Freilichtbühne Coesfeld: „9 to 5: Das Musical“

„9 to 5: Das Musical“ – nach dem 20th Century Fox Film „Nine to Five“ von Colin Higgins (1980) mit Jane Fonda, Lily Tomlin und Dolly Parton; Musik, Lyrics: Dolly Parton; Buch: Patricia Resnick; Deutsche Bearbeitung: Kevin Schroeder; Inszenierung: Harald Kratochwil; Choreografie: Kati Heidebrecht; Bühne: Harry Behlau; Kostüme: Martina Toeberg; Musikalischer Leiter: Oliver Haug. Darsteller: Heike Hansen (Violet Newstead, Chefsekretärin und Assistentin von Franklin Hart, Jr.), Celine Bergerbusch (Judy Bernly, die „Neue“ in der Firma), Lisa Schmohl (Doralee Rhodes, eine junge, sexy Giftspritze), Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr., einer der Geschäftsführer der Firma und ein berüchtigter Chauvinist), Dunja Benson (Roz Keith, aufmerksame Klatschtante und gleichzeitig Spitzel), Andreas Böker (Joe Cohen, gutaussehender, junger Buchhalter), Susanne Zülke (Missy Hart, Franklin Harts Ehefrau/Putzfrau), Christoph Meerkamp (Dwayne Rhodes, Doralees attraktiver Ehemann/Arzt), Philipp Brockhoff (Josh Newstead, Violets schwieriger Teenager-Sohn/Bob Enright), Manfred Efsing (Dick Bernly, Judys künftiger Ex-Ehemann), Anne Marin (Maria Delgado), Johanna Frenk (Kathy Odell), Andrea Stog (Margaret Pomerance, Sekretärin in Harts Büro mit Hang zum Alkohol), Ulrich Walters (Rick Tinsworthy, Franklin Harts Chef und Vorstandsvorsitzender), Anna Hansen (Krankenhaushilfe), Thomas Renners (Kommissar), Cynthia Achteresch (April Piers), Alessandra Andrießen (Heather Coleman), Sophia Baumgarten (Amber Edison), Sabrina Bernemann (Alexandra Hamilton), Annette Demmer (Amy Flowers), Sandra Döring (Nancy Bourmain), Eva Maria Geuking (Super Mario), Josefin Gremm (Rosalie Avens), Mareike Grosser (Mary Sue Parker), Eva Hallekamp (Hailee Watson), Katharina Herrmann (Ella Jones), Meret Iker (Jill Painter), Nicole Kantert (Bonnie Monroe), Julia Nolte (Grace Harper), Antonella Paulini (Hailee Watson), Debbie Rave (Amelia Reynolds), Lena Reuter (Amy Clark), Kirsten Roters (Aubree Miller), Marleen Rotherm (Avery Harrington), Christina Rüping (Blair Jackson), Nicole Uhlig Lorbicki (Suzanna Smith), Leonie Wieling (Cheryl Summer). Broadway-Premiere: 30. April 2009, Marquis Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 12. August 2016, Zeltpalast Merzig. Premiere: 26. Mai 2018, Freilichtbühne Coesfeld.



„9 to 5: Das Musical“


Probenbesuch beim diesjährigen Abendmusical auf der Freilichtbühne Coesfeld


Die US-amerikanische Country-Sängerin und Songschreiberin Dolly Parton hat über 3.000 Songs geschrieben, darunter bekannte Titel wie „Jolene“ (1973), „I Will Always Love You“ (1973), mit dessen Cover-Version Whitney Houston 1992 einen internationalen Hit landete, sowie „9 to 5“ für die gleichnamige 20th Century Fox Filmkomödie (deutscher Titel „Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?“) von Colin Higgins (1980), in der sie zum ersten Mal in ihrer Karriere als Schauspielerin in der Rolle der Doralee Rhodes neben Jane Fonda (Judy Bernly), Lily Tomlin (Violet Newstead) und Dabney Coleman (Franklin M. Hart Jr.) mitwirkte. Das Lexikon des internationalen Films bezeichnet den Film als „schwungvolle, einfallsreiche Komödie“, der in den Kinos der USA etwa 103,3 Millionen US-Dollar einspielte. Darin geht es um Judy Bernly, Violet Newstead und Doralee Rhodes, die bei Consolidated Companies gegen ihren sexistischen, egoistischen, lügenden, niederträchtigen und bigotten Chef Franklin M. Hart Jr. aufbegehren und davon träumen, ihn umzubringen. Auf diesem Film wiederum basiert das Musical „9 to 5: The Musical“, für das Dolly Parton alle Songs und Liedtexte schrieb und das nach Tryouts am Center Theatre Group’s Ahmanson Theatre in Los Angeles am 30. April 2009 am Marquis Theatre seine Broadway-Premiere feierte. Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass die Show nach 148 regulären Vorstellungen am 6. September 2009 schon wieder geschlossen wurde, doch lag dies ganz sicher nicht an Dolly Partons Musik. Die deutschsprachige Erstaufführung in der Bearbeitung von Kevin Schroeder ging vor knapp zwei Jahren am 12. August 2016 im Zeltpalast Merzig im Saarland über die Bühne. Die Freilichtbühne Coesfeld ist meines Wissens die erste deutsche Amateurbühne, die „9 to 5: Das Musical“ zeigt, natürlich in der deutschen Fassung. „9 to 5“ bezieht sich auf einen geregelten Achtstundentag von neun bis fünf, der inzwischen zum puren Luxus geworden ist. Die Trennung von Beruf und Privatleben ist längst Vergangenheit, wir selbst haben diese Trennung zerstört! Wer in der Pause nur noch schnell die mails checken muss, sollte über diesen Punkt einmal in Ruhe nachdenken.

