„Die Gartenstadt Margarethenhöhe“

Ausstellung des Ruhr Museums im „Kleinen Atelierhaus“

„Kleines Atelierhaus“ an der Sommerburgstraße

Vor 200 Jahren wurde Alfred Krupp (* 26. April 1812 in Essen, † 14. Juli 1887 in Essen) geboren, der Sohn von Friedrich Krupp und dessen Frau Therese Wilhelmi, der die Firma zu ihrer späteren Größe und Bedeutung geführt hat. Aus diesem Anlass eröffnet das Ruhr Museum im „Kleinen Atelierhaus“ auf der Margarethenhöhe eine Ausstellung über das berühmteste Sozialwerk der Firma Krupp – „Die Gartenstadt Margarethenhöhe“. Die Ausstellung präsentiert die Geschichte einer der bedeutendsten Siedlungen der internationalen Gartenstadtbewegung, die von Margarethe Krupp (* 15. März 1854 in Breslau, † 24. Februar 1931 in Essen) gestiftet wurde. Als Teil der Sonderausstellung „200 Jahre Krupp. Ein Mythos wird besichtigt“ gibt sie in den ehemaligen Atelier- und Werkräumen mit über 100 Exponaten einen Überblick über das Entstehen und die Gestalt der Siedlung sowie das Leben und den Alltag ihrer Bewohner.

„Die Gartenstadt Margarethenhöhe“ im „Kleinen Atelierhaus“

Nach dem Tod von Friedrich Alfred Krupp (* 17. Februar 1854 in Essen, † 22. November 1902 in Essen) verwaltete seine Frau Margarethe Krupp (* 15. März 1854 in Breslau, † 24. Februar 1931 in Essen) das Erbe ihrer minderjährigen Tochter Bertha (* 29. März 1886 in Essen, † 21. September 1957 in Essen) und leitete treuhänderisch für sie das Unternehmen. In Kruppscher Tradition führte sie das Sozialwerk fort und rief anlässlich der Hochzeit von Bertha mit Gustav von Bohlen und Halbach (* 7. August 1870 in Den Haag, † 16. Januar 1950 in Schloss Blühnbach) am 15. Oktober 1906 die „Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungs­für­sorge“ ins Leben, die mit einem Kapital von einer Million Mark und 50 Hektar Bauland ausgestattet wurde.

„Die Gartenstadt Margarethenhöhe“, Modell der Gartenstadt im „Kleinen Atelierhaus“, 1970er Jahre

Die Stiftungsurkunde und Verfassung ist auf den 1. Dezember 1906 datiert. Zielsetzung der Stiftung war, Wohnraum für die „minderbemittelten Klassen“ zu schaffen. Unter „minderbemittelt“ verstand man dabei, im Gegensatz zu den „Unbemittelten“ aus der Arbeiterschaft, diejenigen, die über ein reglmäßiges Einkommen verfügten, das aber nicht zum Erwerb eines Eigenheims ausreichte. Dazu gehörten qualifizierte Arbeiter ebenso wie Angestellte und Beamte. Im Unterschied zum Kruppschen Werkswohnungsbau sollten die Wohnungen auf der Margarethenhöhe allen Essener Bürgern offen stehen.

Büste Georg Metzendorf, Bronzeguss von Josef Enseling, 1925
aus der Sammlung Rainer Metzendorf


Mit der Realisierung der Margarethenhöhe wurde der Stadtplaner und Architekt Georg Metzendorf (* 25. September 1874 in Heppenheim, † 3. August 1934 in Essen) beauftragt. Metzendorfs zukunftsweisendes Konzept eines „umfassend reformierten Kleinwohnhauses“, welches er 1908 auf der Hessischen Landesausstellung in Darmstadt vorstellte, trug maßgeblich zu seiner Beauftragung in Essen bei. Sein Grundrissentwurf basierte auf einem „variablen Typengrundriss“, der an die jeweiligen Raumbedürfnisse angepasst werden konnte. Zur hohen Lebensqualität der Siedlung trug der Wohnungsstandard auf der Margarethenhöhe bei, der zur damaligen Zeit höchsten Ansprüchen genügte. Alle Wohnungen waren mit modernsten Heiz- und Sanitäranlagen ausgestattet und bis 1918 verfügte jedes Haus über einen eigenen Garten. Seit dem 12. November 1987 steht der größte Teil der „Alten“ Margarethenhöhe – im Gegensatz zu der von 1962 bis 1980 nach Plänen des Wettbewerbgewinners Dr. Wilhelm Seidensticker realisierten „Neuen“ Margarethenhöhe – mit 586 Gebäuden und 1.157 Wohneinheiten unter Denkmalschutz. Die Margarethenhöhe wird als „Gesamtkunstwerk“ und „Denkmal von europäischem Rang“ bewertet.

