Tanz der Vampire

„Tanz der Vampire“ – basierend auf dem gleichnamigen Film von 1967; Musik: Jim Steinman; Buch/Texte: Michael Kunze; Originalregie: Roman Polanski; Regie Wiener Fassung 2009: Cornelius Baltus; Choreografie: Dennis Callahan; Ausstattung: Kentaur; Licht: Hugh Vanstone; Ton: Matthias Reithofer; Orchestrierung: Steve Margoshes; Musical Supervison/Arrangements/Orchestrierung: Michael Reed; Musikalischer Leiter: Koen Schoots. Darsteller: Thomas Borchert * (Graf von Krolock), Gernot Kranner (Professor Abronsius), Lukas Perman (Alfred), Marjan Shaki (Sarah), James Sbano (Chagal), Katharina Dorian (Rebecca), Anna Thorén * (Magda), Marc Liebisch (Herbert), Thomas Weissengruber (Koukol); Gesangsensemble: Cornelia Braun, Barbara Obermeier, Maike Katrin Schmidt *, Dóra Stróbel, Christina Van Leyen *, Fernand Delosch, Sven Fliege (Carpe Noctem Solo 1), Alexander di Capri (Carpe Noctem Solo 2), Martin Planz, Sebastian Smulders; Tanzensemble: Daniela Harbauer *, Christa Helige, Marcella Morelli (Rote Stiefel Tanzsolo), Jennifer Pöll, Susanne Ten Harmsen, Ivo Giacomozzi *, Nick Fleuren, Csaba Faragó (Schwarzer Vampir Tanzsolo), Gernot Romic (Weißer Vampir Tanzsolo), Kevin Perry; Swings: Nina Weiss *, Esther Mink *. Uraufführung: 4. Oktober 1997, Raimund Theater, Wien. Premiere der Wiener Fassung 2009: 16. September 2009, Ronacher, Wien. * letzte Vorstellung am 4. November 2010. „Tanz der Vampire“ Die letzte Vorstellung im Ronacher vor dem Castwechsel
Das Ronacher vor der Einrüstung
Bei „Tanz der Vampire“ in Wien gab es in der vergangenen Woche einen Castwechsel, u.a. hat Thomas Borchert am 4. November 2010 das letzte Mal die Hauptrolle des Grafen von Krolock gespielt, die Drew Sarich ab dem 6. November 2010 übernommen hat. Aus diesem Anlass gibt es – quasi als Premiere – einen Gasteintrag von Andrea aus Wien. Da bei den „Tanz der Vampire“-Vorstellungen im Ronacher das Fotografieren selbst beim Schlussapplaus nicht gestattet ist – die Billeteure stürzen sich wie im „Blutrausch“ auf die Fans, die ein Bild von ihrem Idol erhaschen möchten, was für das übrige Publikum extrem störend ist – sind die gezeigten Fotos bei Veranstaltungen aufgenommen worden, bei denen das Fotografieren gestattet war. Derniere – Thomas Borchert hat im Wiener Ronacher zum letzten Mal als Graf von Krolock zugebissen Seit September 2009 bitten die Vampire in einer neuen Wiener Fassung im Ronacher wieder zum Tanz, in der Rolle des Grafen von Krolock meldete sich Thomas Borchert nach 6 Jahren Abwesenheit wieder auf der Wiener Musicalbühne zurück und trieb für mehr als ein Jahr in der Wiener Theaterszene als Vampir sein Unwesen. Bereits vorher verkörperte Thomas Borchert diese Rolle in Deutschland, und zwar von 2003 bis 2005 im Theater Neue Flora in Hamburg und von 2006 bis 2008 im Theater des Westens in Berlin.
