Black Swan

„Black Swan“, Deutschlandpremiere 20. Januar 2011; USA, 2010; 103 Minuten; Drehbuch: Mark Heyman, Andrés Heinz und John McLaughlin; Regie: Darren Aronofsky; Musik: Clint Mansell; mit Natalie Portman (Nina Sayers), Mila Kunis (Lily), Vincent Cassel (Thomas Leroy), Barbara Hershey (Erica Sayers), Winona Ryder (Beth MacIntyre) u.v.a.; FSK ab 16 Jahre Black Swan Psychothriller aus der Welt des Balletts Der Film „Black Swan“ wurde zur Eröffnung der 67. Filmfestspiele in Venedig am 1. September 2010 uraufgeführt. Er erhielt vier Nominierungen für einen Golden Globe, Natalie Portman gewann die Auszeichnung für ihre Darstellung der Nina Sayers als Beste Hauptdarstellerin – Drama. „Black Swan“ ist in insgesamt fünf Kategorien für einen Oscar (eigentlich Academy Award of Merit) nominiert, im einzelnen als Bester Film, Natalie Portman ist in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin nominiert, Darren Aronofsky in der Kategorie Beste Regie, Matthew Libatique in der Kategorie Beste Kamera, und Andrew Weisblum in der Kategorie Bester Schnitt. Die Verleihung wird am 27. Februar 2011 im Kodak-Theatre in Hollywood stattfinden. „Black Swan“ spielte in den USA bis 24. Januar 2011 lt. Box Office Mojo knapp 84 Millionen US-$ ein. Seit dem 20. Januar 2011 ist der von deutschen Filmkritikern überwiegend positiv beurteilte Film auch in unseren Kinos zu sehen. Zum Inhalt: Nachdem sich der Ballettdirektor Thomas Leroy (Vincent Cassel) seiner bisherigen Primaballerina Beth MacIntyre (Winona Ryder) „entledigt“ hat, bekommt die junge, aufstrebende Balletttänzerin Nina Sayers (Natalie Portman) die Chance ihres Lebens. Sie soll in „Schwanensee“, einem der berühmtesten Ballette zur Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, die Doppelrolle der Prinzessin Odette, die vom Zauberer Rotbart in einen Schwan verwandelt worden ist, und Odettes verführerischem, negativen Ebenbild Odile tanzen. Der Ballettdirektor hält Nina für die Darstellung des unschuldigen weißen Schwans für die perfekte Besetzung, aber für die Darstellung des verführerischen schwarzen Schwans fehle es ihr an Leidenschaft und Sinnlichkeit. Nina wird von ihrer alleinerziehenden Mutter Erica (Barbara Hershey) zur Perfektion erzogen. Erica war selbst ebenfalls Tänzerin, musste aber ihren Beruf aufgeben, nachdem sie sich mit dem Choreografen eingelassen und mit Nina schwanger wurde. Nina entwickelt Halluzinationen und die paranoide Vorstellung, die Newcomerin Lily (Mila Kunis) wolle ihr die Hauptrolle in „Schwanensee“ wegnehmen. Lily ist in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von Nina, sie probiert alles aus, geht auf Parties, hat Sex und nimmt Drogen. Als Lily eines Abends mit Nina ausgeht, gibt sie ihr ebenfalls Drogen, und beide haben im weiteren Verlauf des Abends Sex miteinander. Als Nina am nächsten Morgen allein aufwacht und Lily bei den Proben zur Rede stellt, weiß diese von nichts. Die Grenzen zwischen Realität und Ninas Wahnvorstellungen verschwimmen zusehends. Am Abend vor der Premiere bildet sie sich ein, dass die Bilder ihrer Mutter mit ihr reden. Sie zieht eine schwarze Feder aus der Wunde an ihrer Schulter, woraufhin sich ihre Augen rot verfärben und sich ihre Beine in die Extremitäten eines Schwans verwandeln. Sie kann das Gleichgewicht nicht mehr halten, schlägt mit dem Kopf auf und wird ohnmächtig. Nachdem Nina am Tag der Premiere ihre Mutter gewaltsam zwingen muss, sie aus dem Haus zu lassen, hat Thomas Leroy bereits Lily gebeten, die Rolle der Schwanenkönigin zu tanzen, doch Nina kann Thomas überzeugen, dass sie selbst