„Die Gartenstadt Margarethenhöhe“ im „Kleinen Atelierhaus“

Die „Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge“ stellte auch Räumlichkeiten für freie Künstler zur Verfügung, so dass sich die Margarethenhöhe ab 1917 zu einer Künstlerkolonie von überregionaler Bedeutung entwickelte. Mit dem Bau des „Kleinen Atelierhauses“ (1919) in der Sommerburgstraße 18 für den Grafiker Hermann Kätelhön (* 22. September 1884 in Hofgeismar, † 24. November 1940 in München), des „Werkhauses“ (1927) Im Stillen Winkel 1 sowie des „Großen Atelierhauses“ (1929) Im Stillen Winkel 42-48 als bis heute einzigartiges Kunstförderungsmodell in Essen bereicherte eine Künstler- und Kunsthandwerkergemeinschaft den Alltag sowohl in der Gartenstadt als auch im gesamten Industriegebiet. Zum Kreis der auf der Margarethenhöhe tätigen Künstler zählten neben Hermann Kätelhön u. a. der Bildhauer Will Lammert (* 5. Januar 1892 in Hagen, Westfalen, † 30. Oktober 1957 in Berlin), die Goldschmiedin Elisabeth Treskow (* 20. August 1898 in Bochum, † 6. Oktober 1992 in Brühl (Rheinland)), die Buchbinderin Frida Schoy (* 23. November 1889 in Duisburg, † 31. August 1963 in Essen) und der Fotograf Albert Renger-Patzsch (* 22. Juni 1897 in Würzburg, † 27. September 1966 in Wamel). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden die KünsterInnen vertrieben und damit der Künstlergemeinschaft ein Ende gesetzt. Von dem Künstlerviertel der 1920er und 1930er Jahre blieben nur das „Kleine Atelierhaus“ an der Sommerburgstraße und die Goldschmiedewerkstatt Im Stillen Winkel erhalten. Die „Margarethe Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge“ hat das „Kleine Atelierhaus“ 2012 grundlegend renoviert und die ehemaligen Atelier- und Werkräume für die Ausstellung „Die Gartenstadt Margarethenhöhe“ zur Verfügung gestellt.

„Die Gartenstadt Margarethenhöhe“ im „Kleinen Atelierhaus“

Die Ausstellung kann nur im Rahmen von öffentlichen oder gebuchten Gruppenführungen besichtigt werden. Öffentliche Führungen durch die Ausstellung finden an jedem 3. Sonntag im Monat um 14.00 Uhr statt, im Rahmen einer kompletten Führung über die Margarethenhöhe, die an jedem 1. Sonntag im Monat um 11.00 Uhr stattfindet, werden auch die Musterwohnung in der Stensstraße 25 und die Ausstellung „Die Gartenstadt Margarethenhöhe“ im „Kleinen Atelierhaus“ besichtigt. Alle Führungen sind auf maximal 20 Teilnehmer begrenzt, die Anmeldung und Buchung erfolgt beim Besucherdienst des Ruhr Museums.

Dr.-Ing. Rainer Metzendorf hält den Eröffnungsvortrag

Kommentare

Wolfgang Ettwig, Duisburg hat gesagt…
Seit 3 Jahren schreibe ich an meiner Familienchronik Ettwig. Frida Schoy war eine geborene Ettwig. Zur Zeit versuche ich eine verwandtsch. Verbindung herzustellen,Ihre Geburtsurkunde, fand ich bereits im Du Stadtarchiv. Dazu werde ich auch das Archiv Essen und die Margarethenhöhe mit Fridas Athelie besuchen.
Ich freue mich jetzt schon darauf und bin sehr gespannt auf die kommenden Eindücke, welche sich mir erschließen werden.

Wolfgang Ettwig

Niederrheinischer- Stadtschreiber Duisburg