Die Freilichtbühne Coesfeld e. V. wurde bereits 1951 gegründet, und seit 1986 werden aufgrund des Publikumsinteresses nur noch Musicals gezeigt. Neben bekannten Stücken wie der „West Side Story“ von Leonard Bernstein (Musik) und Stephen Sondheim (Lyrics) oder „Der kleine Horrorladen“ von Alan Menken (Musik) und Howard Ashman (Lyrics, Buch) werden auch Uraufführungen wie „Studio 54“ oder „Vanity Fair“ vom Autor und Musicalkomponisten Claus Martin gezeigt, für „Vanity Fair“ wurde die Freilichtbühne Coesfeld 2010 mit dem Deutschen Amateurtheaterpreis „amarena“ als bestes Amateurtheater in der Kategorie „Freilichttheater“ ausgezeichnet.

Auch 2016 war die Freilichtbühne Coesfeld für „The Addams Family“ für den Deutschen Amateurtheaterpreis „amarena“ in der Sparte „Musik-/Tanz- oder Bewegungstheater“ nominiert. (Der „amarena 2016“ ging für „Ich bin. Aber ich habe mich noch nicht.“ an die Juniorcompany der Älteren des Leipziger Tanztheaters.) Dies ist sicherlich auch ein Verdienst der Profis, die für die Einstudierung der Stücke engagiert werden. Auf der Bühne stehen aber ausschließlich Amateure, der Verein hat mehr als 200 Mitglieder, die auf und hinter der Bühne für den reibungslosen Ablauf sorgen. Als Kreativteam wurden für „9 to 5: Das Musical“ Harald Kratochwil (Regie), Kati Heidebrecht (Choreografie) und Oliver Haug als Musikalischer Leiter verpflichtet, alle drei haben bereits bei früheren Produktionen der Freilichtbühne Coesfeld bei der Einstudierung mitgewirkt, zuletzt bei „Im weißen Rössl“ im vergangenen Jahr.

Da Theateraufführungen vor der Premiere nicht besprochen werden, bis zur Premiere kann man schließlich alles noch komplett „auf den Kopf stellen“, gibt es jetzt und hier lediglich einen kleinen „Appetizer“, der Lust machen soll, eine der Vorstellungen zu besuchen und sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Und bevor jemand auf dumme Gedanken kommt: Die Probenfotos sind allesamt am 24. Mai 2018 aufgenommen und die DarstellerInnen haben der Veröffentlichung im Rahmen der Berichterstattung über das diesjährigen Abendmusical zugestimmt. Bleibt nur, für die Premiere am morgigen Samstag toi, toi, toi zu wünschen. Die Wetterprognose für einen lauen, trockenen Sommerabend sieht sehr gut aus, auch wenn die Besucher selbst bei Regen im überdachten Zuschauerraum im Trockenen sitzen. Lediglich die Reihen 1 und 2 sind nicht überdacht.

