„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“

„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“ – Konzeption, Entwicklung, Szenische Einrichtung und Moderation: Carsten Kirchmeier; Dramaturgie: Anna Chernomordik; Musikalische Leitung und Arrangements: Wolfgang Wilger. Gesangssolisten: Joachim Gabriel Maaß, Christa Platzer, Sebastian Schiller, Britta Schünemann (am 8. März 2020) und Anke Sieloff. Assistentin: Katrin Bewer. Band: Wolfgang Wilger (Klavier), Ralf Metz (Gitarre), Ian Stewart (E-Bass), Andreas Kurth (Schlagzeug). Weitere Musiker: Carsten Kirchmeier (Melodica). Premiere: 8. März 2020, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, Kleines Haus.



„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“


Ein musikalischer Wahlabend im Kleinen Haus am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen


Aufgrund des großen Erfolges geht der musikalische Wahlabend am Musiktheater im Revier in die zweite Verlängerung. So wird dem Publikum erneut in 130 Minuten ein bunter Mix aus Schlager, Chanson, Swing, Rock, Pop und Neue Deutsche Welle präsentiert. Mal als Solo, mal als Duett oder im Quartett. Welche Songs jeweils interpretiert werden sollen, entscheidet das Publikum vermeintlich in der Hälfte der Fälle – daher der Titel der Veranstaltung „Fifty-Fifty“ – an jedem Abend neu. Dabei klärt Moderator Carsten Kirchmeier das Publikum niemals konkret über die zur Auswahl stehenden Songs auf, ein Schelm, wer Böses dabei denkt. So ist es am Ende meist eine Überraschung, welcher Song sich hinter den jeweiligen Wahlmöglichkeiten verbirgt.

„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“, Musiktheater im Revier, Katrin Bewer und Carsten Kirchmeier. Foto: Björn Hickmann

Das Format lebt von der Beteiligung des Publikums, das immer wieder zur Abstimmung aufgefordert wird, alle paar Minuten geht im Auditorium das Licht an. Doch das Publikum möchte anscheinend lieber ohne Interaktion unterhalten werden, macht mitunter nur sehr zögerlich mit und nicht jeder ist dazu bereit, Akteur wider Willen zu werden. Schließlich wollte man schon seinerzeit bei den allseits beliebten Fernsehshows zur Primetime nicht alle naselang gestört werden. Vieles erinnert an die Fernsehformate, die einem Großteil des Publikums noch vertraut sein mögen. Ein Hauch Nostalgie weht durch das Kleine Haus des Musiktheaters im Revier, was bei den Zuschauern ausgesprochen gut ankommt, auch in Essen hat man mit „Yesterdate – Ein Rendezvous mit den 60ern“ am Aalto-Theater den Nerv der Zeit getroffen. Die Reise in alte, vertraute Zeiten beginnt bereits mit den ersten Takten, in denen die „Eurovisionsfanfare“ (das „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier) eingespielt wird.

Wie auch in den ersten beiden Folgen des Wahlabends wird gespielt. Natürlich ist hierbei die Beteiligung des Publikums unerlässlich, und so müssen zwei Mitspieler*innen gefunden werden, die gemeinsam mit dem Ensemble auf den gelben Sofas Platz nehmen – die Ausstattung ist analog zu Studiodekorationen in TV-Shows auch in der dritten Folge unverändert. Der Gewinner des Spielblocks darf schließlich Einfluss auf den Abend nehmen und bestimmt den nächsten Song mit, in diesem Fall „(Get your kicks on) Route 66“. Die legendären „Das war Spitze!“-Luftsprünge von Hans Rosenthal hat sich Moderator Carsten Kirchmeier noch nicht zu eigen gemacht, wäre das nicht etwas für die vierte Auflage? Obwohl Moderator Carsten Kirchmeier zu Beginn ankündigt, man habe keine Kosten und Mühen gescheut, schwarz-weiß auszustrahlen zu können, wie bunt es die Akteure treiben werden, gerieten Parodien auf die Unterhaltungsshows vergangener Jahrzehnte diesmal eher in den Hintergrund. Irgendwo vermisst man in der dritten Ausgabe doch den einen oder anderen lockeren Spruch und Erinnerungsmomente an die Zeit der „gepflegten Abendunterhaltung“.

„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“, Musiktheater im Revier, Christa Platzer und Joachim Gabriel Maaß. Foto: Björn Hickmann

Nachdem Thomas Rimes das Musiktheater im Revier zum Ende der Spielzeit 2018/2019 mit unbekanntem Ziel verlassen hat, ist Dirigent, Keyboarder, Arrangeur und Bandleader Wolfgang Wilger, zuletzt als musikalischer Leiter für Richard O’Brien’s „The Rocky Horror Show“ am Musiktheater in Revier tätig, ans MiR zurückgekehrt und hatte nach eigenem Bekunden im Vorfeld seine liebe Mühe und Not mit dem unvorhersehbaren Verlauf des musikalischen Wahlabends. Was irgendwo auch berechtigt ist, selbst Routinier Thomas Rimes wusste bei der Premiere der zweiten Auflage an einer Stelle nicht, welchen Song er denn nun spielen sollte. Ralf Metz, der in den ersten beiden Folgen wahlweise Gitarre oder Bass gespielt hat, kann sich nunmehr voll auf seine Gitarre konzentrieren, Ian Stewart ist als Bassist zu der diesmal vierköpfigen Band gestoßen. Mit den Publikumslieblingen Joachim Gabriel Maaß, Christa Platzer, Sebastian Schiller und Anke Sieloff stehen wahre Multitalente auf der Bühne, die in schneller Folge die Rollen wechseln, mal sind sie Interpreten, mal Backgroundsänger, mal bringen sie zu viert gekonnt Harmoniegesang zu Gehör. Anke Sieloff überrascht vor allem mit dem bitterbösen Song „Bitte bitte“, im Duett mit Christa Platzer lassen die beiden als spanisches Pop-Duo Baccara keine musikalischen Wünsche offen. Für Musik aus diesem Jahrtausend zeichnet Sebastian Schiller verantwortlich: „Love runs out“, aber auch seine Interpretation von „Cold as ice“ aus dem Jahr 1977 überzeugt. Das Publikum geht begeistert mit, wenn Joachim Gabriel Maaß in bester Schlagermanier nach dem Weg nach „Amarillo“ sucht. Als Special Guest bereicherte Musiktheaterpädagogin Britta Schünemann mit ihrer Interpretation von „Play that funky music“, dem bekannten Nummer-eins-Hit der amerikanischen Funk-/Rockband Wild Cherry aus dem Jahr 1976, den Premierenabend. Britta Schünemann ist auch als Keyboarderin mit dem 2018 in Essen gegründeten Sextett „Tin Cabets“ mit einer Mischung aus Rock, Funk, Punk, Soul und Reggae unterwegs.