Thomas Borchert als Graf von Krolock „Lange Nacht der Museen“ am 2. Oktober 2010 im Oberen Belvedere
Auf die Welt-Uraufführung am 4. Oktober 1997 im Wiener Raimundtheater, wo die Show mit 677 Vorstellungen und über 750.000 Besuchern bis 15. Jänner 2000 lief, folgte ein Siegeszug der Vampire durch Deutschland (die Vampire baten in Stuttgart, Hamburg, Berlin und Oberhausen zum Tanz). Die Originalinszenierung von Roman Polanski wurde durch den Regisseur Cornelius Baltus und eine Reihe von Darstellern weiter verfeinert, auch musikalisch wurde die ursprüngliche Fassung überarbeitet, so entwickelte sich über einen längeren Zeitraum hinweg die „Wiener Fassung 2009“. Das Bühnenbild und die Kostüme wurden vom ungarischen Bühnen- und Kostümbildner KENTAUR für die Wiener Fassung neu gestaltet. Thomas Borchert konnte seine langjährige Erfahrung als Graf von Krolock ebenfalls in die Wiener Inszenierung einbringen.
Thomas Borchert als Graf von Krolock „Lange Nacht der Museen“ am 2. Oktober 2010 im Oberen Belvedere
Thomas Borchert hat den Grafen in der Wiener Fassung mit Ironie, Eleganz und einer gewissen Arroganz gespielt, den Professor ließ er stets erkennen, dass er ihm zu jedem Zeitpunkt überlegen ist, Sarah und Alfred wirkten wie Marionetten in seinem Spiel. Als Graf von Krolock beherrschte Thomas Borchert die Bühne, so natürlich auch in seiner letzten Vorstellung am 4. November, in der er vom Publikum im ausverkauften Ronacher ein letztes Mal bejubelt wurde. Wie bei jeder Vorstellung war er in seiner Rolle grandios, er spielte die letzte Aufführung allerdings sehr professionell, ohne dass den Musicalfans irgendeine kleine Änderung, die ja häufig bei einer Derniere vorkommt, aufgefallen wäre. Bei seinen Liedern war der Applaus noch länger als sonst, bei „Die unstillbare Gier“ wollte der Beifall gar nicht enden.
Gernot Kranner als Professor Abronsius „Musical meets Opera“ am 3. Oktober 2010 im Ronacher
Die Leistung der anderen Darsteller an diesem Abend soll aber nicht unerwähnt bleiben, Gernot Kranner als großartiger zerstreuter Professor, Marjan Shaki spielte die Sarah entzückend wie immer, Lukas Perman spielte die Rolle des Alfred ebenfalls hervorragend, besonders hervorzuheben an diesem Abend war das Lied „Für Sarah“, wofür er ebenfalls sehr viel Applaus bekam, alles in allem eine tolle Leistung der gesamten Cast.
Marjan Shaki als Sarah „Lange Nacht der Museen“ am 2. Oktober 2010 im Oberen Belvedere
Lukas Perman als Alfred „Lange Nacht der Museen“ am 2. Oktober 2010 im Oberen Belvedere
Gleichzeitig war am 4. November auch die Derniere von Anna Thorén als Magda (Melanie Ortner hat diese Rolle ab dem 6. November übernommen), weiters musste sich das „Tanz der Vampire“-Team auch von einigen Ensemblemitgliedern verabschieden, die ebenfalls am Donnerstag ihre letzte Vorstellung spielten. (Anmerkung: Ab dem 6. November gehören Marle Martens, Angelina Markiefka, Barbara Schmid, Tibor Nagy, Martina Rumpf und Katharina Strohmayer zum „Tanz der Vampire“-Ensemble.) In Bezug auf Magda gab es eine Änderung, die sich vermutlich ihr Bühnenpartner James Sbano einfallen ließ. In der Gruftszene stieg Chagall wie immer aus seinem Holzsarg, als allerdings Magda ebenfalls aus dem Sarg klettern wollte, ging Chagall noch einmal zurück, stieg erneut in den Sarg und brachte ihn zum Wackeln. Anschließend kletterte er wieder heraus, Magda tauchte auf und fragte nach einer Zigarette danach. Für diese zusätzliche Einlage gab es einige Lacher im Publikum und einen Zwischenapplaus der Musicalfans.
