Die Spielzeit 2020/2021 am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

Ausgewählte Höhepunkte am Kleinen und Großen Haus

Am 29. Mai 2020 haben Generalintendant Michael Schulz, Geschäftsführer Tobias Werner, Generalmusikdirektor Rasmus Baumann, Giuseppe Spota, Direktor der MiR Dance Company Gelsenkirchen, und Gloria Iberl-Thieme, Leiterin des MiR Puppentheaters, zum letzten Mal gemeinsam mit Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski das Programm der kommenden Spielzeit am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen vorgestellt. Ursprünglich hätte der Spielplan für die Spielzeit 2020/2021 bereits Ende April vorgestellt werden sollen, aber bekanntlich kam Mitte März 2020 der Lockdown aufgrund der COVID-19-Pandemie, und damit der Theaterbetrieb gänzlich zum Erliegen. Ab 30. Mai 2020 dürfen Theater, Opern und Konzerthäuser in Nordrhein-Westfalen wieder für Besucher öffnen, wenn sie den Hygiene- und Infektionsschutz sicherstellen.

Abgefahren… die Präsentation des Spielplans für die Saison 2020/2021 am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

Am Musiktheater im Revier soll im September 2020 der Spielbetrieb wiederaufgenommen werden. In den letzten Wochen wurden viele Pläne neu geschmiedet, Termine geändert, Inhalte angepasst und Arbeiten umstrukturiert – mit dem Ziel einer verlässlichen Planung und eines seriösen Angebotes für das Publikum. Daher veröffentlicht das Musiktheater im Revier in diesem Jahr zwei Spielzeithefte, die den jeweiligen Bedingungen und Gegebenheiten entsprechend angepasst sind. Zunächst erscheint ein erstes Heft, das ausführliche Inhalte zu den Produktionen bis zum Jahresende 2020 beinhaltet, einen Ausblick auf das geplante Programm ab Januar 2021 bietet und dennoch kein klassisches Spielzeitheft ist. Von Rätseln über Rezeptideen bis hin zu Bastelanleitungen soll hier für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Zunächst sollen nur 260/70 Plätze im Auditorium des Großen/Kleinen Hauses belegt werden, Abonnenten haben bei der Zuteilung von Plätzen Vorrang. Die Ticketpreise sollen aufgrund der beschränkten Platzkapazitäten lediglich moderat angepasst werden und nicht auf das Vierfache steigen. Mit Beginn des nächsten Jahres sollen dann wieder alle 989/316 verfügbaren Plätze (lt. Spielzeitheft 2019/2020) in den Verkauf gelangen, dann darf wieder ohne Mindestabstand „gekuschelt“ werden. Natürlich nur, wenn die Coronaschutzverordnung dies zulässt. Ob bereits Silvester eine rauschende „Corona-Party“ im Foyer gefeiert wird, dürfte ganz sicher vom weiteren Verlauf der COVID-19-Pandemie abhängen.

Anfragen und Bestellungen zu den Abonnements können ab kommender Woche an die Theaterkasse gerichtet werden. Ein entsprechnedes Bestellformular mit Terminübersicht finden Interessierte auf der Website des Musiktheaters im Revier und an der Theaterkasse. Ab dem 15. Juni startet der freie Kartenverkauf und die Theaterkasse öffnet von Montag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr wieder für Publikumsverkehr bis zum Beginn der Spielzeitferien am 29. Juni 2020. Der Eintritt ins Kassenfoyer erfolgt nur nach Aufforderung und ist nur mit Mund-Nasen-Bedeckung gestattet. Der Verkauf von Karten für alle Vorstellungen bis Ende Dezember 2020 findet ausschließlich über die Theaterkasse statt, kein Verkauf über das Internet oder Vorverkaufsstellen!

Da der neue Spielplan zur gleichen Zeit online gestellt wurde, ist eine detaillierte Vorstellung des kompletten Programms an dieser Stelle obsolet. Es gibt daher lediglich eine kommentierte Nachlese ausgewählter Höhepunkte (musikalisches Unterhaltungstheater und Puppenspiel) am Kleinen und Großen Haus.

Giuseppe Spota, Direktor der MiR Dance Company, Generalmusikdirektor Rasmus Baumann, Geschäftsführer Tobias Werner, Gloria Iberl-Thieme, Leiterin des MiR Puppentheaters, Generalintendant Michael Schulz und Oberbürgermeister Frank Baranowski


„Puppet Masters“ (5. und 6. September 2020, Kleines Haus)

Ein Jahr lang waren sie fester Bestandteil des MiR-Ensembles, die vier Puppenspielerinnen Evi Arnsbjerg Brygmann, Bianka Drozdik, Eileen von Hoyningen genannt Huene und Anastasia Starodubova, zugleich Studierende des Studiengangs Zeitgenössische Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Berlin. Nun zeigen die vier jungen Talente der jüngsten Puppenspiel-Generation ihre Diplominszenierungen exklusiv für 4 2 × 70 Zuschauer im Kleinen Haus am Musiktheater im Revier. „Puppet Masters“ wird einen spannenden Einblick geben, was Figuren- und Objekttheater vermag, inhaltlich wie ästhetisch.


