Diplomprüfung Musical Gesang

Öffentlicher Teil der Diplomprüfung in der Neuen Aula der Folkwang Universität der Künste

Am Samstag, 29. Januar 2011 fand in der Neuen Aula der Folkwang Universität der Künste in Essen-Werden die diesjährige Diplomprüfung im Studiengang Musical, Bereich Gesang statt. Die Prüfung bildet nach acht Semestern Studiendauer den Abschluss der breitgefächerten Ausbildung in den Bereichen Schauspiel, Tanz und Gesang. An diesem Abend legten David Jakobs, Sascha Kurt, Marissa Clara Möller, Julia Lißel und Andreas Schneider ihre Prüfungen ab.

Stefanie Köhm, die sechste Absolventin dieses Jahrgangs, hat ihre Prüfung bereits im Dezember 2010 abgelegt und befand sich schon für Proben zu „Avenue Q“ in St. Gallen, wo sie ab 26. Februar 2011 als Kate Monster/Lucy in der Inszenierung von Dominik Flaschka auf der Bühne des Theaters St. Gallen stehen wird. Daneben ist sie in der laufenden Spielzeit am Theater Hagen als Klärchen in Ralph Benatzkys Singspiel „Im Weißen Rößl“ in der Inszenierung von Thilo Borowczak zu sehen. Alle sechs AbsolventInnen waren im vergangen Jahr in „High Fidelity – Das Musical“ in der Inszenierung von Gil Mehmert am Theater im Rathaus in Essen zu sehen, außerdem in der Spielzeit 2009/2010 am Theater Hagen in „Into the Woods“ in der Inszenierung von Gil Mehmert. David Jakobs hat 2009 den Jugend kulturell Förderpreis „Musical“ gewonnen, aktuell ist er in „Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche“ in der Inszenierung von Gil Mehmert am Savoy-Theater Düsseldorf zu sehen. Sascha Kurt war 2009 als Finalteilnehmer beim Jugend kulturell Förderpreis „Musical“ dabei, im November 2010 wirkte er als Mark Cohen in „Rent“ im Feierabendhaus Hürth mit. Andreas Schneider steht aktuell als junger Russe Fedja in „Anatevka“ in der Inszenierung von Peter Hailer am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen auf der Bühne.

Im ersten Teil der Veranstaltung interpretierten die AbsolventInnen jeweils drei bzw. vier Songs, wobei sie abwechselnd von Prof. Patricia Martin und Prof. Michael David Mills am Flügel begleitet wurden. Den Anfang machte Andreas Schneider mit „Someone To Fall Back On“ von Jason Robert Brown, „Gethsemane (I Only Want to Say)“ aus „Jesus Christ Superstar“ und „One Track Mind“ aus „Sweet Smell of Success“. Im letzten Songs des ersten Akts des Marvin Hamlisch/Craig Carnelia-Musicals konnte er neben seinem Gesang auch durch die Steptanz-Einlage überzeugen. Julia Lißel brachte „The Girl In 14G“ von Jeanine Tesori (interpretiert von Kristin Chenoweth auf ihrem Album „Let Yourself Go“), „Maybe I Like It This Way“ aus „The Wild Party“ und „Gimme Gimme“ aus „Thoroughly Modern Millie“ zu Gehör. Sascha Kurt interpretierte „It´s Hard To Speak My Heart“ aus „Parade“, „Lonely Town“ aus „On The Town“ und „Lost In The Wilderness“ aus „Children Of Eden“. Marissa Clara Möller trug „I Have To Tell You“ aus „Fanny“, „Love Me, Love Me Not“ von Joey Contreras, „It Won´t Be Long Now“ aus „In The Heights“ und „Fields Of Gold“ von Gordon Sumner (aka Sting) vor. Eva Cassidy hat 1996 eine Coverversion des Songs auf ihrem letzten Album „Live at Blues Alley“ veröffentlicht, Marissa Clara Möller interpretierte den Song ebenso gefühlvoll, lediglich von Prof. Gil Mehmert an der akustischen Gitarre begleitet. Als Letzter präsentierte David Jakobs „King Of The World“ aus „Songs For A New World“, „Again“ von Scott Alan und „Nur´n kleiner Freundschaftsdienst“ aus „Aladdin“. Bei seinem letzten Song „verwandelte“ er sich kurzerhand mit einer schwarzen Badekappe in Dschinni, der in der Wunderhöhle Aladdin seine Fähigkeiten demonstriert. Mit viel Humor und Glitter entließ David Jakobs das Publikum gutgelaunt in die Pause.

