„MiR goes Swing: The Rat Pack“

Swing when you´re winning: Die „Rattenbande“ live und in Farbe auf der Bühne des Musiktheaters im Revier Gelsenkirchen

Ohne Frage waren Frank Sinatra (* 12. Dezember 1915 in Hoboken, New Jersey, † 14. Mai 1998 in Los Angeles, Kalifornien), Sammy Davis Jr. (* 8. Dezember 1925 in New York City, † 16. Mai 1990 in Beverly Hills, Kalifornien) und Dean Martin (* 7. Juni 1917 in Steubenville, Ohio, † 25. Dezember 1995 in Beverly Hills, Kalifornien) die wichtigsten Mitglieder der so genannten „Rattenbande“, die eine tiefe Freundschaft miteinander verband. Ausgangspunkt ihrer Happenings, die vorzugsweise im Sands Hotel in Las Vegas stattfanden, waren die Dreharbeiten zur Gaunerkomödie „Ocean´s Eleven“ mit Dean Martin, Sammy Davis Jr., Frank Sinatra, Joey Bishop und Peter Lawford, die alle zusammen unter dem Namen „Rat Pack“ bekannt waren. Eines Abends ging Dean Martin auf die Bühne, um einige Lieder zu singen, doch Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. alberten im Publikum herum und rissen Witze über ihn. Die Stars hatten ihren Spaß, und das Publikum lachte mit. So entstand das Konzept für die weiteren Shows des Rat Packs, eine Mischung aus kabarettistischen Dialogen und den größtenteils schon weltbekannten Songs. 1988 bei der „Together Again“-Tour stand das „Rat Pack“ letztmalig gemeinsam auf der Bühne, bevor Dean Martin nach 6 Auftritten durch Liza Minelli ersetzt wurde.

Die Neue Philharmonie Westfalen unter der Musikalischen Leitung von GMD Rasmus Baumannn bei einem ihrer Sinfoniekonzerte. Foto Pedro Malinowski

Im Januar 2000 kam „The Rat Pack: Live from Las Vegas“ im Beck Theatre in Hayes, Hillingdon zur Uraufführung. Im November 2002 traten Mark Adams (Dean Martin), George Daniel Long (Sammy Davis Jr.) und Stephen Triffitt (Frank Sinatra) im Peacock Theatre im Londoner Stadtteil Westminster in der Show auf, die von dort zum Theatre Royal Haymarket im Londoner West End transferiert wurde, wo sie letztmalig im Januar 2012 im Wyndham´s Theatre zu sehen war. GMD Rasmus Baumann greift mit der Neuen Philharmonie Westfalen in „MiR goes Swing: The Rat Pack“ gemeinsam mit dem fünffachen German-Jazz-Award-Gewinner Tom Gaebel als Frank Sinatra, Nigel David Casey (William „Billy“ Flynn in „Chicago – Das Musical“) als Dean Martin und Andreas Wolfram (Faber im Pop-Oratorium „Luther – das Projekt der tausend Stimmen“, Esel in „Shrek – Das Musical“, Greaseball in „Starlight Express“) als Sammy Davis Jr. die weltberühmten Songs des legendären Vokaltrios aus dem Sands Hotel auf und bringt mit Hits wie „Somethin´ stupid“ und „Everybody loves somebody“ das Musiktheater im Revier fulminant zum Swingen. Und auch Nancy Sinatra aka Anke Sieloff als Allrounderin aus dem Musiktheaterensemble gibt sich an diesem Abend auf der Bühne die Ehre. Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte, da von der Veranstaltung jedoch keine dementsprechenden Fotos zur Verfügung stehen, nur so viel: Die namentlich aufgeführten Herrschaften tragen an diesem Abend Smoking, Anke Sieloff ein hüfthoch geschlitztes rotes Abendkleid.

