„Goethe!“ – nach dem Kinofilm „Goethe!“ von Philipp Stölzl (2010). Musik: Martin Lingnau; Liedtexte: Frank Ramond; Buch und Regie: Gil Mehmert; Choreographie: Kim Duddy; Bühne: Jens Kilian: Kostüme: Claudio Pohle; Lichtdesign: Michael Grundner; Sounddesign: Jörg Grünsfelder; Regieassistenz, Abendspielleitung: Till Kleine-Möller; Musikalische Leitung: Christoph Wohlleben. Darsteller: Philipp Büttner (Johann Wolfgang Goethe), Rob Pelzer ([Johann Caspar Goethe], Goethes Vater/
„GOETHE! – Das Musical“
Das Erfolgsmusical als Liveaufnahme auf Doppel-CD
Das Biopicture „Goethe!“ von Regisseur Philipp Stölzl kam in Deutschland am 14. Oktober 2010 mit 250 Filmkopien in die Lichtspielhäuser. Der Film spielt im Sommer 1772, in dem sich Johann Wolfgang Goethe in Charlotte Buff verliebte. Johann Wolfgang Goethe verarbeitete diese Episode seines Lebens in seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“. Im Film „Goethe!“ vermischen sich Fakten aus Goethes realem Leben mit dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ und reiner Fiktion, Philipp Stölzl hat Goethes Biografie und den literarischen Text quasi „übereinander kopiert“. Die Bad Hersfelder Festspiele brachten 2021 in Zusammenarbeit mit Stage Entertainment und Senator Film/Warner Bros. die Uraufführung des neuen Musicals „Goethe!“ auf die Bühne, das dieses Jahr wiederaufgenommen wird. Für die Musik zeichnet Martin Lingnau verantwortlich, Frank Ramond für die Liedtexte, und das Buch hat Gil Mehmert geschrieben, der auch Regie führt. Rechtzeitig zur Wiederaufnahme bei den 71. Bad Hersfelder Festspielen am 15. Juli 2022 ist auch das Castalbum am 1. Juli 2022 bei HitSquad Records in Wien erschienen.
„GOETHE!“, Bad Hersfelder Festspiele 2021, Philipp Büttner (Johann Goethe)
Der junge Johann Wolfgang Goethe fällt in Straßburg durch das Staatsexamen und wird von seinen Kommilitonen verspottet. Sein Vater verbannt ihn zur Disziplinierung als Referendar beim Reichskammergericht in das kleine Städtchen Wetzlar. Hier gerät Johann schnell mit seinem strengen, überkorrekten Vorgesetzten, dem Gerichtsrat Albert Kestner aneinander. Goethe freundet sich mit seinem Referendarskollegen Wilhelm Jerusalem an und sie besuchen gemeinsam einen Ball, wo Johann Lotte Buff kennenlernt, von der er nachhaltig beeindruckt ist. Als Johann und Wilhelm Jerusalem bald darauf einen Reitausflug unternehmen, überraschen sie Lotte, die mit ihrem Vater und ihren zahlreichen jüngeren Geschwistern in Wahlheim wohnt, bei der Hausarbeit und verleben einen höchst vergnüglichen Tag. Auch Lotte spürt insgeheim, dass sie Johann ebenfalls sehr sympathisch findet. Nachdem beide darauf gewartet haben, dass sich jeweils der andere in einem Brief erklärt, brechen sie gleichzeitig auf, um einander zu treffen. Lotte findet in Johanns verlassener Kammer mehrere Entwürfe für einen Liebesbrief an sie, und als sich beide schließlich doch noch treffen, kann Johann mit einem spontanen Liebesgedicht ihr Herz gewinnen. Während eines Wolkenbruchs suchen die beiden Schutz in einer Burgruine, wo ihre Liebe erstmals Erfüllung findet. Albert Kestner beschließt, um die Hand der schönen Lotte anzuhalten und macht einen offiziellen Besuch bei den Buffs; eine