„Grease – Das Musical“

„Grease – Das Musical“ – Musik, Liedtexte und Buch: Jim Jacobs und Warren Casey; Zusätzliche Songs von Barry Gibb, John Farrar, Louis St. Louis und Scott Simon; Regie: Christian Stadlhofer; Choreographie: Melissa Williams & Carla Kama; Setdesign: Terry Parsons; Kostümdesign: Herbert Erhardt; Lichtdesign: Nick Richings; Musikalische Leitung: Ryan Edwards Wise. Darsteller: Alexander Jahnke (Danny Zuko), Veronika Riedl (Sandy Dumbrowski), Alexander Sasanowitsch (Kenickie), Tim Hunziker (Doody), Tommie Luyben (Sonny), Dimitrios Vassiliadis (Roger), Nuria Mundry (Betty Rizzo), Michelle Catherine Härle (Frenchy), Chanelle Wyrsch (Marty), Ruth Lauer (Jan Strakowski), Maria Mucha (Miss Lynch), Sebastian Prange (Eugene Florczyk), Anna Friederike Wolf (Patty Simcox Honeywell), Marc Chardon (Vince Fontaine/Teen Angel), Josephine Niesen (Charlene „Cha-Cha“ Di Gregorio), Ben van Eelen, Sascha Laue, Paul Morris, Gustavo Seda (Cupid), Max Sijben, Lauren Strigari (Swing, Dance Captain), Marjeta Urch, Alina Wellbrock, Emilija Wellbrock, Ka Kui Louis Wong (Swing). Uraufführung: 5. Februar 1971, Kingston Mines Theater, Chicago. Off-Broadway Premiere: 14. Februar 1972, Eden Theatre, New York City. Deutsche Erstaufführung: 25. Februar 1993, Musiktheater Reeperbahn 1, Hamburg. Premiere: 3. Oktober 2017, Mehr! Theater am Großmarkt, Hamburg. Besuchte Vorstellung: 20. März 2018, Capitol Theater, Düsseldorf.



„Grease – Das Musical“


Das Rock´n´Roll-Musical wieder auf Tournee durch den deutschsprachigen Raum


Mit 3.388 Vorstellungen hat es „Grease“ nicht dauerhaft unter die Top 10 der am längsten gespielten Broadway Shows geschafft („The Phantom of the Opera“ von Andrew Lloyd Webber kann am Broadway inzwischen über 12.500 Vorstellungen vorweisen), international erlangte das Werk auch erst durch die immens erfolgreiche Verfilmung mit John Travolta (Danny Zuko) und Olivia Newton-John (Sandy Dumbrowski) aus dem Jahr 1978 Bekanntheit. Für den Film wurden neue Songs geschrieben, „Hopelessly devoted to you“, „You´re the one that I want“ oder die Ballade „Sandy“ avancierten zu populären Hits und wurden in späteren Revivals des Musicals integriert. Seitdem ist das Kult-Musical einfach nicht totzukriegen, bereits seit 2001 tourte der Tourneeveranstalter Semmel Concerts mit „Grease – Das Musical“ mit Unterbrechungen durch den deutschsprachigen Raum, wobei die Songs im Original und die Dialoge auf Deutsch präsentiert wurden. „Eine von David Gilmore für den deutschsprachigen Raum neu überarbeitete Fassung“ von „Grease – Das Musical“ tourte vom 31. Januar bis 8. Juni 2014 erneut durch den deutschsprachigen Raum und war dabei auch im Capitol Theater Düsseldorf zu sehen. Zum vierzigjährigen Jubiläum des Kult-Films – der Film wurde ab 16. Juni 1978 in den Lichtspielhäusern der Vereinigten Staaten von Amerika gezeigt und ab 28. September 1978 in der Bundesrepublik Deutschland – und 45 Jahre nach der Broadway-Premiere – man soll die Feste feiern, wie sie fallen – schickt der Tournee-Veranstalter Manfred Hertlein „Grease – Das Musical“ abermals auf Tournee durch den deutschsprachigen Raum, bereits im Oktober letzten Jahres wurde Premiere im Mehr! Theater am Großmarkt in Hamburg gefeiert. Vom 20. März bis 1. April 2018 ist auch diese Produktion im Capitol Theater Düsseldorf zu sehen.