Nach der Overtüre der Neuen Philharmonie Westfalen und der Moderation von Carsten Kirchmeier, der die Hintergründe der „Gipfeltreffen“ von Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. erläutert und das Musiktheater im Revier an diesem Abend kurzerhand zum „exklusivsten Swingerclub des Reviers“ erklärt hat, ging es musikalisch Schlag auf Schlag mit den Songs aus den zahlreichen Konzerten weiter, die das legendäre Vokaltrio vor allem zwischen 1959 und 1966 im Sands Hotel in Las Vegas gegeben hat, wobei Nigel David Casey, Andreas Wolfram und Tom Gaebel ebenfalls mit teilweise flotten Sprüchen das Konzept der Shows des Rat Packs aufgriffen, der Schwerpunkt aber eindeutig auf den Songs lag. Mit 62 Musikern der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Musikalischen Leitung von GMD Rasmus Baumann am Flügel auf der Bühne im Rücken lässt es sich natürlich vortrefflich swingen. Auch wenn eine Swing Big Band üblicherweise lediglich aus einer Holz- und Blechbläsersektion und einer Rhythmusgruppe besteht, spielen große Unterhaltungs­orchester doch gewöhnlich in der Besetzung Bigband plus Streicher, und auch bei „MiR goes Swing: The Rat Pack“ verleihen die hinter der Holz- und Blech­bläser­sektion und der Rhythmusgruppe gestuft angeordneten Streicher der Neuen Philharmonie Westfalen dem Klangkörper eine eindrucksvolle Virtuosität.

Man könnte an dieser Stelle noch vortrefflich weiter darüber fabulieren, welcher der Gesangssolisten die flotteren Sprüche auf den Lippen hatte, oder wer der dargestellten Person an diesem Abend am nächsten gekommen ist, dafür sollte man aber womöglich eines der Konzerte im Sands Hotel selbst erlebt haben, um ein qualifiziertes Urteil abgeben zu können, auf den Punkt gebracht kann man aber auf jeden Fall sagen, wer das Konzert verpasst hat, hat etwas verpasst. Nachfolgend noch die Setlisten, anhand derer man den Abend Revue passieren lassen oder aber ersehen kann, was man genau verpasst hat.

Programm:
  • Neue Philharmonie Westfalen: Overture
  • Carsten Kirchmeier: Moderation
  • Nigel David Casey: „Ain´t that a kick in the head?“
  • Nigel David Casey: „On an evening in Roma“
  • Andreas Wolfram: „Night and day“
  • Andreas Wolfram: „What kind of fool am I“
  • Tom Gaebel: „Come fly with me“
  • Tom Gaebel: „Lucky be a lady tonight“
  • Anke Sieloff: „Straighten up and fly right“
  • Anke Sieloff, Tom Gaebel: „Somethin´ stupid“
  • Nigel David Casey, Tom Gaebel: „The lady is a tramp“
  • Nigel David Casey: „Sway“
  • Tom Gaebel: „I´ve got you under my skin“
  • Andreas Wolfram: „For once in my life“
  • Anke Sieloff, Andreas Wolfram: „The candyman“
  • Tom Gaebel: „Mack the knife“
  • Nigel David Casey, Tom Gaebel, Andreas Wolfram: „All of me“
Pause
  • Andreas Wolfram: „Mr. Bojangles“
  • Tom Gaebel, Andreas Wolfram: „Me and my shadow“
  • Tom Gaebel: „My kind of town“
  • Nigel David Casey: „Everybody loves somebody“
  • Anke Sieloff, Nigel David Casey: „That´s amore“
  • Andreas Wolfram: „Fly me to the moon“
  • Anke Sieloff, Nigel David Casey: „Cheek to cheek“
  • Nigel David Casey: „Volare“
  • Tom Gaebel: „I get a kick out of you“
  • Anke Sieloff, Tom Gaebel: „My funny Valentine“, „How do you keep the music playing?“
  • Andreas Wolfram: „Do nothing till you hear of me“
  • Tom Gaebel, Nigel David Casey: „Well did you evah“
  • Tom Gaebel: „My way“
  • Nigel David Casey, Tom Gaebel, Andreas Wolfram: „New York, New York“
  • Nigel David Casey, Tom Gaebel, Andreas Wolfram: „Have you met Miss Jones?“, „Strangers in the night“, „Somewhere beyond the sea“, „That´s life“
  • Anke Sieloff, Nigel David Casey, Tom Gaebel, Andreas Wolfram: „Mack the knife“
Nach knapp dreistündigem Konzert mit bereits zwei Zugaben und nicht enden wollendem euphorischen Stehapplaus half schließlich nur noch, dass GMD Rasmus Baumann die Tastenklappe des Flügels schloss, nach dem Motto: „Klappe zu, Affe tot.“

Kommentare