Verbindung mit dem Gerichtsrat würde für die ganze Familie eine sichere finanzielle Perspektive bedeuten. Ohne zu ahnen, um wen es sich handelt, gibt Johann seinem Vorgesetzten sogar Ratschläge, mit welcher Formulierung er das Herz der Angebeteten erobern könnte. Als Albert Kestner mit genau diesen Worten um Lottes Hand anhält, willigt sie ein und schreibt Johann betrübt einen Abschiedsbrief. Dieser erreicht Johann aber nicht rechtzeitig, so dass sich erst bei der Verlobungsfeier schließlich die Wahrheit herausstellt. Johann geht mit seinem Freund Wilhelm Jerusalem auf den Jahrmarkt und beide berauschen sich. Jerusalem, der sich leidenschaftlich in eine verheiratete Frau verliebt hatte, ist zutiefst enttäuscht, da sie beschlossen hat, bei ihrem Mann zu bleiben. Aus Verzweiflung erschießt sich Wilhelm Jerusalem, und auch Johann denkt zunächst an Freitod, führt seinen Plan allerdings nicht aus. Durch Beleidigung seines Vorgesetzten kommt es zu einem Duell mit Albert Kestner, bei dem zwar niemand getötet wird, aber Johann Goethe wegen des bei Strafe verbotenen Duells verhaftet wird. Während seiner Inhaftierung schreibt Johann seinen Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, in dem Werther aufgrund seines Weltschmerzes am Ende Selbstmord begeht. Als Lotte Johanns Brief mit dem Manuskript erhält, gerät sie in Panik: Will Johann sich wie Werther umbringen? Nach einem Besuch bei Johann übergibt sie das Manuskript ohne sein Wissen an einen Verleger. Sechs Monate später reist Johann Goethe nach der Entlassung aus der Haft mit seinem Vater zurück nach Frankfurt, dort ist der Roman inzwischen zum Bestseller geworden, so dass auch er die schriftstellerischen Ambitionen seines Sohnes schließlich mit Stolz anerkennen muss.
„GOETHE!“, Bad Hersfelder Festspiele 2021, Thomas Hohler (Wilhelm Jersusalem) und Karen Müller (Rotschopf)
Bei der vorliegenden CD-Einspielung mit einer Spieldauer von 122 Minuten 50 Sekunden (CD 1: 64 Minuten 10 Sekunden, CD 2: 58 Minuten 40 Sekunden) handelt es sich um eine Liveaufnahme der Uraufführung in der Stiftsruine bei den 70. Bad Hersfelder Festspielen 2021 mit Philipp Büttner als Johann Goethe, Abla Alaoui als Lotte Buff, Christof Messner als Gerichtsrat Kestner, Thomas Hohler als Wilhelm Jerusalem, Karen Müller als Rotschopf und vielen weiteren Darsteller*innen. Ursprünglich hätte „Goethe!“ am 10. Juli 2020 mit Sabrina Weckerlin (Lotte Buff) und Philipp Büttner (Johann Goethe) in der Stiftsruine Bad Hersfeld zur Uraufführung kommen sollen, doch dann kam SARS-CoV-2 und machte diesen Plan zunichte. Sabrina Weckerlin und Philipp Büttner haben den Entstehungsprozess des Musicals bis zur Tryout-Produktion an der Folkwang Universität der Künste in Essen begleitet. 2021 bekam Abla Alaoui die Chance, die Rolle der Lotte Buff bei der Uraufführung zu spielen, die dieses Jahr allerdings durch ihr Engagement bei den Vereinigten Bühnen Wien anderweitig gebunden ist, weshalb Iréna Flury heuer bei der Wiederaufnahme Lotte Buff spielt. Abla Alaoui und Philipp Büttner standen bereits als Verbrecherduo Bonnie Parker und Clyde Barrow im Musical „Bonnie & Clyde“ von Frank Wildhorn am Stadttheater Bielefeld gemeinsam auf der Bühne.
