Absolventenpräsentation Musical 2018

The Day after „Friederike“

Am 18. Januar 2018 war Orkantief „Friederike“ mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometer durch die Region gezogen, und am Tag danach sollte die diesjährige Absolventen­präsentation Musical der deutsch­sprachigen Musik­hoch­schulen als Kooperation der deutschen ZAV-Künstler­vermittlung der Bundesagentur für Arbeit mit der gastgebenden Folkwang Universität der Künste in Essen stattfinden, Insidern auch als Intendanten­vorsingen (IVO) bekannt. Das passte wie die Faust aufs Auge: Wer sich erst am Freitag mit der Bahn auf den Weg nach Essen gemacht hat, hat mitunter eine kleine „Deutschlandrundreise“ von Berlin über Frankfurt am Main nach Essen unternommen, bevor die Folkwang Universität der Künste in Essen-Werden dann endlich am Nachmittag erreicht wurde. „Folkwang ist…“ immer eine Reise wert! AbsolventInnen der Universität der Künste Berlin, Folkwang Universität der Künste Essen, Bayerische Theaterakademie August Everding München, Hochschule Osnabrück und der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (vormals Konservatorium Wien Privatuniversität) sollten zwei Tage lang Gelegenheit bekommen, ihr Können dem interessierten Fachpublikum zu präsentieren. Tatsächlich war die Neue Aula am Freitag zwar gut besucht, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es der ein oder andere Fachbesucher am Freitag dann doch nicht nach Essen geschafft hatte. Die Veranstaltung war zwar öffentlich im Veranstaltungskalender der Folkwang Universität und an diversen anderen Stellen angekündigt, aber auch eine zwei Tage vor der Veranstaltung verschickte Pressemitteilung konnte dann nicht mehr genügend interessiertes Publikum anziehen, dass das Auditorium bis auf den letzten Platz besetzt gewesen wäre.

2003 unter Beteiligung der fünf Hochschulen in Berlin, Essen, Leipzig, München und Wien und mit tatkräftiger Unterstützung der WestLB (die ihr kulturelles Engagement 2010 leider eingestellt hat) aus der Taufe gehoben, hat sich die Absolventenpräsentation mittlerweile zum festen Bestandteil der deutschsprachigen Musicalszene entwickelt, sie fand 2018 zum 15. Mal statt. Da die Musicalausbildung in Leipzig zwischenzeitlich geschlossen wurde, war die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ 2014 zum letzten Mal bei der Absolventenpräsentation Musical vertreten. Das Institut für Musik der Hochschule Osnabrück nahm 2014 zum ersten Mal mit 11 Absolventen an der Präsentation teil. An der gastgebenden Folkwang Universität der Künste (seinerzeit Folkwang Hochschule) fanden im Oktober 1989 die ersten Aufnahmeprüfungen für den Studiengang Musical statt, womit dieser zu den ältesten in Deutschland etablierten Musical-Studiengängen zählt. Ulrike Frank gehörte zu den ersten Absolventen.

„Theatermacher“ wie Intendanten, Produzenten, Regisseure, Choreografen, Dramaturgen, musikalische Leiter und Casting-Direktoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nutzen die einmalige Gelegenheit, alle Musical-AbsolventInnen der renommierten staatlichen Hochschulen in einer gemeinsamen Audition kennenzulernen und sowohl ihre Bühnenpräsenz als auch die künstlerische Leistung beurteilen zu können. Als „Jobbörse“ soll die Absolventenpräsentation den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Die AbsolventInnen können sich vielen Arbeitgebern gleichzeitig präsentieren und brauchen nicht ohne konkrete Aussichten auf ein Engagement von Audition zu Audition zu reisen. Gerade an Stadttheatern werden häufig keine zeitintensiven offenen Castings veranstaltet, stattdessen schauen sich die Verantwortlichen die AbsolventInnen beim IVO an und laden sie direkt zu einer Audition ein. Darüber hinaus ist diese für die deutschsprachige Hochschullandschaft einmalige Kooperation aber auch eine wunderbare Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch zwischen Lehrenden, mit dem Publikum und vor allem für die jungen Künstler selbst.