„9 to 5: Das Musical“, musicals am Morgen vertreiben Kummer und Sorgen: Kirsten Roters

„9 to 5: Das Musical“, Heike Hansen (Violet Newstead)

„9 to 5: Das Musical“, Celine Bergerbusch (Judy Bernly) und Heike Hansen (Violet Newstead)

„9 to 5: Das Musical“, Heike Hansen (Violet Newstead), Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr.) und Celine Bergerbusch (Judy Bernly)

„9 to 5: Das Musical“, Celine Bergerbusch (Judy Bernly) und Heike Hansen (Violet Newstead)

„9 to 5: Das Musical“, Lisa Schmohl (Doralee Rhodes) und Christoph Meerkamp (Dwayne Rhodes)

„9 to 5: Das Musical“, Lisa Schmohl (Doralee Rhodes)

„9 to 5: Das Musical“, Celine Bergerbusch (Judy Bernly in einer sadistischen Phantasie als unversöhnliche Femme fatale) und Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr.)

„9 to 5: Das Musical“, Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr. am Boden), Celine Bergerbusch (Judy Bernly), Heike Hansen (Violet Newstead) und Lisa Schmohl (Doralee Rhodes), Ensemble

„9 to 5: Das Musical“, „Feind hört mit“: Lisa Schmohl (Doralee Rhodes) und Celine Bergerbusch (Judy Bernly)

„9 to 5: Das Musical“, Dunja Benson (Roz Keith, Klatschtante und Spitzel)

„9 to 5: Das Musical“, Sophia Baumgarten, Christina Rüping, Julia Nolte, Leonie Wieling, Debbie Rave, Thomas Renners (Kommissar) und Heike Hansen (Violet Newstead) (v. l. n. r.)

„9 to 5: Das Musical“, Heike Hansen (Violet Newstead), Celine Bergerbusch (Judy Bernly), Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr.) und Lisa Schmohl (Doralee Rhodes)

„9 to 5: Das Musical“, Lisa Schmohl (Doralee Rhodes), Dunja Benson (Roz Keith) und Celine Bergerbusch (Judy Bernly)

„9 to 5: Das Musical“, Andreas Böker (Joe Cohen) und Heike Hansen (Violet Newstead)

„9 to 5: Das Musical“, Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr.) und Celine Bergerbusch (Judy Bernly)

„9 to 5: Das Musical“, Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr.) und Celine Bergerbusch (Judy Bernly)

„9 to 5: Das Musical“, Andreas Böker (Joe Cohen), Heike Hansen (Violet Newstead), Celine Bergerbusch (Judy Bernly), Lisa Schmohl (Doralee Rhodes) und Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr.)

„9 to 5: Das Musical“, Lisa Schmohl (Doralee Rhodes), Jörg Middendorf (Franklin Hart, Jr.), Heike Hansen (Violet Newstead), Celine Bergerbusch (Judy Bernly) und Ulrich Walters (Rick Tinsworthy)

„9 to 5: Das Musical“, Ensemble

„9 to 5: Das Musical“ wird an der Freilichtbühne Coesfeld vom 26. Mai bis 14. Juli und nach der Sommerpause vom 3. bis 25. August 2018 vornehmlich am Freitag und Samstag um 20.30 Uhr gespielt. Am Sonntag, 1. Juli 2018 und Samstag, 14. Juli 2017 werden um 15 Uhr Nachmittagsvorstellungen angeboten. Für Inhaber der RUHR.TOPCARD gelten für Vorstellungen bis 14. Juli 2018 mit Ausnahme der Aktionstage am 1. und 2. Juni 2018 die ermäßigten Preise.


Samstag, 2. Juni 2018

Nach dem Besuch der ersten Folgevorstellung möchte ich an dieser Stelle noch ein paar Anmerkungen loswerden, die Frage einer Zuseherin nach Profis und Amateuren insbesondere im Vergleich zu den Freilichtspielen Tecklenburg hat mich ziemlich irritiert. Bei der Freilichtbühne Coesfeld stehen nämlich ausnahmslos Amateure auf der Bühne, die lediglich von Profis bei der Einstudierung der Aufführung angeleitet und unterstützt werden. Dass sich eine vierjährige Ausbildung in Schauspiel, Gesang und Tanz nicht durch eine solche Anleitung ersetzen lässt, dürfte jedem einleuchten. Die Unterschiede zwischen Amateuren und ausgebildeten Musical-DarstellerInnen sind selbstverständlich sicht- und hörbar, es wäre traurig, wenn dem nicht so wäre. Jeder, der eine Theatervorstellung besucht, ganz gleich, ob es sich um eine professionelle Aufführung oder um eine Aufführung von Amateuren handelt, sollte sich dessen bewusst sein. Dies stellt auch keinerlei Wertung dar, sondern gibt lediglich Auskunft darüber, ob die Darsteller auf der Bühne damit ihre „Brötchen“ verdienen oder dies lediglich aus „Spaß an der Freude“ in ihrer Freizeit tun. Dass auch Amateure ein gewisses Talent oder Begabung für Schauspiel, Gesang oder Tanz mitbringen können, ist auch klar, nur haben diese eben einen anderen Berufsweg gewählt.