„GOETHE!“, Bad Hersfelder Festspiele 2021, Christof Messner (Kestner)
Philipp Büttner gibt den stürmischen Hitzkopf in seiner Sturm- und Drangphase, der auch im wahren Leben in jungen Jahren jedem Rockzipfel hinterhergelaufen ist, einfühlsam lotet der Darsteller die Höhen und Tiefen der Beziehung von Johann Goethe zu Lotte Buff aus und weiß gesanglich auf ganzer Linie zu beeindrucken. Abla Alaoui kann als Lotte Buff mit ihrem hellen Sopran in ihren Soli und Duetten glänzen. Höhepunkt der beiden Darsteller dürfte womöglich das Duett „Die Leiden des jungen Werther“ sein, als Lotte den inhaftierten Johann besucht, der an eben jenem Briefroman schreibt. Christof Messner lässt sich als Gerichtsrat Albert Kestner, der Liebesdinge wie die Jagd auf das Reh angeht, die Verse für seinen Antrag an Lotte von Johann Goethe dichten, weiß aber gesanglich mit fester Stimme für sich einzunehmen. Als zweites Liebespaar waren bei den 70. Bad Hersfelder Festspielen 2021 Thomas Hohler und Karen Müller als Wilhelm Jerusalem und Rotschopf zu sehen und sind dementsprechend auf der CD-Einspielung zu hören. Thomas Hohler singt den empfindsamen Wilhelm Jerusalem überaus berührend. Karen Müller kann als verheiratete Margarethe nicht offen zu der Liaison stehen und konstatiert nach Wilhelms Suizid, dass „Drei immer einer zu viel ist“. Mischa Mang versucht in der Rolle des Mephisto, Johann Goethe und Wilhelm Jerusalem im Rausch mit kraftvoller, markanter Stimme in seinen Bann zu ziehen: „Welcome to the show“. Musikalisch hat „GOETHE! – Das Musical“ einen Crossover aus symphonischem Musical und Popkultur zu bieten, der vom zweiundzwanzigköpfigen Orchester der Bad Hersfelder Festspiele 2021 unter der Musikalischen Leitung von Christoph Wohlleben fulminant zu Gehör gebracht wird.
„GOETHE!“, Bad Hersfelder Festspiele 2021, Abla Alaoui (Lotte Buff) schreibt Johann Goethe einen Abschiedsbrief
Das zwanzigseitige Booklet gibt mit einem Abriss der Handlung, der Songliste und 15 teilweise zweiseitigen Fotos einen guten Einblick in die Produktion. Natürlich fehlt beim Anhören der Castaufnahme der visuelle Eindruck, das ausgesprochen spielfreudige Ensemble unterstützt die Protagonisten nämlich insbesondere in den choreografisch umgesetzten Szenen vortrefflich, was bei den 71. Bad Hersfelder Festspielen 2022 mit der Auszeichnung des Tanzensembles mit dem Großen Hersfeldpreis honoriert wurde.
„GOETHE!“, Bad Hersfelder Festspiele 2021, Philipp Büttner (Johann Goethe) und Abla Alaoui (Lotte Buff)
Songliste:
- Prolog
- Goethe?
- Träume sind wie Wasser
- Wann kann ich endlich sein?
- Ordnung muss sein
- Ein Engel singt/Raus aus dieser Welt
- Es lebe das Leben
- Der Besuch/Gleich und gleich/Ein Gedicht/Hier und jetzt
- Gesetz muss sein
- Kein Brief
- Carpe Diem
- Lächerlich/Willkommen und Abschied
- Krank!
- Für alle Zeit
- Jagd auf das Reh
- Irgendwann
- Ein Brief
- Der schönste Tag
- Welcome to the show
- Liebe ist wie Wasser
- Carpe Diem – Reprise
- Ordnung muss sein – Reprise
- Das bisschen Leben
- Das Duell
- Was kann er ihr nur sein
- Das Brautkleid
- Die Leiden des jungen Werther
- Abschied
- Verheiratet
- Labyrinth
- Goethe!
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