„Am Ende des Tages“ – Eine Reise durch Wort, Ton und Bild

„Dezemberlieder“ im April

„Am Ende des Tages“ wurde am 16. Oktober 2012 im Kammermusiksaal der Folkwang Universität der Künste uraufgeführt. Das Programm widmet sich der Frage, was bleibt, wenn zwei Menschen auseinandergehen. Es wurde in Eigenregie von Anna Preckeler (Studiengang Musical, noch bis 28. April 2013 als Ilse in „Spring Awakening (Frühlings Erwachen)“ am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen sowie an 12 weiteren Spielorten im deutschsprachigen Raum zu sehen), Roman Pertl (Studiengang Schauspiel, ab 12. April 2013 in der Uraufführung von „Kinder der Revolution“ am Schauspielhaus Bochum zu sehen) und Sarah-Marie Rammel (Studiengang Fotografie) entwickelt, die dabei von Prof. Michael David Mills (Studiengang Musical) und Prof. Elke Seeger (Studiengang Fotografie) betreut wurden. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Theater Oberhausen wurde das Programm am 25. November 2012 auch in der Spielstätte „die b.a.r“ des Theaters Oberhausen gezeigt, und nochmals am 11. Dezember 2012 im Kleinen Konzertsaal der Folkwang Universität der Künste in Duisburg. Im Rahmen der Bewerbung um den Folkwangpreis wurde „Am Ende des Tages“ am 6. April 2013 ein weiteres Mal am Ort der Uraufführung, dem Kammer­musik­saal der Folkwang Universität in Essen gezeigt.

„Am Ende des Tages“; © Sarah-Marie Rammel

„Am Ende des Tages“ basiert auf dem Liederzyklus „December Songs“ von Maury Yeston („Nine“, „Titanic“), der ihn 1991 als Auftragswerk zum 100. Geburtstag der New Yorker Carnegie Hall komponiert hat, wo er am 16. April 1991 von Andrea Marcovicci uraufgeführt wurde, sich dabei von Franz Schuberts und Wilhelm Müllers „Winterreise“ inspirieren ließ und sich mit dem Thema Trennung auseinandersetzt. Was passiert bzw. wie verhalten wir uns, wenn eine Liebe zu Ende geht, eine Beziehung zerbricht? Welche Phasen werden durchlebt? Wolfgang Adenberg hat die Texte ins Deutsche übertragen, Pia Douwes hat diese in Begleitung von Marina Komissartchik am Klavier für CD eingesungen. Der April mag manchem vielleicht als Aufführungstermin für „Dezemberlieder“ nicht unbedingt passend erscheinen, aber da sich der Winter in diesem Jahr mit Frost in den Nächten hartnäckig hält, warum nicht auch „Dezemberlieder“ im April vortragen?

In den für „Am Ende des Tages“ ausgewählten Texten kommen verschiedenste literarische Figuren von Erich Kästner, Sven Regner, Max Frisch, Friedrich Schiller, Haruki Murakami, Johann Wolfgang von Goethe, Rainer Maria Rilke und Pablo Neruda zu Wort und setzen Parallelen und Kontrapunkte zu Musik und Bild. Anna Preckeler singt, Roman Pertl trägt die Texte vor und liest. Begleitet werden sie am Flügel von Prof. Michael David Mills und durch die künstlerischen Schwarz-Weiß-Fotografien von Sarah-Marie Rammel, die Raumszenen zeigen. Die Personen, die sich in befremdlichen Haltungen ihrer Umgebung fügen, verzerren die Motive bis ins Skurrile. Menschen wirken wie Skulpturen, die einen Platz im Raum eingenommen haben, welcher erst durch ihre Haltung eine Vollständigkeit erreicht. Gesichter sind dabei zu keiner Zeit zu sehen. Die Personen wenden sich ab und wollen anonym bleiben.

Das Bühnenbild ist nahezu vollständig in Schwarz-Weiß gehalten, die Akteure sind komplett schwarz gekleidet, lediglich eine Schreibmaschine und ein Buch stechen durch ihre rote Farbe hervor. Die Projektion der Schwarz-Weiß-Fotografien ist auf die Gegebenheiten des Veranstaltungsortes abgestimmt und bezieht die korinthische Säule an der Stirnseite des Kammermusiksaales in die Gestaltung mit ein. Sopranistin Anna Preckeler interpretiert Yestons Liederzyklus nuanciert und sehr eindringlich, dabei wird sie von Michael David Mills genial am Flügel begleitet. Bei ihm gewinne ich mehr und mehr den Eindruck, dass es im modernen unterhaltenden Musiktheater keine Kompositionen gibt, denen er nicht seine ganz besondere Note zu verleihen imstande ist. Roman Pertl bewegt durch inständiges, leidenschaftliches Schauspiel. Der für maximal 99 Zuschauer zugelassene Kammermusiksaal erweist sich für das 70-minütige kammerspielartige Werk als idealer, intimer Veranstaltungsort. „Am Ende des Tages“ dürfte wohl für die drei Studierenden als interdisziplinäres Projekt auch eine ganz besondere Herausforderung und Erfahrung gewesen sein.

Weitere Aufführungstermine von „Am Ende des Tages“ sind augenblicklich nicht mehr geplant.

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