„Musical Allstars“

„Musical Allstars“ – Musikalischer Leiter: Arnim Bartetzky. Gesangssolisten: Petter Bjällö, Nigel Casey, Judith Lefeber, Christian Alexander Müller, Roberta Valentini, Maricel. 8. Oktober 2011, Grugahalle Essen.



„Musical Allstars“


Die Musical-Gala zum Discountpreis


Zum dritten Mal in Folge veranstalte AB Records in der Grugahhalle Essen am Samstag, 8. Oktober 2011 „Musical Allstars“, und zum dritten Mal konnte die Halle, die bestuhlt über etwa 7.700 Plätze verfügt, bei weitem nicht gefüllt werden. Bis zum Schluss hatte man Werbung für den Ticketverkauf über den Haushaltswaren-Discounter KODi gemacht, und diesmal sollen es 2.800 Besucher gewesen sein, die der Ticketpreis von 19,95 EUR bei freier Platzwahl nicht davon abhalten konnte, die Veranstaltung zu besuchen. Immerhin wurde dafür eine „Musical-Gala der Extraklasse“ versprochen, und wenn sich ein solches Format bei weniger als 3.000 Besuchern trägt, so scheint sich durch entsprechend „zugkräftige“ Gesangssolisten dieser Besucherlevel wohl halten zu lassen. „Musical-Konkurrenz“ in nächster Umgebung war an diesem Abend wohl nur durch Richard O´Brians „Rocky Horror Show“ im Colosseum Theater Essen zu erwarten. Das Metronom Theater in Oberhausen wird augenblicklich gar nicht bespielt.

Grugahalle Essen

Von den sechs Gesangssolisten waren Nigel Casey und Maricel bereits bei „Musical Allstars“ am 7. Juni 2010 mit von der Partie, Roberta Valentini und Maricel waren am 8. Januar 2011 ebenfalls dabei. Petter Bjällö ist dem Publikum im Rhein-Ruhrgebiet von seinen Engagements in den Musicals „Elisabeth“ und „Elton John & Tim Rice´s Aida“ im Colosseum Theater Essen und bei „Wicked – Die Hexen von Oz“ im Metronom Theater in Oberhausen ein Begriff. Judith Lefeber, die durch das Erfolgsformat Deutschland sucht den Superstar bekannt geworden war, spielte in „Elton John & Tim Rice´s Aida“ im Colosseum Theater die Hauptrolle der Aida, die sie augenblicklich wieder am Opernhaus Chemnitz verkörpert. Christian Alexander Müller verkörperte das bis dahin jüngste Phantom in Andrew Lloyd-Webber’s „Das Phantom der Oper“ im Colosseum Theater Essen, wo er auch schon in „Elisabeth“ und „Elton John & Tim Rice´s Aida“ auf der Bühne gestanden hatte.

Der Veranstalter weist mit Fug und Recht darauf hin, dass bei seinen Veranstaltungen eine Live Band auf der Bühne steht und die Musik nicht aus der Konserve kommt. Was seiner Band aber fehlt, sind die Streicher. Keyboards ersetzen keine Streicher, man sieht es – und man hört es. Die Songauswahl bot gegenüber den ersten beiden Veranstaltungen in der Grugahalle wenig Neues, die genaue Abfolge der einzelnen Songs kann der Setlist entnommen werden. Eine Vorliebe für Andrew Lloyd Webber muss man sicher nicht mit acht identischen Songs bei jeder der drei Veranstaltungen manifestieren, Andrew Lloyd Webbers Lebenswerk dürfte dann doch aus mehr bekannten Songs bestehen (u. a. 15 UK Top 10 Singles), und das Publikum würde eine Variation womöglich nicht mit Buhrufen und Pfiffen quittieren. Alle Gesangssolisten präsentierten ihre Songs gewohnt professionell. Genau das dürfte das Publikum auch erwarten, daher erübrigt es sich beinahe, darauf extra hinzuweisen. Nigel Caseys Engagement als Diesellok Greaseball bei „Starlight Express“ mag zwar schon eine ganze Weile her sein, aber dass er das Rollschuhlaufen nicht verlernt hat, bewies er bei seinem Song „Starlight Express“ aus dem gleichnamigen Musical. Wäre noch Judith Lefebers Song „Two Mothers“ zu erwähnen, in dem sie ihre Bindung zu ihrer leiblichen Mutter in Indien und zu ihrer Adoptivmutter in Deutschland beschreibt.