„Frau Luna“ (Wiederaufnahme: 5. September 2020, Großes Haus)

„Frau Luna“ – Musik: Paul Lincke; Libretto: Heinz Bolten-Baeckers; Arrangement: Henning Hagedorn und Matthias Grimminger; Textneufassung, Inszenierung: Thomas Weber-Schallauer; Choreografie: Bridget Petzold; Bühne: Christiane Rolland; Kostüme: Yvonne Forster; Video: Volker Köster; Dramaturgie: Anna Chernomordik; Musikalische Leitung: Peter Goller Kattermann. Darsteller: Sebastian Schiller (Fritz Steppke, Computerenthusiast und Gründer eines Start-up-Unternehmens), Joachim Gabriel Maaß (Pannecke, Hausmeister/Theophil, Haushofmeister auf dem Mond), Patricia Pallmer (Lämmermeier, Modedesigner), Christa Platzer (Mathilde Pusebach, Fritz Steppkes Vermieterin), Anna Schmid (Marie Pusebach, genannt Mieze, Mathilde Pusebachs Nichte und Verlobte von Fritz), Bele Kumberger/Petra Schmidt (Frau Luna, Herrin des Mondes), Dongmin Lee/Lisa Maria Laccisaglia (Stella, Lunas Zofe), Martin Homrich (Prinz Sternschnuppe), Lina Hoffmann (Mondgroom), Alfia Kamalova (Venus), Vivien Lacomme (Mars), Pauline Dorra, Nele Koschany, Chiara Patronaggio, Connor Rittgen, Pia Rühland, Lara Schulte, Louisa Skowron (Space-Cops). Uraufführung: 1. Mai 1899, Apollo-Theater, Berlin. Premiere: 5. Oktober 2019, Wiederaufnahme: 5. September 2020, Musiktheater im Revier, Großes Haus, Gelsenkirchen.

Der Computerenthusiast Fritz Steppke will den Flug zum Mond in der virtuellen Realität für alle realisieren und hat hierfür ein Start-up-Unternehmen in Berlin-Mitte gegründet, doch momentan scheitern seine Pläne an der leistungsschwachen Hardware. Gemeinsam mit seinen Freunden, dem Modedesigner Lämmermeier und dem Hausmeister Pannecke, schmiedet er große Pläne, was seiner Vermieterin Mathilde Pusebach überhaupt nicht gefällt. Obendrein verdreht er ihrer Nichte Marie den Kopf, die ihn überreden möchte, doch lieber an seinen vermeintlich sicheren Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst zurückzukehren, wo er als Programmierer für die Visualisierung von Katastrophenszenarios tätig war. Als die Mondmission irgendwann aussichtsreich verläuft, haben die drei Freunde bei ihrer virtuellen Reise aus Versehen Mathilde Pusebach „mit an Bord“ und bei der Landung auf dem Mond geht auch noch Pannecke verloren. Auf dem Mond führt Haushofmeister Theophil ein strenges Regiment. Nachdem er sich bei der großen Mondfinsternis bei einem Ausflug auf die Erde in Berlin fast auf einen Seitensprung eingelassen hat, misstraut ihm seine Liebste Stella, und als er in Mathilde Pusebach seinen Fast-Seitensprung wiedererkennt, möchte er die Erdlinge verständlicherweise möglichst schnell wieder loswerden, schließlich soll Stella nichts davon erfahren. Doch mit ihrem Charme können Fritz Steppke, Lämmermeier und Mathilde die anderen Mondbewohner schnell für sich einnehmen. Prinz Sternschnuppe hofft bei seinem Werben um Frau Luna bei einer großen Mondparty auf eine günstige Gelegenheit, doch Frau Luna ist von den Besuchern aus Berliner ganz angetan, insbesondere von Fritz Steppke, und so bleibt Prinz Sternschnuppe einmal mehr erfolglos. Da kommt ihm Theophils raffinierter Plan sehr gelegen, Fritz Steppkes Verlobte Marie in seiner Sphärenblase auf den Mond zu bringen. Frau Lunas Verführungskünste verfehlen zwar bei Fritz Steppke nicht ihre Wirkung, doch als Marie auf dem Mond auftaucht und Fritz zur Rede stellt, holt sie ihn aus Wolke sieben schleunigst auf den Boden der Tatsachen zurück. Er erwacht auf seinem Sofa in der Dachgeschosswohnung in Berlin-Mitte, war alles womöglich nur ein Traum?

Ab 5. September 2020 kommt die erfolgreiche Fassung von Thomas Weber-Schallauer im neuen Arrangement von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn ins Große Haus.


„Marlene und die Dietrich“ (13. und 20. September 2020, Kleines Haus)

„Marlene und die Dietrich“ – Buch und Regie: Carsten Kirchmeier; Musikalische Leitung: Matthias Stötzel. Mit: Gudrun Schade (Marlene Dietrich). Uraufführung: 7. Februar 2020, KATiELLi Theater, Datteln Stadthalle Waltrop. Gastspiel am 13. und 20. September 2020, Musiktheater im Revier, Kleines Haus, Gelsenkirchen.


„The Black Rider – The Casting of the Magic Bullets“ (Premiere 19. September 2020, Großes Haus)

„The Black Rider – The Casting of the Magic Bullets“ – nach der alten Volkssage „Der Freischütz“ von Johann August Apel; Musik und Texte: Tom Waits; Buch: William S. Burroughs; Deutsche Bearbeitung: Wolfgang Wiens; Original­in­sze­nie­rung: Robert Wilson; Inszenierung: Astrid Griesbach; Bühne: Lisette Schürer; Kostüme und Puppenbau: Atif Mohammed Nor Hussein; Dramaturgie: Olaf Roth; Musikalischer Leiter: Heribert Feckler. Darsteller: Joachim Gabriel Maaß (Erbförster Kuno u. a.), Sebastian Schiller (Schreiber Wilhelm), Annika Firley (Käthchen), Gloria Iberl-Thieme, Seth Tietze *, Marharyta Pshenitsyna *, Daniel Jeroma, Merten Schroedter (The Devil Team). * Studierende im Studiengang Zeitgenössische Puppenspielkunst der HfS „Ernst Busch“, Berlin. Uraufführung: 31. März 1990, Thalia-Theater, Hamburg. Premiere: 19. September 2020, Musiktheater im Revier, Großes Haus, Gelsenkirchen.

