Limesfest im Archäologischen Park Xanten – Römer und Germanen in Aktion

Römerfest zur Eröffnung der Archäologischen Landesausstellung Nordrhein-Westfalen „Roms fließende Grenzen“

Limesfest am LVR-RömerMuseum

Bereits seit 2020 sind wegen der COVID-19 Pandemie das Römerfest „Schwerter, Brot und Spiele“ (zuletzt 23. und 24. Juni 2018, das nächste Römerfest wird erst 2022 stattfinden können) und das im jährlichen Wechsel stattfindende Römische Handwerkerfest (zuletzt am 29. und 30. Juni 2019) im LVR-Archäologischen Park Xanten (APX) ausgefallen, als erste Großveranstaltung fand zur Eröffnung der Archäologischen Landesausstellung „Roms fließende Grenzen – Der Limes am Niederrhein“ am 2. und 3. Oktober 2021 das Limesfest statt. An beiden Tagen stellten rund 150 Akteure in historischer Gewandung ihr Können unter Beweis. Höhepunkte waren die großen Exerzierübungen, das Artillerieschießen und die Präsentationen der prachtvollen Reiter auf den Aktionsfeldern rund um das LVR-RömerMuseum. Hier zeigten die römischen Soldaten, wie mit Disziplin und Taktik vor 2.000 Jahren ein Weltreich erobert und gesichert wurde.

römische Artillerie, Torsionsgeschütze (Scorpio und Ballista), im Hintergrund die historische Siegfriedmühle, aktuell als Café „KaffeeMühle“ genutzt

Die Regeln zum Besuch des Limesfestes (Zutritt nur für Geimpfte, Genesene und Geteste, Maskenpflicht auch im Freigelände des APX) waren klar und deutlich kommuniziert worden, doch in der seit 1. Oktober 2021 gültigen Fassung der Coronaschutzverodnung des Landes Nordrhein-Westfalen wird das Tragen einer Maske im Freien lediglich empfohlen, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen nicht eingehalten werden kann. Was zunächst dazu führte, dass im Freigelände des APX nur ganz vereinzelt Schutzmasken getragen wurden. Doch das Hausrecht des Varanstalters geht über Landesrecht, und so wurden die Besucherinnen und Besucher bei den Vorführungen auf den Aktionsfeldern aufgefordert, Schutzmasken zu tragen, nicht an der Hand, sondern vor Mund und Nase. Bei Abständen von 0,5 Metern leicht nachzuvollziehen, doch prompt fing unmittelbar neben mir das große Lamentieren an, dass sei doch alles Quatsch, man sei doch schließlich geimpft… Ich kann es nicht mehr hören, und wenn im Vorfeld bereits die Maskenpflicht kommuniziert wird, so sollten „Maskenmuffel“ dort m. E. wegbleiben.

Römische Militärreiter

Während die großen Highlights beim Römerfest „Schwerter, Brot und Spiele“ im Amphitheater vor vollständig gefüllten Rängen zu finden sind, fanden die Vorführungen beim Limesfest auf zwei Aktionsfeldern im Bereich des LVR-Römermuseums in Sichtweite des Schiffszeltes und der Schiffswerft statt, wo Schiffsbaumeister Kees Sars und sein Team den Nachbau römischer Schiffe erläuterte und das Biegen von Schiffsplanken demonstrierte.

Exerziervorführung

Vorführung von Kampftechniken und Gefechtsformationen

Artillerie-Vorführung, leichtes Pfeilgeschütz (Scorpio)

Artillerie-Vorführung, schweres Geschütz (Ballista)

An ihren Zelten gaben die Akteure zudem auch Einblicke in das tägliche Leben an der Grenze. Auch in den entlegensten Winkeln des Reiches wollte das römische Militär nicht auf exotische Waren und den angenehmen „Roman way of life“ verzichten. Das abwechslungsreiche Angebot an diesem Wochenende bot viele Möglichkeiten zum Staunen für die ganze Familie, zumal es in der Archäologischen Landesausstellung „Roms fließende Grenzen – Der Limes am Niederrhein“ im Limespavillon, dem Schiffszelt und im LVR-RömerMuseum viel Neues zu entdecken gab.