Setlist des etwa 80-minütigen ersten Teils:
  1. Opening (Instrumental): „There´s No Business Like Show Business“ aus „Annie Get Your Gun“/„Don´t cry for me Argentina“ aus „Evita“/„Maria“ aus „West Side Story“/„Superstar“ aus „Jesus Christ Superstar“/„Big Spender“ aus „Sweet Charity“
  2. Alle: „On Broadway“ aus „Smokey Joe´s Cafe“
  3. Judith Lefeber, Roberta Valentini: „When you believe“ aus „Prince of Egypt“
  4. Petter Bjällö: „Wie kann ich sie lieben“ aus „Disney´s Die Schöne und das Biest“
  5. Maricel: „Dafür bin ich immer gut“ aus „City of Angels“
  6. Nigel Casey: „Have you met Miss Jones“ aus „I´d Rather Be Right“
  7. Judith Lefeber: „Das Farbenspiel des Winds“ aus „Pocahontas“ (Walt-Disney-Zeichentrickfilm)
  8. Christian Alexander Müller: „´Til I hear you sing“ aus „Love never dies“
  9. Nigel Casey: „Starlight Express“ aus „Starlight Express“
  10. Judith Lefeber: „Erinnerung“ aus „Cats“
  11. Christian Alexander Müller, Maricel: „Das Phantom der Oper“ aus „Das Phantom der Oper“
  12. Petter Bjällö: „Song of the King“ aus „Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat“
  13. Roberta Valentini: „Wein´ nicht um mich Argentinien“ aus „Evita“
  14. Nigel Casey: „Superstar“ aus „Jesus Christ Superstar“
  15. Judith Lefeber: „Nur ein Blick“ aus „Sunset Boulevard“
  16. Christian Alexander Müller: „Schau, was Liebe ändern kann“/Alle: „Love changes everything“ aus „Aspects of Love“
  17. Petter Bjällö: „Wie kann es möglich sein?“ aus „Mozart!“
  18. Roberta Valentini: „Frei und schwerelos“ aus „Wicked – Die Hexen von Oz“
  19. Judith Lefeber: „Two Mothers“ von Oliver Kels (Musik) und Bernie Blanks (Text)
  20. Nigel Casey, Alle: „Cross the line“ aus „Big“

Im zweiten Teil der Veranstaltung kam Nigel Casey überraschenderweise zu „Ain´t That a Kick in the Head?“ mit Rollschuhen auf die Bühne, kommentierte die Situation aber kurzerhand mit „Ich dachte, wir machen „Pumping Iron““ und drehte ein paar zusätzliche Pirouetten, was ihm den entsprechend bewundernden Applaus einbrachte. Nachdem es am 26. September 2011 im Berliner Meistersaal ein Reading zu Maricels Musicalfassung der Jungfrau von Orléans für Intendanten und Produzenten gegeben hatte, präsentierte Maricel erstmals „Große Mädchen weinen nicht“ aus „Jeanne d´Arc – Das Musical“ vor großem Publikum. Erste Kostproben aus dem Musical gab es schon im August 2006 bei einem Konzert aus der Konzertreihe „Musicalstars in Concert“ zu hören, und zu dem Zeitpunkt hatte Maricel bereits die letzten vier Jahre an dem Stück gearbeitet.

Setlist des etwa 60-minütigen zweiten Teils:
  1. Alle: „Zeig mir den Himmel“ aus „Sister Act – Ein himmlisches Musical“
  2. Petter Bjällö, Roberta Valentini: „Solang ich dich hab“ aus „Wicked – Die Hexen von Oz“
  3. Maricel: „Easy to be hard“ aus „Hair“
  4. Christian Alexander Müller: „This is the moment“ aus „Jekyll & Hyde“
  5. Nigel Casey: „Ain´t That a Kick in the Head?“ von Jimmy Van Heusen (Musik) und Sammy Cahn (Text)
  6. Judith Lefeber, Christian Alexander Müller: „Sind die Sterne gegen uns“ aus „Elton John & Tim Rice´s Aida“
  7. Roberta Valentini: „Somebody to love“ aus „We Will Rock You“
  8. Maricel: „Große Mädchen weinen nicht“ aus „Jeanne d´Arc – Das Musical“
  9. „Ich war noch niemals in New York“-Block: Alle: „Schöne Grüße aus der Hölle“/„Aber bitte mit Sahne“/„Ein ehrenwertes Haus“/„Siebzehn Jahr, blondes Haar“/„Vielen Dank für die Blumen“/„Ich war noch niemals in New York“/„Mit 66 Jahren“
  10. „Grease“-Block: Alle: „We go together“/„Rock ´n´ Roll Party Queen“/Nigel Casey: „Sandy“/Petter Bjällö, Maricel: „Summer nights“/Christian Alexander Müller, Roberta Valentini: „You´re the one that I want“/Maricel: „Hopeless devoted to you“/Alle: „Greased lightnin´“
  11. Nigel Casey, Roberta Valentini: „(I´ve had) The time of my life“ aus „Dirty Dancing“
Auch an diesem Abend hat Arnim Bartetzky von einer folgenden „Musical Allstars“-Veranstaltung gesprochen, und dass er die Grugahalle als Veranstaltungsstätte sehr schätze, was für eine Fortsetzung des Veranstaltungsformats „Musical Allstars“ spricht. Dafür könnte eine Überarbeitung der Songauswahl auch im Hinblick auf ein Stammpublikum sicher nicht schaden.

Petter Bjällö

Nigel Casey

Judith Lefeber

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