Colosseum Theater: „Vom Geist der Weihnacht“

„Vom Geist der Weihnacht“ – nach der Erzählung „A Christmas Carol“ von Charles Dickens; Musik: Dirk Michael Steffan; Liedtexte: Michael Tasche, Dirk Michael Steffan; Buch: Michael Tasche; Inszenierung: Iris Limbarth; Bühne: Matthias Läßig; Lichtdesign: Manuel da Costa; Musikalische Leitung: Wolfgang Wilger. Darsteller: Kristian Vetter (Ebenezer Scrooge), Klaus Seiffert (Jacob Marley), LaFee (Engel/Belle), Thomas Schweins (Mr. Cratchit), Julia Felthaus (Mrs. Cratchit/Mrs. Pillbox), James Sbano (Mr. Fezziwig/Mr. Beavis), Jeanne-Marie Nigl (Mrs. Fezziwig/Mrs. Shellcock), Krisha Dalke (Junger Scrooge/Mr. Butthead), Martin Mulders (Timmy), Florian Claus (Junger Marley), Dirk Hinzberg (Mr. Highprice/Mr. Betsy), Stefan Stara (Mr. Lowprice/Mr. Kent), Suzanne Dowaliby (Mrs. Pommeroy), Verena Raab (Liz Pommeroy), Michael Chadim, Carmen Gola, Katrin Lièvre, Oliver Nöldner, Timo Radünz, Thorsten Ritz, Sabine Ruflair, Stefanie Wesser (Ensemble). Kinderdarsteller: Melissa Lambert (Anne), Jonas Wilger (Bob), Leon Agus Martinez (Boy), Victoria Sophie Bak (Debbie), Emma Gilbert (Fan), Katharina Schulz (Geigenspieler). Uraufführung: 23. November 2001, TheatrO CentrO, Oberhausen. Premiere: 22. November 2012, Colosseum Theater Essen.



„Vom Geist der Weihnacht“


Das Familienmusical im Colosseum Theater Essen


Rechtzeitig zur Weihnachtszeit zeigt BB Promotion GmbH in Kooperation mit MB Event & Entertainment GmbH vom 20. November bis 30. Dezember 2012 „Vom Geist der Weihnacht“ nach der erstmals 1843 veröffentlichten Erzählung „A Christmas Carol in Prose. Being a Ghost Story of Christmas“ von Charles Dickens im Colosseum Theater Essen. Das Familien­musical von Komponist und Autor Dirk Michael Steffan und Librettist Michael Tasche wurde 2001 im TheatrO CentrO in der Neuen Mitte Oberhausen uraufgeführt, seither wird das Stück alljährlich an renomierten Bühnen gespielt, 2011 im Deutschen Theater in München und in der Alten Oper in Frankfurt. Über 500.000 Besucher sollen das Stück bereits gesehen haben, in diesem Jahr wird das Weihnachts-Musical erstmals im Colosseum Theater in Essen aufgeführt, der ehemaligen „VIII. Mechanischen Werkstatt“ der Essener Krupp-Gussstahlfabriken.

Weihnachtlich dekoriertes Foyer im Colosseum Theater

Heiligabend herrscht auf dem festlich geschmückten Marktplatz reges Treiben. Die Menschen wünschen, mit Geschenken beladen und voller Vorfreude auf das Fest, einander frohe Weihnachten. Nur der kaltherzige Pfandleiher Ebenezer Scrooge lässt sich von der festlichen Stimmung nicht anstecken. Als Scrooge zu Hause im Schlafzimmer in seinem Schuldenbuch blättert, erscheint sein alter Freund und Geschäftspartner Jacob Marley. Doch der ist bereits vor einigen Jahren verstorben, und seither wandelt sein Geist zur Strafe ruhelos auf Erden, da er zu Lebzeiten seine Mitmenschen ebenfalls schikanierte, wo er nur konnte. Nun bleibt ihm der Zutritt zum Paradies so lange verwehrt, bis er aus seinem Freund Scrooge einen besseren Menschen gemacht hat. Das ist gar nicht so einfach, selbst Marleys Geisterfreunde können Scrooge mit ihrem gespenstischem Tanz nicht beeindrucken. Doch glücklicherweise bekommt Marley Unterstützung von einem Engel, der die beiden mit auf eine Reise durch Zeit und Raum nimmt. Zunächst führt der Engel die beiden Freunde in die Vergangenheit. Scrooge sieht sich selbst als den einsamen, kleinen Jungen, der er einst war und der an jedem Weihnachtsfest allein im Internat bleiben musste. Weiter geht die Reise in den Laden von Mr. Fezziwig, bei dem Scrooge und Marely ihre Lehre gemacht haben. Als junger Mann war er in die hübsche Tochter des Hauses verliebt, doch ihm ist seine Karriere wichtiger gewesen, und so muss er noch einmal miterleben, wie ihn seine große Liebe Belle weinend verlässt. Da wird ihm klar, dass er vieles im Leben falsch gemacht hat.