„The Black Rider“ ist eine moderne Musiktheater-Version von „Der Freischütz. Eine Volkssage“, der ersten Geschichte einer Sammlung von Geister- und Spukgeschichten, die Johann August Apel (* 17. September 1771 in Leipzig, † 9. August 1816 in Leipzig) 1811 im ersten Band des Gespensterbuches zusammen mit Friedrich August Schulze (unter dem Pseudonym Friedrich Laun) herausgegeben hat, Friedrich Kind hat auf dessen Grundlage in enger Zusammenarbeit mit Carl Maria von Weber das Opernlibretto zu „Der Freischütz“ geschrieben. Hamburg hatte sich als erste „Musical-Stadt“ in Deutschland etabliert, und Thalia-Intendant Jürgen Flimm war an einem anspruchsvollen Gegenentwurf zu den beiden Lloyd-Webber-Produktionen „Cats“ (Premiere in Hamburg: 18. April 1986) und „Phantom der Oper“ (Premiere in Hamburg: 29. Juni 1990) gelegen. Er verpflichtete für die Neugestaltung der Freischütz-Sage den amerikanischen Regisseur Robert Wilson, der sich den Songschreiber Tom Waits und den Schriftsteller William S. Burroughs (Buch) ins Boot holte. Robert Wilson und Tom Waits hatten ihre eigenen Drogen-Erfahrungen gesammelt und wollten die Geschichte der Freikugeln als „Analogie zu den Verheißungen der Heroinschüsse“ verstanden wissen. William S. Burroughs war auf geradezu makabre Weise für das Thema prädestiniert, er hatte am 6. September 1951 unter Alkoholeinfluss aus Versehen bei einem mutwilligen Wilhelm-Tell-Spielchen seine eigene Frau erschossen. Dramaturg Wolfgang Wiens übersetzte die fragmentarischen Texte nur teilweise ins Deutsche und trug damit entscheidend zum witzig-schrägen Libretto bei. Nach seiner spektakulären Uraufführung am Thalia-Theater in Hamburg (Premiere: 31. März 1990) ist das gleichermaßen schräge wie romantische Musical „The Black Rider – The Casting of the Magic Bullets“ mit überwältigendem Erfolg um die Welt gegangen – ab 19. September 2020 soll es durch das Puppentheater des MiR zu einem phantasievollen Gesamtkunstwerk werden. Was auch immer das heißen mag…

Die Geschichte kennt man: Der Schreiber Wilhelm hat sich in die Försterstochter Käthchen verliebt, und auch sie erwidert seine Gefühle. Doch der standesbewusste Förster Bertram besteht auf einem Jäger als Schwiegersohn, für ihn wäre der junge Jägersbursche Robert genau der richtige Kandidat: „Es muss ein Jäger sein, so will´s der Brauch!“ Doch Käthchen liebt nun einmal den Schreiber Wilhelm, so stellt der Vater schließlich eine Bedingung: Mit einem „Probeschuss“ soll Wilhelm seine Zielsicherheit unter Beweis stellen, um sich als Schwiegersohn zu qualifizieren. Doch dafür muss Wilhelm erst einmal schießen lernen. Dabei erweist er sich als ziemlich untalentiert, und nimmt nur zu gern die Hilfe des undurchsichtigen Pegleg (ein Slangausdruck für den Teufel) an, der ihm eine Handvoll „Freikugeln“ zur Verfügung stellt, mit denen man alles treffen kann, was der Schütze treffen will. Damit ist auch der untalentierte Schreiber ein treffsicherer Schütze, der leichte Erfolg macht ihn regelrecht süchtig, und so sind die Freikugeln bald aufgebraucht. Daher muss sich Wilhelm in der Wolfsschlucht neue Kugeln gießen, doch diesmal verlangt Pegleg seinen Preis: „Seven bullets. Six are yours and hit the mark. One is mine and hit the dark.“


„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ (Premiere: 28. November 2020, Kleines Haus)

„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Puppentheater für Kinder nach dem gleichnamigen Roman von Andreas Steinhöfel (2008); Bühnenfassung von Felicitas Loewe; Inszenierung, Puppenbau und Kostüm: Kai Anne Schuhmacher; Bühne: Anke Niehammer; Dramaturgie: Olaf Roth. Darsteller: Daniel Jeroma (Rico Doretti), Seth Tietze (Oskar), Marharyta Pshenitsyna (Tanja Doretti), Merten Schroedter (Frau Dahling, Herr Westbühl), Bianka Drozdik (Herr Marrak, Herr Fitzke). Uraufführung: 10. Oktober 2009, Theater Junge Generation, Dresden. Premiere: 28. November 2020, Musiktheater im Revier, Kleines Haus, Gelsenkirchen.

Der zehnjährige Rico aus Berlin-Kreuzberg bezeichnet sich selbst als „tiefbegabt“: Bei ihm dauert das Denken manchmal etwas länger. Damit ist er das genaue Gegenteil seines neuen Freundes Oskar, dem sieben Jahre alten Hochbegabten. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Kindesentführer „Mister 2000“. Als Oskar eines Tages urplötzlich verschwindet, begibt sich Rico für seinen Freund in eine gefährliche Situation… Der Autor Andreas Steinhöfel schuf mit „Rico. Oskar und die Tieferschatten“ das wohl erfolgreichste Kinder- und Jugendbuch der letzten Jahre. Das Musiktheater im Revier zeigt die Theaterfassung von Felicitas Loewe in einer musikalischen Version für Puppem.


