Vorschau: Einzigartige Studien und Unikate bei der 50. Essen Motor Show

Vom selbstfahrenden E-Mobil bis zum Schulbus mit Strahlturbinenantrieb

Ob selbstfahrendes E-Mobil oder ein Dragster mit Schulbus-Karosserie – die Designstudien und Unikate der 50. Essen Motor Show vom 2. bis 10. Dezember 2017 (1. Dezember: Preview Day) sorgen für Aufsehen. Manche der Fahrzeuge in Halle 3 des PS-Festivals nehmen die Mobilität von morgen vorweg, andere richten sich als Einzelstücke oder Kleinstserien an wohlhabende Käufer. Für Unterhaltung sorgen außerdem die im positiven Sinn verrückten Fahrzeuge mit Strahlturbinenantrieb oder Hubschrauber-Turbine. Eines haben alle gemeinsam: Sie zeigen – oft mit einem Augenzwinkern –, dass auch jenseits des Auto-Mainstreams viel los ist.

Rinspeed „Oasis“, 2 × 40 kW, mehr als 130 km/h, Reichweite 100 km

Rinspeed „Oasis“, 2 × 40 kW, mehr als 130 km/h, Reichweite 100 km

Mit dabei ist unter anderem die neueste Kreation von Rinspeed: Der selbstfahrende „Oasis“ soll im dichten Stadtverkehr eine fahrbare Wohlfühlzone bieten. Der Schweizer Autovisionär und Firmengründer Frank M. Rinderknecht (* 24. November 1955 in Zürich) hat ihn als Gegenentwurf zu tonnenschweren SUVs gedacht, die heute immer mehr Platz beanspruchen. Angetrieben wird das leichte Gefährt aus Stahl und Verbundstoff durch zwei E-Motoren von ZF mit je 40 kW Leistung, die mit der 12-kWh-LiFePO4-Batterie, so Rinspeed, eine Reichweite von 100 Kilometern ermöglichen. Das Auto lässt sich im Stand um die eigene Achse drehen. Besonderer Clou: Hinter der Windschutzscheibe befindet sich ein Kleingarten.

Rinspeed „Oasis“, 2 × 40 kW, mehr als 130 km/h, Reichweite 100 km. Model Doretta bewundert den Kleingarten hinter der Windschutzscheibe


Der vollelektrische Škoda VISION E

Mit der Studie VISION E zeigt auch Škoda einen Einblick in die Zukunft der individuellen Mobilität. Das Konzeptauto ist das erste vollständige Elektrofahrzeug in der Geschichte des Unternehmens. Das mit viel Liebe zum Detail entworfene SUV-Coupé besitzt nicht nur fünf Türen, sondern erfüllt auch alle Voraussetzungen für autonomes Fahren der Stufe 3. Mit dem VISION E gibt Škoda außerdem einen Ausblick, was das autonome Fahren in Zukunft mit sich bringen wird. Das SUV-Coupé fährt allein im Stau oder auf der Autobahn, kann die Spur halten und Hindernissen ausweichen, eigenständig überholen und sucht sich einen freien Parkplatz, in den es selbst ein- und ausparkt. Dank der leistungsstarken 83-kWh-Lithium-Ionen-Akkumulatoren und einer optimalen Energierückgewinnung soll der SUV eine Reichweite von 500 km erreichen.

Škoda VISION E, 225 kW/306 PS, 180 km/h (abgeregelt)

Škoda VISION E, 225 kW/306 PS, 180 km/h (abgeregelt)

Škoda VISION E, 225 kW/306 PS, 180 km/h (abgeregelt)

Auch Brabus präsentiert anlässlich der 50. Essen Motor Show eine elektrische Studie: den Brabus Ultimate E Concept. Die Studie eines exklusiven Stadtsportwagens mit Elektroantrieb entstand auf Basis des aktuellen smart fortwo coupé. Die Stromversorgung des quer hinter der Hinterachse installierten Elektromotors erfolgt über einen im Fahrzeugboden untergebrachten Lithium-Ionen-Akkupack. Mit einer Kapazität von 22 kWh wird eine Reichweite von maximal 160 Kilometern im NEFZ-Normzyklus erzielt.