Das Musical basiert auf der erfolgreichen Filmkomödie „Nine to Five“, dementsprechend möchte auch dieses auf komödiantische Weise unterhalten, nicht mehr und nicht weniger. Die aus dem Film bekannte Handlung blieb bei der Bühnenadaption praktisch unangetastet, kann auch ohne Kenntnis des Spielfilms als vorhersehbar bezeichnet werden und stellt keine allzu hohen intellektuellen Anforderung an die Zuseher. Einfach eine mitreißende Feel-Good-Show… Die Freilichtbühne Coesfeld hat gut daran getan, es dabei zu belassen und nicht auf den Zug der Debatte über Sexismus und Machtmissbrauch aufzuspringen.

Regisseur Harald Kratochwil erzählt die in den 1980er-Jahren angesielte Handlung mit der nötigen Schnelligkeit, auch bei ihm finden sich – wie schon in der deutschsprachigen Erstaufführung von Alex Balga – Ideen aus der Broadway-Inszenierung von Joe Mantello wieder, beispielsweise Franklin Hart, Jr. zum Ende des ersten Aktes hilflos in der Luft baumeln zu lassen, es wäre auch dumm gewesen, dieses Highlight in der Up-Tempo-Nummer „Strahlend hell“ („Shine like the sun“) zu streichen. Die schwungvollen, von Kati Heidebrecht einstudierten Choreografien sind ganz und gar ansprechend ausgefallen und fügen sich effektiv in den Handlungsablauf ein. Harry Behlau zeichnet für das Bühnenbild verantwortlich, das durch stilisierte Aktenordner-Rücken dominiert wird. Auf fünf von Hand fahrbaren Bühnenwagen befinden sich die Büros von Consolidated Industries mit Schreibtischen, Schreibmaschinen und schnurgebunden Telefonen, willkommen in den Achtzigern. Die Aufzugtüren im rückwärtigen Bühnenprospekt schaffen zusätzliche Auf- und Abtrittsmöglichkeiten. Darüber befindet das Büro von Franklin Hart, Jr., das durch Öffnen eines Vorhangs zum Vorschein kommt. Auch Martina Toeberg bleibt mit ihren Kostümentwürfen dem Retro-Look treu. Großes Vergnügen bereiten die Traumsequenzen der drei Heldinnen Violet, Doralee und Judy, in der sie unter Drogen-Einfluss ihre Gewalt- und Mordfantasien gegenüber Franklin Hart, Jr. auskosten.

Bei Aufführungen der Freilichtbühne Coesfeld kommt die Musik grundsätzlich „aus der Dose“, die DarstellerInnen singen live zu der voraufgezeichneten musikalischen Begleitung („Halb-Playback“). Von Puristen wird gern bemängelt, dass dabei das Live-Theatererlebnis verloren gehe. Der Rechteinhaber von „9 to 5: The Musical“ (Music Theatre International, New York, in Deutschland durch Musik und Bühne, Wiesbaden vertreten) gibt auf seiner Website eine Orchestergröße von 11 Musikern vor, doch bereits die deutschsprachige Erstaufführung im Zeltpalast Merzig wurde lediglich von einer fünfköpfigen Band bestritten. Bei einer kommerziellen Produktion eines anderen Musicals wurde die Orchestergröße von anfänglich über 20 Musikern auf inzwischen nur noch sieben Musiker reduziert, die obendrein nicht im Theatersaal sitzen, sondern deren Musik über die Tonanlage in das Auditorium übertragen wird. Nun frage ich Sie als Leser: Was ist Ihnen lieber, sieben Musiker, die zwar live musizieren, deren Musik aber dennoch über die Tonanlage zugespielt wird, oder die mit einem größeren Orchester voraufgezeichnete musikalische Begleitung „aus der Dose“? Es wäre sicherlich kein Problem, eine Handvoll Hobby-Musiker zu finden, die gern bei den Aufführungen der Freilichtbühne Coesfeld mitwirken, aber wer möchte schon gern sein Instrument Wind und Regen aussetzen? Die DarstellerInnen stehen bei (nahezu) jedem Wetter auf der Bühne, es sei denn, es bestünde Gefahr für Leib und Leben.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
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Toko Mesin
Detlef hat gesagt…
Ich weiß nicht, wo Sie Audiodateien gefunden haben, wir bieten jedenfalls keine Hörproben an.