Sister Act – Ein himmlisches Musical

„Sister Act – Ein himmlisches Musical“ – nach dem Film „Sister Act“ von Joseph Howard mit Whoopi Goldberg; Musik: Alan Menken; Liedtexte: Glenn Slater; Buch: Cheri und Bill Steinkellner; Deutsche Übersetzung: Kevin Schroeder/Heiko Wohlgemuth (Songtexte) und Ruth Deny (Buch); Inszenierung: Carline Brouwer; Choreografie: Anthony van Laast; Musical Supervision/Arrangements: Michael Kosarin; Orchestrierung: Doug Besterman; Bühne: Klara Zieglerova; Kostüme: Lez Brotherton; Licht: Natasha Katz; Ton: Mick Potter; Musikalische Leitung: Bernhard Volk; Darsteller: Patricia Meeden (Deloris van Cartier), Sonja Herrmann (Mutter Oberin), Cusch Jung (Curtis Shank), Mathieu Boldron (Eddie Fritzinger), Anne Hoth (Schwester Mary Robert), Alex Avenell (Schwester Mary Patrick), Barbara Krabbe (Schwester Mary Lazarus), Detlef Leistenschneider (Bones), Dave Mandell (TJ), Pedro Reichert (Dinero), Uwe Dreves (Monsignore Howard), Peti van der Velde (Kay-T), Erdmuthe Kriener (LaRosa). Ensemble: Victor Hugo Barreto, Kristina da Costa, Kati Heidenbrecht, Karen Helbing, Erdmuthe Kriener, Martina Lechner, Sandro di Lucia, Anja Mattner, Lillemore Spitzer, Francisco del Solar, Stephanie Sturm, Katrin Taylor, Peti van der Velde, Susanne E. Walbaum, Vanessa Wilcek. Dirigent: Kevin Flavin. Uraufführung: 24. Oktober 2006, Pasadena Playhouse, Pasadena, Kalifornien. West End Premiere: 2. Juni 2009, London Palladium, London, UK. Deutschsprachige Erstaufführung: 2. Dezember 2010, Operettenhaus Hamburg. Besuchte Vorstellung: 29. April 2012, 19 Uhr.



„Sister Act – Ein himmlisches Musical“


Vor dem Abflug in südlichere Gefilde auf dem Kiez noch immer erfolgreich


17 Monate nach der deutschsprachigen Erstaufführung von „Sister Act – Ein himmlisches Musical“ am Operettenhaus wird hier sicher niemand mehr eine detaillierte Besprechung der Vorstellung erwarten, und daher werde ich mir auch gar nicht erst die Mühe machen, eine solche zu schreiben, die dann doch niemand liest. Dies ist eher die Anekdote, wie ich auf dem Kiez gestrandet bin und einen netten Abend verbracht habe, nicht mehr und auch nicht weniger. Inspiriert vom Besuch einer gewissen Queen Elizabeth in Hamburg nahm die Geschichte am frühen Sonntagmorgen ihren Lauf, als der Polizeihubschrauber über Hamburg kreiste und sich 13.000 Läufer beim 27. Haspa Marathon Hamburg 2012 am Millerntor auf den Weg gemacht haben, gleich vis-à-vis vom Operettenhaus. Als die ersten Läufer dann schon im Ziel angekommen waren, hatte auch die Kasse im Operettenhaus geöffnet, und es sah so aus, als sei der Angestellte outfitmäßig geradewegs vom Marathon an seinen Arbeitsplatz gekommen. Hätte ich so nicht erwartet … aber sei´s drum. Natürlich gab es für die Abendvorstellung keine Last Minute Tickets, die einzige „Ersparnis“ war der Wegfall der Vorverkaufs-, System- und „was weiß denn ich“-Gebühren. Das nennt man wohl „Angebot und Nachfrage“: Wenn man auch ohne Last Minute Tickets das Haus voll bekommt, so wird man eher über Preiserhöhungen nachdenken als über Ermäßigungen. Und die Ticketpreise für Plätze in der letzten Reihe schlagen bei diesem Veranstalter bereits ein tieferes Loch ins Budget als die teuersten Tickets für andere hochkarätige Theatervorstellungen wie Europapremieren o. ä. Immerhin war ein solches Ticket noch zu haben, allerdings kein Feldstecher zur Hand, so dass eine dezidierte Beurteilung der Leistung einzelner Darsteller von vornherein ausgeschlossen war. Nun werden „Kenner“ der Hamburger Musicalszene womöglich denken, Last Minute Tickets dieses Veranstalters kauft man ja auch nicht direkt im Theater, sondern in der Speicherstadt. Das mag wohl richtig sein, aber an diesem Tag wurden auch in der Speicherstadt die Tickets zum regulären Preis verkauft, derweil es für alle Abendshows nur noch wenige Restkarten gab. Zum Vergleich: Die Vereinigten Bühnen Wien verkaufen ihre Resttickets ab 14 Uhr um 25% ermäßigt, so dass man bei „Sister Act – Ein himmlisches Musical“ für den preiswertesten Sitzplatz ohne Sichteinschränkung gut 45% gegenüber den Ticketpreisen in Hamburg spart. Ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn gibt es sogar 50% Ermäßigung, so dass sich in Wien eine Ersparnis von gut 63% gegenüber Hamburg ergibt.

