„Fifty-Fifty Vol. 2 – Die Wunschkonzert-Show“

„Fifty-Fifty Vol. 2 – Die Wunschkonzert-Show“ – Konzeption, Entwicklung, Szenische Einrichtung und Moderation: Carsten Kirchmeier; Dramaturgie: Anna Chernomordik; Musikalische Leitung und Arrangements: Thomas Rimes. Gesangssolisten: Katrin Bewer, Almuth Herbst (am 11. November 2018), Joachim Gabriel Maaß, Christa Platzer, Sebastian Schiller und Anke Sieloff. Assistentin: Katrin Bewer. Band: Thomas Rimes (Klavier), Ralf Metz (E-Bass/Gitarre), Andreas Kurth (Schlagzeug). Weitere Musiker: Fanny Herbst (Harfe, am 11. November 2018), Carsten Kirchmeier (Melodica), Anke Sieloff (Gitarre, Blockflöte). Premiere: 11. November 2018, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen, Kleines Haus.



„Fifty-Fifty Vol. 2 – Die Wunschkonzert-Show“


Ein musikalischer Wahlabend im Kleinen Haus am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen


Während bei „Fifty-Fifty, die Wunschkonzert-Show“ noch die Wahl zum 19. Deutschen Bundestag am 24. September 2017 „herhalten“ musste, um einen musikalischen Wahlabend auf den Spielplan zu setzten, geht dieser nunmehr wegen des großen Erfolges in die zweite Runde. So wird dem Publikum erneut in knapp zweieinhalb Stunden ein bunter Mix aus Schlager, Chanson, Rock, Pop, Folk und Musical präsentiert. Mal als Solo, mal als Duett oder im Quartett. Welche Songs jeweils interpretiert werden, entscheidet das Publikum vermeintlich an jedem Abend neu. Dass der Moderator das Publikum dabei häufig nicht konkret über die Wahlmöglichkeiten aufklärt, mag man daran ermessen, dass selbst der Musikalische Leiter bei einem ausgewählten Song nicht erkannt hat, welchen Song er denn nun spielen soll.

Das Format lebt von der Beteiligung des Publikums, das immer wieder zur Abstimmung aufgefordert wird, alle paar Minuten heißt es: „Licht an im Saal“. Doch das Publikum möchte anscheinend lieber ohne Interaktion unterhalten werden, macht mitunter nur sehr zögerlich mit und nicht jeder ist dazu bereit, Akteur wider Willen zu werden. Trotzdem ist es am Ende meist eine Überraschung, welcher Song sich hinter den jeweiligen Wahlmöglichkeiten verbirgt. So mag Carsten Kirchmeiers Frage „Möchten Sie lieber ‚außer’ oder ‚irdisch’?“ an das abstimmungsberechtigte Publikum doch eher verwirren als klären. Da die Mehrheit der Stimmen auf ‚außer’ fällt, wählt das Publikum damit den Song „Starman“ von David Bowie (hier interpretiert von Sebastian Schiller). Sicherlich haben hier erneut Quizshows aus vergangenen Jahrzehnten Pate gestanden, vieles erinnert ein wenig an Fernsehformate, die einem Großteil des Publikums noch vertraut sein mögen. Ein Hauch Nostalgie weht durch das Kleine Haus des Musiktheaters im Revier. So steht dem Moderator Carsten Kirchmeier auch in der zweiten Folge von „Fifty-Fifty – Das Wunschkonzert“ die Assistentin Katrin Bewer zur Seite, abermals in langer Abendrobe mit tiefem Rückenausschnitt. Das soll – nach Bekunden der Trägerin – nicht ihr, sondern den anderen gefallen. Der Moderator nimmt ausführlich Stellung zu dieser Kleiderwahl und zieht am Ende Bilanz: Anstatt Emanzipation hat die Frauenbewegung hier eine Rolle Rückwärts gemacht. Trotz allem: Es ist Nostalgie und mag manchem vorkommen wie eine Reise in alte, vertraute Zeiten. Vielleicht erscheinen hier vor dem geistigen Auge mancher Zuschauer Moderatoren wie Hans-Joachim Kuhlenkampf? Die Reise beginnt bereits mit den ersten Takten, in denen die „Eurovisionsfanfare“ (das „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier) eingespielt wird.

„Fifty-Fifty Vol. 2“, Moderator Carsten Kirchmeier und seine Assistentin Katrin Bewer. © Judith Lorenz

Wie auch in der ersten Folge des Wahlabends wird gespielt. Natürlich ist hierbei die Beteiligung des Publikums erforderlich, und so müssen zwei Mitspieler*innen gefunden werden, die gemeinsam mit dem Ensemble auf den gelben Sofas Platz nehmen – die Ausstattung ist analog zu Studiodekorationen in TV-Shows auch in der zweiten Folge unverändert. Der Gewinner des Spielblocks darf schließlich Einfluss auf den Abend nehmen und bestimmt den nächsten Song mit. Fernsehformate wie „Dalli-Dalli“ lassen grüßen.

Die Show blickt auch musikalisch zurück in vergangene Jahrzehnte der Fernsehunterhaltung. Das geht manchmal Schlag auf Schlag(er) – der deutsche Schlager darf natürlich nicht fehlen, „Ein Bett im Kornfeld“, interpretiert von Joachim Gabriel Maaß, gerät zu einem musikalischen Höhepunkt des Abends, der dazu dient, die Zuschauer im besten Sinne zu unterhalten. Joachim Gabriel Maaß, Christa Platzer, Sebastian Schiller und Anke Sieloff wechseln in schneller Folge die Rollen, mal sind sie Interpreten, mal Backgroundsänger, mal bringen sie zu viert gekonnt Harmoniegesang zu Gehör. Man erlebt sie aber auch hier und da in der ungewohnten Rolle als Instrumentalist: Sebastian Schiller beweist sich als Percussionist, Anke Sieloff greift zur Gitarre und zu Beginn von „Sing“ zur Flöte, der Moderator spielt Melodica.

