, Herne, um 1912

Leihgeber des Schreibtischs ist das Emschertal-Museum der Stadt Herne. Im Rahmen der Recherchen für die Sonderausstellung „Der geteilte Himmel. Reformation und religiöse Vielfalt an Rhein und Ruhr“ wurde das Ruhr Museum im Depot auf den außergewöhnlichen Schreibtisch aufmerksam gemacht. Um ihn der Öffentlichkeit dauerhaft präsentieren zu können, entschied man sich, den Tisch als Dauerleihgabe dem Ruhr Museum zur Verfügung zu stellen. Zuvor wurde der Schreibtisch in einer Sonderausstellung 2017 der Herner Bevölkerung gezeigt.

Schreibtisch des Unternehmers Heinrich Flottmann, Herne, um 1912

Schreibtisch des Unternehmers Heinrich Flottmann, Herne, um 1912

Um den Besucherinnen und Besuchern des Ruhr Museums ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, wurde auch die Wegführung durch die Dauerausstellung optimiert.

Hinweis auf den Museumsrundgang

Das Ruhr Museum hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt in die Dauerausstellung und das Portal der Industriekulur, das im kommenden Frühjahr überarbeitet werden soll, beträgt 8 Euro für Erwachsene, ermäßigt 5 Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schüler und Studierende unter 25 Jahren haben freien Eintritt.

Ausstellungsplakate umliegender Häuser auf der 24-Meter-Ebene

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