Luis Trenker ist tot, doch „Der Berg ruft“

Die neue Ausstellung zur Faszination der Berge im Gasometer Oberhausen

Mit dem Titel „Der Berg ruft“ wird womöglich der ein oder andere ältere Leser auf Anhieb den deutschen Spielfilm aus dem Jahr 1938 über die Erstbesteigung des Matterhorns von Luis Trenker (* 4. Oktober 1892 in St. Ulrich in Gröden, Tirol, † 12. April 1990 in Bozen, Italien) verbinden, in dem er selbst die Rolle des italienischen Bergführers Jean-Antoine Carrel gespielt hat.

Gasometer Oberhausen

„Der Berg ruft“ heißt auch die aktuelle Ausstellung im Gasometer Oberhausen. Sie zeigt ab 16. März 2018 die Vielfalt der Berge und erzählt von der ewigen Faszination, die diese imposanten Welten in kargen Höhen und dünner Luft auf uns Menschen ausüben. Die Ausstellung lässt ihre Besucher an den legendären Erstbesteigungen der berühmtesten Gipfel der Erde teilhaben, sie berichtet von großartigen Triumphen und dramatischen Niederlagen. Und sie erzählt von der jahrtausendealten Ehrerbietung, mit der Menschen den Bergen begegnen; denn sie waren stets auch Orte religiöser Verehrung, der Zuflucht und Besinnung in Abgeschiedenheit, voller Mythen und Geheimnisse. Insofern trifft der englische Titel der Ausstellung „The Call of the Mountains“ den Sachverhalt sehr viel besser als der deutsche Titel.

„Der Berg ruft“, das Matterhorn, Schweiz/Italien, 4.478 Meter, der meistfotografierte Berg. Foto Claude-Olivier Marti

In einzigartigen Filmausschnitten und prachtvollen Fotopanoramen zeigt die Ausstellung, wie in den gewaltigen Gebirgsmassiven der Erde einzigartige Lebenswelten mit ihrer ihnen eigenen Tier- und Pflanzenwelt entstanden sind. Und sie macht den ewigen Kreislauf des Gesteins nachvollziehbar, das sich in Jahrmillionen auffaltet – und in gleichen Zeiträumen von Erosion zermahlen wird und wieder vergeht.

„Der Berg ruft“, Gesteinsbrocken vom Gipfel des Matterhorns

Kurator der Ausstellung ist Prof. Peter Pachnicke, der damit thematisch an die Vorgängerausstellung „Wunder der Natur“ anknüpft: „Mit ‚Der Berg ruft‘ erzählen wir von wundervollen Orten, die seit jeher die Menschen fasziniert haben. Atemberaubende Bilder ziehen die Betrachter in ihren Bann und machen einige der beeindruckendsten und erhabensten Lebensräume unseres Planeten erlebbar.“

„Der Berg ruft“, 150 Jahre Erstbesteigung des Matterhorns, Matterhorn, Schweiz/Italien, 4.478 Meter. Foto Robert Bösch

„Der Berg ruft“, originaler Eispickel von Edward Whymper (* 27. April 1840 in London, † 16. September 1911 in Chamonix, Frankreich) von der Erst­be­steigung des Matterhorns am 14. Juli 1865 mit der Widmung „Wenn ich diesen Pickel gebrauchte, hatte ich immer Erfolg“ und Kopie des Seils, das die Berg­steiger beim Auf­stieg gesichert hat und das beim Absturz gerissen ist, wodurch der Berg­führer Michel Croz, Lord Francis Douglas, Robert Hadow und Reverend Charles Hudson zu Tode kamen

„Der Berg ruft“, Skywalk in einer Gletschwerwelt, Columbia Eisfeld, Rocky Mountains, Kanada

„Der Berg ruft“, Bergsteiger am Everest, Himalaya, Nepal/China (Tibet). Foto Christian Kober

„Der Berg ruft“, Stau am Gipfel des Mount Everest, Himalaya, Nepal/China (Tibet). Foto Deepesh Shrestha

„Der Berg ruft“, Yak-Karawane am Everest, Everest-Region, Nepal. Foto Kitti Boonnitrod

„Der Berg ruft“, Skulptur des Milarepa, vor 1900

„Der Berg ruft“, Kilimandscharo – Der Weiße Berg, Tansania. Foto Kazuyoshi Nomachi

„Der Berg ruft“, Bergwanderung mit Kind, Klettersteig Via delle Bocchette, Brentagruppe, Ostalpen, Italien. Foto Ralf Gantzhorn

„Der Berg ruft“, Schneeleopard – Der Geist der Berge, Himalaya

„Der Berg ruft“, Sonnenaufgang am Horseshoe Bend, Arizona, USA. Foto Don Smith

„Der Berg ruft“, Antelope Slot Canyon, Arizona, USA. Foto Brad McGinley

„Der Berg ruft“, Sonnenaufgang, Dolomiten, Südtirol. Foto Ralf Gantzhorn

„Der Berg ruft“, „Und täglich grüßt das Murmeltier“

„Der Berg ruft“, Steinadler

„Der Berg ruft“, Die Regenbogenberge in China, Zhangye-Danxia-Geopark, Provinz Gansu. Foto Ratnakorn Piyasirisorost