In musikalischer Hinsicht ist der Abend absolut hinhörenswert. Band und Solisten harmonieren wunderbar und bringen meist lang Vertrautes mit viel Enthusiasmus auf die Bühne. Da springt bei so manchem Zuschauer der Funke recht schnell über!

„Fifty-Fifty Vol. 2“, das Team (v. l. n. r.): Carsten Kirchmeier, Anke Sieloff, Andreas Kurth, Joachim Gabriel Maaß, Thomas Rimes, Christa Platzer, Ralf Metz, Sebastian Schiller und Katrin Bewer. © Judith Lorenz

Als Überraschungsgast bereicherte Mezzosopranistin Almuth Herbst den Premierenabend mit dem von ihr gefühlvoll interpretiertem traditionellen irischen Folksong „She Moves Through the Fair“, lediglich von ihrer Tochter Fanny – aktuell Studierende der Folkwang Universität der Künste – an der Harfe begleitet. An den Folgeabenden wird jeweils ein anderer Gast auftreten.

Setlist der Premiere am 11. November 2018:
  • Opening: „Bang Bang“ (Max Martin, Onika Maraj, Savan Kotecha, Rickard Göransson für Jessie J, Ariana Grande & Nicki Minaj, 2014), „Let Me Entertain You“ (Robbie Williams, Guy Chambers, 1998), „Mama Loo“ (Les Humphries, James Robert Bilsbury, 1973), „Tanze Samba mit mir“ (Tony Holiday, Daniele Pace, Gianni Boncompagni und Franco Bracardi, 1978), „Don’t Stop Me Now“ (Freddie Mercury, 1974), „Happy“ (Pharrell Williams, 2013)
  • Christa Platzer: „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ (Text: Ralph Maria Siegel, 1960, deutschsprachige Coverversion von „Everybody’s Somebody’s Fool“ von Ace Adams, Regina Adams und Gladys Hampton, 1949)
  • Joachim Gabriel Maaß: „Just a Gigolo“ (Musik: Leonello Casucci, Text: Julius Brammer, Irving Caesar, 1930)
  • Sebastian Schiller: „Junge“ (Farin Urlaub für Die Ärzte, 2007)
  • Sebastian Schiller, Anke Sieloff: „Sir Duke“ (Stevie Wonder, 1976)
  • Katrin Bewer, Joachim Gabriel Maaß, Anke Sieloff (Gitarre): „Liebe ohne Leiden“ (Musik: Udo Jürgens, Text: Wolfgang Hofer für Udo Jürgens und seine Tochter Jenny, 1984)
  • Anke Sieloff: „I got Rhythm“ (Musik: George Gershwin, Text: Ira Gershwin, 1930)
  • Christa Platzer, Sebastian Schiller: „Vom Stadtpark die Laternen“ (Musik: Heinz Gietz, Text: Kurt Feltz für Gitte und Rex Gildo, 1963)
  • Anke Sieloff: „If I Ain’t Got You“ (Alicia Keys, 2004)
  • Ensemble: „Uptown Girl“ (Billy Joel, 1983)
  • Almuth Herbst, Fanny Herbst (Harfe): „She Moves Through the Fair“ (traditional Irish Folk Song)
  • Joachim Gabriel Maaß, Thomas Rimes, Sebastian Schiller, Carsten Kirchmeier (Melodica): „Baby What You Want Me to Do“ (Jimmy Reed, 1959)
  • Christa Platzer: „Middle Of The Road“ (Chrissie Hynde für The Pretenders, 1983)
  • Sebastian Schiller: „Starman“ (David Bowie, 1972)
  • Anke Sieloff: „Footloose“ (Kenny Loggins, Dean Pitchford, 1984)
  • Joachim Gabriel Maaß, Anke Sieloff (Gitarre): „Ein Bett im Kornfeld“ (Text: Michael Kunze für Jürgen Drews, 1976, deutschsprachige Coverversion von „Let Your Love Flow“ von Larry E. Williams für die Bellamy Brothers, 1975)
  • Ensemble: „Downtown“ (Tony Hatch für Petula Clerk, 1964)
  • Sebastian Schiller, Ensemble, Carsten Kirchmeier (Melodica): „Bright Eyes“ (Mike Batt für Art Garfunkel, 1979)
  • Ensemble: „Sing“ (Joe Raposo für Sesame Street, 1971, 1973 von The Carpenters veröffentlicht), Joachim Gabriel Maaß: „Ich war noch niemals in New York“ (Udo Jürgens, 1982), Christa Platzer, Sebastian Schiller: „Immer wieder sonntags“ (Kurt Feltz für Cindy & Bert, 1972), Ensemble: „Save Your Kisses for Me“ (Tony Hiller, Lee Sheriden, Martin Lee für Brotherhood of Man, 1976)
  • Zugabe, Thomas Rimes, Ensemble: „Goodnite, Sweetheart, Goodnite“ (Calvin Carter and James „Pookie“ Hudson für The Spaniels, 1954)
  • Zugabe, Sebastian Schiller, Ensemble: „Alles kommt zurück“ (Claudio Pagonis, Florian Peil und Martin Fliegenschmidt für Roger Cicero, 2011)
„Fifty-Fifty Vol. 2“ wird in insgesamt acht Vorstellungen noch bis zum 31. März 2019 im Kleinen Haus am Musiktheater im Revier zu sehen sein.

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