„Dirty Dancing – Das Original live on Stage“

„Dirty Dancing – Das Original live on Stage“ – nach dem gleichnamigen Film von Eleanor Bergstein; Musik und Texte: Diverse; Übersetzung: Anja Hauptmann; Regie: James Powel; Choreografie: Kate Champion; Bühne: Stephen Brimson Lewis; Kostüme: Jennifer Irvin; Musikalischer Leiter: Martin Gallery. Darsteller: Jenny Bach (Frances „Baby“ Houseman), Dániel Rákász (Johnny Castle), Alisa Nikolaus (Penny Johnson), Katja Hentschel (Marjorie Houseman), Steffen Laube (Jake Houseman), Johanna Spantzel (Lisa Houseman), Matthias Zeeb (Robbie Gould), Rune Høck Møller (Billy Kostecki), Fritz Hille (Max Kellerman), Matthias Bollwerk (Neil Kellerman), Raphaela J. Groß-Fengels (Vivian Pressman), Mike Ho Sam Sooi (Tito Suarez), Giso Weißbach (Mr. Schumacher), Johan Bech, Alessandro Cococcia, Adrianna Hicks, Romana Kisha Howard, Alessio Impedovo (Gesangssolisten). Uraufführung: 18. November 2004, Theatre Royal, Sidney. Europäische Erstaufführung: 26. März 2006, Neue Flora, Hamburg. Premiere: 19. Oktober 2011, Metronom Theater, Oberhausen.



„Dirty Dancing – Das Original live on Stage“


Die Metropole Ruhr im Mambo-Fieber


„Dirty Dancing“ von Drehbuchautorin Eleanor Bergstein (* 1938 in Brooklyn, New York) ist ein 1987 erschienener Tanzfilm mit Jennifer Grey als Frances „Baby“ Houseman und Patrick Swayze als Johnny Castle in den Hauptrollen. „Dirty Dancing“ hat autobiografische Züge, Eleanor Bergstein ist die jüngere Tochter eines jüdischen Mediziners, verbrachte die Sommer mit ihrer Familie in den Catskill Mountains, nahm an „Dirty Dancing“-Tanzwettbewerben teil und hatte als Mädchen den Kosenamen „Baby“. Der Film war mit geschätzten 6 Millionen US-$ eher ein Low-Budget-Film, der aber kommerziell ein riesiger Erfolg wurde und mit über 214 Millionen US-$ weltweit ein Vielfaches der Produktionskosten eingespielt hat. Weil´s so schön war, spielte man den Film ab November 2004 auf der Bühne nach, zunächst in Australien, später auch in Europa und den USA. Die Bühnenumsetzung ist aber kein Musical im klassischen Sinne, sondern eine Show mit Musik- und Tanzeinlagen, bei der die Darsteller von Gesangssolisten unterstützt werden.

Wer kennt den Überraschungserfolg der Kinosaison 1987/88 um leicht anrüchige Tanzszenen und eine Liebesromanze mit Happy-End nicht? Frances „Baby“ Houseman verbringt den Sommerurlaub mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester Lisa in Kellerman´s Ferienclub in den Catskill Mountains. „Baby“ langweilt sich bei Bingo-Nachmittagen und Hufeisen-Werfen, bis sie eines Abends die für Feriengäste verbotene und faszinierend andere Welt der Hotelangestellten entdeckt. Die erste Begegnung mit dem Tanzlehrer und Showtänzer des Ferienclubs Johnny Castle „vermasselt“ sie mit dem Satz „Ich habe eine Wassermelone getragen“ zunächst gehörig, doch schließlich kommen sich die beiden näher, indem Johnny „Baby“ das Tanzen beibringt. Johnny und seine Tanzpartnerin Penny Johnson treten jedes Jahr mit ihrer Tanzshow „Mambo Magic“ im Sheldrake Hotel auf. Doch Penny ist von Robbie Gould, der im Kellerman´s als Kellner arbeitet, ungewollt schwanger, und der Arzt, der die Abtreibung vornehmen soll, hat ausgerechnet einzig an dem Tag Zeit, an dem die Vorstellung im Sheldrake Hotel stattfinden soll. Daher springt „Baby“ als Johnnys Partnerin ein. Während der Zeit des Trainings für den Auftritt kommen sich „Baby“ und Johnny näher und sie verliebt sich in ihn. Bis zum Happy-End der „verbotenen Liebe“ mit dem letzten Tanz der Saison, vor dem Johnny verkündet „Mein Baby gehört zur mir“ (im Original „Nobody puts Baby in the corner“), müssen jedoch noch eine ganze Reihe von Vorurteilen und Missverständnissen aus dem Weg geräumt werden … Im Film orientierte sich Choreograph Kenny Ortega bei allen Tänzen am Originalstil der frühen 1960er Jahre mit Einflüssen von Mambo und kubanischen Rhythmen. Der betont effektvolle und sexy Tanzstil gab der Geschichte ihren Namen: Dirty Dancing.