„Der Berg ruft“, Gletscher formen Täler, Syltoppene-Berge, King-Oscar-Fjord, Ostgrönland. Foto Bernhard Erdmaier

„Der Berg ruft“, Krönungssaal der Berge, Baltorogletscher, Karakorum, Pakistan. Foto David Kaszlikowski


Die Matterhorn-Skulptur

Höhepunkt der Ausstellung ist eine 30 × 43 × 17 Meter große Nachbildung des Matterhorns, die den legendären Berg anhand modernster 3D-Projektionen im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten eindrucksvoll in Szene setzt. Die 17 Meter hohe, mit einem Polyestergewebe überzogene feingliedrige Metallkonstruktion hängt an Seilen im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometers und bildet das Matterhorn mit vertauschter ‚Händigkeit‘ nach. Sie spiegelt sich in einem auf dem Boden der obersten Gasometer-Ebene liegenden Spiegel mit einem Durchmesser von 12 Metern, der nicht begehbar ist, und erscheint darin dementsprechend seitenrichtig. (Ignorante Zeitgenossen setzen sich natürlich über die Bitte, den Spiegel nicht zu betreten, einfach hinweg, und zwar schneller, als das Aufsichtspersonal schauen kann, so dass es womöglich nur eine Frage der Zeit ist, bis der Spiegel zerbricht oder verkratzt ist. Man sollte diesen Leuten sofortiges Hausverbot erteilen!) Die Besucher haben so die einmalige Gelegenheit, aus der Vogelperspektive auf den bekanntesten Gipfel der Alpen herabzublicken. Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH: „Die neue Ausstellung versetzt tatsächlich Berge: Wir holen den bekanntesten Gipfel der Alpen, der wie kaum ein anderer die Sehnsüchte der Menschen geprägt hat, in den Gasometer Oberhausen und lassen ihn über den Köpfen der Besucher schweben.“

„Der Berg ruft“, Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum

Projektpartner der Ausstellung ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Prof. Hansjörg Dittus, Vorstand für Raumfahrtforschung und -technologie im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): „Mit der Fernerkundung aus dem All liefern und verarbeiten wir Daten, um die Veränderung der Erdoberfläche, der Atmosphäre oder den globalen Wandel abzubilden und zu erforschen. Das Matterhorn war für uns ein Experimentierfeld, auf dem wir einige unserer Methoden testen und bewerten konnten.“

„Der Berg ruft“, Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum

Nils Sparwasser, Abteilungsleiter am Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erklärt das Verfahren so: „Die Oberfläche des schwebenden Matterhorns erhält ihre Details durch hochpräzise Geländedaten, die wir am Earth Observation Center aus Flugzeug- und Satellitenaufnahmen gewonnen haben. Mit Hilfe des virtuellen Abbildes des Matterhorns haben wir am Computer die Animationen erzeugt, die auf der Skulptur zu sehen sind. Sie umfassen 67 Millionen Pixel pro Einzelbild – 60 mal pro Sekunde!“

„Der Berg ruft“, Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum

Die enorme Datenmenge wird benötigt, um für jeden einzelnen der 17 verwendeten Projektoren die optimale Auflösung zu gewährleisten. Die technischen Herausforderungen, um die Projektion pixelgenau auf die von der Lübecker Firma geo · Die Luftwerker („Der größte Mond auf Erden“, „Wunder der Natur“) errichtete Bergskulptur zu bringen, sind enorm: Soft- und Hardware müssen höchsten Anforderungen an Bildqualität, geometrischer Korrektur und dezentraler Synchron-Wiedergabe aller 17 Projektionsfelder gerecht werden. Kein Projektionsfeld gleicht dem anderen, und an bestimmten Stellen überlappen sich bis zu vier Projektionen zu einem Bild.

„Der Berg ruft“, Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum, Besteigungsrouten

„Das, was wir schließlich auf die 2.033 Quadratmeter Bergoberfläche projizieren, sind 39.168.000 Pixel, 60 mal in der Sekunde“, erklärt Tobias Wursthorn, Geschäftsführer von Intermediate Engineering („Wunder der Natur“): „Wir bespielen das Matterhorn also mit der 19-fachen Datenmenge, wie sie in einem aktuell hochklassigen Kino mit 4.096 × 2.160 Pixeln 24 mal pro Sekunde gezeigt wird.“ (Der Vergleich hinkt insofern, als dass im Kino natürlich nur ein Projektor (pro Leinwand) zum Einsatz kommt, und die Leinwand z. B. in der Lichtburg Essen eine Größe von 150 Quadratmetern besitzt. Dies entspricht 58.982 Pixel/Quadratmeter im Kino im Vergleich zu 19.266 Pixel/Quadratmeter im Gasometer!)

„Der Berg ruft“, Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum

„Der Berg ruft“, Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum, Steilheitsgrad

„Der Berg ruft“, Spiegelbild der Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum

„Der Berg ruft“, Spiegelbild der Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum, Steilheitsgrad

„Der Berg ruft“, Matterhorn-Skulptur im 100 Meter hohen Luftraum, Besteigungsrouten

Die Ausstellung „Der Berg ruft“ wird vom 16. März zunächst bis 30. Dezember 2018 dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein, während der Schulferien in Nordrhein-Westfalen und an Feiertagen auch montags.

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