die „Schwanensee“-Premiere tanzen kann. In der Pause findet sie jedoch Lily im Kostüm des schwarzen Schwans in ihrer Garderobe. Es kommt zum Streit, in dessen Verlauf sie Lily mit einer Scherbe des zerbrochenen Spiegels tötet. Nina tanzt einem furiosen dritten Akt und verwandelt sich dabei – in ihrer Phantasie – in einen schwarzen Schwan. Bei Ninas Vorbereitungen zum vierten Akt taucht Lily jedoch wieder auf und gratuliert ihr zu ihrer Leistung. Lilys Tod ist offensichtlich nur eine Halluzination gewesen, jedoch hat sich Nina an dem zerbrochenen Spiegel selbst verletzt und blutet. Trotzdem tanzt sie den vierten Akt als weißer Schwan perfekt, erliegt aber am Ende ihrer Verletzung, ihre letzten Worte noch während des Schlussapplauses sind „Es war perfekt“. Der Film spielt im Umfeld des Lincoln Center for the Performing Arts in New York City, wo das Ballett „Schwanensee“ zur Aufführung kommen soll. So kann leicht der Eindruck entstehen, der Film gebe reale Einblicke in die Welt des Balletts. Der Film bedient aber so ziemlich jedes Klischee, welches einem zum Thema Ballett in den Sinn kommt. Daher tut man gut daran, das Ballett lediglich als Umfeld für das Portrait einer jungen Frau im Zustand seelisch-geistiger Zerrüttung zu sehen. In der Realität kann es tatsächlich nach extremer oder übermäßiger, anhaltender Belastung zu Persönlichkeitsstörungen kommen. Leider zeigt der Film dann auch nur wenige Szenen aus „Schwanensee“ mit dem Pennsylvania Ballet (Choreografie: Benjamin Millepied). Spätestens bei der „Schwanensee“-Premiere sollte auch dem unbedarftesten Zuschauer klar sein, dass niemand schwer verletzt den dritten und vierten Akt des Balletts tanzen kann. Wem „Schwanensee“ vertraut ist, für den ist zumindest der Ausgang der Geschichte vorhersehbar, schließlich orientiert sich die Handlung von „Black Swan“ ein Stück weit an dem Ballett, und Nina Sayers versucht, zur perfekten Schwanenkönigin zu werden. Die meisten Szenen des Films wurden mit einer Handkamera gedreht, die sich ständig in Bewegung befindet, die Tänzer umkreist und in Nahaufnahmen die Kunst ihrer Bewegungen einzufangen versucht. Mir erscheinen dadurch einige Einstellungen unruhig, beinahe „verwackelt“. Regisseur Darren Aronofsky hatte Natalie Portman (* 9. Juni 1981 in Jerusalem) bereits zehn Jahre vor Fertigstellung des Drehbuchs zu „Black Swan“ kontaktiert, um mit ihr über das Projekt zu sprechen. In ihr hatte er seine Besetzung der Hauptrolle der ehrgeizigen Ballerina Nina Sayers gefunden. Natalie Portman begann – aufbauend auf ihrer Tanzausbildung in der Jugendzeit – 10 Monate vor den Dreharbeiten wieder mit dem Tanztraining. Sie ist in nahezu jeder Einstellung des Films zu sehen, und liefert eine beeindruckende Vorstellung ab. „Black Swan“ ist kein Tanzfilm. Wer einen Tanzfilm aus der Welt des Balletts schauen möchte, der sollte sich „Pina“ von Wim Wenders vormerken, der am 21. Februar 2011 seine Deutschland-Premiere in der Lichtburg feiern wird. Montag, 28. Februar 2011 „And the Oscar goes to …“ In der vergangenen Nacht sind die Academy Awards of Merit im Kodak-Theatre in Hollywood verliehen worden, und erwartungsgemäß hat Natalie Portman den Oscar in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin gewonnen. Den Oscar in der Kategorie Bester Film hat „The King´s Speech“ gewonnen, in der Kategorie Beste Regie Tom Hooper für „The King´s Speech“, in der Kategorie Beste Kamera Wally Pfister für „Inception“, und in der Kategorie Bester Schnitt Angus Wall und Kirk Baxter für „The Social Network“.

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