In musikalischer Hinsicht ist der Abend uneingeschränkt hinhörenswert. Band und Solisten harmonieren wunderbar und bringen meist lang Vertrautes mit viel Enthusiasmus auf die Bühne. Da springt bei so manchem Zuschauer der Funke recht schnell über. Dem Vernehmen nach soll es sogar Zuschauer geben, die fast keine Vorstellung des musikalischen Wahlabends auslassen.

„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“, Musiktheater im Revier, Christa Platzer, Joachim Gabriel Maaß, Sebastian Schiller und Anke Sieloff. Foto: Björn Hickmann

Setlist der Premiere am 8. März 2020:
  • Opening: „Celebration“ (diverse Songwriter für Kool & the Gang, 1980), „Er gehört zu mir“ (Joachim Heider, Christian Heilburg, 1975), „Mony Mony“ (Tommy James, Bo Gentry, Ritchie Cordell, Bobby Bloom, 1968), „Quando, quando, quando“ (Tony Renis, 1962)
  • Christa Platzer: „Hinter den Kulissen von Paris“ (Christian Bruhn, Georg Buschor für Mireille Mathieu, 1969)
  • Anke Sieloff, Joachim Gabriel Maaß: „Sex Bomb“ (Mousse T., Errol Rennalls für Tom Jones, 1998)
  • Sebastian Schiller: „Love runs out“ (diverse Songwriter für OneRepublic, 2012)
  • Christa Platzer, Joachim Gabriel Maaß: „Auf anderen Wegen“ (Andreas Bourani, Julius Hartog, 2014)
  • Anke Sieloff, Sebastian Schiller: „Hot legs“ (Rod Stewart, Gary Grainger, 1977)
  • Joachim Gabriel Maaß, Sebastian Schiller: „To all the girls I’ve loved before“ (Albert Hammond, Hal David, 1975)
  • Anke Sieloff, Christa Platzer: „Sorry, I’m a lady“, „Yes Sir, I can Boogie“ (Frank Dostal, Rolf Soja für Baccara, 1977)
  • Anke Sieloff: „(Get your kicks on) Route 66“ (Bobby Troup, 1946)
  • Medley: Sebastian Schiller: „König von Deutschland“ (Rio Reiser, 1975), Christa Platzer: „Erfurt und Gera“ (Nina Hagen, 1991), Anke Sieloff: „Neue Männer braucht das Land“ (Ina Deter, 1982), Joachim Gabriel Maaß: „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ (Marius Müller-Westernhagen, 1978)
  • Britta Schünemann: „Play that funky music“ (Rob Parissi für Wild Cherry, 1976)
  • Ensemble: „Trickle Trickle“ (Clarence Bassett für The Manhattan Transfer, 1980)
  • Christa Platzer: „Leaving on a jet plane“ (John Denver, 1966)
  • Anke Sieloff: „Bitte bitte“ (Phililippe Maat, Jens Burger für Queen Bee, 2005)
  • Sebastian Schiller: „Cold as ice“ (Lou Gramm, Mick Jones für Foreigner, 1977)
  • Joachim Gabriel Maaß: „(Is this the way to) Amarillo“, (Neil Sedaka, Howard Greenfield, 1971)
  • Ensemble, Carsten Kirchmeier (Melodica): „The rose“ (Amanda McBroom, 1977/1978)
  • Ensemble: „September“ (Maurice White, Al McKay, Allee Willis für Earth, Wind & Fire, 1978)
  • Zugabe, Ensemble: „Alles kommt zurück“ (Claudio Pagonis, Florian Peil und Martin Fliegenschmidt für Roger Cicero, 2011)
„Fifty-Fifty Vol. 3 – Die Wunschkonzert-Show“, Musiktheater im Revier, Sebastian Schiller, Anke Sieloff und Christa Platzer. Foto: Björn Hickmann

„Fifty-Fifty Vol. 3“ wird in insgesamt sieben Vorstellungen noch bis zum 2. Mai 2020 im Kleinen Haus am Musiktheater im Revier zu sehen sein.


Dienstag, 10. März 2020

Corona-Virus: Stadt minimiert Ansteckungsrisiko

Der Spielbetrieb am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen wird ab sofort bis auf weiteres eingestellt. Zur Vermeidung der weiteren Verbreitung des Coronavirus hat der um das Lage­zentrum Corona erweiterte Verwaltungsvorstand der Stadt Gelsenkirchen entschieden, dass alle nicht unbedingt notwendigen Veranstaltungen in Gelsenkirchen nicht weiter wie geplant stattfinden werden.

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