„Grease – Das Musical“, Veronika Riedl (Sandy Dumbrowski) und Alexander Jahnke (Danny Zuko). © Ruprecht Stempell

„Grease“ ist eine Parodie auf die wilde Zeit von High School-Gangs, Pyjama-Partys, Petticoats, Cadillacs und Pomade: Das Rock´n´Roll-Musical thematisiert Lust und Frust der amerikanischen High School-Generation der 1950er Jahre, als die schüchterne Sandy Dumbrowski an der Rydell High School ihren Ferien-Flirt Danny Zuko wiedertrifft, der plötzlich den ultracoolen Macho gibt, um den Erwartungen der Schüler-Gang „T-Birds“ zu entsprechen, deren Anführer Danny ist. Sandy, die sich als biederes, anständiges Mädchen entpuppt, schließt sich der Mädchen-Clique „Pink Ladies“ an, die sich mit ausgelassenen Partys und Plänkeleien mit den Jungen die Zeit vertreiben. Nach etlichen Irrungen und Wirrungen lässt Sandy schließlich ihre prüde Wesensart fallen und überrascht ihren Angebeteten im schwarzen Leder-Outfit als Traumfrau eines jeden Greasers…

„Grease – Das Musical“, Rico Salathe (Doody): „Those Magic Changes“. © Marcel Kohnen

Der diplomierte Musicaldarsteller Christian Stadlhofer wandelt mit seiner Inszenierung auf „ausgetretenen Pfaden“: Bei dem derben Witz aus der von David Gilmore inszenierten 2014er Tournee, Danny mit einem vermeintlich erigierter Penis auf die Bühne laufen zu lassen, auch wenn sich selbiger dann als Zigarettenschachtel herausstellt, konnte er ebenso wenig widerstehen wie bei der Duschszene aus der Inszenierung von Werner Sobotka (Premiere 8. April 2006, Theater St. Gallen), wobei mir persönlich die Umsetzung in St. Gallen besser gefallen hat. Bei „Beauty School Dropout“ musste ich ebenfalls wehmütig an die soeben erwähnte Inszenierung in St. Gallen zurückdenken, in der Rob Fowler mit Engelsflügeln aus dem Schnürboden zu Jana Stelley auf die Bühne herabschwebte, Christian Stadlhofers Umsetzung mit Gustavo Seda als Amor hat mir dagegen gar nicht gefallen. Die insgesamt temporeiche Choreografie von Melissa Williams und Carla Kama wird vom Ensemble synchron und ansehnlich umgesetzt, aber bei einem Rock´n´Roll-Musical erwarte ich – spätestens beim Tanzwettbewerb in „Born to Hand Jive“ – Rock´n´Roll-Choreografien mit Akrobatik, was in diesem Fall jedoch nur ansatzweise erkennbar ist.

„Grease – Das Musical“, Chanelle Wyrsch (Marty): „Freddy, My Love“. © Marcel Kohnen

Die siebenköpfige Band (zwei Keyboards, Gitarre, Bass, Drums, zwei Bläser) unter der Musikalischen Leitung von Ryan Edwards Wise bringt die Songs leidenschaftlich rockig zu Gehör, man sieht sie allerdings erst zum Schlussapplaus. Das Bühnenbild von Terry Parsons ist für die Tourneeproduktion funktional ausgefallen, der obligatorische „Cadillac“ darf bei „Greased Lightnin´“ und im Autokino natürlich nicht fehlen. Im Vergleich zur 2014er Tournee wird die auf halber Höhe angeordnete Ebene, auf der seinerzeit die Band in einigen Szenen auch zu sehen war, nunmehr von einer Videowall verdeckt, warum auch immer. Weil man so etwas heute in einer „modernen Multimedia-Inszenierung“ braucht? Im ersten Akt gab es in der besuchten Vorstellung reihenweise Störungen/Teilausfälle selbiger, die zwar im zweiten Akt behoben waren, was aber nichts an den oftmals bemüht wirkenden Inhalten änderte. Lediglich in wenigen Szenen wie dem Schulball unter dem Motto „Mondschein unter Tropen“ oder im Burger Palace ergänzt die Videowall tatsächlich sinnvoll das Setting. Das Lichtdesign von Nick Richings unterstützt die bunte Show größtenteils adäquat, ob den Besuchern allerdings durch temporär ins Publikum gerichtete Moving-Lights ein Eindruck von der Blendwirkung selbiger verschafft werden soll, wollte sich mir auch diesmal nicht erschließen.