Thomas Borchert als Graf von Krolock, Marjan Shaki als Sarah und Lukas Perman als Alfred „Lange Nacht der Museen“ am 2. Oktober 2010 im Oberen Belvedere
Der Schlussapplaus war gewaltig, die Darsteller verbeugten sich mehrmals, der Dirigent Koen Schoots kam auf die Bühne, umarmte Thomas Borchert und Anna Thorén, es flogen Blumen und Plüschtiere auf die Bühne, darunter auch kleine Vampire aus Stoff, das Publikum in Wien ist eben begeisterungsfähig und enthusiastisch. Die Vampire bitten in Wien weiterhin zum Tanz bis sie sich Ende Juni 2011 endgültig in ihre Gräber zurückziehen werden. Die Rolle des Grafen von Krolock übernimmt ab 6. November Drew Sarich, ein schweres Erbe nach Thomas Borchert, wie ich persönlich finde. Ab September 2011 werden mit dem Musical „Sister Act“, das bereits im Dezember in Hamburg Premiere feiern wird, Nonnen ins Ronacher einziehen.
Thomas Borchert als Graf von Krolock und Marjan Shaki als Sarah „Lange Nacht der Museen“ am 2. Oktober 2010 im Oberen Belvedere
Thomas Borchert hat sich zwar als Vampir von der Bühne verabschiedet, wird aber dem Wiener Publikum noch einige Zeit erhalten bleiben. Abgesehen von seinen Soloprogrammen, die auch in Deutschland zu sehen sind, wird er ab 9. März im stadtTheater Walfischgasse in der Schauspiel-Komödie „Backstage“ in der Hauptrolle zu sehen sein. Wer Thomas Borchert nochmals in einem Musical erleben möchte, sollte in die Schweiz nach St. Gallen fahren, wo er noch an drei Spielterminen den Grafen von Monte Christo im gleichnamigen Musical verkörpern wird. Ist allerdings nur was für Schnellentschlossene, die Aufführungen sind nur mehr am 20. November und am 11. und 30. Dezember, das Stück ist aber absolut empfehlenswert und für einen echten Borchert-Fan ein absolutes Muss. In der Schweiz gibt es übrigens eine Wahl zum „Goldenen Scheinwerfer“, bei der Thomas Borchert für seine Darstellung des Edmond Dantes als bester Hauptdarsteller nominiert ist, das Musical selbst ist ebenfalls nominiert. Aber nochmal zurück nach Wien zur Derniere von Thomas Borchert in „Tanz der Vampire“: Es war einfach ein gelungener und großartiger Abend für jeden Musicalfan. -- Soweit die Rezension von Andrea. Wie bereits erwähnt wird ab September 2011 im Ronacher die Stage Entertainment Eigenproduktion „Sister Act“ gezeigt, die am 2. Juni 2009 im Palladium Theatre in London Europapremiere feierte und ab 2. Dezember 2010 im Hamburger Operettenhaus an der Reeperbahn zu sehen sein wird. Damit wird nach „Ich war noch niemals in New York“ die zweite Stage Entertainment Produktion in Wien gezeigt, und dem musicalinteressierten Theaterbesucher in Deutschland stellt sich die Frage, ob sich eine Reise nach Wien überhaupt noch „lohnt“. Setze ich mich im Ruhrgebiet in den Zug Richtung Norden, so erreicht man nach gut drei Stunden Hamburg. Mit An-/Abreise zum/vom Flughafen und entsprechendem Vorlauf für die Sicherheitskontrollen ist man mit dem Flugzeug auch nicht schneller in Wien. Hamburg dürfte mit seinen drei (!) Musicalgroßproduktionen und einer kreativen Off-Szene Wien als Musical-Metropole längst den Rang abgelaufen haben, und mit der nächsten Übernahme einer Hamburger Musical-Produktion verliert Wien für mich weiter an Attraktivität.

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