„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“ (Wiederaufnahme: 16. Januar 2021, Kleines Haus)

„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“ – Konzeption, Entwicklung, Szenische Einrichtung und Moderation: Carsten Kirchmeier; Dramaturgie: Anna Chernomordik; Musikalische Leitung und Arrangements: Wolfgang Wilger. Gesangssolisten: Joachim Gabriel Maaß, Christa Platzer, Sebastian Schiller und Anke Sieloff. Assistentin: Katrin Bewer. Band: Wolfgang Wilger (Klavier), Ralf Metz (Gitarre), Ian Stewart (E-Bass), Andreas Kurth (Schlagzeug). Premiere: 8. März 2020, Wiederaufnahme: 16. Januar 2021, Musiktheater im Revier, Kleines Haus, Gelsenkirchen.

Aufgrund des großen Erfolges ging der musikalische Wahlabend am Musiktheater im Revier am 8. März 2020 in die zweite Verlängerung. So wird dem Publikum von den Publikumslieblingen Anke Sieloff, Christa Platzer, Joachim Gabriel Maaß und Sebastian Schiller erneut in 130 Minuten ein bunter Mix aus Schlager, Chanson, Swing, Rock, Pop und Neue Deutsche Welle präsentiert. Mal als Solo, mal als Duett oder im Quartett. Welche Songs jeweils interpretiert werden sollen, entscheidet das Publikum vermeintlich in der Hälfte der Fälle – daher der Titel der Veranstaltung „Fifty-Fifty“ – an jedem Abend neu. Dabei klärt Moderator Carsten Kirchmeier das Publikum niemals konkret über die zur Auswahl stehenden Songs auf, ein Schelm, wer Böses dabei denkt. So ist es am Ende meist eine Überraschung, welcher Song sich hinter den jeweiligen Wahlmöglichkeiten verbirgt. Das Format lebt von der Beteiligung des Publikums, das immer wieder zur Abstimmung aufgefordert wird, alle paar Minuten geht im Auditorium das Licht an. Doch das Publikum möchte anscheinend lieber ohne Interaktion unterhalten werden, schließlich wollte man schon seinerzeit bei den allseits beliebten Fernsehshows zur Primetime nicht alle naselang gestört werden. Vieles erinnert an die Fernsehformate, die einem Großteil des Publikums noch vertraut sein mögen. Nach nur einer regulären Vorstellung am 8. März 2020 gingen aufgrund der COVID-19-Pandemie am Theater in der darauffolgenden Woche die Lichter aus, daher wird „Fifty-Fifty Vol. 3“ am 16. Januar 2021 wiederaufgenommen.


„Winterreise“ (Premiere 13. Februar 2021, Kleines Haus)

„Winterreise“ – Komposition: Franz Schubert; Texte: Wilhelm Müller; Inszenierung: Annette Dabs; Ausstattung: Stefanie Oberhoff; Dramaturgie: Anna Chernomordik; Musikalische Leitung: Annette Reifig/Bernhard Stengel. Wanderer: Lina Hoffmann, Bele Kumberger, Benjamin Hoffmann, Petro Ostapenko. Pucks: Evi Arnsbjerg Brygmann, Bianka Drozdik, Gloria Iberl-Thieme, Anastasia Starodubova, Eileen von Hoyningen genannt Huene. Akkordeon: Vadim Baev. Premiere: 13. Februar 2021, Musiktheater im Revier, Kleines Haus, Gelsenkirchen.

Mit dem Liederzyklus „Winterreise“ gelang Franz Schubert mit den Gedichten von Wilhelm Müller ein Monument des Kunstliedes. Annette Dabs und Stefanie Oberhoff verhelfen dem Liederzyklus mit den Mitteln des Figurentheaters zum Bühnenleben und zaubern eine Seelenlandschaft auf die Bühne des Kleinen Hauses, in der sich nicht nur eine Wanderer, sonmdern gleich vier verlieren. Je näher sie der Natur und ihren eigentümlichen Wesen kommen, desto weiter entfernen sie sich von dem Schmerz, der sie nur um sich selbst kreisen lässt.

Eine Woche vor der geplanten Premiere am 22. März 2020 wurde der Spielbetrieb am Musiktheater im Revier aufgrund der COVID-19-Pandemie eingestellt. Knapp 11 Monate später soll die Premiere nachgeholt werden. Ob die vier Puppenspielerinnen dann nochmals an das Musiktheater im Revier zurückkehren, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Besetzung ist zumindest momentan wie angegeben der Website des MiR zu entnehmen.