„Grease – Das Musical“, Alexander Jahnke (Danny Zuko) und T-Birds: „Greased Lightnin´“. © Marcel Kohnen

Alexander Jahnke in der Rolle des Anführers der „T-Birds“, Danny Zuko, und Veronika Riedl in der Rolle der anfänglichen Ingenue Sandy Dumbrowski sind als frisch verliebtes Paar zu sehen, dessen Zuneigung durch die jeweiligen Cliquen unablässig auf die Probe gestellt wird. Ein fesches Paar… Gesanglich kann der Zweitplatzierte der 14. Staffel der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ mit seiner herzzerreißenden Ballade „Sandy“ überzeugen, auch Dannys Rollenkonflikt zwischen verliebtem Teenager und coolem Greaser ist erkennbar. Veronika Riedl singt großartig, was nicht erst in ihrer berührenden Ballade „Hopelessly devoted to you“ im zweiten Akt auffällt. Als unschuldiges, naives Mädchen muss sie so manche Enttäuschung verkraften, bis ihr schließlich selbst klar wird, wie sie ihren Ferienflirt zurückgewinnen kann. Alexander Sasanowitsch kann als Dannys rechte Hand Kenickie mit einem beeindruckenden Auftritt in „Greased Lightnin´“ nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Da hat es Tim Hunziker als Doody mit seinem rudimentären Gitarrenspiel zu Beginn von „Those Magic Changes“ natürlich schwerer, die Sympathien des Publikums zu gewinnen. Bei den „Pink Ladies“ gefallen Nuria Mundry in der Rolle der supercoolen, erfahrenen Anführerin der Mädchen-Clique Betty Rizzo mit „Look at Me, I´m Sandra Dee“ und „There Are Worse Things I Could Do“, Chanelle Wyrsch (ebenfalls Teilnehmerin an der 14. Staffel der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“) als Marty mit „Freddy, My Love“ und Ruth Lauer als Jan Strakowski mit „Mooning“ (im Duett mit Dimitrios Vassiliadis als Roger) und „It´s Raining on Prom Night“ (im Duett mit Veronika Riedl). Auch Marc Chadon weiß als Vince Fontaine mit seinem Cameo-Auftritt als Teen Angel in „Beauty School Dropout“ für sich einzunehmen, für die Umsetzung der Szene ist er ja nicht verantwortlich.

„Grease – Das Musical“, Veronika Riedl (Sandy Dumbrowski), Ensemble. © Marcel Kohnen

Die Tournee von „Grease – Das Musical“ gastiert noch bis einschließlich 1. April 2018 am Capitol Theater und ist anschließend noch bis 3. Juni 2018 an verschiedenen Stellen in Deutschland zu sehen.

„Grease – Das Musical“, Alexander Jahnke (Danny Zuko), Veronika Riedl (Sandy Dumbrowski), Ensemble. © Marcel Kohnen

Abschließend ein Wort zum Capitol Theater, ein altes Straßenbahndepot in Düsseldorf, das 1994 in ein Theater umgebaut wurde, in dem ab 19. Januar 1996 „Grease“ als erstes Musical gezeigt wurde: Der linke vordere Seitenblock im Auditorium war ausgesprochen schlecht ausgelastet, offenbar hat sich längst herumgesprochen, dass die Lüftung hier mit Getöse für mächtig viel Wind sorgt, „es zieht wie Hechtsuppe“. Es sollte doch möglich sein, für die Dauer der Vorstellung die Drehzahl der Lüftermotoren und damit einhergehend sowohl die Geräuschkulisse als auch den Durchzug zu reduzieren. Man muss nur wollen…

„Grease – Das Musical“, Ensemble. © Marcel Kohnen

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