Die Handlung des Spielfilm „Sister Act“ von Joseph Howard mit Whoopi Goldberg, auf dem das Musical basiert, dürfte hinlänglich bekannt sein, das Musical verlegt diese in die Disco-Szene des Jahres 1978. Sängerin Deloris van Cartier wird Zeugin eines Mordes, den Gangsterboss Curtis Shank verübt. Fortan steht sie ebenfalls auf seiner „Abschussliste“, und der Polizeibeamte Eddie Fritzinger versteckt sie zu ihrem Schutz im Kloster. Mutter Oberin „verdonnert“ die so gar nicht fromme Schwester Mary Clarence alias Deloris van Cartier zur Leitung des ausgesprochen unmusikalischen Nonnenchors. Unter ihrer Leitung wird daraus jedoch ein stimmgewaltiger Gospelchor, der auch das Interesse der Presse weckt. Prompt erfährt Curtis Shank von ihrem Versteck und spürt sie dort auf. Doch ihre Mitschwestern und Eddie Fritzinger können Schlimmeres verhindern, und die Gangster werden verhaftet. Am Ende hat sich natürlich alles zum Guten gewendet, Deloris van Cartier bekommt den erhofften Auftritt im legendären New Yorker Club „Studio 54“, und verhilft obendrein auch ihrem liebgewonnenen Nonnenchor zu einem erfolgreichen Auftritt für den Papst.

Mit Patricia Meeden als Alternierende Deloris van Cartier, Sonja Herrmann als Cover Mutter Oberin, Anne Hoth als Cover Schwester Mary Robert, Alex Avenell als Cover Schwester Mary Patrick, Barbara Krabbe als Walk-In Cover Schwester Mary Lazarus und Detlef Leistenschneider als Walk-In Cover Bones war die Abendvorstellung eine Show der Cover und alternierenden Darsteller, doch hätte ich auch die Gesichter der Erstbesetzung auf die Entfernung nur stecknadelkopfgroß gesehen, soll heißen, da hätte auch Whoopi Goldberg oder jemand anderes auf der Bühne stehen können, es wäre mir nicht weiter aufgefallen. Was mir dagegen aufgefallen ist, da spielt die große Entfernung zur Bühne nämlich keine entscheidende Rolle, ist die musikalische Umsetzung von Alan Menkens Partitur im Orchestergraben. Nun ist bei Discoklängen und Gospel der Einsatz eines mehr als 30-köpfigen Sinfonieorchesters sicher nicht zu erwarten, trotzdem erschien es mir doch etwas zweifelhaft, den Klangkörper in einigen Passagen lediglich durch lauteres Abmischen „voller“ erscheinen zu lassen. Doch damit genug gemeckert, das Operettenhaus war an diesem Abend „rappelvoll“, und die Musical Comedy kommt als Feelgood-Show beim Publikum auch ausgesprochen gut an, woran die Beliebtheit des Films nicht ganz unerheblichen Anteil haben dürfte. Auch ich habe mich an diesem Abend gut unterhalten gefühlt, zwar weder himmlisch noch teuflisch gut, aber man kann mit den singenden und tanzenden Nonnen schon einen unterhaltsamen Abend verbringen. So ist es eigentlich mehr als verwunderlich, dass die Nonnen bereits im August diesen Jahres am Kiez den Abflug machen und sich auf den Weg in südlichere Gefilde begeben, um einem gewissen Herrn Balboa auf der Bühne Platz zu machen. „Sister Act – Ein himmlisches Musical“ wird ab 9. Dezember 2012 im Apollo Theater in Stuttgart gezeigt.

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