Limespavillon

Der eigens für die Archäologische Landesausstellung errichtete Limespavillon

Im eigens für die Archäologische Landesausstellung errichteten Ausstellungspavillon im LVR-Archäologischen Park Xanten erfahren Besucherinnen und Besucher nicht nur alles rund um den Limes von Nordafrika bis England, sondern können mit interaktiven Stationen ganz individuell die Antike entdecken. Ein begehbarer Limes, der den unteren Niederrhein mit seinen Fundplätzen zeigt, und verschiedene Installationen nehmen dabei einige Orte genauer unter die Lupe und zeigen, mit welchen Techniken Fachleute den einzelnen Fundplätzen ihre Geheimnisse entlocken.

Grabstein des Treverers Gaius Iulius Primus (kolorierter Abguss), Kalkar-Altkalkar, Ende 1. Jahrhundert n. Chr.

Schiffswerft

Einbäume Philemon und Baucis (im Hintergrund)

Nachbau einer sogenannten Pünte, ein kleines Arbeitsboot und Fährschiff

detailgetreuer Nachbau des römischen Plattbodenschiffes Nehalennia

Schiffszelt

Ein Highlight der Ausstellung „Roms fließende Grenzen – Der Limes am Niederrhein“ sind zwei originalgetreue 1:1 Nachbauten römischer Schiffe. Der Lastensegler Minerva Tritonia aus dem späten 3. Jahrhundert und das spätrömische Patrouillenschiff Quintus Tricensimanus entstanden im LVR-Archäologischen Park Xanten vor den Augen des Publikums in einem inklusiv gestalteten Projekt. Beide Schiffstypen waren für die römische Versorgung und Sicherung der Rheingrenze von großer Wichtigkeit. Als Rekonstruktionen verdeutlichen sie die Dimensionen der antiken Wasserfahrzeuge und vermitteln ein lebendiges Bild von der Bedeutsamkeit des Flusses für die Römer, der nicht nur die Grenze, sondern auch die wichtigste Verkehrsachse in der Region war.

Nachbau eines spätrömischen Lastenseglers Minerva Tritonia aus dem späten 3. Jahrhundert (Vordergrund), Nachbau einer Lusorie Quintus Tricensimanus, mit Schilden bewehrt (Hintergrund)

Vorbild der Rekonstruktion der Lusorie sind schlanke Ruderbote aus dem späten 4. Jahrhundert n. Chr., die auf dem Rhein patrouillierten, um die nasse Grenze vor feindlichen Einfällen zu schützen. Die 24 Schilde, die ursprünglich zum Schutz der Soldaten an einem solchen Militärschiff befestigt waren, wurden ebenfalls in der Holzwerkstatt rekonstruiert. Das fertige Schiff mitsamt den farbenprächtigen Schilden wird erstmals im Rahmen der Archäologischen Landesausstellung „Roms fließende Grenzen“ präsentiert.

Bemalung der Schilde der Lusorie Quintus Tricensimanus

Der Nachbau des römischen Lastenseglers aus dem späten 3. Jahrhundert basiert auf dem größten Wrackfund aus dem antiken Hafenbereich in Mainz. Das Original wurde wahrscheinlich als multifunkltionaler Transporter für Truppen und Ausrüstung benutzt.

Nachbau eines spätrömischen Lastenseglers Minerva Tritonia

Modelle der Minerva Tritonia und Quintus Tricensimanus, Anker aus Blei mit eingeschlagener Besitzerinschrift der legio V Alaudae

Kommentare

Detlef hat gesagt…
Wie der APX auf Nachfrage mitteilte, konnten am Samstag knapp 3.000 Besucherinnen und Besucher beim Limesfest begrüßt werden. Am Sonntag waren es bei schlechtem Wetter immerhin über 1.000 Gäste.