„Chicago – Das Musical“ (Premiere: 27. Februar 2021, Großes Haus) canceled

„Chicago – Das Musical“ – nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Maurine Dallas Watkins (1926); Musik: John Kander; Liedtexte: Fred Ebb; Buch: Fred Ebb, Bob Fosse; Deutsche Übersetzung: Erika Gesell, Helmut Baumann, nach der Broadwayneufassung von 1996; Neuübersetzte Liedtexte: Kevin Schroeder; Original-Inszenierung und -Choreografie: Bob Fosse; Inszenierung: Sandra Wissmann; Choreografie: Seân Stephens; Bühne: Britta Tönne; Kostüme: Uta Meenen; Dramaturgie: Anna Chernomordik; Musikalische Leitung: Heribert Feckler. Darsteller: Judith Jakob/Rachel Marshall (Velma Kelly), Marie-Anjes Lumpp/Karen Müller (Roxie Hart, Möderinnen), Joachim Gabriel Maaß (Amos Hart, Roxies Mann), Nina Janke (Matron „Mama“ Morton, Gefängnisaufseherin), Nigel David Casey/Andreas Wolfram (William „Billy“ Flynn, Rechtsanwalt), Anke Sieloff (Mary Sunshine, Reporterin), Annika Bruhns (Old Roxie Hart Conférencière). Ensemble: Sophia Andersson, Rachel Marshall, Karen Müller, Jagoda Palecka, Svitlana Peter, Lisa-Marie Rettenbacher, Franziska Schuster N. N., Rudolf Giglberger, Nico Hartwig, Japheth Meyers, Carlo Schiavoni, Steven Timmermann, Frank Wöhrmann, Andreas Wolfram. Uraufführung: 3. Juni 1975, 46th Street Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 21. Mai 1977, Thalia-Theater, Hamburg. West-End-Premiere: 10. April 1979, Cambridge Theatre, London. Broadway Revival Premiere: 14. November 1996, Richard Rodgers Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung der Broadwayneufassung: 23. September 1998, Theater an der Wien, Wien. Deutsche Erstaufführung der Broadwayneufassung: 25. September 1999, Theater des Westens, Berlin. Premiere: 27. Februar 2021, Musiktheater im Revier, Großes Haus, Gelsenkirchen.

1926 schrieb Maurine Dallas Watkins, Reporterin beim Chicago Tribune, das Bühnenstück „Chicago“, das auf der wahren Geschichte zweier Mordfälle im Jahr 1924 beruht: Die Nachtclubsängerin Beulah May Annan (* 18. November 1899 in Owensboro, Kentucky, † 10. März 1928 in Chicago, Illinois), die für die Figur der Roxie Hart Pate stand, hat am 3. April 1924 ihren Liebhaber Harry Kalstedt erschossen, als dieser sie verlassen wollte. Belva Gaertner (* 14. September 1884 in Litchfield, Illinois, † 14. Mai 1965 in Pasadena, California) inspirierte die Reporterin zur Figur der Velma Kelly, die Rechtsanwälte William Scott Stewart und William W. O´Brien dienten als Vorlage für Billy Flynn. Bob Fosse gelang 1975 mit „Chicago“ ein zeitloses Musical, das auf den ersten Blick verführerisch wirkt, dahinter aber eine Geschichte bietet, die mit bissigem Humor dem American Way of Life und insbesondere dem mitunter korrupten Rechtssystem der USA den Spiegel vorhält. 1996 wurde John Kanders grandiose Partitur für eine konzertante Aufführung im Rahmen der Encores!-Serie des New York City Centers wiederentdeckt und an den Broadway transferiert (Premiere 14. November 1996, Richard Rodgers Theatre), wo ein hochkarätiges Ensemble mit Bebe Neuwirth (Velma Kelly), Ann Reinking (Roxie Hart), James Naughton (Billy Flynn), Marcia Lewis (Mama Morton), Joel Grey (Amos Hart) und David Sabella-Mills (Mary Sunshine) und die an Bob Fosses Original angelehnte, aber von Ann Reinking noch verfeinerte und erotisch aufgeladene Choreografie dazu beitrugen, dass „Chicago“ 1997 mit sechs Tony Awards ausgezeichnet wurde. Mit seinem Glamour, der zeitlosen Geschichte, dem bissigen Humor, der weltbekannten Musik und natürlich den aufregenden Tanzszenen bringt es alles mit, was ein klassisches Broadway-Musical auszeichnet. Die Produktion wurde im Februar 1997 an das Shubert Theatre und schließlich im Januar 2003 an das Ambassador Theatre transferiert, wo es augenblicklich mit der zweitlängsten Laufzeit am Broadway nach Andrew Lloyd Webbers „The Phantom of the Opera“ noch immer aufgeführt wird. Die 9.692. Vorstellung ging am 15. März 2020 über die Bühne, die Produktion soll nach dem Lockdown am 7. September 2020 fortgesetzt werden. Nach „freien“ Inzenierungen am Theater St. Gallen (Premiere 18. Februar 2012, Regie Melissa King), First Stage Theater Hamburg (Premiere 26. Juni 2017, Regie Jacqueline Dunnley-Wendt), bei den Schlossfestspielen Ettlingen (Premiere 21. Juni 2018, Regie Udo Schürmer), beim DomplatzOpenAir Magdeburg (Premiere 14. Juni 2019, Regie Ulrich Wiggers), am Staatstheater Braunschweig (Premiere 30. November 2019, Regie Matthew Wild), Theater Koblenz (Premiere 7. Dezember 2019, Regie Markus Dietze) und Theater Hof (Premiere 2. Mai 2020, Regie Reinhardt Friese) bekommen auch die Zuschauer in Gelsenkirchen das Stück über Mord, Habgier, Korruption, Gewalt, Ausbeutung, Ehebruch und Verrat zu sehen, „Dinge also, die unseren Herzen lieb und teuer sind.“ Sandra Wissmann (Regie) und Seân Stephens (Choreografie) arbeiten bei „Chicago – Das Musical“ nach „Der Zauberer von Oz (The Wizard of Oz)“ und „Cabaret“ am Musiktheater im Revier in der Spielzeit 2020/2021 erneut zusammen­. Die Rolle der alten Roxie Hart kommt weder in der Originalinszenierung von Bob Fosse noch in der Broadwayneufassung von Walter Bobbie vor. Die Reporterin Mary Sunshine, die über die Gerichtsverhandlungen gegen Roxie Hart und Velma Kelly berichtet, wird in den meisten Produktionen am Ende des Show als Mann zu erkennen gegeben.

