Theater Oberhausen: „Das Dschungelbuch“

„Das Dschungelbuch“ – nach den Erzählungen und Gedichten „The Jungle Book“ von Rudyard Kipling; Regie: Corinna Sommerhäuser; Choreografie: Takao Baba; Bühne: Christina Mrosek; Kostüme: Mona Ulrich; Musikalischer Leiter: Otto Beatus. Darsteller: Nora Decker (Mogli, das Menschenjunge), Anna Polke (Raksha, die Wolfsmutter/Kaa, die Schlange), Marek Jera (Akela, der Leitwolf/King Louis, der Affenkönig), Andreas Köhler (Balu, der Bär), Henry Meyer/Martin Müller-Reisinger (Shir Khan, der Tiger), Asad Schwarz-Msesilamba (Baghira, der Panther), Eike Weinreich (Chil, der Geier), Kofie Boachie, Albi Gika, Rymon Zacharei/Fatmir Ziberi (Wölfe/Affen). Premiere: 26. November 2012, Theater Oberhausen.



„Das Dschungelbuch“


Die Geschichte um das Findelkind Mogli als Familien-Unterhaltung am Theater Oberhausen


Der am 18. Oktober 1967 in den USA veröffentlichte Zeichentrickfilm „The Jungle Book“ nach den gleichnamigen Erzählungen und Gedichten von Rudyard Kipling ist ein abendfüllender Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios, der vor allem in Europa enorme Popularität erlangte. Dazu haben wohl auch die von Richard M. Sherman und Robert B. Sherman geschriebenen Songs wie „I Wanna Be Like You“ oder „That's What Friends Are For“ und vor allem der von Terry Gilkyson komponierte Song „The Bare Necessities“ beigetragen. Insbesondere in Deutschland ist der Film mit rund 23,6 Mio. Kinogängern nicht nur der bisher erfolgreichste Disney-Film, sondern einer der erfolgreichsten Kinofilme überhaupt.

Andreas Köhler (Balu) und Nora Decker (Mogli)
Foto: Carsten Walden


Der Geier Chil erzählt dem kleinen Mowgli (in deutschen Übersetzungen meist Mogli), wie er ihn als kleines Kind in der Mülltonne gefunden hat. Er wächst bei einer Wolfsfamilie auf, die ihn „Mowgli“ nennt, was Frosch bedeutet, und wird von Raksha, der Wolfsmutter, wie ihr eigenes Kind aufgezogen. Doch Shir Khan, der Tiger, fordert sein Recht an seiner Beute, dem kleinen Mogli ein. Schließlich setzen sich Balu, der Bär, und Baghira, der schwarze Panther, bei der Ratsversammlung der Wölfe dafür ein, dass Mogli in das Wolfsrudel auf­ge­nommen wird. Balu und Baghira bringen Mogli alles bei, was zum Überleben in Freiheit und Wildnis nötig ist, doch irgendwann wird er von den Affen entführt, denen er das Feuermachen beibringen soll. Mit Hilfe der Riesenschlange Kaa gelingt es, Mogli zu befreien, doch Shir Khan kann immer mehr Wölfe auf seine Seite ziehen, die ihn schließlich aus dem Rudel verstoßen. Nur durch das Feuer, das alle Tiere fürchten, kann Mogli den Angriff von Shir Khan abwehren. Aber ihm ist inzwischen klar geworden, dass er kein Wolf ist, und so geht er am Ende zu den Menschen zurück.

Marek Jera (Akela), Nora Decker (Mogli), Andreas Köhler (Balu), Anna Polke (Raksha), Eike Weinreich (Chil) und Asad Schwarz-Msesilamba (Baghira); Foto: Carsten Walden

Am Theater Oberhausen verlegt Regisseurin Corinna Sommerhäuser die ursprünglich im indischen Dschungel angesiedelte Geschichte in der Fassung von Rüdiger Pape auf die Dächer einer Großstadt, in der Klimawandel und Abholzung den Tieren längst ihren Lebensraum genommen haben. Diese machen nun ihrerseits aus der Welt der Menschen einen Comic, sie leben wild und frei in ihrem bunten Exil. Corinna Sommerhäuser erzählt Moglis Leben bei den Tieren als bewegende, spielerische und unterhaltsame Aus­einander­setzung um Identität, Gemeinschaft und das Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch. Nun könnte man in diese Inszenierung den großen erhobenen Zeigefinger hineininterpretieren, die Aufführung als eindringlichen Appell zur Erhaltung der biologischen Vielfalt der Erde und Eindämmung von Umweltverschmutzung und schädlichem Konsumverhalten sehen. Der World Wide Fund For Nature macht tatsächlich im Theaterfoyer auf seine Arbeit aufmerksam. Aber in erster Linie ist „Das Dschungelbuch“ am Theater Oberhausen als lustige Familien-Unterhaltung für Menschen ab 6 Jahren und die ganze Familie konzipiert, meiner Meinung nach steht auch 44 Jahre nach Erscheinen des Disney-Zeichentrickfilms fröhliche Unterhaltung im Vordergrund. Die aus dem Film bekannten Charaktere wie der gemütliche Bär Balu, der schwarze Panther Baghira, die Riesenschlange Kaa oder der Tiger Shir Khan tauchen im „Großstadtdschungel“ unverändert auf, aktuelle Bezüge wie Moglis Dschungelprüfung „Deutschland schießt den Vogel ab“ sorgen für zusätzliche Erheiterung. Natürlich kommen in Oberhausen auch die bekannten Melodien wie „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ oder „Ich wäre gern wie Du“ zu Gehör, aber die Hip-Hop Tanzeinlagen (Choreografie: Takao Baba) passen eben einfach besser zu Songs wie „All Night long“ von Lionel Richie oder „Gonna Make You Sweat (Everybody Dance Now)“ vom Dance-Music-Projekt C & C Music Factory.

Asad Schwarz-Msesilamba (Baghira), Eike Weinreich (Chil), Andreas Köhler (Balu) und Fatmir Ziberi (Wolf); Foto: Carsten Walden

Weitere Vorstellungen in der Vorweihnachtszeit stehen u. a. am 4. und 18. Dezember um 15 und 17 Uhr, am 10. Dezember um 16 Uhr, am 11. Dezember um 11 und 15 Uhr, am 23. Dezember um 18 Uhr sowie am 26. Dezember 2011 um 15 Uhr auf dem Spielplan.

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