Außerdem verschaffen sich die Arbeitsvermittler der ZAV-Künstler­ver­mittlung Musical – an dieser Stelle kommt die Bundesagentur für Arbeit ins Spiel – bei der Absolventen­präsentation einen „momentanen“ Eindruck von den künstlerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Absolventen, um sie optimal betreuen und beraten zu können. Die Arbeitsvermittler verfügen aufgrund ihrer eigenen künstlerischen Laufbahn selbst über entsprechende Sachkenntnis: Norbert Hunecke stand nach seiner Musicalausbildung am Tanz-Gesang-Studio Theater an der Wien selbst als Musicaldarsteller auf der Bühne, bevor er als Vermittler für die ZAV tätig wurde, Thomas Georgi hatte sich als ausgebildeter Opernsänger auf Operetten spezialisiert und auch Regie geführt, und James de Groot besuchte die Tanzakademie im niederländischen Arnheim, das Königliche Konservatorium in Den Haag und erhielt privaten Gesangsunterricht. Seit 1997 arbeitete er auch als Choreograph (Break-a-leg Productions). Im Gegensatz zu privaten Agenturen, die für Ihre Vermittlungsarbeit einen Anteil von der womöglich geringen Gage fordern, sind die Vermittlung und Beratung durch die ZAV-Künstlervermittlung für alle Beteiligten kostenfrei.

Absolventenpräsentation Musical 2018

Insgesamt kamen 38 AbsolventInnen, begleitet von ihren Lehrenden, in Essen zusammen. So viele, ich habe selbst auch nicht schlecht gestaunt. Im Einzelnen waren dies:
  • Universität der Künste Berlin, Studiengang Musical/Show: Adrian Burri, Jasmin Eberl, Markus Fetter, Jonathan Francke, Linda Hartmann, Lisa Maria Hörl, Friederike Kury, Helge Mark Lodder, Lisa Katharina Toh, Nico Went mit ihrem Klavierbegleiter Tobias Bartholmeß
  • Folkwang Universität der Künste Essen, Studiengang Musical: Anneke Brunekreeft, Lina Gerlitz, Florian Caspar Minnerop (Abschluss 2019), Marvin Schütt, Sarah Wilken mit ihrer Klavierbegleiterin Patricia M. Martin
  • Bayerische Theaterakademie August Everding München, Studiengang Musical: Nils Klitsch (B. A.), Wiebke Isabella Neulist (M. A.), Miriam Neumaier (M. A.), Johannes Osenberg (M. A.), Tamara Pascual (B. A.), Daniel Wagner (B. A.) mit ihrem Klavierbegleiter Liviu Petcu
  • Hochschule Osnabrück, Institut für Musik, Studiengang Musical/Vokalpädagogik: Karina Kettenis, Andre Kuhmann, Myriam Küppers, Marit Loick, Romina Markmann, Anton Schweizer, Jendrik Sigwart, Simon Staiger, Sara Taimouri mit ihrem Klavierbegleiter Martin Wessels-Behrens
  • Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Studiengang Musikalisches Unterhaltungstheater: Enny de Alba, Alexandra-Yoana Alexandrova, Katharina Gorgi, Kaj Louis Lucke, Diana Schnierer, Florine Schnitzel, Tom Wagenhammer, Lukas J. Weinberger mit ihrem Klavierbegleiter Peter Uwira
Der Studiengang Musical an der Bayerischen Theaterakademie August Everding ist im Kooperationsmodell der Theaterakademie ein Studiengang der Hochschule für Musik und Theater in München und setzt sich aus einem Bachelor- und einem Master-Studiengang zusammen. Die Studierenden können nach sechs Semestern einen Bachelor-Abschluss (Bachelor of Arts) erwerben, und durch eine Verzahnung im 6. Fachsemster nach insgesamt acht Semestern einen Master-Abschluss (Master of Arts). Der vor einigen Jahren noch übliche Diplom-Abschluss wird meines Wissens an keiner staatlichen Universität mehr angeboten.