Chicago in den späten 1920er-Jahren: Die Nachtclubsängerin Roxie Hart ermordet im Affekt ihren Liebhaber Fred Casley, als er sie verlassen will. Im Cook-County-Gefängnis lernt sie die korrupte Oberaufseherin Mama Morton und Velma Kelly kennen. Velma, ebenfalls Tänzerin und dank der Hilfe von Mama Morton als „Mörderin der Woche“ ein Medienstar, plant die Fortsetzung ihrer Karriere nach ihrer Freilassung. Hierfür soll sie der durchtriebene Staranwalt Billy Flynn aus dem Gefängnis boxen, der allerdings gleiches auch für Roxie plant. Es beginnt ein undurchsichtiges Dreiecksspiel, bei dem die beiden Tänzerinnen um die Gunst Flynns buhlen. Als dann die Boulevardjournalistin Mary Sunshine dafür sorgt, dass Roxie als „Jazz-Mörderin“ zum Medienstar wird, beginnt ein Verwirrspiel aus Tricks, Lügen und Eifersucht. Doch werden die Tänzerinnen mit Hilfe der Medien wieder ihre Freiheit zurückgewinnen und damit Ruhm und Reichtum erlangen?



„Avenue Q“ (Premiere: 18. April 2021, Kleines Haus)

„Avenue Q“ – ein „Musical für Erwachsene“; Musik, Texte: Robert Lopez, Jeff Marx; Buch: Jeff Whitty; Deutsche Übersetzung: Dominik Flaschka (Dialoge) und Roman Riklin (Songtexte); Inszenierung: Carsten Kirchmeier; Puppenregie: N. N.; Choreografie: Frank Wöhrmann; Ausstattung: Beata Kornatowska; Puppenbau: Birger Laube nach Rick Lyons; Licht: N. N.; Sounddesign: N. N.; Dramaturgie: Olaf Roth Anna-Maria Polke Anna Chernomordik; Musikalischer Leiter: Peter Goller Kattermann Heribert Feckler. Darsteller: Nicolai Schwab (Princeton/Rod), Charlotte Katzer (Kate Monster/Lucy D. Schlampe), Daniel Jeroma (Nicky/Trekkie Monster/Bullshit-Bär), Merten Schroedter (Gary Coleman Macaulay Culkin), Lanie Sumalinog (Christmas Eve), Sebastian Schiller (Brian), Gloria Iberl-Thieme (Lavina Semmelmöse/Bullshit-Bär), N. N. (Ricky), N. N. (Neuankömmling), Marharyta Pshenitsyna, Seth Tietze. Uraufführung: 19. März 2003, Vineyard Theatre, New York City. Broadway-Premiere: 31. Juli 2003, John Golden Theatre, New York City. Deutschsprachige Erstaufführung: 26. Februar 2011, Theater St. Gallen. Deutsche Erstaufführung: 19. April 2012, Nationaltheater Mannheim. Premiere: 18. April 2021, Musiktheater im Revier, Kleines Haus, Gelsenkirchen.

Robert Lopez und Jeff Marx haben sich 1998 beim BMI Lehman Engel Musical Theater Workshop kennengelernt, wo sie zusammen acht Songs und das Skript für „Kermit, Prince of Denmark“ schrieben, eine Muppet-Parodie auf „Hamlet“ von William Shakespeare. Bei der Jim Henson Company lernten sie Rick Lyon kennen, der von 1987 bis 2002 als Puppenspieler in der „Sesame Street“ mitgespielt hat. Brian Henson war zwar nicht an „Kermit, Prince of Denmark“ interessiert, aber es wurde mit dem 10th Annual Kleban Award in der Kategorie Lyrics ausgezeichnet. 1999 begannen Robert Lopez und Jeff Marx mit der Arbeit an „Avenue Q“ als Fernsehserie mit Puppen und Gesang und baten Rick Lyon, die Puppen für die Show zu entwerfen und auch selbst mitzuspielen. Bei der Präsentation einiger Songs waren die „Rent“-Produzenten Kevin McCollum und Jeffrey Seller sofort davon angetan, und so wurde aus der TV-Show ein Musical. „Avenue Q“ wurde am 19. März 2003 zunächst off-Broadway am Vineyard Theatre uraufgeführt, Rick Lyon spielte als Nicky/Trekkie Monster/Bad Idea Bear mit. Das Musical wurde aufgrund des großen Erfolges mehrfach verlängert (72 Aufführungen) und schließlich an den Broadway transferiert, wo es am 31. Juli 2003 am John Golden Theatre Premiere feierte. Dort wurde es bis 13. September 2009 in 2.534 Aufführungen gezeigt. Am 9. Oktober 2009 wurde die Show off-Broadway am „New World Stages“-Theater wiederaufgenommen und wurde dort bis 26. Mai 2019 gespielt. Die Broadway-Produktion gewann 2004 drei Tony Awards in den Kategorien Best Musical, Best Book of a Musical und Best Original Score und setzte sich in diesen Kategorien gegen das Musical „Wicked“ von Stephen Schwartz (Musik, Lyrics) und Winnie Holzman (Buch) durch. Am Londoner West End feierte „Avenue Q“ am 28. Juni 2006 im Noël Coward Theatre Premiere und wurde dort in 1.179 Vorstellungen bis 28. März 2009 gezeigt, bevor vom 1. Juni 2009 bis 13. März 2010 weitere 327 Aufführungen am Gielgud Theatre gespielt wurden. Nach einem letzten Transfer an das Wyndham’s Theatre, wo die Show bereits am 19. März 2010 wiederaufgenommen wurde, endete die vierjährige Spielzeit am West End am 30. Oktober 2010. Das Theater St. Gallen zeigte am 26. Februar 2011 die deutschsprachige Erstaufführung, die vom Nationaltheater Mannheim ab 19. April 2012 als Deutsche Erstaufführung übernommen wurde. Das Musiktheater im Revier zeigt das nicht gänzlich jugendfreie Musical als Übernahme einer Produktion des Landestheaters Niederbayern mit einer Altersempfehlung ab 18 Jahren, auf der Website der Produktion im „New World Stages“-Theater hieß es zu diesem Thema: „AVENUE Q is great for teenagers because it’s about real life. It may not be appropriate for young children because AVENUE Q addresses issues like sex, drinking, and surfing the web for porn… if you DO bring your teenagers to AVENUE Q, they’ll think you’re really cool.“ Man sollte sich lieber keinen falschen Illusionen hingeben, schon Kinder wissen: „The Internet is for Porn.“