Auf dem Marktplatz; Foto Mareen Meyer

Der Engel der Weihnacht begleitet Scrooge und Marley in die Gegenwart, wo die Familie seines Angestellten Cratchit Weihnachten feiert und voller Mitgefühl und guter Wünsche auf Scrooge anstößt. Cratchits behinderter Sohn Timmy, der trotz seiner Krankheit seinen Lebensmut nicht sinken lässt, bricht Scrooge beinahe das Herz. Voller Angst, seine guten Vorsätze ohne seinen Freund Marley nicht in die Tat umsetzen zu können, wünscht er sich, diese Nacht möge niemals enden. Unbeirrbar reist der Engel mit ihnen in die Zukunft, wo Scrooge erfährt, wie glücklich die Menschen wären, wenn er ihnen in ihrer Not hilft. Schließlich führt ihn der Engel zum Grab seiner Jugendliebe Belle. Scrooge bricht verzweifelt zusammen, als er erkennen muss, dass er die Gelegenheit, Belle seine Liebe zu gestehen, für immer vertan hat. Doch in diesem Moment enthüllt ihm der Engel der Weihnacht sein ganz persönliches Geheimnis. Als Scrooge aus seinem Traum erwacht, hat er begriffen, dass er eine zweite Chance bekommen hat, und sein Leben erfährt eine Wendung zum Guten. Dazu gehört auch, dass er zum ersten Mal von Herzen Weihnachten feiert – zusammen mit all den Menschen, die er früher verachtet hat.

Kristian Vetter (Ebenezer Scrooge) und Klaus Seiffert (Jacob Marley); Foto Mareen Meyer

Natürlich geht es in dem Musical auch um Geister, aber in erster Linie geht es um den Spirit des Weihnachtsfestes, mit einem Augenzwinkern wird an das Gewissen appelliert, den eigentlichen Sinn der Weihnacht nicht aus den Augen zu verlieren. Tatsächlich wollte Charles Dickens mit seiner Weihnachtsgeschichte auf die Not der Armen in England aufmerksam machen, doch seit beinahe 170 Jahren bewegt und fasziniert der Klassiker die Menschen. Aber auch die Musicaladaption spricht mit einer anrührenden Geschichte und eingängiger Musik eine breite Zielgruppe an und verdient das Prädikat „Familienmusical“ zu Recht. Kristian Vetter spielt die Rolle des kaltherzigen Geldverleihers Ebenezer Scrooge nach der Uraufführung im TheatrO CentrO in diesem Jahr bereits zum fünften Mal, versiert und glaubwürdig verleiht er dem verbitterten Geizhals Gestalt. Dem ein oder anderen dürfte er sicher aus dem Herzen sprechen, wenn er Weihnachten als „Rattendreck“ bezeichnet, schließlich wird jedes Jahr früher in den Geschäften für Weihnachten „aufgerüstet“. Seine Wandlung zum geläuterten Wohltäter kommt mit viel Pathos daher, ohne zu kitschig zu wirken. Verständlicherweise hat Klaus Seiffert in der Rolle des geschundenen Untoten Jacob Marley die Sympathien der Zuschauer vom ersten Augenblick an auf seiner Seite, mit seinem herzerfrischenden Schauspiel und Gesang kann er zusätzlich beeindrucken. Für die Rolle des Engels der Weihnacht/Belle wurde in diesem Jahr – nach Jasmin Wagner, Patricia Kelly und Sandy Mölling – die deutsche Pop-Rock-Sängerin LaFee engagiert und als „himmlische Starbesetzung“ beworben. Zweifellos kann eine vierwöchige Probenphase keine vierjährige Musicalausbildung ersetzen, doch LaFee schlägt sich in ersten Musicalrolle auf der Bühne neben den Profis wacker. James Sbano und Jeanne-Marie Nigl sind als gutmütiger Mr. Fezziwig und seine lebenslustige Frau zu sehen, bei denen gern gefeiert und noch lieber gegessen wird, in ihrem fetzigen Rap „Nur eine Kleinigkeit“ verrät Jeanne-Marie Nigl temperamentvoll das Geheimnis ihres Weihnachtsmenüs, der Showstopper des Abends. Stellvertretend für das insgesamt hervorragend agierende Ensemble seien an dieser Stelle noch Krisha Dalke als Junger Scrooge und Martin Mulders als Timmy Cratchit genannt.