BRABUS Ultimate e concept, 150 kW/204 PS, 180 km/h


CTR 2017 von Ruf und Jochen Rindts Formel-2-Renn­wagen von 1967

Sportwagenfreunde erwartet darüber hinaus der neue CTR 2017 der Manufaktur Ruf. Der Zweisitzer basiert auf einem komplett bei Ruf entworfenen und gefertigten Kohlefaser-Monocoque; sein Typenkürzel CTR erinnert dabei an den legendären „Yellow Bird“, das erste Ruf-Biturbo-Coupé, das vor 30 Jahren die Welt in Begeisterung versetzte. Das Design des CTR 2017 folgt den Leitlinien, die einst der erste Yellow Bird vorgegeben hat: kompromisslose aerodynamische Effizienz durch die Entwicklung der Form im Windkanal. Ruf Automobile hat den 892.500 Euro teuren CTR 2017 auf 30 Exemplare limitiert.

Ruf CTR 2017, Sechszylinder-Biturbo-Boxermotor, 3,6 Liter, 522 kW/710 PS, 360 km/h

Ruf CTR 2017, Sechszylinder-Biturbo-Boxermotor, 3,6 Liter, 522 kW/710 PS, 360 km/h

Die Essen Motor Show fand das erste Mal 1968 unter dem Titel 1. Internationale Sport- und Rennwagen-Ausstellung Essen statt. Der Titel der Ausstellung wurde 1970 in Jochen-Rindt-Show – Int. Sport- und Rennwagen-Ausstellung Essen geändert. Am 5. September 1970, knapp drei Monate vor der Eröffnung, verunglückte Jochen Rindt (* 18. April 1942 in Mainz, † 5. September 1970 in Monza) beim Abschlusstraining für den Großen Preis von Italien in Monza tödlich. Trotzdem wurde die Messe wie geplant unter dem neuen Titel durchgeführt. 1978 wurde der Titel der Ausstellung dann in Int. Motor Show Essen geändert, bevor sie ab 1996 Essen Motor Show International und schließlich seit dem Jahr 2000 Essen Motor Show hieß.

Jochen Rindts Formel-2-Rennwagen Brabham BT23 von 1967, Vierzylinder DOHC-Ford Cosworth FVA Motor, 1,6 Liter, ca. 220 PS, Gewicht 430 kg

Jochen Rindts Formel-2-Rennwagen Brabham BT23 von 1967, Vierzylinder DOHC-Ford Cosworth FVA Motor, 1,6 Liter, ca. 220 PS, Gewicht 430 kg

Jochen Rindts Formel-2-Rennwagen Brabham BT23 von 1967, Vierzylinder DOHC-Ford Cosworth FVA Motor, 1,6 Liter, ca. 220 PS, Gewicht 430 kg

Anlässlich ihrer 50. Runde umfasst die Essen Motor Show auch ein Fahrzeug ihres zwischenzeitlichen Namensgebers Jochen Rindt. Dass dieser als Motorsportler zu den absoluten Weltklassefahrern gehörte, bewies er 1967 und 1968 in der Formel 2, in der er mit dem ausgestellten Brabham BT23 mit DOHC-Ford Cosworth FVA Motor startete. Er legte eine unglaubliche Serie auf die Rennstrecken: Bei 15 Starts gewann er neunmal, wurde viermal Zweiter, einmal Sechster und fiel nur einmal aus. Einen Eindruck von der technologischen Entwicklung im Motorsport vermittelt außerdem ein Tesla Model S P100DL aus der elektrischen Rennserie Electric GT.

Tesla Model S P100DL, 778 PS, 250 km/h

Tesla Model S P100DL, 778 PS, 250 km/h

Der Geländewagen Lamborghini LM002 des italienischen Automobilherstellers Lamborghini wurde nach der Übernahme Lamborghinis durch Patrick Mimran im Jahr 1980 entwickelt. Man erhoffte sich für das Fahrzeug einen guten Absatz in Saudi-Arabien. Insgesamt wurden 301 Fahrzeuge verkauft. Zum Lamborghini LM002 gibt es weder ein in Serie produziertes unmittelbares Vorgänger- noch ein unmittelbares Nachfolgemodell.

