„Modellierte Tradition. Was NRW mit Preußen zu tun hat“

Litfaßsäulen-Ausstellung auf dem Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum

Samstag, 14. Mai 2022

75 Jahre Nordrhein-Westfalen – unser Bundesland feierte im Jahr 2021 ein besonderes Jubiläum. Das LWL-Preußenmuseum Minden, die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen und die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen haben ihm aus diesem Anlass ein Geschenk gemacht: eine Litfaßsäule als Wanderausstellung. Denn das heutige Nordrhein-Westfalen ist ohne Preußen nicht denkbar. Entgegen dem Mythos, dass die Briten das neue Bundesland 1946 auf dem Reißbrett erschufen, zeigt die Ausstellung die engen Verbindungen des (Nord-)Rheinlands und Westfalens seit 1815, als Preußen begann, Vieles von dem zu schaffen, was NRW bis heute prägt. Auf der Litfaßsäule zu sehen ist dies in Form von (fiktiven) Filmplakaten in der Ästhetik der 1950er Jahre: „Wie der Adler landet“, „Unter einer Haube“, „Anything flows“ und „Nichts Neues im Westen?“ erzählen unter anderem Geschichten darüber, wie Mentalitäten aufeinandertreffen, sich neue Identitäten herausbilden und warum sich so vieles um die Industrie im Ruhrgebiet dreht.

Litfaßsäule auf dem Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum

„Die Litfaßsäule bringt als Botschafter des Museums das Thema Preußen in die ganze Fläche von NRW, denn sie wandert in 2022 durch alle Regierungsbezirke. Das Museum kommt zu den Menschen, noch bevor im nächsten Jahr die neue Dauerausstellung ‚Potzblitz Preußen!‘ eröffnet“, sagte Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Vorstandsvorsitzende der Stiftung „Preußen in Westfalen“ und LWL-Kulturdezernentin, anlässlich der Vorstellung der Ausstellung vor dem LWL-Preußenmuseum in Minden im Oktober 2021. „Die Litfaßsäule ist ein erster Einblick in das, was der LWL im Preußenmuseum umsetzt: Neue Wege für eine zeitgemäße Geschichtsvermittlung und vermeintlich Bekanntes auf ungewöhnliche Art neu erzählen.“

Litfaßsäule auf dem Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum

Nach ihren Stationen am Simeonsplatz vor dem LWL-Preußenmuseum in Minden und auf dem Johannes-Rau-Platz vor der Villa Horion in Düsseldorf ist die Säule nun auf den Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen angekommen. Eine digitale Variante der Ausstellung und alle Informationen zu den kommenden Standorten sollen unter www.lwl-preussenmuseum.de/digitales/digitelling-modellierte-tradition abrufbar sein. Informationen zu den zukünftigen Standorten habe ich dort jedoch leider nicht gefunden.

UNESCO-Welterbe Zollverein


Mittwoch, 18. Mai 2022

Am Mittwoch, 18. Mai 2022, wurde die Litfaßsäule auf dem Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum offiziell präsentiert. Nach der Begrüßung durch den Direktor des Ruhr Museums, Prof. Heinrich Theodor Grütter, führten Dr. Guido Hitze, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen, und Dr. Sylvia Necker, Leiterin des LWL-Preußenmuseum Minden, in das Konzept der mobilen Litfaßsäule und in die Inhalte der Wanderausstellung ein.

Litfaßsäule auf dem Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum

Bis zum 15. Juni 2022 wird die Ausstellung vor dem Ruhr Museum in Essen (Regierungsbezirk Düsseldorf) zu sehen sein und im Anschluss bis Ende 2022 in die übrigen vier Regierungsbezirke von NRW Arnsberg, Münster, Köln und Detmold weiterwandern. Die nächste Station wird das Sauerland-Museum in Arnsberg sein.

Litfaßsäule auf dem Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum

Dr. Guido Hitze wird am Donnerstag, 9. Juni 2022 um 18 Uhr im Kokskohlenbunker des Ruhr Museums einen Vortrag mit dem Titel „Nordrhein-Westfalens Anfänge lagen an der Ruhr und nicht in London – zur Rolle Essens und der Ruhrindustriellen in der Weimarer Reichsreformdebatte“ halten, der einen vertiefenden Blick auf die Ursprünge Nordrhein-Westfalens bietet und deutlich macht, wie eng das Rheinland und Westfalen immer miteinander verbunden waren. Dabei geht es um die Motive, Ursachen, Hintergründe und Ziele der Ruhrindustrie in ihrem Bemühen, Anfang der 1920er Jahre eine „Wirtschaftsprovinz Rheinland-Westfalen“ nahezu exakt in den Grenzen des heutigen Nordrhein-Westfalen zu schaffen.

Der Vortrag widmet sich den Fragen: Welche konkreten ökonomischen, politischen und strukturellen Vorstellungen waren mit diesem Vorhaben verbunden? Wer waren die Protagonisten? Und warum bzw. an wem scheiterten die Pläne? In welcher Gestalt lebten sie später wieder auf, wie verhält es sich mit der Einstellung der Ruhrindustrie zum Projekt einer eigenständigen „Ruhrprovinz“? Wer trug nach 1945 die Kerngedanken der seinerzeitigen Weimarer Planungen an die britische Besatzungsmacht weiter, welche dann schließlich das gar nicht so neue Land Nordrhein-Westfalen am 23. August 1946 per Dekret gründete?

Litfaßsäule auf dem Werner-Müller-Platz vor dem Ruhr Museum

Vorstellung der Wanderausstellung „Modellierte Tradition. Was NRW mit Preußen zu tun hat“ vor dem Ruhr Museum auf Zollverein, v. l. n. r.: Dr. Guido Hitze, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen; Dr. Sylvia Necker, Leiterin des LWL-Preußenmuseum Minden; Prof. Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums und Mitglied des Vorstands der Stiftung Zollverein

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