Im zweiten Teil des Abends präsentierten die AbsolventInnen zunächst jeweils einen Song, den sie in 14-tägiger selbstständiger Vorbereitung einstudiert hatten. Bei allen Songs handelte es sich um Oldies, vornehmlich aus den 1960er Jahren. David Jakobs brachte „Breaking Up Is Hard To Do“ von Neil Sedaka & Howard Greenfield aus dem Jahr 1962 zu Gehör, Marissa Clara Möller „Downtown“ von Tony Hatch (1964 von Petula Clark aufgenommen), Sascha Kurt „Save The Last Dance For Me“ von Doc Pomus & Mort Shuman (1960 von Ben E. King und den Drifters aufgenommen), Julia Lißel „This Is My Song“ von Charles Chaplin (1966 von Petula Clark aufgenommen), und Andreas Schneider „Unchained Melody“ von Alex North und Hy Zaret (1955 mit Todd Duncan als Thema für den Gefängnisfilm „Unchained“ aufgenommen).

In dem daran anschließenden Block von Szenen mit schauspielerrischen/tänzerischen Elementen sorgten Prof. Patricia Martin (Flügel), Prof. Michael David Mills (Keyboard), Caspar van Meel (Bass) und Dominic Brosowski (Drums) für die musikalische Begleitung. In „The Proposal“ aus „The Unauthorized Biography of Samantha Brown“ von Kait Kerrigan and Brian Lowdermilk verkörperte David Jakobs Samanthas Freund Adam. In ihrer Phantasie stellt sich Sam vor, was ihr Freund wohl denkt, während sie zusammen Jenga spielen. Adam hat in ihrer Vorstellung nur einen Wunsch: „Have sex with me.“ Mit „Anfänge“/„Sprung in der Platte“ von Jane Martin/Weber-Beckmann (Christiane Weber & Timm Beckmann) präsentierte Marissa Clara Möller den Frauenmonolog der amerikanischen Theaterautorin Jane Martin als thematischen Einstieg in den Song aus dem Bereich Chansonkabarett: „Alles wiederholt, alles wiederholt, alles wiederholt sich tausendmal.“ Sascha Kurt führte in „Der Anruf“ aus „Lucky Stiff“ von Stephen Flaherty und Lynn Ahrens als Vinnie Di Ruzzio vom Flughafen Nizza ein Telefonat mit seiner Ehefrau, um ihr zu erklären, dass er zum Abendessen nicht daheim sein werde, da er mit seiner Schwester Rita La Porta nach Europa geflogen sei. Aus seinen Reaktionen ist zu entnehmen, dass seine Frau an ihrem 40. Geburtstag entsprechend aufgracht ist und irgendwann einfach aufgelegt hat. Julia Lißel verkörperte in „Sei ein Macho“ („Ti Voglio Bene/Be Italian“) aus „Nine“ von Maury Yeston das Straßenmädchen Saraghina am Strand, als Guido Contini sie bittet, ihm von der Liebe zu erzählen. Kokett spielte sie verführerisch mit dem Publikum. Andreas Schneider stellte in „Franklin Shepard, Inc.“ aus „Merrily We Roll Along“ von Stephen Sondheim den Liedtexter und Franklin Shepards langjährigen Freund Charley Kringas dar, der sich in einem Fernsehinterview mit Mary Flynn und Franklin (lediglich durch zwei leere Stühle repräsentiert) darüber beklagt, wie aus dem ehemaligen Komponisten der Unternehmer geworden ist, der keine Zeit mehr hat, um mit ihm gemeinsam neue Shows zu schreiben. Zum Finale präsentierten die AbsolventInnen gemeinsam „Can´t Help Falling In Love“ von George David Weiss, Hugo Peretti und Luigi Creatore, 1961 im Original von Elvis Presley aufgenommen. Das Publikum war von den gezeigten Leistungen der zukünftigen Bühnendarsteller begeistert und bedachte sie mit langanhaltendem Beifall.

Wer mehr von den Studierenden im Studiengang Musical sehen möchte, auf der Website der Bayer AG findet sich im Programm des Bayer Kulturhauses eine interessante Vorankündigung: Am 28. Mai 2011 wird dort die Premiere von „One Touch of Venus“ von Kurt Weill (Musik) und Ogden Nash (Liedtexte) in der Inszenierung von Reinhardt Friese als Koproduktion zwischen der Folkwang Universität und Bayer Kultur stattfinden. Dabei dürfte es sich um das Abschlussprojekt des augenblicklichen dritten Jahrgangs, also von Andreas Bongard, Michèle Fichtner, Matthias Kreinz, Verena Mackenberg, Stefan Preuth und Miriam Schwan handeln.

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