Klaus Seiffert (Jacob Marley), LaFee (Engel) und Kristian Vetter (Ebenezer Scrooge); Foto Mareen Meyer

Iris Limbarth führte bei „Vom Geist der Weihnacht“ erstmals 2007 im Musical-Palast Frankfurt Regie, auch sie ist in Essen zum fünften Mal dabei und zeichnet für Inszenierung und Choreografie verantwortlich. Die in zügiger Abfolge beschriebenen Stationen der Reise des Engels der Weihnacht mit Scrooge und Marley zur vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht bieten dem Publikum jedes Jahr aufs Neue kurzweilige Unterhaltung und reichlich ergreifende Momente. Wenn das Ensemble mit Ketten an den Händen als Untote in phantasievollen Choreografien auf der Bühne zu sehen ist, fühlt man sich nicht von ungefähr an einen anderen musicalischen Albtraum erinnert, aber auch bei dieser Inszenierung blieb es mir verschlossen, was Menschen auf freier Szene oder auf dem Marktplatz dazu veranlasst, Walzer zu tanzen. Matthias Lässig zeichnet für das märchenhafte, detaillierte Bühnenbild verantwortlich, das von Manuel da Costa (Lichtdesign) stimmungsvoll in Szene gesetzt wird. Zusätzlich strahlen die Kostüme das nostalgische Flair der Viktorianischen Zeit aus, und da die Geschichte in London spielt, darf natürlich auch der sprichwörtliche Londoner Nebel nicht fehlen. Auch im Colosseum Theater wird elf Jahre nach der Uraufführung mit den von Gert Wilden arrangierten, professionell produzierten Playbacks gearbeitet, wer im Oktober diesen Jahres an gleicher Stelle die „West Side Story“ erlebt hat, wird das Live-Orchester dennoch ein wenig vermissen. Dies lässt sich jedoch angesichts des positiven Gesamteindrucks leicht verschmerzen, was wohl auch das Premierenpublikum ähnlich empfunden hat, bedankte es sich doch zufrieden mit euphorischem Stehapplaus.

Zum Ende der Premiere kamen auch Dirk Michael Steffan, Marie-Luise Marjan als Schirmherrin der Malteser Partner­schaft und die übrigen Kinderdarsteller – jede Kinderrolle ist sechsfach besetzt – auf die Bühne und präsentierten gemeinsam mit dem Ensemble den von Dirk Michael Steffan komponierten Song „Das Licht von Bethlehem“, mit dem auf die Hilfsaktion „Hoffnung spenden – Hilfe für Kinder in Not“ aufmerksam gemacht werden soll. Das Musical „Vom Geist der Weihnacht“ hat auch in dieser Spielzeit wieder soziale Verantwortung für Bedürftige übernommen und unterstützt die Aktion des Malteser Hilfsdiensts. Der Song wird nach allen Vorstellungen jeweils zum Ende erklingen.

Kristian Vetter, Cosmo Gamaggio, LaFee und Klaus Seiffert

Weitere Vorstellungen stehen bis 30. Dezember 2012 dienstags und mittwochs um 18.30 Uhr, donnerstags und freitags um 19.30 Uhr sowie samstags und sonntags um 15.00 Uhr und 19.30 Uhr auf dem Spielplan. Abweichende Vorstellungszeiten an den Weihnachtsfeiertagen, weitere Informationen unter www.vom-geist-der-weihnacht.de.