Geländewagen Lamborghini LM002, V12-Motor aus dem Lamborghini Countach LP5000S QV, 5.167 cm³, 335 kW/455 PS, 223 km/h, Produktionszeitraum 1986 – 1993


„School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing

Neben diesen „ernst gemeinten“ Fahrzeugen begeistert Gerd Habermann Racing die Besucher der 50. Essen Motor Show mit vier ausgefallenen Crazy Cars, die es zusammen auf 50.500 PS Leistung bringen. Einen dieser Beschleunigungs­renner taufte Gerd Habermann auf den passenden Namen „School Jet Bus“, der allerdings nicht viel mit einem Nutzfahrzeug gemeinsam hat. Denn Habermanns Bus verfügt über eine von der Westinghouse Aviation Gas Turbine Division entwickelte J34-Turbine mit Nachbrenner und leistet satte 25.000 PS. (Streng genommen hat ein Strahltriebwerk nur einen definierten Schub (in Newton), und die Umrechnung der Schubkraft in eine Leistung macht beim stehenden Fahrzeug nicht den geringsten Sinn, denn dann ist die Leistung P = 0 Watt.) Verbunden mit einer Schubkraft von um die 15,12 kN (für eine J34-WE-36 Turbine, jedenfalls nicht die angegebenen 10.000 kg, denn Kraft wird in Newton gemessen, dagegen wird die Masse im Internationalen Einheitensystem in der SI-Basiseinheit Kilogramm angegeben) würde die Fahrt zur Schule in diesem Gefährt zum spektakulären Abenteuer. Glücklicherweise präsentiert Gerd Habermann das Gefährt nur zu Showzwecken, bei der 50. Essen Motor Show ist es in Halle 3 zu sehen.

„School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing

Übrigens, der „School Jet Bus“ braucht ein paar hundert Liter Flugturbinenkraftstoff Jet A-1 – auch unter dem Namen Kerosin bekannt – für die Viertelmeile (402,34 Meter), und für viel mehr reicht der Kraftstoffvorrat auch nicht. Im Gegensatz zur Strahlturbine im „School Jet Bus“, bei der Umgebungsluft eingesaugt und mit dem Treibstoff in der Verbrennungskammer verbrannt wird, um die dahinter folgenden Turbine anzutreiben, die ihrerseits zum Antrieb des Verdichters dient, handelt es sich bei den meisten Raketenantrieben um Verbrennungskraftmaschinen, die die bei der Verbrennung freigesetzte thermische Energie sowie den entstehenden Druck in der Brennkammer beim Austreten in kinetische Energie (Beschleunigung) umwandeln.

„School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing

Der „School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing ist sehr viel kleiner als die typischen gelben amerikanischen Schulbusse und mit einem Gewicht von 1.250 kg auch sehr viel leichter, über 500 kg gehen bereits auf das Konto der Turbine. Außer dem Fahrer können darin keine weiteren Passagiere mitfahren. Wer wollte sich auch schon auf der Turbine im hinteren Teil des Dragsters den Hintern verbrennen!?

„School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing

„School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing

„School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing

„School Jet Bus“ von Gerd Habermann Racing

Gerd Habermann

Gerd Habermann ist Fahrer und Besitzer des größten und erfolgreichsten Dragster- und Jetdragster Teams Europas. Sein „School Jet Bus“ verfügt zwar nicht über einen Raketenantrieb, sondern über einen Strahlturbinenantrieb, aber er besitzt tatsächlich ein Motorrad mit Raketenantrieb, das mit Wasserstoffperoxid betrieben wird und damit auf 640 km/h auf der Viertelmeile (402,34 Meter) beschleunigt wird.

Gerd Habermann

Die Essen Motor Show 2017 ist am 1. Dezember 2017 (Preview Day) von 9 bis 18 Uhr geöffnet, vom 2. bis 10. Dezember 2017 öffnet die Messe Samstag und Sonntag von 9 bis 18 Uhr ihre Pforten, und von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr.

Tickets gibt es als Messe-Eintrittskarte oder als Kombiticket mit Eintritt und freier Hin- und Rückfahrt in allen Bussen und Bahnen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) und dem ÖPNV der Deutschen Bahn, 2. Klasse. Das Kombiticket ist ausschließlich im Vorverkauf erhältlich, die Servicegebühr beträgt 5,50 €.

Weitere Informationen unter www.essen-motorshow.de.

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