Absolventenpräsentation Musical 2018

In ihren Präsentationen legten die Hochschulen unter­schied­liche Schwerpunkte auf die Sparten Schauspiel, Tanz und Gesang, auch persönliche Vorlieben der Studierenden waren zu erkennen. Das Programm der Shows war facettenreich und unterhaltsam, insgesamt bewiesen die AbsolventInnen ein durchwegs hohes Niveau ihrer Ausbildung.

Natürlich könnte ich an dieser Stelle schreiben, dass mir diese oder jener Studierende/r besonders gut gefallen hat, was aber m. E. unfair den anderen Studierenden gegenüber wäre, die dann nicht namentlich erwähnt sind. Und bei typgerechter Besetzung im Musical kann es durchaus vorkommen, dass jemand herausragend singen, schauspielen und tanzen kann, dem Besetzungs­ver­antwortlichen aber einfach zu groß/klein ist. Ein Stück weit ist jede Besetzung auch immer subjektiv. Von daher möge man es bitte nachsehen, wenn ich an dieser Stelle eben nicht auf die Leistung einzelner Studierender eingehe.

to be continued…


Montag, 12. Februar 2018

Der ein oder andere aufmerksame Leser mag sich vielleicht gefragt haben, was es denn mit der avisierten Fortsetzung auf sich hat. Nun, ursprünglich hatte ich tatsächlich vorgesehen, diesen Blogeintrag noch durch ein, zwei Kurzinterviews mit AbsolventInnen zu ergänzen, doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…

Die erste in einem sozialen Netzwerk gestellte Anfrage wurde bis heute gar nicht angenommen, dort kann man bei Nachrichten von nicht befreundeten Personen auch noch nach dem Lesen entscheiden, ob man die Nachricht annimmt oder nicht. Die nächste Anfrage wurde zunächst ebenfalls nicht beantwortet, die dritte freiwillig auch nicht… und womöglich hätte ich das Vorhaben an dieser Stelle z. d. A. legen sollen, denn in der Folge habe ich meine Zeit in die Ausarbeitung von drei individuellen Kurzinterviews gesteckt, die ich gern per e-mail beantwortet gehabt hätte, auf die ich aber auch mehr als drei Wochen nach der Veranstaltung keine Reaktion erhalten habe.

Unbeantwortete Interviews habe ich nun im Laufe der vergangenen acht Jahre insgesamt fünf Stück gesammelt, ich denke, damit entsprechende Bemühungen für die Zukunft einzustellen…

Kommentare

Anke hat gesagt…
Schade, dass die Absolventen keine Interviews geben wollten, dieser Einblick wäre sicherlich spannend gewesen. Nachdem ich die letzte Präsentation in Essen erleben durfte, wäre ich diesmal auch wieder gerne dabei gewesen, doch auch mir machte der Sturm einen Strich durch die Rechnung.

Eine Bitte aber vielleicht noch: Wäre es möglich, zumindest die Programme/Liedauswahl der jeweiligen Universitäten aufzulisten?
Detlef hat gesagt…
Ich habe für vieles Verständnis, und wenn jemand sagt, nein, ich habe keine Lust auf ein Interview, dann ist das völlig okay. Aber wenn jemand seine Bereitschaft zu einem Interview ausrichten lässt oder antwortet, dass ich die Fragen schicken könne, so erwarte ich auch, dass meine Arbeit entsprechend respektiert wird und die Fragen im Anschluss beantwortet werden. Und nicht nach dem Motto, der wird schon dahinter kommen, dass seine Arbeit für die Katz gewesen ist. So bleibt bei mir der schlechtestmögliche Eindruck haften, und man begegnet sich im Leben bekanntlich zweimal…

Was Ihre Bitte vor dem Hintergrund der bereits sinnfrei vertanen Zeit anbelangt, wenn Sie eine e-mail Adresse hinterlassen wollen, kann ich bei Gelegenheit schauen, was sich da machen lässt.