Das Blaue vom Himmel

„Das Blaue vom Himmel“, Welturaufführung 30. Mai 2011; Deutschland, 2010; 102 Minuten; Drehbuch: Robert Thayenthal und Josephin Thayenthal; Regie: Hans Steinbichler; Musik: Niki Reiser; mit Juliane Köhler (Sofia Schleier), Hannelore Elsner (Marga Baumanis), Karoline Herfurth (junge Marga Baumanis), Niklas Kohrt (Juris Baumanis), David Kross (junger Osvalds Kalnins), Rüdiger Vogler (Osvalds Kalnins), Matthias Brandt (Lorenz Schleier), Juta Vanaga (junge Ieva Lepere), Dace Eversa (Ieva Lepere), Hans-Jochen Wagner (Taxifahrer), Fritzi Haberlandt (Ruta Bertulis), Victoria Trauttmansdorff (Frau Dr. Brandt) u. v. a.; FSK ab 12 Jahre Das Blaue vom Himmel Eine deutsch-baltische Familiengeschichte Am 30. Mai 2011 feierte der Film „Das Blaue vom Himmel“ in der Lichtburg Essen seine Welturaufführung. Als Gäste waren Josephin und Robert Thayenthal (Drehbuch), Dieter Ulrich Aselmann (Produzent), Ewa Karlström (Produzentin), Hans Steinbichler (Regie), Niki Reiser (Musik), Juliane Köhler (Sofia Schleier), Hannelore Elsner (Marga Baumanis), Niklas Kohrt (Juris Baumanis), David Kross (junger Osvalds Kalnins), Matthias Brandt (Lorenz Schleier), Juta Vanaga (junge Ieva Lepere), Chris­ti­na Bent­la­ge (Filmstiftung NRW), Dr. Angelica Schwall-Düren, Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen u. v. a. nach Essen gekommen.
Juta Vanaga (junge Ieva Lepere)
Matthias Brandt (Lorenz Schleier)
David Kross (junger Osvalds Kalnins)
Juliane Köhler (Sofia Schleier)
Hannelore Elsner (Marga Baumanis)
Hans Steinbichler, Regie
Welturaufführung „Das Blaue vom Himmel“: David Kross, Hannelore Elsner, Juliane Köhler, Matthias Brandt, Hans Steinbichler, Niklas Kohrt, Josephin Thayenthal
Zum Inhalt: Kennen Sie die Redewendung „Das Blaue vom Himmel lügen“? Genau davon handelt dieser Film. Marga Baumanis hat ihre Tochter Sofia zeit ihres Lebens angelogen und sie über ihre wahre Herkunft im Unklaren gelassen. Fernsehjournalistin Sofia Schleier (gespielt von Juliane Köhler) wird in einer Besprechung durch ein Telefonat gestört, in dem sie erfährt, dass sich ihre an Morbus Alzheimer erkrankte Mutter in Wuppertal in einer psychatrischen Klinik befindet, nachdem sie zuvor ohne Erlaubnis ihr Heim in Bonn verlassen hat, mit dem Taxi nach Wuppertal gefahren ist und dort ein heilloses Chaos angerichtet hat. Obwohl Sofia kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat und das Ganze lieber verdrängen möchte, muss sie sich der Situation stellen und begibt sich auf den Weg von Berlin nach Wuppertal, um ihre Mutter dort abzuholen. Sie findet Marga Baumanis (gespielt von Hannelore Elsner) in einem gänzlich verwirrten Zustand vor und ist entsetzt. Marga spricht von Dingen aus der Vergangenheit, die sie nicht versteht, nicht verstehen kann, da sie ihr ihre Mutter bisher verschwiegen hat. Sie entschließt sich, Marga mit zu sich nach Berlin zu nehmen, wo sie in Margas Gepäck alte Familienfotos entdeckt, von deren Existenz sie bisher nicht wußte. Darunter befindet sich auch ein Foto, das ihren Vater Juris neben einem ihr unbekannten jungen Mann – Osvalds Kalnins (gespielt von David Kross) – zeigt. Sofia beschließt, gemeinsam mit Marga nach Riga zu reisen, wo sie in die Unruhen der „Singenden Revolution“ geraten. In einem zweiten Handlungsstrang erfährt der Zuschauer in Rückblenden Margas (gespielt von Karoline Herfurth) Lebensgeschichte, wie sie in jungen Jahren in Jürmala – ein Badeort am Rigaischen Meerbusen in Lettland – unsterblich in Juris (gespielt von Niklas Kohrt) verliebt war und diesen gegen den Willen ihres Vaters 1939 geheiratet hat. Der Deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt zwingt sie zur Flucht nach Deutschland, doch ihr Mann Juris steigt in letzter Sekunde aus dem Zug, bleibt lieber bei seiner Geliebten Ieva Lepere (gespielt von Juta Vanaga). Marga sinnt auf Rache, kehrt nach Jürmala zurück und schiebt Ieva Flugblätter gegen die russische Besatzung unter, was dieser die Deportation nach Sibirien und 12 Jahre Inhaftierung im Gulag – einem umfassenden Repressionssystem in der Sow­jet­uni­on, bestehend aus Zwangsarbeitslagern, Straflagern, Gefängnissen und Verbannungsorten – einbringt. Auf ihrer Reise in die Vergangenheit treffen Sofia und Marga in Jürmala auf Osvalds Kalnins (gespielt von Rüdiger Vogler), der mit Erstaunen feststellen muss, dass Sofia lebt und nicht – wie von Marga in einem Brief behauptet – bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen ist. Er ist der Schlüssel zu Sofias wahrer Identität … Die zentrale Figur in „Das Blaue vom Himmel“ soll Sofia Schleier sein, um sie herum wurde das Drehbuch geschrieben und die Rollen besetzt. Davon ist im Film allerdings nicht mehr viel zu spüren, zu dominierend ist Hannelore Elsners Darstellung der dementen Marga. Regisseur Hans Steinbichler hat in „Das Blaue vom Himmel“ auch Privates verarbeitet, vier Monate bevor ihm das Drehbuch angeboten wurde, ist bei seiner eigenen Mutter Alzheimer diagnostiziert worden. Ursprünglich sollte Monica Bleibtreu (* 4. Mai 1944 in Wien, † 13. Mai 2009 in Hamburg) diese Rolle verkörpern, mit ihr und Matthias Brandt hatte Hans Steinbichler 2007 „Die zweite Frau“ gedreht. Aber beim Casting zu „Das Blaue vom Himmel“ hat Hans Steinbichler Monica Bleibtreu das letzte Mal gesehen, am 13. Mai 2009 ist sie gestorben. Nach langer Suche nach einer geeigneten Darstellerin hat er sich schließlich für Hannelore Elsner entschieden, der im Film jedoch Sprüche in den Mund gelegt werden, die aufgesetzt wirken und eine sensible Herangehensweise an das Thema Demenz für mich nicht erkennen lassen. Zum Ende des Films wurde selbst „Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei“ nicht ausgelassen. „Das Blaue vom Himmel“ ist ein „Film für Frauen“ (O-Ton Hans Steinbichler nach der Welturaufführung), womöglich ist genau das mein Problem.

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