Während bei den Aufführungen in St. Gallen (Premiere 26. Februar 2011, Regie Dominik Flaschka), Mannheim (Premiere 19. April 2012, Regie Dominik Flaschka) und am Theater Hagen (Premiere 5. September 2015, Regie Sascha Wienhausen) die von Rick Lyon entworfenen und von Hand gefertigten Original-Puppen benutzt wurden, die für diese Inszenierungen ausgeliehen waren, kamen bei den Produktionen des Deutschen Theaters München in Kooperation mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding (Premiere 12. Juni 2012, Regie Reinhardt Friese), des Theaters für Niedersachen (Premiere 19. August 2016, Regie Jörg Gade) und des Theaters Bielefeld (Premiere 10. September 2017, Regie Nick Westbrock) die vom Münchner Masken- und Figurenbildner Birger Laube nach dem Vorbild der Originale in Handarbeit angefertigten Puppen zum Einsatz. Diese werden auch in Gelsenkirchen zu sehen sein.

Die fiktive Avenue Q in New York City ist keine gute Adresse: Hier wohnen nicht die Schönen und die Reichen, sondern hier wohnen Menschen, die ihre größten Erfolge entweder schon lange hinter sich haben oder noch darauf hoffen – wenn auch im Moment leider vergeblich. Sie träumen davon, ein Star zu sein, oder auch nur eine erfolgreiche Kindergärtnerin, und vor allem träumen sie von der Liebe. Die ist hier allerdings noch ein bisschen komplizierter als anderswo, denn die Bewohner der Avenue Q sind nur zum Teil Menschen. Neben dem aufstrebenden Comedian Brian, der ständig auf der Suche nach einem neuen Job ist, und seiner japanischen Verlobten Christmas Eve, einer Therapeutin ohne Patienten, als mehr oder weniger normalem Paar steht in Gelsenkirchen eine dritte „echte“ Person als Hausmeister auf der Bühne. Aber wer kennt hierzulande den US-amerikanischen Schauspieler Gary Coleman (* 8. Februar 1968 in Zion, Illinois, † 28. Mai 2010 in Provo, Utah), der noch als erwachsener Mann das körperliche Erscheinungsbild eines Kindes besaß? Alle übrigen Charaktere sind Puppen, die von Puppenspielern bewegt werden, die ihnen auch ihre Stimme leihen. Deren Ähnlichkeit mit den Stars der „Sesame Street“ ist keineswegs zufällig. Da ist Princeton mit einem Collegeabschluss in Englisch, der nach seiner Bestimmung im Lebens sucht, die Kindergärtnerinnen Assistentin Kate Monster, die sich eine feste Partnerschaft wünscht, die Zimmergenossen Nicky und Rod, einer heterosexuell und einer homosexuell, der mürrische Einsiedler Trekkie Monster, der sich vornehmlich pornografische Filme im Internet anschaut, die Nachtclubsängerin Lucy, die ältere Kindergärtnerin Frau Semmelmöse, Kates Boss, und die beiden Bad Idea Bears, die Verkörperung von Princetons und Kate Monsters schlechten Charaktereigenschaften. Das erfolgreiche Broadway-Musical handelt von den Sehnsüchten und Problemen der Menschen zwischen 25 und 40 Jahren, die Figuren des Kinderfernsehens zeigen hier ihre erwachsenen Seiten: Toleranz gegenüber Homosexuellen wird ihnen ebenso zum Konfliktstoff wie Rassismus; Verrat ebenso zum Thema wie Treue und Solidarität. So schräg das Leben der Menschen und Puppen auf der Avenue Q aber auch mitunter sein mag, am Ende ist die Botschaft einfach und überzeugend: Wer zusammenhält, ist stärker und glücklicher.