„Dirty Dancing – Das Original live on Stage“ erzählt nun die Geschichte des Films auf der Bühne nach, dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf den „leicht anrüchigen“ Tanzszenen, die heutzutage nicht mehr im geringsten anrüchig sind. Und im Vergleich zu hochrangigen (Amateur-) Tanzturnieren sind sie auch nicht sonderlich spektakulär, Tanzsport findet nur in den Medien im Vergleich zu anderen Sportarten weniger Beachtung und ist daher weniger bekannt. Jenny Bach als Frances „Baby“ Houseman und Dániel Rákász als Johnny Castle haben ihre Rollen bereits in der Berliner Produktion am Potsdamer Platz gespielt, und Eleanor Bergstein war sehr daran gelegen, dass die beiden ihre Rollen in Oberhausen nochmals spielen können. Jenny Bach stellt den Wandel vom neugierigen, teilweise unbeholfenen Teenager in Jeansshorts zur perfekten Mambo-Tänzerin, die dabei vom Mädchen zur jungen Frau heranreift, glaubhaft und sympathisch dar. Dániel Rákász nähme man ohne weiteres die Darstellung eines kraftstrotzenden Bodybuilders ab, tänzerisch versiert fehlt ihm irgendwo das Charisma von Patrick Swayze, um bei dem Slogan „Das Original live on Stage“ zu bleiben. Über seinen Akzent – Dániel Rákász ist gebürtiger Ungar – mag man hinwegsehen, nachdem „Dirty Dancing – Das Original live on Stage“ aber bereits anderthalb Jahre in Berlin gezeigt wurde und er dort zur Premierencast gehörte, wundert man sich schon ein wenig. Weder Jenny Bach noch Dániel Rákász singen jemals in der Show einen Song, auch wenn die Situation geradezu danach „schreit“, Momente, in denen man sich einfach richtiges Musiktheater wünscht und kein Kino auf der Bühne. Die Songs werden – so sie nicht aus der Konserve kommen – vornehmlich von den Gesangssolisten interpretiert. Die Tonabstimmung war in der besuchten Vorstellung jedoch noch nicht optimal, so dass einige Songtexte überhaupt nicht zu verstehen waren. Alisa Nikolaus kann als Johnnys Tanzpartnerin Penny Johnson einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, das komödiantische Highlight – neben dem Sackhüpfen – kann Johanna Spantzel als Babys Schwester Lisa mit ihrem „Hula-Song“ bei der von Gästen des Ferienclubs einstudierten Abschluss-Show für sich verbuchen. Für Lacher kann auch Matthias Bollwerk als Junior-Chef Neil Kellerman sorgen, der mit ungelenken Tanzversuchen plumpe Annäherungsversuche bei „Baby“ startet.

Die gewölbte, verfahrbare LED-Wand und die Videoprojektionen auf den Projektionsflächen rund um die Bühne sind Stand der Technik, natürlich lassen sich damit Szenenwechsel in Sekundenschnelle realisieren, aber wenn man schon Landschaften projiziert, die an Originalschauplätzen in den USA aufgenommen wurden, und damit versucht, so nah wie möglich am Original zu arbeiten, so fragt sich der kritische Zuschauer irgendwann zwangsläufig, warum man nicht gleich das Original digital für 3D nachbearbeitet hat und auf der Großbildleinwand zeigt. Die entscheidenden Szenen und Sätze – wie Johnny „Baby“ das Tanzen beibringt, wie die beiden die berühmte Hebefigur im Wasser üben, „Ich habe eine Wassermelone getragen“ oder „Mein Baby gehört zur mir“ – bekommt der Zuschauer dabei „zwangsläufig“ geboten, und gemessen am Beifall sind es genau diese Szenen, die der Zuschauer erwartet und sehen möchte.

Dass der Mambo-Boom 24 Jahre nach dem Kinostart von „Dirty Dancing“ nochmals ausbrechen und in den Tanzschulen für klingende Münze sorgen könnte, dürfte wohl eher Wunschdenken einiger Tanzschulen in Oberhausen sein. Man darf vielmehr gespannt sein, wie lange eine Show mit Musik- und Tanzeinlagen in einem Musicaltheater für gefüllte Ränge sorgen kann.

Zahlreiche Prominente waren am 19. Oktober 2011 zur NRW-Premiere nach Oberhausen eingeladen. Auf dem Weg zum Theater war der obligatorische „rote Teppich“ ausgerollt, den man diesmal in der Farbgebung der Show angepasst hatte.

Magdalena Brzeska

Sogar Paris Hilton ließ sich auf ihrem Weg von Paris nach Amsterdam zu einem Zwischenstopp in Deutschland und dem Besuch der Show „überreden“.

Paris Hilton


Clara Dolny


Jo Weil

Passend zur „verbotenen“ Liebe zwischen „Baby“ und Johnny waren auch die Darsteller aus der seit 2. Januar 1995 montags bis freitags im Vorabendprogramm ausgestrahlten Seifenoper „Verbotene Liebe“ Christoph Mory alias Hagen Graf von Lahnstein, Jana Julie Kilka alias Jessica Stiehl, Melanie Kogler alias Marlene Wolf, Thore Schölermann alias Christian Mann und Jo Weil alias Oliver Sabel der Einladung zur Premiere gefolgt.

Thore Schölermann und Jana Julie Kilka


Christoph Mory, Melanie Kogler und Jo Weil

Ein Pink Cadillac (oder war er vielleicht doch zart rosa?) am Ende des „pinkfarbenen Teppichs“ fand an diesem Tag nicht so viele Liebhaber, stand er doch – nicht überdacht – im Freien, und wer wollte womöglich schon vor der Vorstellung bei dem ein oder anderen Schauer sein Outfit riskieren.