„Perô oder die Geheimnisse der Nacht“ (Wiederaufnahme: 15. Mai 2021, Kleines Haus)

„Perô oder die Geheimnisse der Nacht“ – Musiktheater für zwei Sänger, zwei Musiker und zwei Puppen-Schauspieler nach dem Kinderbuch „Pierrot ou les secrets de la nuit“ von Michel Tournier (1979); Bearbeitung und Musik: Guss Ponsioen; Übersetzung: Monika The (1996); Inszenierung: Astrid Griesbach; Bühne und Kostüme: Grit Wendicke, Puppenbau: Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin, Abteilung Zeitgenössisches Puppenspiel; Dramaturgie: Olaf Roth; Musikalische Leitung: Martín Sotello. Darsteller: Karola Pavone (Sonne), Etienne Walch (Mond), Gloria Iberl-Thieme (Gina), Daniel Jeroma (Luigi). Musiker: Martín Sotello (Klavier), Dominik Oppel/Martin Hilner/Greta Schaller/Junko Straumer (Saxofon). Uraufführung: „Perô of de Geheimen van de Nacht“, Dezember 1994, Speeltheater Holland, Edam, Niederlande. Deutschsprachige Erstaufführung: 22. Januar 1999, Theater im Marienbad, Freiburg im Breisgau. ÖE: 26. September 1999 Theater des Kindes, Linz, Österreich. Premiere: 6. Dezember 2019, Wiederaufnahme: 15. Mai 2021, Musiktheater im Revier, Kleines Haus, Gelsenkirchen.

In dem kleinen italienischen Dorf Fanghetto leben die Weißwäscherin Colombina und der Bäcker Perô Tür an Tür. Perô arbeitet nachts, Colombina tagsüber – wie können sie da je zusammen­kommen? Denn Perô ist unsterblich in Colombina verliebt. Doch Colombina fürchtet sich vor der Finsternis, der schwarzen Nacht. Perô aber kennt die Geheimnisse der Nacht, wenn der Bach leise am Dorf vorbeirauscht und die Forellen träumen. Ob er seine Colombina wohl davon überzeugen kann, dass es nichts Schöneres gibt, als nachts durch die stillen Gassen zu spazieren? Seine Liebesbriefe an Colombina schickt er jedenfalls nicht ab, da er zu schüchtern ist. Als eines Tages der umherziehende Maler Paletino im Dorf auftaucht, alles mit grellen Farben überzieht und Colombina den Hof macht, sieht Perô seine Chancen für immer schwinden. Colombina erliegt den bunten Verlockungen, brennt mit Paletino durch und hängt ein Schild „Wegen Hochzeitsreise geschlossen“ über den Eingang der Weißwäscherei, weshalb Perô seine Bäckerei aus Liebeskummer schließt. Doch als die Farben des Sommers schwinden, merkt Colombina, dass ihr etwas fehlt. Der Herbstwind weht ihr schließlich einen zerrissenen Liebesbrief von Perô in die Hände, und mit dem ersten Schneefall in der Nacht weiß sie, was ihr fehlt. Colombina beschließt, Paletino zu verlassen und nach Fanghetto zurückzukehren. Aber der Weg zurück nach Hause durch die dunkle Nacht ist lang und kalt. Wird es ihr gelingen, Perô wiederzufinden? Sonne und Mond wachen über das Geschehen und kommen sich ebenfalls ein wenig näher. Ein heiteres Musiktheaterstück über große Fragen des Lebens – Liebe, Heimat, Glück, die auch schon junge Menschen beschäftigen.


„Der Zigeunerbaron“ (Premiere: 13. Juni 2021, Großes Haus)

„Der Zigeunerbaron“ – nach der Novelle „Sáffi“ von Mór Jókai; Musik: Johann Strauß; Libretto: Ignaz Schnitzer; Inszenierung: Barbara Hauck, Bühne und Kostüme: Alexandre Corazzola, Dramaturgie: Stephan Steinmetz Anna-Maria Polke; Musikalische Leitung: Giuliano Betta. Darsteller: Petro Ostapenko (Graf Peter Homonay), Michael Kamp (Conte Carnero, königlicher Kommissär), Khanyiso Gwenxane/Martin Homrich (Sándor Barinkay, ein junger Emigrant), Joachim Gabriel Maaß/Urban Malmberg (Kálmán Zsupán, ein reicher Schweinezüchter im Banat), Dongmin Lee (Arsena, seine Tochter), Anke Sieloff (Mirabella, die Erzieherin), Tobias Glagau (Ottokar, ihr Sohn), Almuth Herbst (Czipra, alte Zigeunerin), Bele Kumberger (Saffi, Zigeunermädchen). Uraufführung: 24. Oktober 1885, Theater an der Wien, Wien. Premiere: 13. Juni 2021, Musiktheater im Revier, Großes Haus, Gelsenkirchen.

Als Emigrant kehrt Sandór Barinkay nach langer Zeit ins heimatliche ungarische Banat zurück. Das Schloss seiner Eltern ist verfallen, die Ländereien hat sich inzwischen der reiche Schweinezüchter Kálmán Zsupán unter den Nagel gerissen. Der Plan, Zsupáns Tochter Arsena zu heiraten, schlägt fehl, denn zumindest ein Baron soll es für Arsena schon sein. Die Zigeunerin Czipra hilft Sandór Barinkay nicht nur den vergrabenen Schatz seiner Eltern zu finden, sondern ruft ihn zum Anführer der Zigeuner aus. „Der Zigeunerbaron“ ist ein romantisches Märchen in einer Zeit, in der für Märchen kaum noch Platz ist.


Last but not least, die in der vorzeitig beendeten Spielzeit 2019/2020 ausgefallenen Produktionen „Madama Butterfly“, „Winterreise“, „Il Re Teodoro in Venezia“ (Opernstudio NRW) und „Der Zigeunerbaron“ sollen allesamt in der Spielzeit 2020/2021 zu sehen sein, „Krabat“ von Himmelfahrt Scores und Coppelius nach dem Buch von Otfried Preußler dagegen nicht.

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